Montag, 21. Juni 2010

T minus 40

Na grossartig!

Jetzt habe ich schon kurz nach meiner kündigung angegeben, dass ich dann gerne meine 4 verbleibenden ferientage ende Juli einziehen möchte, damit ich mich da noch in aller ruhe auf meine wanderung vorbereiten kann. Ich musste dreimal nachhaken bis der arbeitsplan endlich stimmte... allerdings nur, weil ich jetzt schlussendlich mitgeteilt bekam ich könne die ferientage nicht einziehen, sie würden ausbezahlt.

OK... mehr geld tut nicht weh. Aber konnte man mir das nicht schon etwas früher sagen?!
Jetzt muss ich bis direkt vor den abmarschtermin arbeiten.

Nun... ich kann bereits hören dass der eine oder andere sagt; Hallo? Was soll das drama? Ob du am ersten oder erst am zehnten August losmarschierst kratzt doch keinen.

Wohl wahr. Und trotzdem - wenn ich es nicht schaffe, mich so zu organisieren, dass ich am gewählten datum losgehen kann - dann kompromitiere ich damit die ganze weitere reise. Zumindest fühle ich dass es so ist. Es wäre einfach bequemer gewesen ein paar tage der ruhe zu haben um mich vorzubereiten. Soll halt nicht sein. Also... organisiert dich, frau!

Sonntag, 20. Juni 2010

T minus 41

Dieses wochendende hat sich unser clan in Brambrüsch getroffen. Drei generationen von vaters seite. Es waren fast alle da und wir hatten viel spass.

Gestern sind wir trotz lausigem wetter etwas laufen gegangen. Eigentlich wollten wir von Pradaschier runterrodeln und am morgen war es auch noch trocken und es hiess die sesselbahn fahre auf jeden fall. Dann fing es ganz fein an zu nieseln und wir wussten... rodeln ist out. Aber etwas laufen wollten wir doch also sind wir richtung Pradaschier losgezogen. So nach einer stunde erklärte ich, dies sei der point of no return... wenn wir jetzt weitergingen müssten wir alles machen. Die ganze bande fand... gehn wir weiter - natürlich dachten wir alle in Pradaschier könnten wir dann nach Churwalden runterfahren.

Nada - als wir ankamen war kein mensch zu sehen. Es war klar... Churwalden konnten wir nur zu fuss erreichen. Dumm wie ich war, folgte ich einem wegweiser, der den berg runter zeigte, praktisch direkt dem sessellift nach. STEIL!!! sechshunder meter praktisch luftlinie runter! Und die familie folgte der leitkuh brav. ;)

Ich muss sagen, die familie hat sich toll gehalten. Keiner hat gemault, keiner ausgerufen, und alle kamen unten ohne grössere probleme an. Aber einem muskelkater hat mir das ganze eingebracht, es ist richtig peinlich. Wieder einmal haben sich die älteren semester viel besser gehalten als das 'junggemüse'. Aber jetzt weiss ich wenigstens... auch das kann ich überstehen.

Es ist schön wenn die familie sich ab und zu mal sieht und es wirklich gut läuft. Das wochendende war auf jedenfall schön.

Mittwoch, 16. Juni 2010

T minus 45

Laufen fängt an ein bedürfnis zu werden. Wenn der job zu sehr genervt hat juckt es mich regelrecht zwei stunden laufen zu gehen. Das einzige, was ich daran nicht mag ist das umkehren.

Ich laufe nicht gern im kreis.

Samstag, 12. Juni 2010

T minus 50

Es gibt gute gründe warum ich Chur liebe.

Wohl keine andere stadt ermöglicht es einem vor der eigenen haustür wildlebende tiere wie gämsen, (ich hasse die rechtschreibereform!) steinböcke, oder uhus zu beobachten. Auf meinem heutigen marsch entlang des Rheins sah ich drei gamsgeissen und ihre jungen am hang des Calandas, ganz unten am Rhein. Weiter oben erlaubte mir jemand durch sein fernrohr zu kucken und den Uhu im Schlüsselloch zu beobachten, der dort seine zwei jungen bewachte. Die kleinen werden bald flügge sein. Leider hatten sie sich tiefer drinnen verkrochen so dass ich nur den altvogel sah. So ein uhu ist schon ein riesenvogel! Am Rossboden kann man auch schon früh im februar oder märz erste schwalben beobachten und sieht dann nicht selten neben den gämsen auch noch steinböcke. Ich hatte eigentlich gedacht, die gämsen hätten sich schon in die höhe verzogen, daher waren die drei geissen eine überraschung.

