Samstag, 7. August 2010

Tag sieben

Der weg kann auf dieser karte verfolgt werden
http://map.wanderland.ch/?lang=de&route=4

Das leben auf dem weg wird sehr einfach. Und obwohl die distanz bis nach Spanien lange ist, zerlege ich den weg in kleine überschaubare bisschen. Und wärend man läuft gibt es eigentlich nur zwei fragen die sich einem aufdrängen - wann komme ich endlich an - und finde ich noch eine günstige unterkunft. Wobei die zweite frage momentan von relativ kleiner dringlichkeit ist.

Die erste frage ist im moment immer noch meine ständige begleiterin. Heute bin ich noch weniger gelaufen als gestern aber ich habe trotzdem das gefühl es sei eine enorme strecke gewesen. Es ging halt immer etwas auf und ab, aber viel war auf feldwegen und über wiesen, also eigentlich ziemlich bekömmlich für die füsse. Aber ich denke dass ich die nächsten drei etappen in noch kleinere häppchen zerlegen muss.

Gerade ist der kleine junge vom hof an mir vorbeigepfüderlt, barfüssig und ohne mit der wimper zu zucken über die groben kiessteine der terasse. *seufz* übung macht den meister. Wenn so ein kleiner zwirbel sich von sowas nicht beeindrucken lässt, was winsle ich dann hier herum?

Flüeli Ranft.

Ich bin bis jetzt noch alleine im stroh – so zu sagen. Ich habe, wie gestern, wieder unterkunft auf einem bauernhof gefunden wo im stroh schlafen und frühstück 25.- kosten, mit dusche 27.-. Das schont das budget und ist auch noch gemütlich. Gestern habe ich wärend des ganzen tages immer wieder mal die gleichen zwei burschen überholt oder bin überholt worden. Als sie dann am abend auch noch in der gleichen unterkunft auftauchen, ergibt das natürlich etwas gesprächsstoff. Da sie auch bis Flüeli Ranft wollten, erwarte ich fast ein bischen, dass sie auch wieder auftauchen.
Ich marschiere auch wieder an der gruppe Deutscher vorbei, diese picknicken um einen reisebus herum. Anscheinend bringt dieser sie jeweils zum ausgangspunkt einer etappe, dann marschieren sie und am ende holt sie der bus wieder ab um sie zurück ins hotel zu bringen. Wen's glücklich macht...

Ein süsser kleiner blondschopf im rosa kleidchen täppelt vorbei, setzt sich hin und beginnt völlig selbstvergessen mit den steinen zu spielen. Es staubt so schön wenn sie darin herumfährt und sie quittiert das mit erfreutem 'momi-mama-mami-moma... Diese fähigkeit, sich völlig auf etwas zu konzentrieren, verlieren die meisten von uns – oder eher – sie wird uns ausgetrieben. Heute muss man/frau jederzeit bereit, auf alles sofort reagieren können, und wenn wir mal so versunken sind, dass wir beim ersten mal nicht gleich reagieren, wird das als respektlosigkeit empfunden. Diese ständige verfügbarkeit nimmt immer mehr zu – jedes telefon muss sofort beantwortet – jedes sms innert minutenfrist retourniert sein. Wenn wir einmal nicht erreichbar sind, dann verursacht dies akute ängste. Nicht etwa bei dem der uns nicht erreicht – sondern bei uns, die wir nicht erreichbar sind. Als ob wir ein stück vom leben verpassen könnten. Dabei wird unser leben zusehends zu einem second-hand erlebnis, da wir durch die ständige verfügbarkeit wie fremdgesteuert werden.

Vielleicht wäre es gut, wenn diejenigen, welche glauben ohne handy etwas zu verpassen sich einmal fragen – was verpasse ich, weil ich das handy habe? Wie viele intime gespräche sind durch das blöde klingeln unterbrochen worden – wie oft habe ich dem elektrogeläut erlaubt, mich bei etwas zu stören das wirklich wichtig war? Wie oft habe ich das handy als eine ausrede benutzt um gerade jetzt nicht auf ein problem eingehen zu müssen? Emanzipiert euch! Habt den mut zu sagen – jetzt nicht! Wenn's wirklich wichtig ist ruft er/sie wieder an. (Sagt die frau, die ein notebook auf ihre wanderung mitnehmen muss!)

Schluss damit – ich muss noch wäsche waschen. Es müffelt ganz mächtig aus dem rucksack.

For ES

I sit here in the shade of a veranda, with a wonderful view across the lake Sarnen. I get here pretty exhausted, even though the distance is even less than yesterday. But without intermediate doping of the feet I hardly manage 15 kilometers at the moment. I think I need to let them rest.

