Montag, 16. August 2010

Tag sechzehn

Karte hier
etappe Moudon – Lausanne ca.26km
unterkunft: Jugi Lausanne

So wie's gestern aufhörte, geht es heute weiter – mit regen. Ich bin heute schon etwas früher bereit, aber bis ich dann noch futter eingekauft habe ist es doch neun. Der jakobsweg will mich über den burghügel lotsen aber da ich gestern schon da oben war bleibe ich unten am fluss, bis die wege sich wieder treffen. Es fängt relativ schnell an stärker zu regnen und schon bald spaziere ich wieder in meiner 'wandelnde zelt' form dem fluss nach. Heute ist es ein wenig interessanter, aber der fluss ist so stark zwischen den dämmen eingeklemmt, dass sich da kein wildleben hinwagt. Ich komme flott voran, und heute geht es immer mal wieder abwechselnd über felder, waldwege und auch asphalt. Gerade die strecken durch den wald, und über die trieffendnassen felder finde ich sehr schön und entspannend. Da es teilweise auch recht windet, laufe ich viel, den kopf geneigt, und lasse den weg so unter mir passieren. Dabei verpasse ich fast eine abzweigung die in den wald hinein führt.

Nach dem wald führt der weg durch Vuicheron und plötzlich sehe ich vor mir eine blaue rucksackhülle und einen schirm. Jonas. Wir finden später heraus dass ER die abzweigung verpasst hat und darum plötzlich wie aus dem nichts vor mir auftaucht. Er ist etwa zweihundert meter vor mir und eine ganze strecke lang bleibt die distanz gleich. In dem regen und besonders gegen den ständigen, auskühlenden wind, ist es ein trost vor mir noch jemand anderen zu wissen, der den unbillen trotzt.

Schliesslich verkürzt sich der abstand etwas und ich komme in pfeifdistanz. Ein schriller pfiff – Jonas trottet noch etwas weiter, kehrt sich dann aber um und wartet auf mich. Armer kerl. Er wird mich einfach nicht los. Aber ich muss gestehen, dass ich es heute einfach leichter fand, dem regen, der kälte und dem wind in gesellschaft zu trotzen.

Wir sind beide ausgekühlt und wollen im nächsten dorf Montpreveyre in ein restaurant um uns aufzuwärmen und vielleicht etwas abzutrocknen. Aber der weg führt am dorf vorbei – kein resto weit und breit in sicht. Wir beissen die zähne zusammen – bei so einem sudelwetter kann man nur weitergehen. Doch dann – ober auf der kuppe eines hügels – sehen wir ein gasthaus. Rettung in letzter sekunde – sozusagen.

Wir brauchen fast dreiviertel stunden bis wir wieder moralisch bereit sind dem regen und dem wind zu trotzen. Als Jonas die tür öffnet, zögert er einen moment und meint dann: „Jetzt sollten wir losrennen.“ „Warum den?“ „Es regnet nicht mehr. Das sollten wir ausnützen solange es hält.“

Doch glücklicherweise hat der regen uns für den rest des tages den abschied gegeben. Wind ohne regen ist zwar lästig aber nicht so schlimm und bald haben wir uns trockengelaufen. Ab Montpreveyre geht es noch etwas bergauf, aber die steigung ist angenehm, die wege weich vom regen – obwohl – manchmal ist man sich nicht so sicher, ob wir nicht ein bachbett mit dem weg verwechselt haben.

Und dann geht es endlich runter, richtung Lausanne. Für einen moment haben wir eine weite aussicht über den Genfer see, bis hinüber in die Savoyer alpen. Jonas staunt über die grösse des sees. Er wohnt am Zürichsee, aber der – meint er – könne sich nicht mit dem Genfersee messen.

Der weg zieht sich noch etwas durch Epalinge aber wir fühlen Lausanne kommt immer näher. Es ist eigentlich erstaunlich wie lange wir noch auf waldwegen gehen können, bis wir die stadtgrenze erreichen. So langsam fühle ich mich bereit einen bus in die stadt runter zu nehmen, aber da Jonas bis hinunter gehen will, lässt es der grind nicht zu vorher aufzuhören. Und schliesslich sind wir da.

Bei der kathedrale trennen sich unsere wege. Ich schaue mir noch die erklärungen an und will dann eigentlich per bus zum bahnhof um weiter zur jugi zu kommen. Aber irgendwie schaffe ich es nicht, die busfahrpläne zu entziffern und so marschiere ich letztendlich zu fuss zum bahnhof.

Mir war nie bewusst, wie sehr Lausanne an den Berg gebaut ist. Da geht's nur hoch- oder runter! Und dann auch noch gäch! Die fahrradkuriere scheinen davon allerdings wenig beeindruckt – ich sehe einen die steile rte du petite chène raufschnützen das mir nur so die spucke wegbleibt. Ich krieg das tempo noch nicht mal im ebenen gelände hin!

Dann bin ich am bahnhof. Ein ticket schaffe ich gerade noch zu kaufen – aber dann hühnere ich kopflos herum auf der suche nach der haltestelle für den bus 25. Inzwischen ist es fast sechs und ich will der jugi anrufen, dass ich etwas später komme und sie mein bett nicht weggeben sollen. Von einer reservierung ist aber nichts zu finden – aber der receptionist meint- kein problem, es hat noch platz.