Auch sonst ist meine kleine stadt ein wundervoller ort zum leben. Die umgebenden berge sind wunderschön, der Calanda im besonderen ist mein liebling und zeigt sich jeden tag von einer anderen seite. Wer gerne spaziergänge macht, findet unzählige wege um Chur herum, vom ebenen spaziergang am Rhein entlang bis zu den anstrengenderen pfaden den Mittenberg hoch. Und der Fürstenwald ist ein paradies für jeden, der mal gern ins unterholz abtaucht.

Chur muss auch eine der wenigen städte sein die an einem überfluss an beizen 'leidet'. :p Nicht dass ich mich da auskenne... aber man hört ja so einiges. Aber für mich liegt der hauptreiz einfach in der wunderschönen lage.

Auf dem heimweg schien ich meine nase offener zu haben als die augen. Selten habe ich so viele gerüche wahrgenommen wie heute, vielleicht wegen des drohenden regens. Die rosen am wegrand allerdings haben hübscher ausgesehen als sie rochen. Wärend des ganzen marsches drohten die wolken mit regen... aber erst als ich zu hause war öffneten sich die schleusen. Glück gehabt. Aber genug davon. Ich stelle fest, das laufen bereits zu einer notwendigkeit geworden ist.

Donnerstag, 10. Juni 2010

T minus 52

Man/frau kann nicht aus ihrer haut. Ich habe mich in meiner zeit als student zum pfennigfuchser gewandelt – oder besser meine spartendenz noch weiter verstärkt. Zweihundert franken für eine einzige wanderhose – da bleibt mir die spucke weg. Was tun? - das, was ich hasse – shoppen gehen. Es gibt nichts schlimmeres, als eine betimmte vorstellung von etwas zu haben was man braucht – meist was zum anziehen – und dann versuchen es zu finden. Ein marsch von Pontius zu Pilatus und zurück ist vorprogrammiert. Denn wenn ich was im grind habe, bin ich nicht bereit konzessionen zu machen. Dann komme ich lieber ohne einkauf zurück.

Zehn hosen musste ich anprobieren, bis ich was fand was akzeptable war – und wo musste ich sie suchen?
Bei den männern! Wie kann es sein, dass meine durchschnittsfigur nicht in ein paar normaler frauenhosen passen kann? Am A... zu eng oder an der taille zu weit – dabei HABE ich überhaupt keine taille... ich bin gebaut wie ein schrank... gerade von oben bis unten. Naja... von vorne gesehen – von der seite ist es eine andere sache. Aber niemand soll mir sagen männer hätten grössere hintern als frauen! Und dann diese niedrigen taillen bei den frauen... wenn man sich da bückt steht man trotz stretchmaterial im freien! Ich suche eine Wanderhose, um himmels willen! Nicht ein mode accessoir! Und taschen scheinen frauen auf wanderungen auch keine zu benötigen. Also ich weiss ja nicht WER diese dinger dem tauglichkeitstest unterzogen hat – ich werde es auf jeden fall NICHT tun.

Schliesslich finde ich eine hose, die sitzt wie eine zweite haut – männerhaut :p – wirklich bequem, das muss ich sagen. Nur – ich gehe nach Frankreich und Spanien. Als frau möchte ich da nicht unbedingt in einer zweiten haut rumlaufen. Das hat nichts mit der hitze der natur zu tun... oder eigentlich doch – der männlichen natur nämlich. Irgenwie scheint es mir nicht ganz passend so rumzukurven – also her mit den schlabberhosen. Sitzen tun die auch und damit fühlt man sich wenigstens angezogen.

Mal als kleiner denkanstoss für die, welche solche nutzbekleidung machen und die die sie kaufen: Haben frauen tatsächlich so wenig praktischen sinn, dass man ihnen vorenthalten muss, was bei den meisten männerhosen normal ist? Taschen? Und einen brauchbaren schnitt? Ist sogar im gebirge der wille der frau 'modisch' zu sein grösser als ihr praxissinn? Kann ich mir nicht vorstellen. WER also verdonnert uns weiber dazu, weniger praktisches zeug zu tragen? So... end of rant. Ich habe meine zwei paar hosen – und sogar noch zu einem annehmbaren preis. Jetzt muss es eigentlich nur noch August werden.

Montag, 7. Juni 2010

T minus 54

Na grossartig. Mein staubsauger hat den schluckauf. Hoffentlich muss ich mir keinen neuen kaufen!