As I am whinging and complaining a little blond-haired boy almost dances on bare feet across the rubble covered veranda, without giving the ground even a thought, That kind of puts my whining into place. A little later a tiny pink-frocked girl wobbles across the veranda, then sits down and starts pushing around the rubble. Dust swirls up and she comments happily 'moma-mami-mama-mimi' and variations thereof. I admire her self-absorbtion, something so few of us still have. It has been trained out of us, by the relentless demand of our environment, to be absolutely at its beck and call. But worse than that – we willingly make ourselves the slaves to others by carrying a mobile wherever we are. Every call must be answered immediately, every SMS returned without delay.

When my mobile rings, then I know it's something important, because only those close to me know the nr. They will call if it's necessary. To some extent it's a blessing that during work I simply wasn't available for privat calls. So if somebody calls at home when I'm out I never worry. If it's something important they will try again, if they don't it wasn't important enough to respond anyway. Many people don't realise that this is liberty of a sort too. To decide when and to whom we are available. And it's a liberty each of us could claim – if they had just the courage to say- not now.

But enough of that. I need to do the washing. My backpack stinks back at me. Better wash the clothes before the smell develops its own personality.

Freitag, 6. August 2010

Tag Sechs

Da ich mich in der Innerschweiz befinde, heute mal einen bericht zur lage der nation. Die drei orte Herz, Kopf und Magen befinden sich im frieden miteinander und fühlen sich geeint. Die äusseren orte jedoch sind in unterschiedlichen zuständen des aufruhrs. Fussigen konnte in der zwischenzeit mehrheitlicht befriedet werden, dafür befinden sich jedoch jetzt die beiden Knien im aufstand. Rechtsknien im besonderen führt geschwollene reden und will sich nicht den anforderungen des staates beugen. Linksknien zeigt sich etwas gemässigter aber immer noch steif. Krampflingen in Linkswadlikon forderte lautstark magnesium, welcher forderung durch Kopf und Magen sofort nachgekommen wurde. Aber erst ein zweites kontingent der geforderten ware konnte Krampflingen schliesslich aus seiner verteidiungshaltung lösen.

Nach dem gestrigen kraftakt der nation befinden sich auch Oberarmigen und Oberschenkligen in einem leicht verkaterten zustand, die regierung hat als gegenmassnahmen weitere anstrengungen angeordnet, da sie der meinung ist, zu viel ruhe verleitet nur zu aufrührerischen gedanken. Der verteidigungsminister ist zuversichtlich, dass sich sämtliche unruheherde in bälde wieder unter der kompleten kontrolle der regierung befinden werden.

Soweit das wort zum tag :p

Wieder sitze ich draussen und geniesse den rest des tages. Diesmal auf einem bauernhof bei Stans wo ich im stroh nächtigen werde. Ich habe mein bett schon bereitet und es verlockt zum kuscheln, aber noch muss ich den niederen gelüsten meines magens nachgeben – obwohl ich eigentlich nicht sehr hungrig bin. Trotzdem sollte ich noch was zwischen die zähne schieben.

Von Brunnen nach Stans waren es etwa 18 kilometer – da ich auf direktem weg zu meinem schlafquartier etwa eine drei kilometer lange schleife um Stans abgeschnitten habe. Die hole ich auch nicht mehr nach – alles was rächt isch aber ds hömli ghört id hose... und die vernunft in den menschen. Ich laufe alles – aber ich habe mich heute schon einmal geärgert, dass ich dem offiziellen jakobsweg nachgegangen bin, der oben über Emmeten und dann wieder steil runter nach Rickenbach führte, anstatt untendurch nach Rickenbach zu marschieren. Ich hätte meinen knien einen erneuten steilen abstieg von 300 metern erspart. Aber eigentlich – bin ich stolz, dass ich der route soweit treu geblieben bin.

Gestern bin ich zwar von Brunnen mit dem Bus nach Gersau in die jugi gefahren, aber das hat sich schon finanziell gelohnt. War ein schöner abstecher.

So – jetzt muss ich aber sehen, dass ich noch was zu essen finde.

For ES

Today I am in the Innerschweiz (for your explanation: Switzerland's 'foundation' dates back to the three kantone Uri, Schwyz und Unterwalden, the interior Swiss, which decided to declare their independence in 1291... sort of. Mainly for economical reasons, since the whole traffic over the passes went through there and they didn't think it fair that all that money should go to some duke way over in Austria. So they decided to keep it themselves. After a time more kantone thought it worth while to join the union and by 1805 switzerland gained its present shape by force of Napoleon who basically just reorganised things to suit him. Switzerland kept the present shape even after Napoleon lost and with the constitution of 1848 we finally got to be what we are today)

So – today I will expand on the state of the nation. The three kantone Heart, Head and Stomach are feeling at peace with each other and united. The outer kantone, however, are in a state of unrest. Footshire has been paciefied more or less, but the two Kneesbridgeshires utter complaints. Especially Rightkneesbridgeshire seems to suffer from a swollen head and does not want to bent to the requirements of the state. Leftkneesbridgeshire is only slightly less rebellious. Krampington in Leftcalvescounty is in a state of defence and declares only a shipment of magnesium will release the defence mode. Head and Stomach immediately provide the demanded shipment but only a second dose finally settles matters in Krampington.