Und dann fällt mir beim studieren des plans auf – der bus 25 fährt ja gar nicht ab bahnhof- ich muss erst noch die metro zur buslinie nehmen! Na bravo – die einzige ausrede ist, dass nach dem tag das gehirn noch nicht wieder ganz aufgetaut war. Immerhin bin ich jetzt in der jugi – und ich geniere mich, weil meine schuhe das ganze zimmer voll miefen. Socken und füsse habe ich heiss geschrubbt – aber es müffelt immer noch. Meine zimmermitbewohnerin will dauernd das fenster öffnen. Also eins ist sicher – bis ich anfing zu marschieren, wusste ich nicht was wirklich dolle stinkfüsse sind! Ich hoffe die werde ich wieder los!

Morgen – ist noch offen. Ich bleibe evtl. einen tag in Lausanne – besonders, wenn es morgen nochmals so schlechtes wetter sein sollte. Man darf sich ja auch mal demotivieren lassen. Und anyway – Lausanne ist eine stadt die einiges zu bieten hat. Wir werden sehen.

For ES

The day starts as it ended yesterday – it's raining. I decide to start earlier than usual, but once I have bought food it's nine again. Then I head off.

The rain soon starts getting stronger und I have to use my 'walking tent' fashion to keep from getting wet. That works for quite some time but then the wind starts blowing and finally I am pretty wettish. Still- somehow neither the wind nor the rain can dampen my spirit. The weather is as it is – the way is as it is. I walk, head down against the wind – and almost miss a turn off which leads into the forest. This part is particularly peaceful to walk, with the soft soil under my feet, although by now with every step water squishes through my toes.

After the forest I come to Vuicheron – where suddenly I see the blue backpack cover and the umbrella of Jonas in front of me. We find later, that he DID miss the turnoff and continued on the concrete pist until it came to Vuicheron.

For some time I just follow him in about twohundred meters distance and the fact that another one is braving this weather cheers me up. After almost an hour of walking the distance shortends as he stops a few times and I whistle. He turns and waits – poor guy – just can't get rid of me. But after the long drag across the wind chilled hill crest I am glad I don't have to resist the weather all on my own. We continue and both decide that we need to get a rest in Montpreveyre, about halfway to Lausanne

Only- the way passes the village by! No restaurant to be seen! We grind our teeth and continue – there is nothing else to do in such weather. Finally – about half an hour later we see a restaurant on the top of a hill. Halleluja – saved!

It takes us almost threequarters of an hour to get the motivation up to leave again. Jonas opens the door, hesitates. „We better start running.“ „Why? What's the matter?“ „It's stopped raining. We better make the best of it.“

Luckily that's the last we've seen of the rain for today. The wind after that may be a bit annoying, but we soon dry out and feel ok. The way continues a little further uphill, until we come to a point which gives us. despite the overcast sky. a wide view over the lake Geneva and the opposite alps.

From now on we feel we're getting close to Lausanne – even though in the end it takes us another two hours to get there. The surprising thing is, that almost right down to the old town we can still follow forest paths. On the whole this part was definitely a lot more enjoyable for the feet ,than the previous one. Nevertheless, I want to take the bus from the cathedral- Jonas continues on foot. Because I don't understand the bus schedules, I finally also end up walking to the train station where I intend to take the bus 25 to the jugi. One has to walk the town to understand it's situation. It's built quite steeply into the mountain and you either have to walk up – or down - to get anywhere.

At the station I try to locate the bus bay for my line – which just cannot be found. I'mgetting really bitchy at that point. Until I finally find, that I FIRST have to take the metro and THEN I can pick up line 25. Put it down to a brain chill. At least now I am here at the youthhostel. And feeling embarassed, because my shoes are stinking up the room. I washed my socks and my feet, but there is no help for the shoes. NEVER before in my life did I smell such a cheesy pong!

Tomorrow I might stay in Lausanne, give myself a rest and have a look around. I guess it will depend on the weather, because right now I am less than tempted to repeat today's experience in a hurry.

Sonntag, 15. August 2010

Tag fünfzehn

karte here

Wir städter haben eigentlich schon jeden bezug zum wetter verloren. Wann passiert es uns schon mal, dass wir wärend stunden im strömenden regen über windgepeitschte hügel marschieren müsse?. (ok... das windgepeitscht ist etwas übertrieben aber der wind war schon recht stark) Heute morgen regnet es – wir sitzen aber zu fünft bei hitziger diskussion bis nach zehn am frühstückstisch und so macht es gerade mal pause als ich losziehe. Ich kann es mir heute erlauben, etwas später zu gehen, da ich nur 16 kilometer bis Moudon oder allenfalls noch vier kilometer weiter ins nächste dorf gehen will. Etwa eine halbe stunde nach dem ich Romont verlassen habe, öffnet dann der himmel wieder seine schleusen. Ich brummle etwas aber was bleibt mir anderes übrig, als weiter zu marschieren. Etwas später entdecke ich einen roten poncho im regenschatten eines speichers – es ist Esther, die auch im gleichen B&B war und etwas vor mir aufgebrochen ist. Wir grinsen uns an. „Wenn du da warten willst bis der regen aufhört, sitzt du möglicherweise morgen noch da.“ warne ich sie – ich in ja auch schon nass und daher an leidensgenossen interessiert. Sie will aber noch etwas warten und so pflatsche ich alleine weiter. Schliesslich fängt es an zu winden und es wird ziemlich ungemütlich, da ich inzwischen schon ziemliche feucht bin. Ich finde dann irgendwann heraus, dass stöcke sich nicht nur zum laufen eignen, sondern auch um sich den poncho vom leib zu halten. Dadurch kommt nicht ständig neue feuchtigkeit an meine jacke und es wird etwas weniger ungemütlich. Ich marschiere gerade über eine hügelkuppe, in regen und wind und ohne jeden baum, busch oder schopf in sicht als ich ein plötzliches, dringendes bedürfnis verspüre. Eigentlich hatte ich gedacht, den extremfall bereits durchgemacht zu haben – aber was, wenn man noch nicht mal einen baum zum anlehnen hat?!