Warum ich das hier eintrage? Was hat mein staubsauger mit dem Jakobsweg zu tun? Eigentlich nichts - und doch viel.

Ich hasse es nämlich zu putzen, wie ich zu meiner schande gestehen muss. Nicht dass ich gerne im dreck lebe, aber... tja... es gibt halt wichtigeres als putzen. Zumindest war das für lange zeit so, dass ich nach der arbeit nach hause kam und weissgott anderes im kopf hatte als noch zu putzen oder aufzuräumen. Die arbeit hatte mich knuddelfertig gemacht und ich wollte eigentlich nur noch meine ruhe haben und mich beim rumspielen am komputer entspannen. Früher hatte ich noch genug energie vor oder nach der arbeit zu schreiben, doch damit war schon seit über einem jahr schluss. Schreiben braucht viel mehr energie als bildbearbeitungen und so fiel das einfach weg.

Ich schweife ab? Nein, nicht wirklich. All das hängt zusammen mit meiner unlust zu putzen. Und all das hat sich geändert in dem moment, in dem ich entschied einen schlussstrich zu ziehen. Der entschluss alleine hat mich mit energie gefüllt, die mir vorher fehlte. Und damit kam auch mehr disziplin in mein leben. Ich bin immer noch nicht super ordenlich - aber immerhin ist die küche keine kampfzone mehr und auch der rest der wohnung ist (für meine verhältnisse wohlgemerkt!) einigermassen akzeptable. Ein ordnungsfanatiker würde es immer noch als chaos empfinden, aber mir genügt es. Und ein papagei hat sowieso einen chaosfaktor 10... da bleibt nichts lange sauber.

Bei mir zeigt es sich immer wieder, das es nichts schlimmeres für mich geben kann, als keine pläne mehr zu haben. Wunschlos glücklich ist für mich ein widerspruch. Wunschlosigkeit macht mich nicht glücklich... nur passiv. Für eine gewisse zeit kann das tatsächlich ok sein, aber irgendwann wird aus passivität unlust, aus unlust depression und dann... kann nur noch ein einschneidendes erlebnis wieder für eine besserung sorgen.

Man merkt - ich bin keine Buddhistin. Buddhismus und menschsein scheinen mir irgendwie zu widersprechen. (warscheinlich weil ich den Buddhismus nicht verstehe) Zufriedenheit kann bei mir nicht aus passivität entstehen, zufriedenheit entsteht aus dem gefühl für etwas gut zu sein und das bedingt für mich aktivität.

Im moment bin ich es zufrieden, dass meine wohnung nicht mehr der saustall ist, den sie die letzten zwei jahre normalerweise war. Und wenn ich dazu einen neuen staubsauger kaufen muss, werde ich das zähneknirschend tun.

Sonntag, 6. Juni 2010

T minus 55

Diesen eintrag schreibe ich von meinem notebook aus. Ich habe mir vorgenommen, ein tagebuch zu führen und jeden tag, wenn möglich, einen blogeintrag zu machen – von unterwegs. In der vorbereitungsphase schreibe ich nur dann wenn es etwas zu berichten gibt...wie ja schon ersichtlich.

Man sollte eigentlich meinen, dass ich davor zurückschrecken werde, das nicht unbeträchtliche gewicht von 1.2kg mitzunehmen, immerhin zählt ja jedes gramm auf dem weg. Aber der gedanke, alles handschriftlich festhalten zu müssen schreckt mich mehr als der gedanke an das gewicht. Ich komme mit schreiben per 'pedes' einfach nicht schnell genug nach. Man darf sich allerdings fragen, ob ein langsameres schreibtempo allenfalls 'mentalem durchfall' vorbeugt. Ich denke nicht.

Die technik wird bei diesem unternehmen ohnehin ziemlich ins gewicht fallen, im wörtlichen sinne, da ich auch meine digital spiegelreflex kamera mitnehmen werde. Eines dieser leichten null acht fünfzehn geräte kommt für mich nicht in frage, allein die lange verschlusszeit bei einer solchen kamera treibt mich immer wieder in den wahnsinn. Da lauert man mit dem finger auf dem drücker, bis das gewählte opfer genau richtig steht, schaut oder lacht... zack... und was geschieht? Man hat den augenblick nicht erwischt, weil die kamera einfach viel zu langsam ist. Meine kamera wird mich vor vielen frustrierenden momenten bewahren... ich glaube, das gerechtfertigt das zusätzliche gewicht.