After yesterday's tour de force downhill the counties of Tricepticon and Thighmuscleshire are sore and rebellious. The gourvernement, however, believes that idle minds breed idle thoughts so has ordered further efforts for the good of the state. The war minister is positiv that a few more days will take care of the general unrest.

Today I walked from Brunnen to Stans – some 18 kilometers, again with some (unnecessary) going up and down, which put my knees under more stress. I HATE stairs! If the path is just downhill I can manage- but steps on the way down just about kill my knees. I crawled those steps down like an old woman, making ample use of my walking sticks.

Now I am sitting outside a farmstead where I will sleep in the straw. The bed has already been prepared and it invites me to cuddle down. But first I need to go and get a bite to eat.

Donnerstag, 5. August 2010

Tag Fünf

Der tag beginnt mit einem donnerschlag – und regen.

Naja- das regt mich nicht gerade zu freudentänzen an aber probleme habe ich damit auch nicht. Die nacht war lang- bin schon um sieben schlafen gegangen und meine beine liessen mich relativ ungestört schlafen. Daher fühle ich mich am morgen fit wie eine fiddel.

Es regnet als ich aufbreche und dreht zwischendurch nochmals ganz schön zusätzlich auf. Der poncho ist zwar wasserdicht – aber leider eben auf beiden seiten. Ich werde daher mit der zeit von innen her auch ziemlich feucht. Das ist weiter nicht schlimm, solange es windstill ist, aber über das feld merke ich wie schnell auch schon leichter wind einen auskühlt. Ich bin daher froh als der weg meistenteils unter tannen verläuft. Sehen kann ich bei den tiefen wolken ohnehin nichts von der umgebung.

Auf dem weg überholt mich eine gruppe Deutscher, welche flott an mir vorüberziehen. Einige wechseln ein paar worte, müssen dann aber den anderen hintennach eilen um den anschluss nicht zu verpassen. Bei einer frau bemerke ich, das tempo sei mir zu hoch – ihr auch, meint sie, aber sie müsse halt schauen dass sie nachkomme.

Ich bin froh, dass ich alleine mein tempo bestimme. Es gibt kein 'müssen' auf dem weg ausser das laufen müssen -und da entscheide ich selber wie lange und wie weit.

Heute geht es von 900 auf 1400 meter und dann wieder runter auf 400 meter. Rauf – kein problem. Ich geniesse den anstieg. Die Deutschen, welche ich zwischendurch mal wieder bei der pinkelpause überholt hatte, sehe ich mal kurz von oben, doch sie überholen mich seltsamerweise nie mehr, sogar als ich pause mache. Vielleicht sind sie am bach gescheitert :p? Da gab's nämlich keine brücke und ich war gottenfroh um meine stöcke die mir prächtig rüberhalfen. Überhaupt war ich heute noch froher um sie als sonst, da es nach dem pass wieder sehr steil runterging. Da half nur noch meines vaters knieweiche technik und zum zusätzlich abfedern die stöcke. Damit kam ich mit gut einer halben stunde vorsprung nach Schwyz runter – soll mich aber niemand fragen wie sich meine knie anfühlen.

Nach Schwyz hat mich dann noch der übermut gepackt und ich bin noch etwa eine stunde weiter bis Brunnen gelatscht – habe alledings irgendwo den weg verloren und musste der hauptstrasse entlang rübertippeln. Ouch – ich wiederhole nicht, was ich bezüglich asphalt schon gesagt habe.

Jetzt sitze ich am see und geniesse die aussicht. Die sonne scheint zwar nicht, aber auch so ist das panorama beeindruckend.

Wenn ich mir so die ganzen wander und reiseberichte vor augen passieren lasse, dann fällt mir auf, dass niemand sich mit gewissen natürlichen problemen aufhält. Dabei – man überlege sich mal was geschieht, wenn man mitten im regen einen dringenden ruf der natur hört? Feinsinnigen gemütern empfehle ich es hier nicht weiterzulesen. Für alle anderen hier eine anleitung.