Zuoberst auf dem hügel steht ein sendemast. Von hier aus sollte man laut broschüre eine wunderbare sicht bis in die Freiburger alpen haben. Da mir aber der regen ins gesicht schlägt, sehe ich von den alpen nichts. Dafür hat es um den sendemasten einen Zaun. Etwas zum anlehnen!

Erleichtert marschiere ich schlussendlich weiter – hügel ab und endlich etwas aus dem wind raus. In einem weiler komme ich ins gespräch mit einer frau, die mir einen kaffee anbietet und dann ihre menagerie von tieren vorführt. In der zeit sehe ich plötzlich einen roten poncho vorbeimarschieren. Esther hat wohl auch eingesehen, dass sie um den regen nicht rumkommt. Etwas später verabschiede ich mich von der tierliebhaberin und zottle wieder los. Mit weitgespreiztem poncho muss ich aussehen wie eine besonders blutrünstige fledermaus und auf den engen strassen muss ich mich längs stellen um ein auto passieren lassen zu können. Funktioniert aber wenigstens.

Eigentlich ist der weg nach Moudon todlangweilig. Praktisch nur asphalt und characterlose hügel mit feldern, wiesen, ställen, wäldern in eintöniger repetition. Das gustostückerl an langeweile aber kommt erst zum schluss, als der weg der Broye folgt. Der (endlich mal) gekieste weg verläuft auf dem damm, die Broye rauscht mit dreckigbrauner, geradliniger belanglosigkeit rechts neben mir. Links ist der weg von einer hecke begrenzt, rechts vom weg sind bäume gepflanzt – eine birke, eine kirsche, zwei pappeln, eine kirsche,eine birke, eine pappel und so weiter. Auf der gegenseite ist der damm nur mit pappeln bepflanzt. Wärend 45 minuten marschiere ich dem damm entlang und habe das gefühl wie in ein möbius band die gleichen 50 meter immer wieder zu durchlaufen. Ein paar pferdeäpfel oder in schlagloch mit pfütze wird zur sehenswürdigkeit. Was sich architektonisch hinter den pappeln verbirgt, darüber verlieren wir besser keine worte.

In Moudon ist dann fertig. Ich rufe an um ein zimmer im nachbardorf zu reservieren aber da ist nichts mehr frei. Das übernächste dorf ist schon zu weit um heute noch dorthin zu marschieren. So suche ich etwas in Moudon. Die zimmersuche gestaltet sich hier allerdings auch nicht viel einfacher und schliesslich lande ich im hotel de la gare und meinbudget durchschnitt geht wieder flöten.

Jetzt bin ich am schreiben und wer sagt's denn? Inzwischen brennt mir, nachdem ich die ganze zeit im regen gelatscht bin, durch das hotelfenster die sonne auf den rücken. Der himmel hat innert einer halben stunde aufgerissen und präsentiert sich jetzt lieblich blau. HA! Wie auch sonst!

Ich fass mir jetzt mal ein herz und stopfe meine füsse nochmals in die nassen schuhe um mir das städtchen noch etwas anzusehen. Es wäre schön, wenn das wetter morgen eher wie jetzt wird – ansonsten werden die 28 kilometer bis Lausanne haarig werden. Und bitte keinen asphalt!

Ich habe dann doch lieber die flipflops angezogen als nochmals die schuhe und eine stadtbesichtigung gemacht. Die kirche allein ist es wert gesehen zu werden und auch sonst ist Moudon ein hübsches städtchen mit recht vielen alten gebäuden. So gegen viertel nach sechs suche ich mir ein restaurant. Und wer kommt rein gerade als ich bezahle? Esther. Auch sie wohnt im hotel de la gare.

Die welt ist klein. Sie ist es besonders, wenn man das gleiche ziel vor augen hat. Morgen wird das Lausanne sein.

Ich schaue gerade aus dem fenster – der regen ist zurück. Und der wind. Gerade hat es drei gartenstühle über den bahnhofplatz geblasen.

For ES

It's raining when I get up and the weather forcast is unpromising. There are five people at the B&B and during breakfast an intense discussion develops which keeps us going till well past ten. Finally I manage to get everything packed and ready and I leave. I can afford to be a bit later today since I intend to walk 16 kilometersto Moudon or possibly four more to the neighbouring village. Having waited for so long I seem to be lucky, it has stopped raining. But about half an hour after Romont it starts raining for good. Soon I am pretty dampish. Quite a long time I forget the boring asphalt under my feet as I try to compose a song in my head. For some time I manage to actually remember it and then I promptly forget.

At one point I see a red poncho huddled in the rain shadow of a shed. It's Esther, who was with me at the same B&B and left a little earlier. We grin at each other. I warn her: „If you intend to wait out the rain you might be here til tomorrow.“ I am already wet – I'd like to have a companion in misery. But she intends to wait a little longer so I continue. Shortly after it starts blowing and the windchill is quite considerable. It als pushes my poncho against my clothes and the damp inside cools me down further. It's at that point that I realise walking sticks can also be handy tentpoles, to keep away the poncho from my body. Once I figure that out things get a little more comfy. Until I get seized by a sudden, urgent – urge. I am just walking across a wide open hill crest, with fields and meadows but not one bush, tree or shed in sight. And the rain and wind going at it with a vengeance. I thought I'd already been through the worst, but here I didn't even have the support of a tree!

