Montag, 30. August 2010

Tag dreissig

Etappe: Faraman – Bellegarde Poussieu ca. 21 km
Es rappelt in der kiste.

Die nacht in der hütte beschert mir den wohl tiefsten schlaf seit langem. Wenn mein vater nicht angerüfen hätte, um zu wissen ob alles in ordnung ist, da ich seit zwei tagen nicht bloggen konnte, hätte ich voll verschlafen.

Ich ziehe bereits um halb neun los, da ich nicht sicher bin ob ich nicht nach St. Romain gehen will, das wären fast 30 kilometer. Zu beginn geht es mit dem laufen auch gut, ich komme vorwärts. Als es aber die eine hügelkuppe runter und die anderen wieder rauf geht, brennt bei mir etwas durch. Es ist mir plötzlich alles zu – langweilig, schmerzhaft, sinnlos – was auch immer. Auf jeden fall frage ich mich ernsthaft, was denn das ganze soll. Warscheinlich hat mich der ständige, kalte wind fertig gemacht aber auf jeden fall habe ich den koller. Ich sehe eine Französin im schatten eines baumes rasten, wir begrüssen uns (sie kennt schon meine geschichte mit der garage – von Paul) und wir kommen etwas ins sprechen. Dummerweise fragt sie mich, ob ich bis Compostella gehen wolle und ich brummle- das frag ich mich auch. Sie kann meinen koller nicht so ganz verstehen, sie ist aber auch erst seit ein paar tagen unterwegs und will nur bis Le Puy.

Es gibt ein paar dinge, über die ich mir klar werden muss. Was ist jetzt wichtiger? Nach Compostella kommen, oder ein bestimmtes tempo einhalten? Ich stelle einfach fest, dass ich mit einem durchschnit von 25km oder noch mehr am tag auf dauer überfordert bin. Ich muss mich also fragen, was ist mir wichtiger? Jeden tag gemächlich ein ziel zu erreichen, mich auf land und leute einlassen können und halt länger brauchen- oder das ganze als rennen anschauen und im gesetzten rahmen versuchen durchzukommen. Vielleicht ist es ja machbar, wenn ich mich etwas mehr zusammenreisse und etwas mehr von mir fordere. Aber bin ich dann nicht im genau gleichen stress und leistungsorientierten trott vor dem ich reissaus genommen habe? Ich werde wohl meine erwartungen an mich kurzfristig etwas herunterdividieren müssen, damit ich der langfristigen erwartung überhaupt gerecht werden kann – nämlich anzukommen. Nichts ausser meinen eigenen erwartungen zwingt mich den zeitrahmen einzuhalten. Warum setzten wir uns immer selber unter druck?

Ich fange jetzt erst so richtig an zu realisieren, wie lange drei monate sind, oder vier, wenn man jeden tag aufs neue losmarschieren muss. Es fehlt mir eigentlich an nichts auf diesem marsch, aber heute insbesondere scheinen mir die verbleibenden kilometer und tage riesig zu sein. Und da gibt es leute, die nicht nur hin sondern auch noch zurücklaufen! Für heute lasse ich es mir mal wieder gut gehen, kuriere mein kopfweh aus (der wind ist schlimmer als der föhn) und geniesse vielleicht wieder mal ein bisschen zivilisation in form des fernsehers in meinem zimmer. Auf jeden fall bin ich schon wieder total auf den socken, mich friert und das ist ein zeichen, dass ich erschöpft bin. Der wind scheint mir die energie richtig abzuzapfen. Daher – gehabt euch wohl.

For ES

I got the blues

I've slept well last night, possibly better than any other time since I set out. I would have overslept if my dad didn't call me to know how I am – I haven't been able to blog for two days now.

I leave that tiny place with some regret – the love that has gone into all its details have made it the most homey place I've been in so far. But at half past eight I'm on my way. The walking so far is no problem and I get ahead at a good speed. But that starts to change when after up-hill and down-hill follows the next up-hill. Suddenly J'en ai mare – I'm sick of walking. It's – boring, pointless, painful l- whatever. In any case I ask myself seriously why I am doing this. What's the point? Most days I don't get to do the necessary 25 km to reach my goal in time. I might, if I was prepared to push myself more, go against the fatigue and the pain. But whatfor? Nobody except my own planning forces me to finish my way within a set time. Why should I push myself pointlessly, create for me the same stress and ratrace I intended to quit? Maybe it's time to accept that an average of 20km is what will get me to Compostella, while an average of 25 will just get me down. Maybe I am also just looking for cheap excuses because I am not performing as average. But that is the point again – there is NO performance on the way. There is just getting there or not. It is long enough to be an achievement even if it has taken me 20 days more- if during those twenty days I have enjoyed the way. Because – that is most important for me – this is no penitence – there is no need to make life difficult for me. If our lives are like a voyage – as an old song goes – then the best we can to is – enjoy it. When it ends it ends, and then you cannot go back again and say – I'd like to visit that place a bit longer.

Well – for today I am out of breath. The permanent cold wind has sucked all the energy out of me and I am really tired. Maybe I will make use of a bit of the civilisation around me and watch the TV in my room.

Tag neunundzwanzig

etappe: La Plantière – Faramans 16 km
unterkunft: Gite Les Millières

Ohne frühstück geht nichts

Die nacht gestern gestaltet sich – vorhersehbar. Die decken sind zwar auf den ersten blick weich aber geben halt nicht genug nach um den ecken und kanten einer frau gerecht zu werden. Der wind rattelt um die alte garage herum und hält mich wach. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mit einem ohr auch immer noch höre ob nicht allenfalls noch etwas menschliches an der garagentür rüttelt – aber dem ist nicht so. Gegen halb eins schläft der wind schliesslich ein und ich finde auf dem bauch eine position die mich einschlafen lässt. Ich wache dann zwei-dreimal auf um mich umzubetten, mein rücken macht mir aber klar, dass nur bauchlage genehm ist.

Gegen zwanzig vor sieben geht im stall die melkmaschine an und ich stehe auf. Ich habe zwar sechs stunden geschlafen bin aber logischerweise steif und nicht wirklich wach. Ich wandere in den stall hinüber und brabble der jungen frau beim melken die ohren voll. Der alte farmer kümmert sich um seine frau und seinen sohn. Gestern hat er mir noch erzählt, er habe vor zwanzig jahren den hof seinem sohn übergeben – und jetzt muss er plötzlich wieder alles übernehmen, weil sein sohn an leberkrebs erkrankt ist und seit monaten nichts mehr tun kann und seine frau ist ebenfalls bettlägrig. So muss dieser 84 jährige bauer sich jetzt um zwei kranke und einen hof kümmern – und kommt selber schief wie eine windgebeugte eiche daher.

Für mich wird es zeit zu gehen – mit leerem magen, da ich von gestern nichts mehr zu essen übrig habe. Ich will im 6km entfernten le Côte St.André frühstücken. Die möglichkeit bei jemand fremdem anzuklopfen und essen zu verlangen ignoriere ich. Ich merke jedoch bald, dass mein apparat ohne entsprechende energie sehr schlecht funktioniert. Ich bin müde, hungrig und kein noch so aufrechtes gehen kann mir die nötige energie geben. Ich habe das gefühl, die lächerlichen eineinhalb stunden bis zum ort schleppe ich mich schon auf dem letzten zahn dahin.

Schliesslich kann ich dann was zu beissen kaufen, und einen winzigen kaffee trinken. Ich beschliesse direkt nach einer unterkunft zu suchen und versuche es im 14 km gelegenen Pommier. Doch der anrufbeantworter – schwer verständlich – scheint mir mitteilen zu wollen dass kein platz zu haben ist. Also versuche ich es im dorf vorher, da ich mich heute auf keinen fall weiter laufen sehen kann. (ich bin jetzt, um 17:30 schon am gähnen wie ein weltmeister). In Faraman gibt es jedoch platz, ich muss allerdings selber verpflegung mitbringen. Super – noch schnell was im laden einkaufen, der bis 12:00 offen hat. Danach entscheide ich, da ich nur 10km laufen muss kann ich noch etwas vom Berlioz festival geniessen. Auf dem hauptplatz findet ein öffentliches konzert mit klassischer musik statt und ich bleibe dort bis es zu ende ist. Besonders ein stück, dass mich an Stranvinsky erinnert, gefällt mir sehr gut.

Etwas weiter komme ich an einem bushäuschen vorbei von wo mich jemand anspricht. Ich erschrecke fast, denn Frankreich scheint nur aus häusern, geparkten autos, kläffenden hunden und menschenleere zu bestehen. Es ist dann auch kein Franzose, sondern ein anderer pilger, Robert, aus der Schweiz. Wir kommen ins gespräch und gehen den weg bis Faraman zusammen weiter. Hier sieht er sich eine B&B unterkunft an, da er nichts zu essen dabei hat, und ich gehe weiter zur gite,

Jetzt sitze ich hier in der miniaturausgabe eines trapperhauses, mit fellen und fallen an den wänden, und körben, kräutern und kolben unter der decke. Es ist winzig – drei mal fünf meter, aber es hat alles was nötig ist – kühlschrank, gas, wasser (kalt), elektrisch. Ein kajütenbett, ein tisch und eine bank verkomplettieren die ausstattung.
Draussen wiehert Roxanne, der rotschimmer appaloosa des besitzers herum – er scheint auf etwas zu warten. Bevor ich in die hütte reinging um zu schreiben, sass ich drassen an einem tisch mit blick über die ebene, die hügelzüge der moränen des einstigen Rhonegletschers links und rechts, in der ferne das gebirge der Chartreuse. An guten tagen könnte man bis zum Mont Blanc sehen. Der kühle wind, der über die hügelkuppe bläst, vertreibt mich aber bald in die relative wärme des hauses, das jetzt durch den gaskocher noch wärmer wird. Der einzige nachteil am ganzen arrangement ist die relativ weit entfernt lokalisierte toilette und dusche. Dazu muss ich die pferdeweide hoch und über den campingplatz. Es hat zwar eine not toilette in der nähe – aber das ist eine italienische – und da machen meine knie nicht mit.

Als der besitzer mir die toiletten zeigt, kontrolliert er schnell ob noch papier da ist – alles leer. Er konstatiert das mit einem blick auf die durch die ritzen unter dem dach hereinwachsenden efeuranken mit einem schulterzucken – im notfall reichts...

Heute habe ich das erste mal in meinem leben eine gottesanbeterin in der natur gesehen. Das insekt sitzt einfach auf meinem schlafsack auf dem bett. Sie ist gross – fast 8cm lang, hellgrün und wunderschön. Sie dreht den kopf und sieht mich an als ob sie mich erfassen könnte. Kein insekt sieht wohl so ausserirdisch aus wie dieses.

For ES

The outcome of the night is – previsible. The blankets look and feel soft enough, but are not enough to accomodate all the bumps and humps of a woman. I find it hard tofind a comfortable position. Outside the wind rattles around the garage, keeping me awake. To be honest part of me also listens whether there isn't something human rattling the door as well. There isn't. Around midnight the wind finally dies down and I manage to fall asleep. I wake up a couple of times to shift position, but my back tells me clearly – only on the belly will be tolerated.