Die höflichkeit gebietet es, dem ruf nicht direkt neben dem pfad, so einsam er auch sein mag, zu folgen. Also schlägst du dich in die büsche. Es tropft, saftet unter den schuhen, und ganz allgemein macht der boden den eindruck eine freiwerdende stelle als seegrund annehmen zu wollen.

Gut – du kannst also deinen schweren rucksack wärend des geschäfts nicht ausziehen, da es kein trockenes plätzchen gibt wo du ihn abstellen kannst. Also suchst du dir einen kräftigen baumstamm zwecks anlehnen. Die stöcke zu benutzen solltest du vermeiden – in dem weichen grund könnte es gut sein, dass sie weiter absinken als du möchtest. Schwerer rucksack – übergewicht nach hinten – bluttes --- ich überlasse es dir den rest vorzustellen.

Gut – den Baumstamm hast du gesichtet. Jetzt stelle sicher, dass grosse, weiche blätter in reichweite um ihn herum wachsen. Wenn dies nicht der fall ist, statte dich damit aus, bevor du zum wesentlichen teil deines geschäftes schreitest. Denn – du hast zwar in schlauer voraussicht das toilettenpapier leicht zugänglich in einer aussentasche des rucksacks verpackt – aber da kommst du nicht dran!

Vorteil der situation – die natur stellt dir feuchttüchlein zur verfügung. Saubere sache oder nicht? Jetzt bleibt dir nur noch die akrobatische verrenkung die nötig ist um die hosen runter und gleichzeitig oben zu halten – aber wenn du es geschafft hast – dann wirft dich keine weitere herausforderung, die mutter natur für dich bereithalten könnte, aus der bahn.

Und somit wäre auch diese wissenslücke geschlossen.

For ES

Today I walk from Einsiedeln to Brunnen – some 24 kilometers – going up from 900 to 1400 und down to 400. Steeply. I like walking up even though I am soaking wet since it rains again and I am a bit afraid the windchill might cool me. But luckily the path is mainly under trees so no wind. Once I reach the summit, however, the going down is hellish. Very steep, I soon feel my knees. Dad's knockneed walking style comes to my aid and the support of my sticks. I love my walking sticks. Without them I am sure I wouldn't yet be where I am – sitting by the lake, listening to the plashing of the water, enjoying the sense of achievement. It's still overcast, but no longer raining and the panorama is quite aweinspiring.

While I am walking I am faced with a problem most writers of novels or even travelogues never seem to encounter – answering a call of nature under the pouring rain. For the faint of heart I suggest 'read no further' for all the others, here a guide.

Politeness forbids to follow the call right beside the path, remote as it may be. So you head into the bushes. Water drips down in cascades, squishes up from under your shoes and the ground gives the impression it just accepted a vacancy as a seafloor.

So – here you are with a heavy backpack and it becomes evident, that you will be unable to conduct your business by taking the pack off – there is simply no place to put it down drily. So – look for a sturdy trunk against which to lean with your pack while going about your business. But stop! First make sure there are plenty of soft, big leaves in reaching distance. If there are none, go and fetch a few! Because – clever and thoughtful as you are you have put the toiletpaper into an outside pocket of your backpack – but you can't reach it!

But nature provides – nice wet stuff for thorough cleaning. Neat – isn't it? Now that you have everything handy you only need to perform the acrobatic task to pull your pants down and keep them up at the same time. Once you managed that feat, nothing nature can throw your way will ever faze you.

And hereby one more educational lacuna has been filled.

Mittwoch, 4. August 2010

Tag 4

Gestern beim fernsehen fällt mir eine werbung auf, die mich sehr nachdenklich macht. Es ist die werbung für einen mobileanbieter. Ein pärchen im schlafzimmer, beide sehen etwas bedrückt aus. Er meint: du wir müssen miteinander reden. Sie: können wir das nicht am telefon besprechen?

Geht unsere sprachlosigkeit heute schon so weit, dass wir es tatsächlich also normal empfinden, wenn wir nicht mehr direkt miteinander sprechen können, sondern das telefon dazwischen schalten müssen? Empfindet diese werbung niemand als schockierend?

Und dann, nach der ersten empörung erinnere ich mich daran, dass mein vater meinen alten komputer ausgeräumt hat und darauf einen brief an meine eltern fand. Einen brief, den ich ihnen zu weihnachten geschrieben hatte, einen brief, den sie lesen sollten wärend ich tatsächlich daneben sass. Ich selber kann – besonders in emotionalen situationen – mich auch nicht direkt stellen. Da ist es doch tatsächlich manchmal besser, man sucht das gespräch über einen 'vermittler', als überhaupt nicht über die probleme zu reden. Das darf aber nicht so weit gehen, dass man dann gar nicht mehr direkt kommunizieren kann. So ein brief sollte nur der auftakt zu einem direkten gespräch sein.