Im moment bereitet mir ja das kleine keyboard noch ziemlich mühe, ich vertippe mich ständig und der cursor springt plötzlich woanders hin. Alles eine frage der gewohnheit, natürlich, wie das meiste im leben. Aber bis man soweit ist, ist die frustration gross.

Diesen eintrag schreibe ich im zug, um den kleinen komputer und die mobile internet verbindung dem tauglichkeitstest zu unterziehen. Man darf sich natürlich schon die frage stellen, wie sich all diese technik mit der einfachheit des pilgerns vereinbaren lässt. Auf dem weg ist frau mit den gedanken alleine, da kommt die technik kaum ins spiel. Aber es macht doch sinn, einmal angekommen, die erwanderten erkenntnisse festhalten zu wollen. Und ich mach das halt so. Auch der zugang zum internet, die möglichkeit, per e-mail mit zu hause in kontakt zu bleiben, widerspricht dem modernen pilgern doch nicht wirklich. Ich bin überzeugt, dass auch ein früherer pilger jede gelegenheit wahrgenommen hat um eine nachricht nach hause zu schicken... und je schneller desto besser. Pilgern heisst ja nicht aus der welt zu sein.

Aber wer weiss... vielleicht werde ich ja, einmal unterwegs, ganz anders darüber denken. Das sich das schöne an der sache – man weiss nie.

So... und jetzt testen wir mal die verbindung und schauen, ob sich das hier raufladen lässt.

Samstag, 5. Juni 2010

T minus 56 - oder so

Heute bin ich mit Paps von mir zu hause dem Rhein entlang über Felsberg bis nach Tamins, von dort zurück zum damm und dann bei Domat Ems über die ebene zum wald und von dort zurück nach Chur marschiert. Bis zu mir nach hause machen das ca 25km. Ich habe also endlich die minimal distanz für eine normale etappe geschafft. Wir brauchten ca 6.5 Std haben es also eher gemütlich genommen. Dafür könnte ich aber im notfall auch noch ein stündchen oder zwei anhängen. Ich fühle mich nach einem ausgiebigen mittagsschlaf wieder fit und auch die verschiedenen muskeln und gelenke motzen kaum. Wir haben gesamthaft auch etwa 400 höhen meter gemacht und auch das habe ich bei der steigung leicht weggesteckt.

Nach letztem mittwoch waren ja die bedenken ziemlich gross, aber mit dem heutigen tag habe ich die bestätigung, dass es nicht nur machbar sondern auch überlebbar ist :p. Was mich die beiden tage wirklich gelehrt haben, ist die notwendigkeit das richtige tempo zu finden. Ich sollte mich zumindest zu beginn mit 4km/std zufriedengeben. Das bringt mich ans ziel ohne mich zu sehr fertig zu machen. Der blick auf die uhr ist überhaupt eher zu vermeiden. Vielleicht sollte ich das ding überhaupt ganz zu hause lassen. (von wegen... ich bin zu sehr zivilisationsmensch um ohne uhr zu können)

Gestern habe ich mich auch zähneknirschend dazu durchgerungen die gleichen schuhe eine halbe nr grösser zu kaufen. Heute habe ich sie direkt getragen und – halleluja! - das geld war gut investiert! Meine füsse haben sich bestens gefühlt.

Heute gehe ich mit dem guten gefühl ins bett, dass mein vorhaben machbar ist. Und jeden tag freue ich mich mehr darauf endlich unterwegs zu sein.

Dienstag, 1. Juni 2010

T minus 62

Aaaargh... endlich zu hause!

Tja... hab's wohl etwas übertrieben heute als ich nach der arbeit noch nach Zizers und zurück laufen wollte. Sind etwa 18km... und ich bin tot - oder besser meine füsse sind es. Das ist ja nichts neues, das klagelied singe ich hier immer wieder. Immerhin sind sie jedes mal nach einer etwas längeren strecke tot. Aber die letzten 500m nach hause kam ich schon extrem fusslahm daher :p.

Und meine schwester wackelt so schnell mal auf den Mittenberg und zurück. Super!

Aber schön war es schon in der dämmerung zurückzulaufen. Die amseln waren heute besonders sangesfreudig - oder vielleich war ich auch nur endlich einmal an rechten ort um ihnen zuhören zu können. Platte füsse hin oder her - ein abendkonzert wie das ist immer schön. Aber jetzt bin ich kaputt - das bett ruft.