Shortly before seven the machine in the milkin shed starts working. I get up, shivering, because it is very fresh outside and save myself into the warmth of the cowshed, where I fill the milkmaid's ears with my babbling.

The old farmer in the meantime is seeing to his nearest. His wife is bedridden and the son, who twenty years ago took over the farm has terminal liver cancer. Now this 84 year old farmer has to care for two bedridden people and a farm – he who walks himself bent like a windblown old oaktree.

It's time to leave. I have to walk on an empty stomach, the last food I had I have eaten for dinner last night. It will take me about one a half hours to get to Le Côte St. André and I quickly find that my engines don't run well without apropriate energy. I am tired, hungry and no walking tall can give me the feeling I am advancing at anything more than a totter.

I do get to St. André – I even find a cafe which can serve me some food. But by now my morals are already at rockbottom. I feel that I won't be doing much walking today and I immediately look for the place to stay at night. In the 15km distanced village apparently nothing is free – thus at least I interpret the mysterious message on the answermachine – further than that village I cannot imagine walking therefore I need to try the village closer to St. André, a mer 10 kilometer away. So what?! At least that allows me to go and enjoy a bit of the music – there is a public concert at the hall, a huge wooden construction open on all sides. I listen to the whole concert and realise, that it is almost a month that I listened to music. I very much enjoy it.

Finally I continue. After a few kilometers, somebody calls to me from a busstop. I startle, for France on a sunday (and most other days) seems to exist of well tended houses, yipping and barking dogs behind fences, parked cars – and a general absence of anything human. But the caller is another pilgrim like me – Robert from Switzerland. We chat a little and continue together to Faraman. We want to take a coffee before either heading on or heading towards the gite but despite the indications in our travelguide a cafe is not to be had. Again – an immense emptiness of people in the whole village. Where ARE French people when they are not at work?!

Well, Robert has no food and the gite I go to does not offer any meals. I have bought foodstuff for me so that is not a problem. We separate as Robert wants a B&B and I head for my provisory home of the day.

Now I am sitting in a minuscul version of a trapper's hut including furs and traps on the walls and baskets, corncobs, and a dreamcatcher dangling from the ceiling. It's minute – 3 to 5 meters at most, but it has everything necessary- a fridge, running (cold) water, gas, electricity. A cot, table and bench complete the furniture. The only drawback is the really long way to the shower and the toilet. There IS a toilet nearby but it's an italian one – meaning you have to crouch yourself. That's death to my knees and anyway – if I want such a toilet I am better off al fresco.

Outside Roxanne the appaloosa horse is whinnying up a racket- he seems to be waiting for something. Before the chilly wind whistling over the top of the hill chases me into the warm hut I sit outside on a bench and admire the view over the valley. This place is situated on an endmoraine from the old Rhone glacier. From up here I can see the two flanking hills left by the old glacier, and far away the origin of it – the Chartreuse mountains. Even further back on a clear day will be visible the Mont Blanc. That is the direction I have come. As erratic as my etappes are, they have already carried me half the distance from Geneva to Le Puy. When I am there then I have navigated a mere third of the distance.

As I write I become conscious of small grinding noises around me that start and stop again. I think I hear the woodworms at work.

I also saw a preying mantis for real for the first time in my life. She suddenly was there, on my sleeping bag in the hut. I carried her outside and took a good look. Such a weird looking thing. It turned its head as if it was seizing me up. It's not often I get the impression a creature this small actually sees me. In any case it is the most alien looking insect I know. But very beautiful in its own way.

Tag achtundzwanzig

Etappe: Valencongne – La Plantière ca 27 kilometer
Die entdeckung des aufrechten ganges

Das ganze nimmt seinen anfang gestern als es mir beim ranziehen des rucksacks einen zwick im rücken gibt. Danach spüre ich die ganze zeit einen leichten schmerz im linken rückenmuskel. In der nacht reibe ich mir etwas ein, aber drehe mich doch vorsichtiger als normal um. So weit so gut. Am morgen scheint alles normal, bis ich nach dem morgenessen ins zimmer gehe um zu packen. Da jagt es mir wie tausend nadeln durch den rücken, es zieht mich zusammen und ich kann einen moment kaum atmen. Jeder versuch mich zu strecken wird mit stechenden schmerzen bestraft. Ich rolle mich aufs bett, da kann ich mich langsam strecken. Mein erster gedanke – heute wird nichts mit laufen – mein zweiter – du kannst nicht bleiben, du hast kein bares mehr. Es muss einfach gehen! Also versuche ich mich zu entspannen, zu dehnen, tief zu atmen anstatt flach zu hecheln wie es der instinkt will – und siehe da, der schmerz ebt zur erträglichkeit ab. Ich merke auch, je besser ich mich aufrichte, desto weniger tut es weh.

Ich laufe also los und versuche so grade wie möglich zu gehen. Und was entdecke ich? Dass eine stolze, aufrechte haltung mich viel leichter laufen lässt, das gewicht meines rucksacks scheint nur halb so gross und auch meinen füssen scheint es besser zu gehen. Da erinnere ich mich an die worte meiner balettlehrerin – lauft als ob ihr am scheitel aufgehängt seit. Den rest ganz locker lassen. Ich versuche es – und oh wunder – es geht nochmals besser. Natürlich muss ich mich immer wieder kontrollieren und zurück in position bringen aber schlussendlich laufe ich gute 27 kilometer – und hätte wohl noch mehr gemacht, wenn es sinnvoll gewesen wäre. Denn – kurz nach La Frette möchte ich eigentlich in eine gite – ich finde sie aber auf anhieb nicht und rufe daher an – kein platz. Nächste gite – kein platz. Unterkunft im nächsten dorf - nichts zu haben. Noch ein dorf weiter – so weit hätte ich wohl notfalls noch gehen können – auch nichts. Alles ausgebucht, wir haben ein Berlioz festival mit konzert.

Ja super! Weiterlaufen bringt also überhaupt nichts. Was tun? Ich sitze in der nähe einer ferme wärend ich all diese telefonate mache – also – kurz gedacht und schon gehandelt. Ich gehe auf die ferm, wo sie gerade am melken sind, und erkläre mein problem. Ich brauche ein plätzchen um unter zu kommen.

Der ältere mann erklärt mir, dass im haus nichts zu machen sei, aber es gebe sicher auf der ferm irgendwo ein plätzchen wo ich mich für die nacht einrichten könne. Er zeigt mir die garage neben dem rohbau eines hauses – da hat es eine steckdose, licht und genug platz um mich einzurichten. Er gibt mir noch zwei alte decken um sie auf dem schragen auszubreiten, damit es nicht so hart ist – und schon ist es so weich wie damals mein altes bett. WC – da werden die kühe meine gesellschaft ertragen müssen – baden – ein ander mal.

Jetzt ist es etwa sechs uhr abends – ich frage mich, ob ich noch ins dorf rüber will ins café – dort werde ich morgen auf jeden fall anhalten müssen für das frühstück. Ich hoffe bloss, dass eine tagesetappe morgen reichen wird um mich aus dem gewühl wieder rauszubringen und die nächste unterkunft etwas einfacher zu finden ist. Für heute habe ich alles was ich brauche.

Später: Mit restaurant ist nichts erklärt mir der bauer. Aber es gebe bei der kirche einen mann, der einen table d'hôtes hat. Da könne ich morgen frühstücken gehen. Also ob ich das wage – ich weiss nicht.

Jetzt höckle ich in meiner garage und höre dem wind zu der schon den ganzen tag heftig und recht kühl geblasen hat. Wenn ich mich mal in den schlafsack einmummele, sollte das ganz angenehm werden. Aber erst muss ich noch die kühe besuchen.

For ES

The discovery of the upright walk

The whole begins yesterday. When I turn to pull my backback closer at the restaurant in Les Abrets I feel a strong pain. It tones down again after a moment, but in the night I put on some cream and turn carefully. By morning things seem to be ok- until I go up to my room to pack. A sudden searing pain has me curl up and catch my breath. Any attempt, to straighten is immediately punished with more pain. I roll back onto the bed and slowly uncurl. That works so far. My first thought is – I can't go on today. My second is – you've got to, you've got no cash left. This is a small village – no cash machine here. So – needs must. I carefully get up, try to stretch, stand very straight, take deep breaths, contrary to my instinctiv yapping. Yes, the pain tones down to a dull mumbling. So I start out, trying to walk as straight as I can. And what do you say? Not only can I walk without pain, it's also easier. The backpack seems to lose half its weight, the feet walk with less pain and even an incline is less strenuous. Then I remember my ballett mistress' words – 'walk as if you were hanging from a thread from the top of your head. Let it hang loose'. That works even better.

Naturally I need to control myself all the time and straighten out again but as a result even the hard ground today cannot stop me before I have made my 25km. I would possibly have walked even further – if there had been any use of it. Because – I find that for villages around there is no accomodation to be had. They're having a Berlioz festival with concert and everything is booked out.

Great! What am I to do? I've been sitting close by a ferm while doing all the calling around for an accomodation. So I decide to take desperate measures – I walk into the milking shed and explain tothe old man there my problem. I just need a space for tonight – somewhere in the staw maybe.

He is very friendly – unfortunately it is not possible to accomodate me in the house but somewhere on the firm will be something I can use. He shows me to an empty garage which has electricity and a plug, and then gives me two old blankets to soften the pallet on the ground. That will have to do. For the toilet – the cows will suffer my company – for a bath – another day.

I am thinking of heading over to the village to see whether the cafe is still open for a bite to eat. Tomorrow I will have to take breakfast there anyway.

Later: there is no cafe says the old farmer but up by the church is a man who keeps a guest table for pilgrims, where one can just drop by. Whether I dare doing that is another question. I would have to be pretty hungry to get over my shyness.

Now I am sitting in my little garage and listen to the wind whistling around its corners. It's been blowing the whole day and pretty cold it is too. I am really glad to be out of the wind. Once I'll roll up in my sleeping bag I expect things to be cozy enough. But first I need to visit the cows.

Freitag, 27. August 2010

Tag siebenundzwanzig

Etappe: St.Genix nach Valencogne ca. 21 km.
Unterkunft: Gite Etappe de Brocard

Ich bin im land der beckeli. Schon seit Seyssel erhalte ich meinen morgentlichen kaffee nicht mehr in einer ordinären tasse sondern in einem beckeli. Das ist eine schale, welche bis zu 4dl fassen kann so wie ich es abschätze- was meinen morgentlichen kaffeekonsum in himmlische höhen getrieben hat, da ich weiterhin meine drei füllungen trinke. Das beckeli ist für mich mit einer starken kindheitserinnerung verbunden. Wir hatten damals ein ferienhaus in Schuders im Prättigau- ein winziges dörfchen, dass auf gerade mal knapp 60 einwohner kam. In den langen sommerferien halfen wir kinder immer dem bauern heu zu machen. Dazu mussten wir auf die mittelsässe. Zum zvieri gab es dann auf dem heuboden etwas deftiges zu essen – trockenspeck, alpkäse vom letzten jahr, selbstgebackenes brot und kaffee aus dem beckeli. Diese waren rot, blau oder grün mit weissen punkten und der tisch an dem wir das alles verputzten, war mit einer rotweiss karierten wachsdecke gedeckt. Beim anblick der beckeli heimelt es mich daher immer etwas an. Heute habe ich allerdings Savoien verlassen und bin jetzt in der Dauphinée. Mal schauen ob da der kaffee auch noch so serviert wird.