Aber genug davon. Heute nehme ich es wirklich easy auf den 19 kilometern von Siebnen nach Einsiedeln. Es geht kräftig bergauf, was ich als eher angenehm empfinde, da meine füsse ganz anders belastet werden und viel weniger schmerzen. Dafür reklamiert meine rechte hüfte – aber die soll sich mit ihren beschwerden erst mal hinten anstellen.

Ich marschiere um 8 uhr los und erreiche Einsiedeln schon kurz nach zwei. Trotzdem fühle ich mcht total fusslahm. Auf dem weg lese ich an einem zaun 'pilgern bedeutet beten mit den füssen'. OH ja! Definitiv! Und jeder schritt ist ein stossgebet!

Trotzdem ist der marsch über das hochmoor schön, auch wenn ich meinen füssen zuliebe nicht der original route folge sondern einem weg der weniger asphalt strecke hat. Zum glück finde ich ohne mühe unterkunft in einer pilgerherberge mit vernünftigen preisen.

Nach einem stündchen schlaf rapple ich mich dann auch wieder auf um ins dorf zu gehen zum kloster, um dort den stempel zu holen und dann die kirche zu besichtigen. Ich bin protestantisch erzogen – ich geben einer gewissen schlichtheit den vorzug. Die kirche ist aber trotz ihres barocken stils wunderschön und ich verweile auch noch einen moment wärend des gottesdienstes um dem gesang der mönche zuzuhören.

Dann esse ich etwas kleines in einem restaurant – der hunger hält sich sehr in grenzen – und dann warte ich um noch das perfekte foto der kirche zu machen. Es ist überdeckt, aber ich habe ein gefühl, dass die wolken mal aufbrechen sollten und dann wäre die klosterfront wunderbar in licht getaucht wärend drohende schwarze wolken über ihr hängen.

Ich warte – und warte. Manchmal sieht es so aus als ob- um dann wieder zuzuziehen. Nach einer stunde habe ich genug. Und doch – ich weiss, sobald ich zusammenpacke wird die sonne durchkommen. Und wie geahnt – ich bin kaum ein paar hundert meter gegangen, bricht die sonne durch! Hätte ich weiter gewartet, würde ich sicher jetzt noch dort sitzen! So ist die perversität der natur.

Es ist erst sieben – ich bin müde aber werde wohl noch etwas schreiben da ich nicht schlafen kann solange es draussen noch hell ist.

For ES

Yesterday I saw an spot in the telly for a mobileprovider. A couple sits together in the sleeping room both seem a bit down. He: we need to talk. She: can we discuss this on the telefone?

I've never heard anybody comment on that ad. Does it appear so normal, to use an intermediare today when we want to talk even to those close to us? I thought. And then I remembered the letter I wrote my parents for a x-mas. Not because I wasn't there, but because there were things I wanted to tell them which I just couldn't put into spoken language.

So – yes. Maybe sometimes we need an 'intermediary'. Better that than not talking at all – but only as a point to start from. If we lose our ability to talk directly to each other, we will lose what binds us to other people.

But enough of that. Today I take it easy – only about 19 kilometers from Siebnen to Einsiedeln, where there is a famous monastery. There are about 500 meters height difference to cover as well and I find I rather like walking up. It puts a different stress on my feet, less pressure. I also feel the difference of walking on grass, compared to walking on asphalt, which seems to suck all the energy from my body. How much better might we all feel in our normal lives, if we didn't have to walk all the time on such energy draining floors?

Unfortunately the way down just about kills all the saved energy from the way up. It goes steeply down, and I soon feel my knees. My right hip too starts to complain... but they can just join the queue and wait til it's their turn!

I arrive in Einsiedeln shortly after 2 o'clock and quickly find reasonably priced accommodation. I then coddle my feet a little with a hot-cold shower and then nap for an hour before I feel I can trust my feet to carry me down to the village.

The monastery church is a beautiful baroque structure, and even though my protestant upbringing has nurtured in me a liking for sparse lines, I still can admire the artwork in this church. I eat a bite (since starting I haven't really been very hungry) and then decide to take the perfect picture.

The day is overcast, but I know that the cloud cover is bound to break open sooner or later and then the monastery front will be bathed in light while the sky is covered in threatening clouds.

I wait – a good hour. Sometimes it looks as if it is just about to break – but nope. Finally my feet start complaining (even sitting hurts) so I pack up – in the full knowledge that no sooner than I move out of position the sun will break through.

I hate it when I am right like this! I haven't walked more than a couple hundred meters before the clouds open up! Normally I might have tried to rush back – but not with these feet! So I curse the perversitiy of nature and head home.

It's still only just after seven. I am tired but I can`t sleep while it's still light outside. So I'll just relax on my bed and maybe later put a few more thoughts onto paper.

