Freitag, 13. August 2010

Tag dreizehn

karte hier

Ich hab's getan! Ich bin von Rüeggisberg 32 kilometer nach Freiburg gelaufen. Ich bin echt stolz auf mich. Und ich kann sogar noch soweit herumwackeln, dass ich mit einer ehemaligen studienfreundin für heute abend noch in der stadt abmachen konnte.

Ich habe fast zwölf jahre in Freiburg gelebt und hier studiert, ich kenne die stadt – eigentlich. Kurz vor Tafers traf ich eine radfahrerin auf dem weg und sie hat mich geradeheraus gefragt ob ich den jakobsweg mache. Sie war sehr interessiert und wir haben ein bisschen gesprächelt, dabei kam ich auf darauf, dass ich Fribourg kenne – und realisierte plötzlich, dass in all den jahren ich nicht einmal an der bolzenfasnacht oder am gründonnerstagsumzug war! Von wegen kennen! Und als ich mich der stadt näherte, kam mir das quartier, wo ich über vier jahre gelebt hatte, völlig unbekannt vor. Ich hatte nie realisiert, was für hübsche gehöfte in unmittelbarer nähe der stadt noch zu finden waren, bis ich fusswund daran vorbeischlurfte.

Geht es uns nicht oft so? Wir glauben etwas oder jemanden zu kennen, aber wenn unser blickwinkel verschoben wird, realisieren wir, wie wenig wir tatsächlich wissen von dem angeblich bekannten. Es tut gut, mal die welt von einer anderen seite zu erfahren. Und wenn es um zwischenmenschliche beziehungen geht, kann eigentlich so eine verschiebung des blickwinkels doch auch eine gute erfahrung sein. Ausser natürlich, wir haben, wie ein fotograf, sorgfältig den ausschnitt so gewählt, dass das bild einer heilen welt eingefangen wird. Wenn dann der fokus sich verändert und auch der müllhaufen neben dem herzigen häuschen ins bild kommt, verunsichert uns das. Aber sollten wir uns und den anderen zuliebe nicht versuchen ein ganzheitliches bild von dem was um uns ist zu haben? Der dreck ist auch da – der geht nicht weg weil man ihn nicht sehen will – im gegenteil. Nur wenn wir ihn sehen und etwas dagegen tun, können wir irgendwann das bild sehen, das wir sehen möchten – weil es wirklich da ist.

Wie bin ich jetzt wieder ins philosophieren gekommen? Wandern scheint gefährlich zu sein. Aber jetzt mache ich mal schluss – es gibt heute älplermakkaronen mit schinken, und rahm – und hoffentlich mega viel zwiebeln. Genau das worauf ich schon seit gestern lust habe! Da freut sich das herz. Und danach treffe ich Pia – sie meint sie habe gern jemanden der mit ihr warte. Ich: „Und wie weit bist du?“ „Heute ist termin.“ Hilfe!! Ich hoffe sie weiss was zu tun ist falls es tatsächlich heute so weit wäre. Denn ich weiss es bestimmt nicht!

For ES

I did it! I walked for 32 kilometers from Rüeggisberg to Fribourg. I am totally proud of myself, especially since I am still able to walk. I feel even mobile enough to make a date in town with a stud ycolleague of mine who still lives here. I will meet her for a coffee.

I lived in Fribourg for twelve years, I know the town – I thought. But when shortly before Tafers a cyclist started talking to me about the jakobsway and where I was headed to and whether I knew the town – I suddenly realised, that I never in those twelve years had been to the bolzenfasnacht, or the greenthursday's parade. And when I came closer to the town and the suburb I had lived in for four years in I didn't recognize a thing. That just goes to show!

But isn't that often the case? We believe we know something or somebody, but then suddenly the point of view shifts and we understand that our perception was totally one dimensional. It's a good thing to see the world for once from another perspective. And when it comes to human relationships – wouldn't such a shift enrich our life and that of the other person? Unless, naturally, we have carefully selected the frame of the picture we want to see, so that it contains only an ideal vision. Then, of course, a shift of focuss may suddenly reveal the rubbishtip next to the idyllic cottage. And that is not something we care to see. But shouldn't we aim at a deeper view of the world, accept the rubbish tip with the fairytale cottage? If we close our eyes, the rubbish tip doesn't go away – but if we look hard at it and then possibly do something about it – we might just end up with a real vision of our ideal – because this time it is actually there.

Erm – how did I get into philosophising again? Walking is dangerous stuff!

But now I'll stop here, dinner is almost ready – alpler maccaronen (pasta) with ham and cream – and hopefully loads of onions! Exactly what my little heart dreamed of since yesterday! After that I'll go to meet Pia. She was a bit surprised to hear from me but said – she didn't mind somebody waiting with her. I (in alarm)“ How far are you?“ She, drily, „I'm about due today.“ !! I really hope she knows what to do in the eventuality – because I sure as heck don't!

3 Kommentare:

  1. Hallo Barbara, jeden tag warte ich bis die zeit es mir erlaubt deinen bericht zu lese.
    so spannend, eindrücklich und intressant bewundere deine ausdauer deinen humor und auch deine ansichten sind echt gut. grüsse dich lieb und bis zum nächstenmal. pass auf dich auf Luana

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  2. Hallo Barbara,

    jeden tag warte ich gespannt bis ich die zeit finde um deinen eintrag zu lesen. finde es sehr spannend und humorvoll. endlich habe ich auch rausgefunden wie ich dir schreiben kann smile..... auch deine tiefsinnigen gedankengänge gefallen mir. grüsse dich und pass auf dich auf Lu

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  3. hallo Luana.

    Freut mich von dir zu hören und dass du meine einträge spannend findest. Ich hoffe es bleibt so.

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