Beim frühstück tauschen Jean-Marie und ich lebhafte erinnerungen aus, aber bald müssen wir aufhören, damit er mich zurück nach St. Genix bringen kann. Zum abschied meint er noch 'la pluie le matin n'empêche pas le pelerin'. Und fügt hinzu, wenn's am morgen regnet, hört's bis mittag auf.

Damit hat er recht und nachdem die wolken sich verzogen haben wird es bald heiss. Irgendwann nach les Abrets merke ich, dass ich meinen etappenführer bei den Chevillards vergessen habe – wie das möglich ist, kann ich nicht nachvollziehen, habe ich den führer doch gestern extra noch vom pult auf das bett gelegt, damit ich ihn nicht vergesse. Und trotzdem- weg ist er. Überhaupt scheine ich etwas federn zu lassen – auch mein t-shirt, das ich zum schlafen benutz,e habe ich offensichtlich in Yenne liegengelassen. Ärgerlich ist das.

Auch heute wieder bin ich vom rechten weg abgekommen. Ich marschiere frischfröhlich über ein feld, schaue etwas viel auf die füsse weil es steine hat und komme plötzlich zu einer gabelung ohne wegzeichen. Nun – die markierungen sind immer etwas spärlich, der hauptweg scheint gerade aus weiter zu gehen – also frisch voran. Nachdem mich aber zwei jungs auf velos überholen und etwas weiter vorne hämisch lachen bin ich sicher – ich bin auf dem falschen weg. Schliesslich bestätigt es mir eine strasseneinmündung. Keine wegzeichen. Ich frage einen autofahrer, der komoderweise gerade anhält. Er weiss nichts vom pilgerweg, kann mir aber sagen, dass da oben links bei einem kreuz immer viele wanderer vorbeikommen. Links – das ist die strasse zurück. Es scheint mir logisch, dass sich da irgendwo der weg wieder mit der strasse kreuzt also wackle ich zurück und finde schliesslich die gesuchten wegzeichen wieder in der nähe des kreuzes. Erleichter ziehe ich weiter. Es ist gegen zwei und bereits machen mir die füsse zu schaffen, da es heute viel über asphalt ging. In Valencongne komme ich an einer gite vorbei und weiss- jetzt ist fertig. Die nächste unterkunft ist erst wieder in le Pin, das ist 8km oder zwei stunden weiter. Das machen meine füsse heute nicht mit. Also stoppe ich halt um drei schon.

Die wirtin ist eine interessante person, etwas jünger als ich. Wir diskutieren ein bisschen über die probleme der heutigen sprache und wie das smsen und chatten die rechtschreibung kaputtmacht. Dann verschwindet sie in die küche um für jemanden einen 6 kilo monsterkarpfen zuzubereiten. Ich marschiere ins dorf. Dabei fällt mir einmal mehr das eigenartige baumaterial der häuser auf. Es sieht auf den ersten blick wie brauner zement aus, ist aber nicht kratzfest und anscheinend erodiert es leicht. Die häuser haben grosse vordächer um die wände zu schützen und stehen auf soliden steinfundamenten.

Ich frage meine wirtin ob das eine arte trockenziegel sei aus lehm. Sie meint nicht wirklich, das sei 'pisé' und werde so aus dem boden geschnitten in grossen platten und isoliere sehr gut. Es ist eigentlich trotzdem lehm mit grossen kieseln vermischt, und genau wie lehmziegel ist auch dieses material auf wasser empfindlich. Komisch auch, dass die häuser an den ecken nicht mit überlappenden kanten gebaut sind, sondern so wie wir kinder damals lego häuser bauten – jede wand einzeln hochgezogen. Das ergibt dann an vielen häusern einen langen riss da wo die wände zusammenkommen. Ich würde gerne wissen warum die häuser so 'dumm' gebaut wurden. Auf jedenfall ist das material ziemlich empfindlich.

Plaster als allheilmittel.

Heute musste ich wieder mal zum pflaster greifen. Nicht um allfällige blasen abzudecken – oh nein. Bei mir hat das pflaster längst eine andere funktion eingenommen. Es hilft mir nämlich beim reparieren - so in etwa. Heute brauchte ich es, um meine lästige brille endlich daran zu hindern mir immer von der nase zu rutschen. Wenn ich nämlich schwitze oder es regnet und die nase wird nass, dann macht sich mein nasenvelo südwärts davon. Das ist echt lästig und so wurde es mir heute zu bunt. Ich stellte mich in einem bushäuschen etwas aus dem regen und klebte mir einen streifen pflaster in die nasenbuchtung. Ich sehe jetzt noch mehr wie ein doofkopf aus aber wenigstens hält die brille jetzt!

Das pflaster war mir auch vorher schon nützlich, da sich bei einem meiner stöcke schon am zweiten wandertag der griff vom stock trennte. Was tun? Einen streifen pflaster der länge nach auf den stock unter dem griff kleben und das ding wieder draufstöpseln. Nicht schön – aber es hält schon seit der reparatur. Als sich vor ein paar tagen dann schliesslich der zweite stock kollegial anschloss, habe ich auch hier den griff auf bewährte weise wieder festgemacht.

Erntenot

Ich komme immer wieder mit meinen angeborenen oder anerzogenen instinkten als sammler in konflikt. Auf dem weg hat es ständig irgendwelche leckereien welche ich eigentlich sammeln möchte – aber nicht kann. Da ist etwa der hang gestern, der geragelt voll mit brombersträuchern war und jeder hing hageldick voll mit reifen beeren. Ich hätte stundenlange nur beeren sammeln können – und musste mich mit einer handvoll auf dem vorbeigehen begnügen.

Und heute bin ich an zwei schönen Parasolpilzen, einer gruppe junger Boviste und zwei Schirmtintlingen vorbeigekommen. Da ist mir ein ganzes menü entgangen!

For ES

English will follow

Donnerstag, 26. August 2010

Tag sechsundzwanzig

Tag sechsundzwanzig

Etappe Yenne – St. Genix sur Guiers
Unterkunft: Pilgergastgeber privat Jean-Marie und Marie-Jeanne Chevillard

Heute habe ich mir eine etwas längere etappe vorgenommen und marschiere daher schon etwas früher als gewohnt los, bis ich aber im städtchen noch eingekauft habe vergeht wieder zeit und es ist viertel vor neun bis ich loskomme.

Heute geht's auf den 870 meter hohen Mont Tourneur. Die strecke führt grösstenteils durch wald und ist daher trotz der hitze von bis 35 grad angenehm zu gehen. Bevor ich aber überhaupt auf den weg komme leitet mich ein engel in form einer dame im auto auf die richtige spur. Jemand hatte nämlich die arme des wegweisers gedreht und er zeigte in die falsche richtung. Ich habe mich zwar etwas gewundert, aber bin halt trotzdem gehorsam dem pfeil gefolgt, weiter der strasse nach, bis ein auto etwa fünzig meter später neben mir hält. Die dame fragt mich ob ich denn den pilgerweg machen wolle, was ich bejahe. Worauf sie mich wieder zurückschickt und auf den rechten weg weist. Ich bin sicher, dass dies eines der wenigen autos war, welche überhaupt dort hochfuhren. Und es kam genau zur rechten zeit.

Der wald durch den ich gehe, ist irgendwie seltsam. Auf dem kalkgestein wächst natürlicher buchs, der hier vier-fünf meter hoch wird, und die alten sträucher sind bis auf meterhöhe it moss überzogen. Über diesem recht undurchdringlichen dickicht wachsen etwas höher vereinzelt eichen. Der pfad führt immer wieder über kalkplatten, dann kommt wieder weicherer boden, so dass das gehen etwas aufmerksamkeit verlangt.

Es ist ruhig in diesem wald. Ich höre keine vögel pfeifen und auch sonst nichts anderes. Die einzigen geräusche werden von mir selber erzeugt – das klacken der stöcke, das knarzen des rucksacks und auf steileren strecken mein eigenes keuchen. Es könnte unheimlich sein – aber ich finde es schön. Das einzige, was mir sorgen bereitet sind die aufgewuelten stellen neben dem weg. Das koennen nur wildschweine sein und die machen mir hoellisch angst.

Dreimal komme ich an einem aussichtspunkt vorbei, der mir einen blick erst in die Rhoneschlucht und dann auf das andere tal bietet. Die ausblicke sind fantastisch, das letzte mal schweift der blick von den schroffen felsklippen des berges hinab in das flache tal und die sanften hügel dahinter, die sich richtung Lyon langsam verlieren. Nach dem dritten aussuchtspunkt geht es dann bergauf – 200 meter innert kürzester zeit – ich denke es muss eine steigung von fast 30 grad gewesen sein. Ich bin froh, dass ich mein tempo niemand anderem angleichen muss, da ich im schneckentempo den berg hochkeuche. Am ende der steigung bin ich dann nur 35 meter unter dem gipfel des Mont Tourneurs – aber die 35 meter können mir gestohlen bleiben! Es ist jetzt fast eins und ich brauche dringend eine rast. Ich stolpere etwas weiter auf der suche nach einem unbemoosten, trockenen felsen zum sitzen, kann aber nichts finden. Schliesslich setze ich mich mitten im weg auf einen passenden stein – er ist genau am ende eines anstiegs und flach und rundlich abgeschliffen – perfekt für einen müden hintern. Ich esse mein brot und den beim gestrigen abendessen stibitzen käse plus einen apfel. Da ich müde bin lege ich mich hin und finde dass der stein sich perfekt an meinen rücken anpasst. So ruhe ich mitten im weg vierzig minuten aus, und döse ein bischen – und kein mensch kommt in der zeit daher.

Erst fast in St. Maurice überhole ich ein paar zuckelwanderer, die nicht den jakobsweg gehen. Ab da geht es wieder runter – aber ich schaffe auch das.

Schliesslich bin ich in St. Genix und marschiere stracks zum tourimus büro. Ich habe nämlich herausgefunden, dass die damen da sehr zuvorkommend sind und mir gerne die anrufe abnehmen um für eine unterkunft zu suchen. Auch dieses fräulein hier gibt sich alle mühe und findet für mich eine gastfamilie, die mich für die nacht aufnehmen wird. Jean-Marie braucht einfach etwa eine halbe stunde um nach St. Genix zu kommen, denn er und seine frau wohnen recht weit entfernt.