Dienstag, 3. August 2010

Tag drei

Ich wache schon vor sechs uhr auf und höre es bereits – es regnet. Vor dem morgenessen versuche ich auf dem internet die wetterprognose für den tag zu finden. Das logo lädt – und direkt daneben eine anzeige mit dem text 'wir wissen wann dein totestag ist'. Na grossartig! Auf leeren magen so was? Ich klicke ja noch viel auf so spielchen aber hier hält sich meine neugier massiv in grenzen. Wer, um himmels willen, will sich so das leben vermiesen lassen? Entweder 'glaubt' man nicht an so was – kann lässt man sowas besser ganz sein – oder man glaubt daran und dann ist es wohl besser man weiss nicht wann die stunde schlägt. Ich erachte es als eine gnade, dass wir dieses wissen nicht haben. Welcher mensch könnte ansonsten unbeschwert sein leben geniessen? So wie ich die menschen kenne, würden nur wenige proaktive und positiv auf dieses wissen reagieren – siehe erderwärmung. Aber wie viele würden, je näher der tag rückt umso mehr in angst und depression versinken?

Dieser tag soll mir ein mysterium bleiben, aber trotzdem sollte man jeden tag so leben als ob es der letzte sein könnte. Besonders wenn es darum geht, einem geliebten menschen endlich mal zu sagen, wie viel er/sie einem bedeutet.

Aber genug der philosophy. Solche gedanken fallen am ende des tages viel schwerer, wenn alle gedanken um die füsse kreisen. Heute bin ich von Murg bis nach Siebnen marschiert – gemäss routenplaner sind das 28 kilometer. Da aber auf dem wanderweg noch die eine oder andere kurve dazu kommt, werden es wohl eher 30 kilometer gewesen sein. Zumindest habe ich heute nicht auch noch eine extra runde gedreht! Aber das ständige gehen auf asphalt ist höllisch für die füsse.

In Siebnen finde ich keine günstige unterkunft und weitergehen liegt absolut nicht mehr drin, also nehme ich mir ein zimmer im luxustarif. Und da dadurch das budget ohnehin schon verschütt ist, geniesse ich mit keinerlei schlechtem gewissen die kleinen annehmlichkeiten.

Ab morgen bin ich dann auf dem offiziellen Jakobsweg, und ich bin stolz, die strecke von Chur bis Siebnen in drei etappen gemeistert zu haben. Morgen gehe ich es etwas weniger hart an – meine linke ferse vermeldet die erste blase. Leider nicht mal weil der schuh reibt, sondern anscheinend weil die haut irgendwie nach oben gedrückt wird. Und das, fürchte ich, wird sich nicht ändern. Somit sind meine hoffnungen auf einen blasenfreien marsch gestorben.

Morgen soll es schön werden, da darf ich nicht vergessen zu schmieren. Heute, bei dem bedeckten himmel habe ich das gelassen mit dem resultat, dass sich die haut in meinem gesicht etwas prickelig anfühlt. Sobald ich den eintrag in den blog gesetzt habe, werde ich mich auf mein bett legen, die füsse hochlagern und... fernsehen. Soviel zum einfachen pilgerleben.

For ES

The morning starts with rain. I try to check the weatherforecast on the internet an come face to face with a popup claiming it 'knows my day of death'. Well great! Who wants to be faced with that on an empty stomach! Especially since I count it among the blessings, that we do not know when the reaper will come calling. I can hear people claiming they might lead a better life if they knew – oh sure – just as they are changing their habits when faced with the effects of global warming.

Anyway – who's to keep you from leading your life as if everyday might be the last? Try not to pile up all those emotional debts we have, because we don't tell the loved ones how much they mean to us – just as an example.

But enough philosophising. It's hard to concentrate on anything sensible when the feet pip up at every movement. Going down to the dining hall was really- argh! Today I walked 28 kilometer from Murg to Siebnen, according to the route planner, but that is for cars. Add at least a couple more and it will be closer to the truth. From tomorrow on I will be on the official Via Jacobi. I'm proud to have done the ca. 80 kilometers from Chur to Siebnen in three days.

I couldn't manage to get a cheap overnight so now I am spending too much of my budget on a single room ... but thoroughly enjoy the perks that come with it. And the next thing I will do after finishing this blog entry is to relax on the bed, prop up my feet and – watch TV. So much for the simple life of a pilgrim.

Montag, 2. August 2010

tag zwei




Raincheck

Heute musste mein poncho seine regenprüfung bestehen.