On top of the hill is a mobil sender. According to the brochure I am supposed to see the Freiburger alps, but since the rain is blasting my face I see nothing. Except a fence around the sender. Hallejula – something to lean against!

Considerably relieved I continue finally. Down the hill still on asphalt. In a village a woman starts talking to me and invites me to a coffee, then presents me her menagerie. We chat a little before I leave again. Before, I notice a red poncho pass by at a stiff pace. Esther seems to have given up on waiting.

Actually the way to Moudon is pretty boring. Fields, meadows, forests, more fields and a hamlet or two, but nothing to really excite the eye. And almost exclusively asphalt. But the treat of the day is yet to come. We get down to the river Broye. The path (at least with a loose surface) follows it on the dam, the Broye in dirtybrownish, straigh nondescriptness spurfles on my right. On the left is a hedge, on the other side of the path are planted trees in regulare distances. A poplar, a birch, a cherry, a birch, two poplars, a cherry, a birch ... on the other side of the river one poplar follows the other. Walking along the path it feels as if I am repeating the same 50 meters all over again and again like on a moebius band. For 45 minutes!

In Moudon I stop. There is no accomodation in the next village and going further means getting too late. I have some troubles finding accomodation and finally end up at the hotel de la gare, busting my budget. But I intend to make use of every luxury I had to pay for!

And while I begin writing on the blog, the sun starts burning through the window. Within a few minutes the sky has completely cleared and now twinkles in innocent blue at me. Typical! Well... so I go and visit the town. The church alone is worth a visit and the small town still has quite a lot of buildings from the 16th century . I finish my wanderings with a meal at the nouvelle post – a very nice roastbeef. Just as I pay Esther comes in – and I find she too is staying at the hotel de la gare. Well well. Small world.

Back at the hotel I start translating the english part and heiho! Within minutes of my return the clouds chase over the sky and only a little later the rain starts pouring again. The wind hurles a few garden chairs across the yard. Seems the weather tomorrow will be as fickle as that of today. Just as long as I don't have to walk all the way to Lausanne on asphalt!

Samstag, 14. August 2010

Tag vierzehn

karte hier

Es gibt doch nichts schöneres als an einem gemütlichen warmen plätzchen zu sein wenn es draussen strätzt. Besonders in einem so interessanten alten haus wie wir es gerade sind.

Derv heutige morgen sieht eigentlich nicht schlecht aus. Um sechs wache ich auf und kann nicht mehr einschlafen. Ich schleiche also aus der jugi und tigere mit dem fotoapparat in der hand über das areal meiner alten alma mater. Ich möchte versuchen ein foto des Fribourger münsters bei sonnenaufgang zu machen, aber die obere terrasse der cafeteria ist mit einem böse aussehenden gitter abgesperrt. Kein foto also. Ich schiesse sonst etwas in der gegend rum und gehe dann zurück zum frühstücken. Jonas ist auch schon dabei, er ist gestern abend auch plötzlich noch aufgetaucht und wir haben zusammen abend gegessen.

Heute geht's etwas früher los. Ich mogle allerdings, wie gestern auch schon. Gestern habe ich mir das runter und rauf erspart, und in schönberg den bus in die stadt genommen. Ich bleibe mir treu und verlasse die stadt ebenfalls wieder per bus. Die begründung ist einfach – ich habe vier jahre in schönberg gelebt und bin immer mal wieder zu fuss in die stadt – ich habe acht jahre in Les Dailles gelebt und bin auch da öfters mal zu fuss nach hause. Andere machen ihren jakobsweg auch in etappen – also habe ich meine für Fribourg eben einfach schon geleistet. Ich fahre daher ohne gewissensbisse bis Moncor und beginne meinen marsch dort.

Heute harzt es wieder. Es ist zum katzen jüngeln – aber wenn eine problemzone anfängt sich zu beruhigen, kommt was anderes. Heute brennen mir die fersen und es fühlt sich an als ob ich daran beulen hätte. Ich schlurfe also vorwärts bis ich zu einem punkt komme, wo ich am liebsten absitzen und in streik gehen würde. Ich wäffele noch etwas vor mich hin – speziel über den ver----ten asphalt und schliesslich sehe ich ein, dass ich eine pause brauche. Ich flätze mich längelang an einen hang auf meinen poncho, verknuspere einen apfel und döse dann etwas vor mich hin. Es herrscht ziemlicher landwirtschaftsverkehr und der eine oder andere bauer gibt meiner dahingepflatschten person einen amüsierten blick.

Dann fallen ein paar leichte tropfen. Mit schlafen ist vorbei. Ich bin gerade bereit, mich für die letzte stunde auf die socken zu machen, da kommt – halleluja (für mich!) Jonas um die ecke. Er hat, anders als ich, alles gemacht, auch den umweg über Hautrive, den ich mir erspart habe. Er erlaubt mir, mich an ihn dranzuhängen und quasselnd vergehen auch die letzten kilometer. Kurz nachdem wir wieder loslaufen, fängt es dann an zu regnen – und es ist immer noch dabei.

Im frauenkloster, am fuss vom hügel von Romont, versuche ich ein bett zu kriegen, da ich keine lust habe, den hogger von Romont raufzupiesten, aber im kloster ist schon nichts mehr frei. Also bummle ich hinter Jonas her, finde dann aber halb den hügel rauf, ich wolle erst mal telefonisch die unterkunftssituation abklären. Es braucht etliche telefonate, bis sich zwei betten finden lassen – da Jonas und ich eh die gleichen unterkunftslisten haben, geht das suchen schliesslich in einem. Die zwei betten die noch frei sind, aber in der altstadt von Romont – also, trotzdem hochpuckeln. Jetzt sitze ich hier in einer art verglaster verande, wo mehrere betten stehen, abgetrennt mit vorhängen. Wir haben zugang zur ganzen wohnung und die veranda ist richtig urig. Das wetter läd zum einkuscheln ein aber dabei lässt sich so schlecht schreiben. Als muss das kuscheln noch etwas warten.