Jetzt ist es fast neun und nach einem köstlichen mahl mit weisswein und rose drücken langsam die augenlider zu. Wieder einmal habe ich grosses glück gehabt mit meiner unterkunft.

For ES

Today I will walk somewhat further than normal so I start earlier. I have to get up to Mont Tourneur to 870 meters. But once I have done my purchases it is already quarter to nine. But finally I leave. The way today is mainly through forest so the threatened temperature of 35 degrees does not really bother me. But before I find my way I first need to be set right by an angel in the form of a lady passing me by car. Somebody had turned the indicator to point into the direction of the road instead of up the path to the chapel so I followed it, despite some misgivings. But hardly fifty meters later the lady stopped next to me, asking whether I was doing the chemin St. Jacques. Indeed I was – but then I needed to return and then take the small path to the chapel or I would get into troubles. So I go back and continue without any more problems. I think this must have been one of the very rare cars that pass up that road- and it just happened to come at the right time. Gets me thinking...

The forest I pass through ist a bit eerie. Buchs trees – or rather bushes grow here naturally and form a dense underbrush. Their trunks are covered with moss up to one meter high. Above them an occasional oak manages to penetrate the thicket.

It is very silent in the forest. Not a bird singing, no other sound except once the sound of an airplane passing. The only noises are those I make myself – the clacking of the walking sticks, the creaking of my backpack, my own huffing and puffing when the ascent gets steep. It could be scary, but I rather like it.

Three times I pass a lookout which gives me a view over the Rhone gorge and the neighbouring valley. From the last lookout the eye falls from the high soaring cliffs, down to the flat valley floor and then further out to the undulating hills passing away in the distance towards Lyon. After that the way steeply ascends - 200 meters with at least a 30 degree angle. 35 meters below the summit of Mont Tourneur the way levels out – and those 35 meters just can stay where they are – I am not going to follow my curiousity. I want a rest now, it's one o'clock and I am hungry so I'm looking for a nice, flat, mossfree rock to sit down. I can't find anything by the wayside so I finally sit down in the middle of the track on a suitably flat, nicely rounded rock, perfectly fit to accomodate my backside. I dine on bread, a bit of cheese, pinched at yesterday's dinner and an apple. Then I settle back down for a nap and find that the rock perfectly fits my back too. I rest for fourty minutes – and nobody passes during that time

The only walkers I do encounter are a few dawdlers on the way who are not walking to Compostela.

Finally I am in St. Genix and head straight to the tourist office, because I have found that the ladies there are very helpful. This one too calls around to find an accomodation for me tonight. Now its past nine, I have been wined and dined deliciously and slowly my eyes tell me- it's time for bed. I will have another long etappe tomorrow, so I want to start early. Time for some shuteye.

Mittwoch, 25. August 2010

Tag fünfundzwanzig

Etappe: Vion – Yanne ca. 20 km
unterkunft le clos des capucins Yanne

Ich stelle fest, mein blog liest sich mehr wie ein wetterbericht als etwas anderes. Dabei gibt es so vieles was mir wärend des wanderns durch den kopf geht, so vieles, was ich sehe oder höre aber wenn es an's schreiben geht, ist es plötzlich nicht mehr da. Ich habe es nicht vergessen, aber je nach thema wird es in den hintergrund gedrängt. Was tun? Ich habe mir jetzt einen winzigen schreibblock gekauft, der in meine hosentasche passt und darauf kann ich in ein-zwei stichworten eine gedankenstütze festhalten. Damit sollte ich dann am abend vielleicht noch was anderes zu berichten haben, als dass ich schon wieder verschifft wurde.

Trotzdem ein kurzer wetterbericht – heiss und sonnig, klare sicht, wunderbares wetter. Wärend des wanderns war mir gar nicht so heiss, aber jetzt als ich durch Yenne wanderte, musste ich immer nach schatten suchen. Die temperatur in der stadt ist sicherlich um einiges höher als draussen auf dem land. Das städtchen hat viel character und die kirche ist etwas vom seltsamsten was ich je gesehen habe. Schön, mit viel character aber irgendwie als ob die teile nicht so ganz zusammengehören. Die wände sind evtl. viel älter als die kreuzbögen, aus rohbehauenen steinen und man kann sehen, dass mehrmals etwas umgebaut, zugemauert oder aufgebrochen worden ist. An einem ort scheint die säule eines kreuzbogens sogar ein zugemauertes fenster zu verdecken. Ich hätte gerne etwas mehr über die baugeschichte dieser kirche erfahren. Sie hat mich in ihrer rohheit stark berührt.

Aber erst mal muss ich nach Yenne kommen. Wieder habe ich ein gastfreundliches haus gefunden, und der kleine repas, den mir die gastgeberin am abend servierte, ist ein veritables dreigänge mal. Ich kann meine stinkwäsche waschen und draussen aufhängen. Am morgen erwache ich früh und gehe raus an die heute sehr kühle morgenluft. Da beobachte ich die gänse und enten beim frühstück. Ich finde die viecher köstlich, besonders die empörten gänse, die mich anfauchen... und ich möchte ihre flauschigen federn doch nur kraulen. Aber schliesslich heisst es abschied nehmen.

Der weg geht über die höhen und das piesten beim aufstieg lohnt sich, da ich wieder einen fantastischen blick über das land habe. Ich mache viele fotos, ich hoffe das eine oder andere wird auch was. Ich habe auch gegenverkehr – die einzigen die ich auf dem wanderweg antreffe sind ein älteres paar die auch pilgern – aber von Lyon nach Assisi. Anscheinend gehen die beiden pilgerwege ein stück zusammen. Auch madame in der 'presse' versichert mir, dass sie recht viele pilger nach Assisi – und diese woche seien auch viele nach Compostela unterwegs. Ich frage mich nur, wo die alle stecken. Ich sehe keinen schnabel auf dem weg. Ist aber auch ganz nett so. Da kommt mir gerade noch eine andere begegnung in den sinn – ein velopilger, der gestern plötzlich neben mir hält als ich etwas verloren der strasse nachtschumple, weil ich wieder mal den weg verloren habe. Er erzählt mir, dass er von seiner frau einen monat urlaub erhalten hat, um nach Compostela zu radeln. Er ist in Stuttgart losgefahren und braucht warscheinlich etwa einen viertel der zeit die ich brauchen werde. So pilgert jeder in seiner façon. Nach einiger zeit muss er weiter in seinem tempo. Ich fand es nett für kurze zeit diesen begleiter zu haben.

Auf dem weg kommt man immer wieder an kleinen kapellen, oder kirchen vorbei. Ich gehe manchmal rein, und lasse die kirchen auf mich wirken. Heute hat mich ein kleines oratorium mitten im nichts etwas zum denken angeregt. Es enthielt eine Marienstatue und ich fragte mich plötzlich beim weitergehen, wozu wir menschen überhaupt götter, heilige, engel oder Gott brauchen. Warum besteht offenbar ein so grosses bedürfnis, einen 'menschlichen' ansprechpartner zu haben? Sonst würden nicht so viele eher zu Maria oder einem heiligen beten als zu Gott direkt. Mein Gott ist ohnehin ein ziemlich unmenschlicher Gott weil er/sie/es einfach zu gross ist für mein menschliches gehirn. Ich glaube nicht viele fühlen sich wohl mit soviel grösse. Mein Gott ist kein 'teilnehmender' Gott, er/sie/es mischt sich nicht in das menschliche leben ein. Vielleicht ist gerade das für viele was sie jedoch in Gott suchen – die sicherheit, dass ihr leben nicht einfach aus wirren zufälligkeiten besteht, sondern dass auch im schlechten jemand da ist, der/die ihnen diese schicksal persönlich auferlegt hat. Das gibt einem nicht nur mehr – eigenwert, sondern warscheinlich auch eher die fähigkeit, sich den schlechten dingen im leben zu stellen. Immerhin ist da schliesslich ein schulmeister, der noten gibt, ob man es gut gemacht hat oder nicht. Es scheint so, als ob viele menschen diese art – aussenkontrolle brauchen. Liegt es daran, dass sie nicht genug eigendisziplin haben um ohne erhobenen zeigefinger auszukommen? Ist es einfach leichter die kontrollen zu externalisieren? Ich weiss es nicht. Ich erwarte von Gott keine belohnung oder bestrafung – diese gebe ich mir selber, indem ich tue was ich für richtig halte. Gott ist auch nicht wirklich jemand, mit dem ich sprechen kann – wenn ich ehrlich bin, dann denke ich, dass ich, auch wenn ich mit Gott spreche, die antworten von mir kommen. Ich bin teil von Gott sowie die ganz schöpfung teil von Gott ist und daher sind die antworten, welche ich mir selber gebe – warscheinlich gar nicht so falsch. Die kleine muttergottes mit ihrer liebevollen mütterlichkeit gegenüber dem baby in ihrem arm hat mich jedoch verstehen lassen, dass nicht jeder seine antworten gleich findet.

Beim abendessen hat es zwei gruppen, eine deutsche und eine französische, anscheinend ebenfalls pilger. Die deutsche gruppe macht es wie die gruppe die ich schon in Einsiedeln traf – das fräulein an der rezeption meint etwas abschätzig – luxuspilger. Beim abendessen gibt es fisch couscous mit gemüse. Es schmeckt ganz fein aber ich kann vom deutschen pilgertisch her jemanden ausrufen hören – une vray catastrophe! Der couscous kommt bei den Deutschen schlecht an, die Franzosen loben ihn. Ich fange mich ein bischen an über den Deutschen aufzuregen bis mir eine zeile von einem gedicht bei der marienkapelle einfällt –'liebe deinen nächsten wie er ist'. Ich fühle mich gemassregelt und versuche mir weitere verurteilungen zu verklemmen.


Eine der kleinen eidechsen, welche mich immer so erschrecken wenn sie mir vor den füssen vorbeizäpfen. Am rand halten sie dann an und wedeln mit den pfötchen. Diese hat sich für mich malerisch in einem wald in pose gesetzt und brav gewartet bis ich mein weitwinkel für mein teleobjektiv ausgewechselt hatte.

For ES

today I bought a tiny notebook because I realised, that many of my blogentries read mainly like meteorological observations. But there is much more to my walking than getting rained on, so I decided I needed a bit of a helper. From now on I can put down a few words about my thoughts, oberservations or encounters. In the evening they ought then to help me structure my thoughts into something a bit more interesting. But a short meteo is still required

Today it is hot, sunny with clear air and a great view into the distance. I have ample time to enjoy it as I walk across the hills. It's well worth the getting out of breath. It is also, interestingly a lot less hot than when I arrive in the town Yenne. Inside I seem to bake like in an oven. Still, I spend some times walking the town, as it is an interesting town that obviously has a long history. The church in particular gives testimony of the many changes and facelifts it has had to go through. I am pretty touched by it, as I have never felt this with such immediacy.