Der gestrige abend endete im wasser. Das feuerwerk zum ersten August wurde ausgewaschen von heftigem regen. Auch diesen morgen regnet es noch stark, die wolken hängen tief. Ich will eigentlich in die höhe, aber der regen und der nebel lassen es ratsam erscheinen, umzudisponieren. Ich zaudere herum in der hoffnung, dass sich der regen noch gibt und habe das glück der dummen. Gegen elf beginnt es vom Walensee her aufzureissen. Um halb zwölf mache ich mich, liebevoll von meiner schwester verpflegt, endlich auf den weg. Ich bleibe im tal - zwölf kilo rucksack sind das beste argument gegen unnötige höhenwanderungen. Daher marschiere ich alles dem fluss entlang richtung Walenstadt. Der himmel reisst schlussendlich soweit auf, dass es sogar heiss und schwül wird.

Das wetter hält jedoch nicht an. In Walenstadt habe ich gerade noch zeit meinen poncho hervorzukramen und überzuwerfen. Wobei überwerfen dieser aktion nicht ganz gerecht wird. Eigentlich genau das gegenteil. Kein noch so akrobatisches verrenken, kein zupfen und zerren kann das verflixte ding dazu bringen, über meinen rucksack zu gleiten. Ich muss schlussendlich den rugi ausziehen und dann unter dem poncho wieder anziehen. Jetzt endlich passt der extra einsatz über den rucksack und ich kann ihn hinten auch runterziehen. Weitere verrenkungen sind nötig, um das ding zwischen den beinen zusammenzuknöpfen. Gerade noch rechtzeitig bin ich 'under cover' dann beginnt es zu schütten wie aus kübeln.

Als ob das nicht genug wäre, hänge ich mal wieder meine anscheinend obligate extra runde an. Wenn es darum geht, bahnschienen oder autobahnen zu überqueren, scheine ich mit akuter orientierungslosigkeit geschlagen zu sein. In Walenstadt konsultiere ich die karte und finde einen weg der mir unter der bahn durchzuführen scheint. Die wegweiser allerdings zeigen woanders durch, also folge ich schliesslich den wegweisern. Doch hoppla- kurz vor der überquerung zeigt dann ein pfeil doch in die richtung in die ich ursprünglich wollte. Also... wieder in die ursprungsrichtung. Dies hat mich bereits einen guten halben kilometer zusätzlich gekostet. Ich komme zurück zum alten weg- aber der wegweiser will nicht da durch wo ich denke er sollte. Dieser weg will mich den berg hoch lotsen!

Nichts da. Ich frage zwei wanderinnen wie ich denn auf den radweg am Walensee entlang komme. Ja daaa sei ich gaaaanz falsch. Ob es den beim steinbruch keine unterführung habe und ich da durch könne. Kurzer gegenseitige blicketausch – doch ja... das gehe auch.

Stramm losmarschiert – und was finde ich? Richtig geraten! Ein absoluter mangel an unterführung. Es bleibt mir nichts anderes übrig als wieder der bahnlinie entlang zurückzumarschieren bis ich beim bahnhof endlich die gewünschte unterführung finde.





Inzwischen kübelt es gnadenlos. Die beine und schuhe sind natürlich nass, und um die schultern wird es etwas feuchtelig aber im grossen und ganzen lässt es sich gut laufen. Der poncho – und indirekt auch ich - haben den regentest bestanden.

Schliesslich erreiche ich kurz nach fünf Murg, wo ich mir dann im Hotel Rössli eine unterkunft suche. Streckenmässig habe ich etwa 28km gemacht, meint die wirtin. Ich hätte gedacht es sei weniger, aber ich glaube ihr das gerne.

Heute bin ich ja alleine gelaufen und somit hätte ich zeit gehabt, in mich zu gehen. Nun ja... ich war definitiv bei mir – aber nicht nicht unbedingt in einem geistigen sinne.

Fazit des Tages: Sich ständig auf die füsse zu konzentrieren, gilt wohl nicht unbedingt als spirituelle erfahrung.

For ES

Raincheck

Today I had the opportunity to test my rain poncho. Already yesterday the weather turned bad after a wonderful hot and sunny day. The fireworks for our national day basically drowned in water.

Today I get up to rain and low hanging clouds. I intended to take a path up into the mountains, but those low clouds – and twelve kilo backback - speak loudly and clearly against this. So after dawdling around in the hope the weather might turn I finally set out at half past past eleven, lovingly fed and provisioned by my sister. I take the low road, so to say, following the river towards the lake Walensee.

The weather clears up and turns hot and sunny, and I make pretty good headway considering yesterdays aches and pains. Unfortunately reaching the lake the sky darkens again threateningly and I have just enough time to fish out my poncho from the backpack and throw it over me. Although 'throw' doesn't really describe it. No acrobatic twisting, no turning and tugging can tease the poncho over the bulk of my backpack. Finally I have to take the pack off and then put it back on again, ensuing in more twisting, before the poncho lies neatly over the pack. Some awkward fishing around between my legs is necessary until I can button it together there. Just in time, before it starts pouring buckets.