Heute habe ich mir angeschaut wieviele etappen etwa noch sind bis Genf. Also ein paar sind's schon noch. Gestern beim frühstück in Kehrsatz fand ich neben meinem teller euros und schweizerfranken. Mein götti meint dann: „Erst wollte ich dir ja nur euros hinlegen, aber so wie du gestern in der gegend herumgehumpelt bist, zweifle ich, dass du es bis Genf schaffst, daher habe ich noch ein paar schweizerfranken dazugelegt. Sonst hast du ja nichts davon.“ Süss mein Götti – und wenn mich etwas bestärken kann ab Genf weiterzuwandern, dann sicher sein 'unglaube'.

For ES

This morning looks promising – but the promis is not being held. I leave earlier than is usual for me. Like yesterday I start out cheating – yesterday I took the bus from Schönberg down into town – and today I stay faithful to myself and leave the town by bus again – in the other direction. The explanation is simple. I lived four years in Schönberg, and I've walked countless times down that hill and up the other side again. I lived eight years in Les Dailles and more than once I had to foot it home. So – others do the camino in etappes too – I just did mine a bit earlier. I take the bus without a twinge of bad consciousness and start out in Moncor.

The walking is anything but. I curse the asphalt, and my heels are giving me hell. I don't have blisters, it's as if they are bruised and that is very uncomfortable. I drudge along with little motivation and feel like sitting down and just staying there. Finally I decide to give myself a rest and select the side of a hill to lay down on my poncho. I munch an apple and then sprawl in the grass, napping. There's quite a bit of agricultural traffic on the road and I catch the one or other amused grin by a farmer.

Then a few droplets fall. No more sleeping. I gather my things to tackle the last hour or so when – Halleluja (for me!) Jonas turns around the corner. I did sort of expect to see him on the road again after saying goodbye at breakfast. He allows me to limp along and with talking the last hour disappears and we reach Romont. The town is on a hill and I have no intention to climb it needlessly and with the whole backpack, so I try to get a bed at the woman's monastery but no luck.

Independent person that I am I dawdle after Jonas up the hill, worrying that I might have to come all the was back down in case we don't find a room in the old town. So I decide to call ahead – and it takes several calls to finally find two beds – since Jonas has the same list of accomodation it's only reasonable to take all the beds we can at one go. So now we are in a kind of winter garden with several beds, separated by curtains. The weather continues rainy and invites to cuddle up, which I will do the moment I finish the entry.

There are still about five etappes left before I am in Geneva. Yesterday at my godfather's place I found some Euro and Swiss franks beside my plate. My Götti: „I first thought to give you just Euros but the way you limped around yesterday I doubt you'll make it past Geneva and then you wouldn't be able to use the money.“ Sweet, my götti, and if there is one thing to motivate me past Geneva it is his disbelief.

So – cuddle time

Freitag, 13. August 2010

Tag dreizehn

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Ich hab's getan! Ich bin von Rüeggisberg 32 kilometer nach Freiburg gelaufen. Ich bin echt stolz auf mich. Und ich kann sogar noch soweit herumwackeln, dass ich mit einer ehemaligen studienfreundin für heute abend noch in der stadt abmachen konnte.

Ich habe fast zwölf jahre in Freiburg gelebt und hier studiert, ich kenne die stadt – eigentlich. Kurz vor Tafers traf ich eine radfahrerin auf dem weg und sie hat mich geradeheraus gefragt ob ich den jakobsweg mache. Sie war sehr interessiert und wir haben ein bisschen gesprächelt, dabei kam ich auf darauf, dass ich Fribourg kenne – und realisierte plötzlich, dass in all den jahren ich nicht einmal an der bolzenfasnacht oder am gründonnerstagsumzug war! Von wegen kennen! Und als ich mich der stadt näherte, kam mir das quartier, wo ich über vier jahre gelebt hatte, völlig unbekannt vor. Ich hatte nie realisiert, was für hübsche gehöfte in unmittelbarer nähe der stadt noch zu finden waren, bis ich fusswund daran vorbeischlurfte.

Geht es uns nicht oft so? Wir glauben etwas oder jemanden zu kennen, aber wenn unser blickwinkel verschoben wird, realisieren wir, wie wenig wir tatsächlich wissen von dem angeblich bekannten. Es tut gut, mal die welt von einer anderen seite zu erfahren. Und wenn es um zwischenmenschliche beziehungen geht, kann eigentlich so eine verschiebung des blickwinkels doch auch eine gute erfahrung sein. Ausser natürlich, wir haben, wie ein fotograf, sorgfältig den ausschnitt so gewählt, dass das bild einer heilen welt eingefangen wird. Wenn dann der fokus sich verändert und auch der müllhaufen neben dem herzigen häuschen ins bild kommt, verunsichert uns das. Aber sollten wir uns und den anderen zuliebe nicht versuchen ein ganzheitliches bild von dem was um uns ist zu haben? Der dreck ist auch da – der geht nicht weg weil man ihn nicht sehen will – im gegenteil. Nur wenn wir ihn sehen und etwas dagegen tun, können wir irgendwann das bild sehen, das wir sehen möchten – weil es wirklich da ist.