I don't overtake anyone, I don't get overtaken, but I do have some traffic coming towards me. It is a middle-aged couple which is on a pilgrimage to Assisi. They will cover a distance of about 1500 kilometers to get there. To Compostela they've been two years ago. Phew! And yesterday when had missed the trail once again and was tramping along the road a cyclist suddenly stopped. We start to talk and he tells he too is on the way to Compostela but his wife gave him only a month to do so. So he had to take the bicycle. Not everybody can do as he wants to – but at least he tried to do what he could instead of leaving it an intention.

At the hostel are two other groups that seem to be pilgrims, a French and a German group. The Germans seem to do the same thing as the group I encountered in Einsiedeln – the lady at the reception called them a little derisively 'luxury pilgrims'.
When dinner comes it is fish couscous with vegetable. It is very tasty although too much – but it does not meet with approval in the German group. I hear one of them exclaim- une vrai catastrophe!
I get a bit angry about his attitude until I remember a phrase from the poem at a chapel I walked past today – love thy neighbour as he is. I feel put in place and try to stop being judgemental.

Dienstag, 24. August 2010

Tag vierundzwanzig

Etappe Seyssel – Vion ca.20km
Unterkunft – B&B in Vion

Wieder allein

Heute morgen teilt mir Dominik mit, dass er die nächste etappe allein gehen will. Das kommt mir eigentlich recht, denn auch wenn es manchmal gut ist, gesellschaft zu haben, besonders in schwierigen momenten, so ist es doch auch immer ein sich anpassen müssen. Jetzt bin ich ganz gerne wieder in meinem eigenen tempo unterwegs.

In der nacht regnet es heftig, und der morgen ist bewölkt. Nach einem frühstück für einen prinzen verabschiede ich mich von meiner gastgeberin und marschiere los. Heute geht es nur der Rhone nach, es ist also völlig locker zum laufen. Die umgebung ist wunderschön, ich war mir nicht bewusst, dass das Rhonetal so zwischen bergen eingekesselt ist. Schroff steigen diese in die höhe, mit felsbändern die mich an meinen Calanda denken lassen. Schon kurz nach dem abmarscham p bleibe ich schön trocken und bald hört es wieder auf mit der feuchten aussprache. In solchen momenten werfe ich einfach den vorderen teil des poncho nach hinten über den rucksack. Sollte es dann wieder anfangen zu regnen brauche ich bloss am poncho zu zupfen und schon bin ich wieder unter dach und fach.

Wärend ich weitermarschiere, regnet es immer wieder mal leicht aber das ist kein problem. Nach drei stunden mache ich pause, nachdem ich endlich eine bank zum absitzen finde. Ich organisiere meine unterkunft und ruhe noch etwas aus. Als ich absitze, scheint beinahe die sonne – wie auch jetzt wieder – aber kurz nachdem ich meinen anruf getätigt habe, entscheidet sich das wetter für eine erneute programmänderung. Es beginnt zu tröpfeln. Ich will noch etwas sitzen bleiben und ziehe den poncho über. Darunter ist es kuschelig, sogar als das wetter den wasserhahn immer weiter aufdreht – und eine viertelstunde lange hoffe ich, dass es sich wieder gibt. Aber nichts da – der regen bleibt. Also aufgestanden und weiter als wandelndes zelt. Das funktioniert auch prächtig, bis der regen nochmals eine tour mehr aufdreht. Jetzt giesst es wirklich wie aus kübeln. Da hilft auch die beste technik nichts- irgendwann sind meine schuhe durchweicht und meine hosenbeine bis zu den oberschenkeln nass. Der weg ist längst nur noch ein fliessgewässer. Aber wer sagt's denn – so schnell der regen angefangen hat – so schnell ist es wieder vorbei. Schon bald kann ich den poncho wieder zurückwerfen und anfangen auszutrocknen. Bis auf die schuhe ist dann alles wieder trocken als ich an meinem heutigen schlafort eintrudle.

Ich habe mir wieder einmal luxus pur ausgesucht – ok – kostet auch ein bisschen mehr als es sollte aber ich habe eine WLAN verbindung gratis – kann also mal nach lust und laune wieder rumsurfen

Och – ich höre schon die puristen – was ist mit verzicht und einfachem leben?! Tut mir leid, leute, aber ich glaube so weit würde der verzicht bei mir niemals freiwillig gehen können – computer und internet muss sein. Und dafür buckle ich auch ganz schön. Meine gastgeberin gestern ist gerade von einer zwölftage etappe in richtung Santiago zurückgekommen. Sie macht den weg auch scheibchenweise und ihr rucksack wiegt 8 kilo. Tja – würde meiner auch ohne die technik. Ich zahle also einen hohen preis weil ich nicht verzichten kann. Aber ich finde das macht auch nichts – allerdings würde es vielen von uns gut tun, wenn wir besser wüssten welchen preis wir bezahlen, indem wir auf gewisse dinge nicht verzichten wollen. Manch einer würde sich dann unter umständen anders entscheiden und die dinge in seinem/ihrem leben anders gewichten. Auch dafür ist eigentlich diese reise gut. Vielleicht kommt der punkt wo ich sagen kann – jetzt ist gut, ich kann mich jetzt auch vom internet und vom komputer befreien. (Ich glaube es allerdings nicht :P )

For ES

Today I am alone again – and none too unhappy about it. There is solace in company – but there is also in solitude. With others I need to follow, to try to keep up, not dawdle – and the roses by the wayside tend to fall behind unseen and unsmelled.

So this morning Dominik and I part company to continue on our own. It's looking like rain – a promise held. On goes the poncho, only to be thrown back a little later. It's that game all morning without any serious rain but enough to soak without the poncho. In the afternoon things turn serious, and it starts pouring buckets. Not even my most ingenious version of walking tent can keep my dry in the long run, so my shoes are soaking. Blister alarm!

The walking despite the frequent showers is easy, all along the riverside. The Rhone valley is, against my expectations, hemmed in by pretty steep mountains that rise sharply up. Their bands of rock remind me a little of my own dear Calanda. The view is beautiful too, even though different from when walking high up. I am closer to the things – can see more details while on the hills the general view is soaring, but the small things get overlooked.

Today I am staying at a B&B which is fairly expensive, but gives value for money. I have my own tiny appartment, outside is a beautiful garden with geese, chickens and ducks. The geese are funny, and I cannot quite convince them to be nice to me – the chickens – all sparrow eaters! I wouldn't want to come close to those hacking beaks! But nice to look at with their different feathercoats and strong legs. Happy chickens these.

Today I have free internet access and since I haven't been able to use my WWAN correctly the last few days I am making ample use of the internet. Somebody might say – hello? What about simplicity and doing without? Yep... I am with you – unless it concerns my computer and internet access. And don't forget – I am paying a hefty price. Not many of us actually know the price we are paying for those things we cannot be without. If we did – we might weight the importance of those things differently. I might get to the point where the price I am paying is too high – who knows. But I doubt it. Rather a few kilometers less a day than a few kilos less in my backpack – that's the equation.

But enough of that. The evening is nice and sunny, I will go outside and enjoy it while it lasts.

Tag dreiundzwanzig

Keine karte/ kein internet, daher verspätet
etappe: Chaumont – Seyssel ca. 19Km
unterkunft: märchenschloss Seyssel

unverhofftes

Dominik und ich beschliessen noch ein bisschen zusammen weiterzugehen. Wir müssen beide in Frangy einen stop machen, um technische probleme zu klären – sprich französische sim karten zu kaufen, damit das telefonieren ein bisschen günstiger wird. Wobei ich erstaunt feststelle, dass die tarife für prepaid im ausland überhaupt nicht so viel günstiger sind als ich angenommen hatte. Wie üblich ist's zu hause meist besser als man denkt und man merkt es erst wenn man mal weg war.

Nun ja – wir brauchen fast zwei stunden bis wir schlussendlich alles organisiert haben, aber dann geht es weiter. Die strecke geht zwar auch noch etwas auf und ab, ist aber gesamthaft um einiges weniger anstrengend als gestern. Irgendwann beim vorbeigehen an einem weiler taucht plötzlich ein bordercollieartiger hund neben uns auf und beginnt uns voranzugehen. Ich denke mir, dass das ein bischen komisch ist, aber dass er sicher irgendwann wieder umkehren wird. Doch dem ist nicht so. Er – oder eigentlich sie, scheint ein persönliches interesse zu haben uns zu geleiten und versichert sich immer wieder, dass wir da sind. Sie bleibt bei un,s als wir rast machen, bettelt auch ein bisschen aber ich – ungewöhnlich für mich – lasse mich überhaupt nicht erweichen. Trotzdem kommt sie weiter mit uns – scheint sogar den weg zu kennen. Das dem tatsächlich so ist, finde ich schliesslich in Praz heraus, nachdem sie uns beinahe 10 km begleitet hat. Ich mache mir sorgen wie sie wohl zurückkommt und rufe sie schliesslich zu mir. Sie trägt ein halsband mit ihrem namen und der telefonnummer ihres besitzers. Ich rufe ihn an und er erklärt mir, das sei nicht das erste mal, und sie, Vicky, liebe es pilger zu begleiten – nur zurück komme sie nicht mehr von selber. Da wir in Praz keine unterkunf finden, vereinbare ich mit ihm, Vicky noch bis Seyssel mitzunehmen und dort am stadteingang bei der schulanlage auf ihn zu warten.

Beim runterlaufen verpassen wir dann den richtigen pilgerweg, und folgen der strasse. Vicky, die bis jetzt voller selbstsicherheit immer den weg wusste, ist jetzt plötzlich unsicher und verwirrt, und ich habe etwas angst, dass sie auf der strasse nicht genug aufpasst. So wird das letzte stück das einzige stück, wo ich mich wirklich um den hund kümmern muss und sie immer wieder von der strasse wegrufe. Schliesslich kommen wir dann in Seyssel, einem hübsch gelegenen städtchen an der Rhone an und sehen direkt den wagen ihres herrchens auf uns warten. Er war zuerst woanders durch gefahren so dass wir gleichzeitig ankamen. Vicky wird ihrem besitzer übergeben und für ihre treuen wegdienste verabschiedet.

Während ich mich um Vicky gekümmert habe, hat Dominik für uns unterkunft gesucht – auf der anderen seite der kleinen stadt. Es ist nicht weit, aber das haus in der strasse hat keine nummer und so finden wir es nicht. Ich mache mir schon ein paar gedanken, denn viele der häuser in der strasse sehen etwas heruntergekommen aus, und nach dem preis gefragt, erhält Dominik zur antwort es sei auf freiwilliger basis.

Da das haus so schlecht zu finden sei kommt uns die besitzerin mit dem auto abholen – und deponiert uns in einem veritablen märchenschloss. Das haus ist eine ehemaliger konvent, hat zwei flügel und wunderschöne verglaste verandas. Die zimmer für die pilger sind im ersten stock des haupthauses und superschön eingerichtet. Der alte salon hat immer noch möbel die geschnitzt und mit blumenornamenten bemalt sind. Zwischen den beiden flügeln liegt ein garten mit blick über die Rhone. Früher sei dort ein weiterer flügel gewesen aber beim bau der eisenbahn habe man den abgerissen. Und so hat das haus nun einen fantastischen blick.