As if that isn't enough I once more turn in circles, adding at least a kilometer, before I finally manage to cross the railway tracks and get one the proper path along the lake to Murg. It continues to rain until I reach the village at about quarter past five – hardly later than I had estimated and I find lodging at the hotel Rössli. When asked, the manager tells me I made about 28km today. I would have thought it was a little less but – who's to contest it?

Today I walked alone and ought to have been with me. I was – so to say.

Fazit of the day: Concentrating permanently on ones feet doesn't really count as a spiritual experience.

Sonntag, 1. August 2010

Take off

Sonntag. Mein Vater will kurz vor acht bei mir sein da ich um acht losmarschieren will und er mich bis Landquart begleitet. Um halb acht erwache ich mit einem schock...voll verpennt. Kühlschrank ausschalten, kaffee kochen, frühstück runderschlingen. Um zehn vor acht läutet die türglocke. Meine schwester hat sich kurzerhand entschlossen mich ebenfalls zu begleiten.

Püntklich mit einer viertel stunde verspätung marschieren wir dann los. Mein rechtes knie, welches mich die ganze letzte woche geplagt hat, benimmt sich heute. Es geht zügig vorwärts und um halb zwölf sind wir in Landquart. Wir schnappen uns etwas zu trinken am bahnhof, dann fahren Zibi und paps mit dem zug wieder zurück. Ich bleibe noch etwas länger hier um meinen füssen etwas rast zu gönnen. Erst als ich im schnellimbiss den rucksack abstelle und ein paar schritte ohne laufe, merke ich, wie sehr er eigentlich auf die füsse drückt. Die ersten paar schritten nach dem sitzen sind dann auch extrem – greisig und schmerzhaft. Aber die erste hälfte der ersten etappe ist geschafft – folgen noch 199 weitere halbe etappen.

In Landquart verfranse ich mich bei der autobahn auffahrt und zirkle etwa 10 minuten herum bis ich es endlich über die Tardisbrücke schaffe. Weiter geht's im (noch) flotten tempo alles dem Rhein entlang. Der geruch der sonnenheissen föhren ist wunderbar in der luft.

Die luft ist dann aber etwa ab Bad Ragaz draussen. Meine schwester in Sargans ruft an um zu fragen wo ich gerade bin, sie wird mir auf dem Rheindamm entgegen kommen. Dies tut sie dann auch joggenderweise zwei knappe, schon etwas fusslahme kilometer später. Ab da sind es immer noch über fünf kilometer bis zu ihr nach hause – und die haben's in sich. Inzwischen ist nicht nur die luft draussen sondern auch der gummi durchgerollt. Die füsse sind wie blei und jeder schritt ist eine herausforderung. Meine schwester bietet mir an, ihren mann zu rufen, der uns abholen soll. Aber das lässt der grind nicht zu. Der weg muss gelaufen werden. Einen kilometer später jedoch muss ich am stadtrand von Sargans klein beigeben. Ich gebe meiner schwester den rucksack und schaffe es dann im schneckentempo noch bis zu ihr nach hause.

Tja - die ersten 30 kilometer waren nur ein bedingter erfolg.

FAZIT DES TAGES: ÜBERMUT TUT SELTEN GUT.

For ES

Take off

Sunday. My dad will turn up shortly before eight since that is the time I want to walk off. He will accompany me til Landquart. Half past seven I wake up with a start. I overslept! Fridge tuned off, coffee boiled, breakfast gobbled at high speed. Ten to eight the doorbell rings. My sister has decided to come along too.

Punctually a quarter of an hour too late we march off. We reach Landquart at good speed at half past eleven where we take a drink together and then part company. Dad and my sister return home by train, I push on. After the rest the first few steps are very painful.

I get tangled up for ten minutes in the bypasses to the autobahn but finally manage to extricate myself and cross the Tardis bridge. I walk happily in the turpentine laden air of the hot firs but after Bad Ragaz the air is out and the tire flat. Walking becomes more and more painful despite the insoles. My sister from Sargans calls to know where I am - she will come to meet me and walk me home to her place.

She arrives at a jog – and I am rolling on the rubber. It's still about five km to her place and the walking becomes increasingly tough. She proposes to call her husband so he can drive us home, but I want to walk all the way. Finally, about a kilometer from home I cave in and get her to carry my backpack. Relieved of the 12 kilos I manage the rest of the way at a snail’s pace. 30 kilometers on the first day. My feet are shot.

Fazit of the day: set manageable objectives.