Wie bin ich jetzt wieder ins philosophieren gekommen? Wandern scheint gefährlich zu sein. Aber jetzt mache ich mal schluss – es gibt heute älplermakkaronen mit schinken, und rahm – und hoffentlich mega viel zwiebeln. Genau das worauf ich schon seit gestern lust habe! Da freut sich das herz. Und danach treffe ich Pia – sie meint sie habe gern jemanden der mit ihr warte. Ich: „Und wie weit bist du?“ „Heute ist termin.“ Hilfe!! Ich hoffe sie weiss was zu tun ist falls es tatsächlich heute so weit wäre. Denn ich weiss es bestimmt nicht!

For ES

I did it! I walked for 32 kilometers from Rüeggisberg to Fribourg. I am totally proud of myself, especially since I am still able to walk. I feel even mobile enough to make a date in town with a stud ycolleague of mine who still lives here. I will meet her for a coffee.

I lived in Fribourg for twelve years, I know the town – I thought. But when shortly before Tafers a cyclist started talking to me about the jakobsway and where I was headed to and whether I knew the town – I suddenly realised, that I never in those twelve years had been to the bolzenfasnacht, or the greenthursday's parade. And when I came closer to the town and the suburb I had lived in for four years in I didn't recognize a thing. That just goes to show!

But isn't that often the case? We believe we know something or somebody, but then suddenly the point of view shifts and we understand that our perception was totally one dimensional. It's a good thing to see the world for once from another perspective. And when it comes to human relationships – wouldn't such a shift enrich our life and that of the other person? Unless, naturally, we have carefully selected the frame of the picture we want to see, so that it contains only an ideal vision. Then, of course, a shift of focuss may suddenly reveal the rubbishtip next to the idyllic cottage. And that is not something we care to see. But shouldn't we aim at a deeper view of the world, accept the rubbish tip with the fairytale cottage? If we close our eyes, the rubbish tip doesn't go away – but if we look hard at it and then possibly do something about it – we might just end up with a real vision of our ideal – because this time it is actually there.

Erm – how did I get into philosophising again? Walking is dangerous stuff!

But now I'll stop here, dinner is almost ready – alpler maccaronen (pasta) with ham and cream – and hopefully loads of onions! Exactly what my little heart dreamed of since yesterday! After that I'll go to meet Pia. She was a bit surprised to hear from me but said – she didn't mind somebody waiting with her. I (in alarm)“ How far are you?“ She, drily, „I'm about due today.“ !! I really hope she knows what to do in the eventuality – because I sure as heck don't!

Donnerstag, 12. August 2010

Tag zwölf

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Luxus pur

Nach einer wundervollen nacht wache ich zu wolkenbedecktem himmel auf. Es regnet- welche überraschung. Ich lasse mir daher zeit und plöterle gemütlich mit dem frühstück herum. Heute stehen mir etwa 26 kilometer bevor dazu brauche ich warscheinlich etwa sieben stunden mit pause und wehweh rast. Ich verlasse daher das haus um neun, das sollte mir genügend zeit geben. Gerade als ich um die ecke biege sehe ich vor mir einen anderen wanderer der seinen schweren rucksack den hang hochbuckelt. Mein schritt ist ein bisschen schneller und so hole ich ihn langsam ein. Als ich vorbeiziehe und freundlich grüsse, sehe ich, dass es einer der jungs ist, die mit mir in Stans im gleichen bauernhof übernachteten. Etwas überrascht rutscht es mir heraus: „Bis du noch nicht weiter?“ Immer diplomatisch, so bin ich. Jonas erklärt mir er habe einen tag in Interlaken zusätzlich eingelegt, daher ist er etappenmässig wieder gleich weit wie ich. Wir quatschen ein paar minuten, in Amsoldingen will er dann aber eine pause machen, da er schon seit Thun unterwegs ist, und ich marschiere weiter, nachdem ich mir den poncho überwerfe. Kaum getan setzt der regen ein und es sieht aus als ob er für einige zeit dabeibleiben will. Das laufen im regen hat etwas hypnotisches, das rauschen auf dem poncho, eingepackt in einem kokon aus feuchter wärme wendet sich der blick nach innen.
Wie erwartet, holt Jonas mich aber vor Blumenstein wieder ein und von da an marschieren wir zusammen. Jonas studiert theologie und so ist es naheliegend dass wir ins philosophieren kommen. Wir finden beide, dass für uns die kernaussage der ganzen Christlichen lehre in dem 'einfachen' satz zu finden ist: Liebe deinen nächsten wie dich selbst. Wobei beiden teilen das gleiche gewicht zukommt – es ist eine 1=1 gleichung. Wir müssen anderen die gleichen rechte zustehen wie wir selber beanspruchen – aber auch wir dürfen die gleichen rechte beanspruchen für uns wie sie andere für sich beanspruchen. Daraus entsteht reibung – aber mit toleranz gehandhabt, ist dies die einzige form des sozialen zusammenlebens bei der niemand den kürzeren zieht.
Wir parlieren über gott und die welt und so verschwindet der weg unter unseren füssen. In Riggisberg, allerdings, jammern meine füsse so sehr, dass ich eine längere pause brauche um es noch bis nach Rüeggisberg zu schaffen. Dort will mich mein Götti abholen, ich übernachte heute in Kehrsatz. Jonas macht sich also wieder allein auf die socken. Etwa zehn minuten später scheinen auch meine füsse wieder wanderfähig zu sein und ich nehme die letzte stunde unter die füsse.

Jeden abend, wenn ich kaum noch weiter komme und die kilometer nicht dem durchschnitt entsprechen, wundere ich mich, ob ich es je nach Spanien schaffen werde. Wenn die füsse brennen und die knie schmerzen, kommen zweifel leicht auf. Am morgen, wenn der schmerz wieder nur ein dumpfes brummen ist und die knie wieder einigermassen den dienst tun, sieht die sache wieder besser aus.