Da sieht man es wieder mal, man sollte sich nicht zu voreiligen schlüssen hinreissen lassen. Aber jetzt habe ich hunger – ich mache mir eine suppe.

For ES
Dominik and I agree tacitly to continue for a bit together. We both have business in Frangy, mainly getting french mobile cards so that calling won't be so expensive. We get to Frangy shortly before ten but it takes until noon to finally finish everything and continue. The walking still has its ups and downs but is less strenuous than yesterday – and a little less hot because it is mostly overcast. Then – walking past a farmhouse – we pick up a dog. One of those bordercollie variations but a bit smaller. She appears at our sight and then just comes along, always leading the way. First I don't even take much notice of her, it's just a dog sniffing along. But as she keeps in front of us and doesn't seem to have any intentions of going back I start worrying. We haven't done anything to attract her but she comes along anyway. I try to bar her way, she just finds a way around me and telling her to go home just doesn't seem to do the trick. We make a rest – she stays with us, begging for a tidbit. I stay firm – for once – out of fear that any attention, food or even caress will keep her sticking to us. But even without any encouragement, she continues. She even seems to know the way, walking with confidence ahead of us, keeping check whether we are still there. It's really cute, and Dominik tells me not to worry, the dog obviously has done so before. Still – she's come with us and shows no inclination to go back. I can't just leave it at that. At Prez we try to find a gite but are out of luck. While Dominik calls around to find some other place to stay I finally get close enough to the dog to see that she seems to have a plaque on her collar. Her name is Vicky- and the owner has prudently noted his phone number. I call him, explaining where his dog is and since we have to continue to Seyssel for accomodation I explain that he should meet us there to pick up his dog.

We then miss the official pilgrim's way and walk along the normal road – something which confuses Vicky. The previously so confident dog now is hesitant and I worry all the time that she will walk in front of a car, so on that last part of the trek I really have to look after the dog. Vicky has by now walked almost ten kilometers and seems to get tired too. It is with some relief that we see the black car of her owner come towards us right where we said we would wait. Her owner then explains that Vicky loves to walk with pilgrims, that's why she knows the route and every forthnight or so she just disappears. Unfortunately she never comes back on her own.

After saying goodbye to dog and owner we continue through Seyssel, a pretty, small town on the Rhone, cross the bridge to the other side of the town and then head for the quarters Dominik has found. The road on the adress looks a bit rundown, the house has no number and we can't find it. Dominik calls again while I look at the houses and worry. I turn down my expectations several notches. Then a car stops, and the host greets us – an artistic looking woman somewhat younger than me. She drives us to the house and I can hardly believe my eyes- it's such a beautiful old building. Stanging on a small outcrop over the river it is large, with two wings embracing a garden, which faces out to the river. Our guestrooms are on the first floor of the mainwing. To the left and right, the sidewings have beautiful glazed in verandas. The salon on the first floor still has old carved furniture, painted with flowers and gilt. And we are not even asked a specific price – we will have to decide for ourselves, how to recompense the hospitality of our hosts. I feel that it definitely warrants a good dip into my monneybag...

It's getting dark outside and I have a bit of a sore throat and feel tired. The last two nights I went to bed early but slept badly- I am a bit hesitant to go to bed already. But I got a book – and my own room – so I might just read myself to sleep. Internet connection is still zero, so I will have to post that later on ... I hope I do get to a place where the internet works or I will have some troubles...

Tag zweiundzwanzig

keine karte, kein internet,daher verspätet
Etappe: Beaumont -Chaumont ca. 23km
unterkunft: gite in Chaumont

Diese etappe schlaucht mich bis jetzt am meisten aber sie bereitet mir auch fast am meisten freude. Der weg verläuft meistenteils auf naturwegen aber das kommt zu einem preis- es geht nämlich dauernd hoch und wieder runter und Dominik und ich machen warscheinlich gesamthaft über 1000 höhenmeter Die sicht ist fantastisch, wir können bis zum Mont Blanc sehen und vom col Mont Sion erahnen wir im dunst bereits die silhouetten der Savoyer Alpen. Jetzt in Chaumont kann man sie klar sehen, und ermessen, wie schroff diese sind. Der weg windet sich auch ziemlich in der gegend herum, gegen schluss steigt er zum beispiel ins tal hinab, über einen fluss und dann auf der gleichen seite wieder hinauf – geht durch ein dorf und dann wieder steil ins tal hinab. Oben im dorf verspricht der wegweiser, dass es noch 40 minuten bis nach Chaumont sind – die längsten 40 minuten die ich je gelaufen bin. Nicht nur geht es jetzt wieder ins gleiche tal hinunter von dem wir schon mal hochgestiegen sind – es geht auf der anderen seite gleich wieder hoch auf die selbe höhe die wir im anderen dorf hatten. Ich stelle schon beim abstieg fest – die 40 minuten sind eine mogelpackung – das geht unmöglich. Am schluss brauchen wir dann schweisstreibende 65 minuten um Chaumont zu erreichen – aber die anstrengung lohnt sich.

Es ist heute ziemlich heiss und ich giesse massen von wasser hinter die binde- wobei es nicht immer einfach ist die flasche wieder aufzufüllen, da nicht jeder brunnen trinkwasser hat. Ich gehe davon aus, dass- wenn nichts da steht, kann man's trinken. Am ende der strecke allerdings schreit alles nach was stärkerem als wasser. Ich genehmige mir daher in der Auberge zwei bier. Mein organismus verlangt mineralstoffe – und das bier reicht auch noch für's nachtessen.. Bei richtigem durst – wirkt bier immer.

Jetzt sitze ich in der gite geduscht und erfrischt- nach der gestrigen schnüselhütte ist die heutige gite ein paar nummern tiefer anzusetzen – aber man kann sich duschen – was zu essen kochen und schlafen. Mehr braucht es nicht. Es ist immer noch heiss draussen, und ich werde, sobald es etwas weniger heiss ist noch einen spaziergang durch's dorf machen. Ich will mir schliesslich die ganze anstrengung nicht umsonst angetan haben. Vielleicht reicht die energie sogar noch bis zur schlossruine hoch – aber erst wenn es nicht mehr so heiss ist.

Jetzt ruhe ich mich erst mal auf meinen lorbeeren aus. Oh – auf dem weg habe ich eine SMS erhalten von Pia- sie hat ein gesundes mädchen zur welt gebracht. Hm – eben habe ich mich am linken oberschenkel gekratzt – die haut fühlt sich noch immer taub an, als ob mir das bein eingeschlafen wäre – das tut sie schon seit längerer zeit. Macht nicht weh, ist aber etwas komisch.

Das rätsel des waffelschuhs- oder wie ein unbekannter zum geheimen begleiter werden kann.

Seit längerer zeit schon sehe ich auf den etappen, die ich gehe immer wieder den gleichen schuhabdruck. Auch Jonas hat ihn bemerkt und wir haben uns beide gefragt, wer wohl zu dem abdruck gehört. Bis jetzt hat der abdruck noch zu keinem gehört, den ich auf dem weg getroffen habe. Soweit ich es erkennen kann, hat waffelschuh in der zwischenzeit etwas ein, evt. sogar zwei tage vorsprung vor mir. Dominik meinte zwar es sei nicht unbedingt immer der gleiche schuh, solche sohlen hätten viele- aber der abdruck taucht immer wieder auf. Ich glaube, dass es sich immer um die gleiche person handelt – wohl ein mann der grösse nach. Es ist ein etwas eigenartiges gefühl jemanden nur von seinem schuhabdruck her zu 'kennen', aber inzwischen sind die abdrücke zu alten bekannten geworden und ich freue mich, sie zu sehen, da das heisst, das waffelschuh immer noch auf seinem weg ist. Wer weiss – vielleicht legt er ja auch mal eine rast ein und dann treffe ich auf ihn?

For ES

Today's etappe satisfies me like none before. It leads mainly over unpaved roads, farmtracks und through forests – but it comes at a price. It's all up and down and adds up to more than onethousand meters height difference. It also follows a somewhat circuitous route, adding considerably to the distance. Shortly before the end of the section, for example, the way dips down into a valley, crosses a river and mounts again on the same side of the valley. It then passes through a village turns sharply and descends again into the same valley we just climbed out of. The trail markings promise 40min. to Chaumont, our final destination – it ends up being 65min. And all the meters we descend we have to climb again on the other side. That really got me to the end of my strength. But I am very proud to have done it, because it was a tough part. Dominik too was pretty happy when we reached the village and the first thing we do is drink two beers each. Nothing to quench a thirst like a beer. (and that from me who rarely even drinks any wine. Beer – only when I'm really thirsty)

All that climbing also paid out because we enjoyed some marvellous views across the rolling forehills and into the distance, towards the towering Savoyan Alps and even to the Mont Blanc.

Now I am waiting for the sun to set because it is still very hot – I might then venture out to do a walk around the village or go up the hill to the white ruins of the castle. At the moment, however, it is still far too hot.

Samstag, 21. August 2010

Tag einundzwanzig

Tag einundzwanzig

karte ist keine erhältlich
Etappe Genf – Beaumont 16km
Unterkunft – gite vieux fromagerie, Baumont

Ich sitze auf der veranda der unterkunft, eine wirklich gemütlich zurechtgemachte ehemalige käserei mit einem wohnbereich im hinteren bereich des hauses und den schlafmöglichkeiten unter dem dach. Die dusche ist besser als ich es von den meisten jugis kenne. Ich bin hier etwa um halb vier eingetrudelt und finde bereits ein bekanntes gesicht vor – Dominik. Ich sitze hier mit einer schüssel frischer zwetschgen, die der besitzer vorbeigebracht hat und geniesse das hiersein.

Am morgen beim frühstück in der jugi treffe ich nochmals Grossvater und Justin, diese waren mit dem schiff nach Genf gefahren und haben gestern mit Jonas zusammen die stadt angeschaut. Jonas ist am abend dann nach hause gefahren. Schade- ich hätte mich gefreut ihn noch einmal zum abschied zu sehen. Aber so ist halt das pilgern – es gibt keine garantie wenn man keine klare abmachung trifft. Das frühstück warnt mich bereits vor – es gibt kein schwarzbrot, nur so schwammiges weissbrot. Halleluja- ich bin brotfresser von natur und liebe geschmackvolles, kerniges dunkles und vollkorn brot. Weissbrot stellt unerfreuliche dinge mit meiner verdauung an. Ich glaube es kommen schwere zeiten auf mich zu.

Ich verlasse Genf relativ spät, da ich noch zum Swisscom shop muss und noch ein paar sachen einkaufen. Ausserdem habe ich es nicht so megapressant durch die altstadt von Genf. Irgendetwas gefällt mir an dieser stadt ich kann aber nicht genau sagen was. Die altstadt präsentiert sich mit vier bis fünfstöckigen alten gebäuden, denen man ansieht, dass da schon geld dahintersteckte. Und doch herrscht ein gefühl des – savoir vivre vielleicht? Eine gewisse gelassenheit auf jeden fall. Gut – es ist Samstag aber irgendwie habe ich das gefühl der Genfer geht gern mal ins café zu einem gemütlichen klatsch auf der terrasse.

Langsam winde ich meinen weg durch die stadt, bis ich zur brücke nach Carouge komme. Das alte städtchen ist direkt auf der gegenseite – und der kontrast könnte nicht grösser sein. Der alte teil besitzt weite strassen aber die häuser daran entlang haben nur zwei stockwerke. Alles wirkt weit offen und sogar etwas ländlich. Wie ein dorf das gross geworden ist. In Carouge verliere ich dann kurz mal den weg, finde ihn aber rasch wieder, weil ich diesemal klugerweise zurückgehe. Danach habe ich keine weiteren probleme mehr – ausser dem ewigen asphalt. Es dauert über zwei stunden bis ich schlussendlich an der landesgrenze ankomme – ein feldweg mit einer barriere versperrt und auf schweizer seite ein schild dass nur durchgehen dar wer ausser persönlichen sachen nichts bei sich trägt.
Den Franzosen ist es anscheinend egal wer was mitbringt. Und dann mache ich den ersten schritt in die fremde. Hm – der himmel sieht wie der schweizer himmel aus, die blume wie eine schweizer blume und der mais auch. Die natur verpönt es patriotisch entweder Vive la Suisse oder Vive la France zu trompeten. Das bleibt den Menschen vorbehalten.

Spätestens bei den strassen bekomme ich dann doch das gefühl dass etwas ein bisschen anders ist. Die strasse, der ich folge, ist eigentlich grundsätzlich im prinzip geteert – was man an gelegentlichen stellen zwischen dem kies und den schlaglöchern noch sehen kann. Meine füsse sind dankbar für das französische laissez-faire – ich war schon die ganze zeit der meinung die schweiz ist für diesen weg überentwickelt. Kein noch so kleiner feldweg der nicht zubetoniert oder asphaltiert ist. Ich hoffe auf etwas mehr – vive la nature.

Links von mir ragt der bergrücken der Haut Savoy in die höhe – ein schroffes stück natur. Gestern bei der ankunft in Genf hat dieser bergrücken die stadt auf eindrücklichste weise belagert – so kam es mir vor. Ich hatte Genf immer irgendwie als im flachen im kopf... aber dieser bergrücken ist alles andere als...

Beaumont ist in der höhe an der flanke des berges. Es geht ein paar mal ziemlich stotzig hoch. An einer stelle hat man einen eindrücklich blick zurück zum see, Genf und der fontäne. Die strecke ist nicht weit aber ich bin doch froh als ich ankomme, gestern steckt mir noch in den füssen. Fast ebenso froh bin ich, dass ich nicht alleine in der gite bin – es sind viel weniger pilger unterwegs als man angenommen hatte. Die B&B haben sich eigentlich alle beklagt, dass sie so wenige gäste haben. Nun ja – wenigstens brauche ich mir dann nicht zu viele sorgen über die unterkunft zu machen.
Jetzt geniesse ich noch den rest des abends.

For ES

I'm sitting on the veranda of the gite, an ancient cheese fabrication house. It is very homey and the shower is much nice than anything you can find in a jugi. I've arrived around half past three and find an old aquaintance – Dominik. Now I'm sitting here with a bowl of prunes beside me, courtesy of the owner, and enjoy the day.

This morning at breakfast in the jugi I meet Granddad and Justin the last time. They will be returning home after having spent yesterday together with Jonas visiting the town. Jonas has returned home yesterday. Pity, I've been hoping to see him a last time before he leaves. But that's how it goes – without a firm date one might not see each other again when on the way.

Breakfast too is a bit hard on me – they serve only white bread of a rather spongy nature. I am a bread eater by nature, and I love my tasty dark bread full of grains and bran. White bread does unpleasant things to my digestion – I'll be facing some rough times there.

I leave Geneva late because the route is only 16km or four hours- with my speed 5 hours. I also take it slow through the old town of Geneva. Somehow I like this place -I can't say why though. The old own has very high four-five storey buildings and it's apparent that even in those days there was money behind those fassades. And yet there is a feeling of – savoir vivre- I guess.

I wend my way through the city until I come to the river and the bridge over to Carouge, once a neighbouring town, now a suburb. The difference is striking. Carouge's old part has wide roads, with houses no higher than two storeys and an almost parocial feel to it. A village come of age. A lovely place too. Here I lose my way momentarily but backtrack and find it witout much delay. Sometimes even I get wise ... After that it takes almost another hour to get to the border – a barrier across a rural trail across a dry riverbed. The Swiss side holds a sign – we only allow people to enter if they carry just their personal belongings. The French don't give a fig what you bring, it seems.

So I enter into the unknown. Only- the sky looks like the Swiss sky, the flowers like Swiss flowers and the cornfield like a Swiss cornfield. Nature doesn't hold with patriotical displays, that is a matter for humans.

However, with the roads I start to get a feeling that some things are indeed different. This road, is, principally, on the whole, and generally paved over. I can still see patches of it among the rubble and the potholes. My feet are happy with the French laissez-faire. I've for my part have always held, that Switzerland is overdevelopped for this kind of way – every farmtrail is cemented under and paved over. I hope for a bit more – vive la nature.

On my left the mountain back of the Haute Savoy is arching up – a precipitious piece of nature. Yesterday as I neared Geneva this range towered over the city in grim menace – so it seemed. It took me aback because I had always felt Geneva was out in the flat. In fact the mountains are quite a distance away but still felt awfully close. Now we have to get up an its side – Beaumont is situated on a spur of it. At one place there is an awsome look back over Geneva, the lake, the fountain and in the distance the rolling hills of the jura. Now I am glad I am at the gite, and I am almost as glad, that I am not alone. It is a bit surprising, everybody has been expecting more pilgrims as this is a particularly holy year. Instead of more there are apparently less, as all my hosts proclaim. Which means, on the whole, that I should have no problems with the accomodation.

For now I'll enjoy the rest of the evening.

Freitag, 20. August 2010

Tag zwanzig

Tag zwanzig
Karte hier
Etappe Nyon- Genf ca. 27 km
unterkunft: Jugi Genf

Genf. Ende einer etappe – ende der komfortzone. Zeit bilanz zu ziehen.

Von Chur bis zur Schweizer grenze werden es gemäss meiner rechnung genau ungefähr 452.5 km sein, die ich gelaufen bin – ein paar mehr oder weniger können's auch sein. Dazu habe ich 18 tage gebraucht, die beiden ruhetage nicht mitgerechnet. Ich bin also recht genau im erwarteten 25km pro tag rythmus gelaufen. Führen wir mal einen systemcheck durch.
Körper: geht so, geht immer besser – detailcheck: knie – einsatzfähig, füsse – fangen plötzlich mit blasen an, mögen aber schon länger, oberkörper – kein gramm abgenommen (tja).
Geist: voll motiviert und schon viel überzeugter es schaffen zu können- detailcheck: spirituelle suche – null (bin zu sehr mit der gegenwart beschäftigt) zukunftsplanung – null (siehe ebenda) erlebnisfreude – 100%, neugier-100%, luxusbedürfnis -20% (ich weiss schon gerne wo ich am abend schlafen werde),
Was habe ich bis jetzt als positiv erlebt? Die begegnungen – das erleben meines landes auf eine ganz neue weise – viele kleine und kleinste entdeckungen, die mir immer wieder neu die augen für meine umgebung öffnen.
Was ist negativ für mich? Das autsch. Wer hat schon gerne jeden abend weh? Positiv daran jedoch ist, zu wissen – es geht weg und es wird immer weniger. Und somit ist auch damit eigentlich ein positives erleben verbunden. Der schmerz kann überwunden werden – und wenn ich irgendwann mal nicht mehr kann/will so reicht es aufzuhören. Es ist alles in meiner hand.

Ich überlege ein wenig, was ich bis jetzt im blog geschrieben habe und stelle fest, dass sehr vieles seinen weg nicht hineinfindet – vielleicht einfach aus mangel an zeit – oder es passt gerade nicht in den kontext. Vielfach sind es gerüche – der süsse, appetitanregende geruch von frisch geschnittenem grass – der scharfe geruch der juniper (wachholder?) wenn ich mit der hand darüberstreife – der pickante geruch von mist, frisch ausgebracht – der süsse geruch der rosen am weg. Die wunderschönen blumenkästen in St.Prex, die nicht nur für das auge sondern auch für die nase bestückt waren mit lavendel, salbei, rosmarin, und maggikraut (keine ahnung was es ist aber es sieht aus wie lavendel mit gelben blüten und riecht wie maggi). Ich frage mich wie viele menschen daran vorbeigehen und nicht wissen, welches duftreich ihnen entgeht.

Oder die geräusche. Das tschilpen der spatzen welches wir für selbstverständlich nehmen, aber das für mich ein so fröhlicher ton ist – das rauschen des regens auf meinem poncho, das saften der feuchten erde unter meinen füssen – das sanfte knattern der blätter und das prasseln der losgeschüttelten regentropfen – die lärmige stille eines heissen sommertages, eine stille die erfüllt ist vom geschäftigen treiben unzähliger insekten – und wenn das ohr endlich den alltagslärm ausblendet und an die stille heranzoomt, hört man plötzlich das ganz andere brausen eines planeten voller leben.

Kleine sekundeneindrücke, gesehen und weggesteckt wärend des laufens – der mächtige muskelberg eines angus bullen zwischen seinen kühen – ein altes scheunchen, das fast organisch, langsam der gravitation nachgibt - die schönen, alten steinmauern an den behäbigen ställen im berner und freiburgerland – das blitzen einer unbekannten blume hier, das glänzen eines metallisch blauen käfers auf purpurner blüte da - tropfen die vom dach herunterplätschern. Eine birke, die mich aus zornigen augen anzustarren scheint.

Ich kann eigentlich kaum nachdenken, da ich die ganze zeit wie ein schwamm damit beschäftigt bin nur dinge zu sehen, zu hören, zu spüren und zu riechen und in mich aufzunehmen. Meine fotos sind ein kläglicher versuch wenigstens einer art all dieser eindrücke etwas dauerhaftigkeit zu verleihen. Aber erst die entgültige bearbeitung wird zeigen, ob ich vermag, auch etwas der anderen elemente einzufangen.

Morgen werde ich die Schweiz verlassen – und damit auch zu einem stück die sicherheit des bekannten. Nicht dass Frankreich so ganz anders wäre – aber auch kleine unterschiede können sich mit der zeit kumulieren. Zudem wird es relativ schwierig werden die etappen zu gestalten es hat gemäss buch kurze und lange – und die kurzen lassen sich meist nicht zu einer langen verbinden. Es hat zwar unterkünfte zwischen den etappen aber die günstigen gites sind meist eben nur bei den etappenzielen zu finden. Ich muss einfach mal loslegen und dann schauen wie es geht. Und das erste problem wird sein mir eine prepaidkarte für Orange France zu kaufen. Und zwar sofort nach der grenze. Ich hoffe ich bin dann nicht schon so in der pampa, dass ich keinen laden mehr finde.