Morgen steht mir eine sehr lange etappe bevor – ich will bis Fribourg kommen. Noch leben ein paar ehemalige studienkollegen in Fribourg, ich werde mich wohl morgen mal kurz bei ihnen melden.

For ES

After a blissful night's sleep I wake to an overcast sky. It's raining again – what a surprise. Hoping for better weather I dawdle around with breakfast until, around nine, I finally make a start. I turn around the corner and see in front of me another walker, lugging his backpack up the hill. Since my pace is a little faster I eventually overtake him and smile a friendly greeting. After a moment's hesitation I recognise him: it's one of the guys who slept at the same farm as I in Stans. I blurt out: „Why aren't you further already?“ Diplomatic as always. He explains that he spent an additional day in Interlaken so we are at a par again. We continue for a while together, but in Amsoldingen he wants to make a rest since he's already on the way since Thun,so I continue alone. The weather threatens rain now and I throw my poncho over, just in time before rain settles to a steady downpour.

Walking in the rain has something hypnotic. Wrapped in a warm, humid cocoon the eye turns inwards. It allows me to forget the bitumen under my feet.

Shortly before Blumenstein Jonas catches up with me. We continue together and start talking. Jonas studies theology so it is logical to start philosophising. We both agree that the key sentence in Christian faith for both of us is the dictum: love thy neighbour as you love yourself. With equal weight on both parts. It's an equation 1=1. We have to give others the same rights we demand for us – but we also have the same rights as others demand for themselves. This causes friction but handled with tolerance it's the only form of social interaction which will give both sides justice.
We continue to talk and thus the way disappears under our feet. In Riggisberg, however, my feet complain so much that I need to stop for a time. Jonas continues on – I guess we will meet again, sooner or later. After a time my feet feel again in walking order and I continue to Rüeggisberg where my godfather will come to fetch me. Tonight I'll sleep in Kehrsatz.

Every evening my legs feel out of order and my knees ready to stop service. At such moments I doubt whether I will ever make it even out of Switzerland. In the morning when the permanent pain in my feet is just a background noise and the knees seem to behave again, things immediately look differently. But I understand how permanent pain, even at the low level I am experiencing it, can wear down a person's good humour.

Mittwoch, 11. August 2010

Tag elf

Karte hier

Heute morgen wache ich schon früh auf, weil die japanischen mädels in meinem zimmer anscheinend schon um sechs raus müssen- macht aber nichts, ich habe genug geschlafen. So gehe ich eben raus und an den see runter und schaue mir den sonnenaufgang an. Wobei sonne – ist etwas grosszügig. Der himmel ist ziemlich bedeckt und die sonne muss sich durch ein paar wolkenlücken ihren weg bahnen. Habe ein paar schöne wolken stimmungen aufnehmen können.

Trotz frühem aufstehen vertrödle ich mich mal wieder und komme erst um neun aus den startlöchern. Ich fühle mich nach dem gestrigen rappel fit, hatte auch eine gute nacht und daher geht's munter vorwärts. Auch heute stehen einige steigungen an, aber im gegensatz zu gestern sind diese erklärbar... die Beatushöhle ist nun mal in (schweisstreibender) höhe oben. Beide habe ich schon in Schwyz gesehen, da fielen sie mir sofort auf. Wir reden ein bisschen zusammen aber dann möchte enkelchen eine pause machen und ich stapfe weiter den berg hoch.

Oben angekommen, hole ich mir einen pilgerstempel aber die höhlenbegehung muss ich auslassen. Ich habe weder das geld (steile 18.-) noch die zeit dazu, denn es ist schon gegen halb eins als ich ankomme. Und ich will heute noch bis Amsoldingen. Dazu werde ich aber in Merligen das schiff nach Spiez nehmen und dann hintenrum gehen. Das ist nicht der offizielle pilgerweg – da wird alles gefussnet – aber ich bin mir sicher, wer's sich leisten konnte nahm auch damals schon das schiff.

In Merligen muss ich zwangsläufig eine pause von über einer stunde einlegen bis das schiff kommt und ich in Spiez bin. In Merligen war ich noch ziemlich fusslahm, aber nach der pause haben sich meine füsse gut erholt und es geht nochmals zügig weiter. Die strecke ist schön aber so gegen fünf denke ich langsam ans ankommen. In Amsoldingen soll es mehrere bed and breakfast geben also werde ich da mal rumtelefonieren müssen. In zwieselsberg, etwa vier kilometer von meinem ziel entfernt geht es einen steilen hang hoch – da komme ich nur noch einen schritt nach dem anderen hoch – einfach schritt für schritt und nicht nachdenken wie weit es noch ist. Schliesslich hebe ich den kopf und oben auf dem sattel grüsst mich ein wunderschönes neues chalet, und von der seite winkt mir ein liebliches zeichen zu – B&B frei. Wer will denn da noch nach Amsoldingen! Das läuft mir nicht davon. Morgen ist die etappe sowieso kürzer also macht es nichts wenn die paar kilometer da noch dazukommen.

Meine füsse sind schon auf dem weg zum klingelknopf bevor der kopf sich alles zurechtgelegt hat.

Jetzt sitze ich da auf der terasse, mit wunderbarer aussicht, habe ein richtiges kleines appartement mit küche und bad für mich allein und kann es sogar noch bezahlen! Und im schrank sind sogar nudeln und sauce, so dass ich mir für wenig zusätzliches geld auch noch ein nachtessen kochen kann. Welcher luxus.

Es braucht nicht viel um glücklich zu sein. Heute bin ich es. Und als ob der himmel es mir bestätigen will, scheint über den bergen noch ein schwacher regenbogen auf. Ein foto könnte ihn wohl nicht bannen, so behalte ich das bild halt im kopf.

For ES
After yesterday's pout I feel fine this morning. I wake up early because the Japanese girls in my room apparently have to leave befor six. After they've gone I don't feel like sleeping anymore and get up to watch the sunrise. Whereby SUN rise is a bit of an exaggeration. It is overcast so the sun has to drill through a few cloud holes to make herself felt. Provides good drama though. I take a few quite spectacular cloudscapes I think.

Despite the early rising I again don't manage to leave before nine. But once I get going the going gets fine. There is more climbing involved in this route, but contrary to yesterday there is an objective to all that climbing – the Beatus caves are up on the side of the mountain.

On my way I overtake a granddad and his grandson. They've been walking since Schaffhausen, since the 30. july and they hope to get as far as Geneva. I've seen them before several times but only now we get to talk a few words. Then the grandson wants to have a rest and I continue up the path.

At the Beatus caves I get my pilgrim's stamp but I can't afford to visit the caves – the price is to steep for me and I haven't got the time anyway. I still need to get to Amsoldingen and that is across the lake. I reach the lake around quarter to two – the ship will only go to Spiez at twenty to three. I take a rest – and much needed it is. My feet are already complaining.

However, once I am on the other side in Spiez the rest seems to have been what was needed, and I can continue almost without complaints. But when it starts do draw towards sixenish I begin to think about rest and board. In Amsoldingen there are supposed to be several B&B so I soon will have to start calling around. About four kilometers before Amsoldingen in the small weiler of Zwiselsberg the path ascends steeeeply. I am now down to step by step... just one after the other and don't think when you arrive on top.

Finally I raise my head – and am greeted by the sight of a brandnew chalet on top of the hill, and a wonderful B&B sign laughing at me. So ...who wants to go to Amsoldingen if rest is so soon at hand? The few kilometers to the next village I can easily do tomorrow when the whole etappe will be a bit shorter anyway.

My feet are already heading for the bell before my head has finished reasoning things out.

Now I am sitting outside, the fountain purls next to me, the swallows are whizzing past and my eye goes back up valley- all the way that I have come today. Inside I am in temporary ownership of a small apartment with kitchen and bath and bed, and a stocked larder which allows me to cook dinner for a small additional fee too! And all that for an affordable price!

Happiness lies in small things – and today I am happy. And as if to confirm this I notice a faint rainbow spanning the valley. It's too faint to take a picture – but my mind will remember it.

Dienstag, 10. August 2010

Tag zehn

karte hier

Heute hatte ich wohl den laufkoller.
profil praktisch alles gerade, ausser rauf zu der hängebrücke.

Schön, das sollte ein geruhsamer marsch werden. So gehe ich denn los, und es geht raaaaaauf und dann wieder runnnnnnter und dann wieder raaaaaauf und nochmals runter. Und für jedes rauf (ich spreche von mehreren hundert höhenmetern) – gibt es nicht die geringste logische erklärung. Irgendwann ist einfach fertig und dann geht's wieder runter. Ich habe ja kein problem rauf zu marschieren wenn man wo drüber muss, aber einfach so hochgehen... das ging mir echt an die nüsse - oder in meinem fall eierstöcke. Zudem war der weg langweilig und so kochte ich leise vor mich hin bis ich in Niederried war. Und wenn man mal die motivation zum fenster raus geworfen hat, folgt die ausdauer gleich hintendrein. So war ich stocksauer und wünschte mir nur noch- Interlaken wo bist du?!

Ab Niederried versöhnte mich der weg dann wieder etwas da er unnötige steigungen vermied. Irgendwann sass ich dann oben an einer eisenbahnbrücke und musste mir genau überlegen – Jugi – wohin? Da kam dann mein komputerchen wieder mal gäbig zum zug und mit einer guten karte fand ich schnell den schnellsten weg- und war dann auch noch rascher dort als erwartet. Geduscht und an einem schönen ort sitzend erscheint mir mein schmollanfall schon wieder etwas lächerlich. Ich fürchte jedoch, es wird wohl nicht der letzte gewesen sein.

For ES

Today I guess I got my first crisis.

After yesterday's surprise march I feel my legs are doing reasonably well, but think it best to keep a medium distance. From Brienz to Interlaken are about 19 kilometer. According to my heighthprofile it's also all straight except for one ascent to a hanging bridge. So I march blissfully off in the expectation of an easy walk.

So I walk – uuuuuuuup and doooooooown and then uuuuuup again and doooooown again. I get fairly pissed at that because I don't mind walking up when there is any reason for it- like crossing a pass or getting around an obstacle. But here it just goes up – and then, without any rhyme or reason it goes down again. I am fuming by the time I get down needlessly for the second time, my knees are by now complaining and my motivation is shot. And when the motivation is shot, endurance will die a quick death as well. So soon I just slouch along and the only thought in my head is – when is Interlaken coming up?

After Niederried I get slightly mollified by the way since it avoids any unnecessary ups and downs and finally I sit above a railway bridge and see Interlaken across. Now... where is my youthhostel? No indication about Böningen. Out comes the computer and a quick check of the map reveals the best way to get to Böningen. And then, after all that whingeing and whining I arrive faster than anticipated.

Now, showered and gotten rid of my stinky shoes, my recent pout already feels slightly ridiculous. But – I fear – it won't stay the last one.