So – zeit zum abendessen. Heute hat mich der regen wieder total durchweicht und es begann erst um 14:00 mit den versprochenen aufhellungen – meine schuhe sind wieder komplet nass, meine füsse sahen aus wie verschrumpelte pflaumen und jetzt hat sich auch eine blase am linken fuss angemeldet. Ich habe ein pflaster draufgeklebt sobald ich es merkte... aber wohl schon zu spät. Damit darf ich jetzt mal für die nächsten paar tage leben. Und ich dachte davon würde ich verschont – immerhin bin ich 400 kilometer ohne blasen gelaufen. Warum das jetzt? Naja... geschieht nichts schlimmeres – das wird schon wieder werden.

For ES

Geneva. End of an etappe – end of the comfort zone. Time to take stock.

From Chur to the Swiss border I will have walked according to my calculation exactly approximately 452.5 km – give or take a few. Not counting my to off days I will have walked an average of 25km, which what I propose to do to get to Cape Finisterre within the calculated 100 days. Let's do a system check then.
Body: ok and doing better every day. Detailcheck: knees- functional, feet – getting suddenly blisters, but doing better every day, general body – no loss of fat (unfortunately)
Spirit: motivated and more and more convinced I can do it. Detailcheck: spiritual seach – zero(too busy with the present) planning of future – zero (see previous) joy – 100%, curiosity -100%, need for luxury-20% (I do like to know where I will stay in the evening)
Which positive experiences did I make? The encounters – experiencing my country in a different way – the small and smallest discoveries, which open my eyes for my environment.
Negative experience? The Ouch. Who likes to be in pain every evening? But there is a positive side to that too – it goes away during the night and it is getting less and less. And if at some stage it gets too much – I just can stop doing what I am doing. It's in my hands.

I think about what I've put into the blog so far and notice that much does not find its way into it. Maybe for reasons of lack of time – maybe because it doesn't fit right at that moment. Often it's sensory impressions- smells for example – the sweet appetising smell of freshly cut grass – the sharp smell of juniper when I stroke the branches with my hand – the tangy odour of manure, freshly spread – the sweet smell of the roses by the way. The beautiful flowerboxes in St.Prex which were not only for the eye but also for the nose with their plantings of lavender, rosmarin, salve (salbei) and something that looked like silvery lavender with yellow leaves and the smell of maggi (that's a condiment widely spread in Europe) I ask myself how many people pass them without realising the range of smells they're just missing out on.

Or the sounds. The chirping of the sparrows, which we regard as a background noise, but which for me is such a happy sound – the monotonous pattering of the rain on my poncho – the squishing of the wet soil under my feet – the soft fluttering of the leaves and the rattle of the raindrops, shaken free by the wind – the noisy silence of a hot summer day, a silence filled with the busy activity of countless insects – when the ear can blend out the everyday noises and zoom in to the silence you can suddenly hear the roaring of a planet busy living.

Short visual impressions, seen and memorised during walking – the huge muscled buld of a powerful angus bull amongs his cows – an old shed, which almost organically seems to yield to gravity – the beautiful old stonewalls of the ancient stables – the flashing of an unknown flower here, the gleam of a metallic blue beetle on a purple blossom there – the drops falling off a roof. A birch which seems to look at me from angry eyes.

I have hardly time to think because I am busy sponging up impressions, to see, hear, feel and smell. My pictures are a pitiable attempt to capture at least a few of those impressions and give them permanence. But only the final treatment will show, whether I manage to capture some of the other elements as well.

Tomorrow I will leave Switzerland – and with it too the security of the known. France isn't that differen -but even small differences can add up. The coming etappes will vary considerably in length and it will be a bit difficult to organise things differently because of accomodation. But I will just see how things develop. First I need to do a few things in Geneva itself and then I need to get a prepaid card in France because Swiss prices abroad are just ridiculous.

Today the rain has completely soaked me again and it stopped only around 14:00 when the sky cleared up and the sun started shining. My feet were floating within m shoes and totally shrivelled up like little prunes. I also feel a blister on the heel of my left foot. I put on a plaster to keep it from getting worse – but it's there to stay for the next few days, I fear. Strange that they turn up only now, after more than 400km walking without problems. Ah well – the mysteries of life. I hope the plasters will help ward off the worst tomorrow. The etappe will be a short one with only 15 km... nice after today's longer than anticipated run.

Donnerstag, 19. August 2010

Tag neunzehn
Karte hier
Etappe: von Allaman nach Nyon ca. 23Kilometer
unterkunft : B&B bei Baumgartner

Ich bin gestern früh ins bett gegangen da ich trotz der angenehmen und nicht anstrengenden etappe gegen neun schon geknüttelt bin. Ich denke es war der wind, der einem die energie raubt.

Heute morgen wache ich zum versprechen von schönem wetter auf. Der tag entwickelt sich dann auch zu einer leichten bewölkung mit viel sonne und angenehmen 25 Grad. Es windet kaum und der Genfersee präsentiert sich heute fast spiegelglatt, im gegensatz zu gestern wo die wellen gelegentlich schon weisse kronen hatten.

Beim morgenessen leistet mir das grosskind von frau Cauderay gesellschaft und sie singt mir ein deutsches kinderlied vor, dass sie im Kindi gelernt haben. Sie wohnt in Montpellier und die Franzosen haben eine ganz andere einteilung der schulstufen so dass sie eigentlich in so eine art vorschule geht wo sie schon buchstaben lernen und auch ein bisschen deutsch.

Nachdem sie mich noch in ein paar tiere verzaubert hat, muss sie sich ankleiden und ich mache mich parat zu gehen. Der marsch führt heute leider kaum dem see entlang, nur gerade ein paar kurze meter ganz am anfang, dann geht es in die höhe. Das ist nicht anstrengend und ich habe mehrmals eine wunderbare sicht über den Genfersee. Das gegenüberliegende ufer ist jetzt schon näher und ich kann jetzt einzelne häuser und felder erkennen. Leider führen heute auch fast 80% der strecke über zement oder teer und ich muss oft auf die grünnarbe neben der strasse ausweichen. Das geht zwar, ist aber auf die dauer auch anstrengend je nachdem wie hoch das gras ist oder wie eben der untergrund. Und manchmal bleibt mir nur die strasse. Ich nehme es heute dem gefühl nach gemütlich da ich erst gegen 17:00 in Nyon sein will, so habe ich das mit frau Baumgartner abgemacht. Die 23 kilometer sollten mich etwas weniger als 6 stunden kosten daher nehme ich es sehr patschifig. Trotzdem bin ich schon kurz nach vier in Nyon. Ich stelle meinen rucksack am bahnhof in ein gepäckfach und gehe mir die stadt ansehen. Das alleine zeigt schon, dass es mit den füssen besser geht, früher hätte ich nur noch absitzen und piesten können. Kurz nach fünf hole ich mir dann den rucksack wieder und marschiere noch etwa einen kilometer bis zum B&B.

Jetzt sitzt ich draussen vor dem haus und geniesse den schönen abend. Frau Baumgartner erzählt mir dass gestern sowohl Jonas als auch der grossvater mit seinem enkel bei ihr zu gast waren. Im ganzen waren gestern sieben pilger bei ihr – heute bin ich bis jetzt der einzige knochen. Schade – ich hatte gehofft, dass noch ein paar andere dazukämen. Aber noch ist ja nicht abend – vielleicht meldet sich ja noch wer. Wärend des ganzen marsches habe ich mich gewundert, dass rechts von mir so ein hoher hügelzug war. Bis es mir beim betrachten einer karte wie schuppen von den augen fiel- das ist der Jura! Ich bin mir gewohnt, dass da ein ganzes stück flachland dazwischen liegt – aber hier rückt der Jura ganz an den Genfersee heran. Zum glück muss ich da nicht hoch.

So – jetzt ist dann zeit um noch etwas zu abend zu essen und dann werde ich mal versuchen rauszufinden, wie viele kilometer ich eigentlich gelaufen bin.



For ES

Yesterday I went to bed early – I was more exhausted than I expected. I guess the wind has drained my energy.

This morning I wake up to the promise of a beautiful day and during the day it keeps the promise with scattered coulds a lot of sun and comfortable 25 celsius. At breakfast Mme Cauderay's granddaughter joins me, she chats a little with me and sings me a German song. Then she gets her magic wand and turns me into different animals, before grandma calls her to dress her. I make ready to head off too. The walking is less interesting than the day before, as about 80% are bitumen or concret roads. I can walk on the side on the green stip, but that too can get tiring, depending on the length of the grass or how flat the surface is. I am in no hurry to get to Nyon because frau Baumgartner from the B&B will only be around about 5 o'clock. The 23 kilometer shouldn't take me more than 6 hours usually so I dawdle a bit, put in a lengthy rest at noon and am generally not it a hurry yet I still arrive before 4 in Nyon. So – backback into the luggage vault and twelve kilos lighter I go to visit the town. This alone shows, that my feet are finally getting there. Earlier I could just have sat down and whined but now I am still fit enough for a town visit and by five I get my backpack back and walk another kilometer to the B&B.

Now I am sitting outside enjoying the evening. Mrs Baumgartner tells me that Jonas stayed with her yesterday, as well as the grandfather with his grandson. There were seven pilgrims there – and today I am alone. Pity – I was rather looking forward to some company. But now I go and have dinner – maybe by the time I have finished that somebody else will have turned up.

And then I go to figure out how much I've actually walked so far.

Mittwoch, 18. August 2010

Tag achtzehn

Karte hier
Etappe: Lausanne Allaman ca 23 kilometer
unterkunft: B&B Domain les Margalles

Nachtrag zur nacht.

Meine müffelnden schuhe haben beinahe zu einem kriegszustand geführt. Ich hätte diese gerne irgendwo draussen deponiert aber das war mir einfach zu riskant – und aus dem fenster hängen ging technisch nicht. Also verblieben sie im zimmer. In der nacht gegen zwölf kommt dann die dritte zimmergenossin rein und wärend sie ihre sachen auf dem wc macht, lässt sie die türe offen. Draussen ist aber so ein lärm in der lobby dass wir andern beiden davon aufwachen. Als nun die dritte zurückkommt schiesst sie die oben an mir schlafende an, das sei jetzt schon sehr unfair gewesen. Darauf die rückkehrerin – es habe so im zimmer gemieft (trotz weit offenem fenster) sie hätte noch die zimmertür öffnen müssen um auszulüften. Das ist mir natürlich extrem peinlich, da ich mir zwar schon bewusst war, dass ein gewisser duft vorhanden war, aber dass es trotz weit offenem fenster so schlimm sein sollte – wie dem auch sei- es gab dann eine ziemliche diskussion was mit den schuhen hätte geschehen können – so denn – sie in einen der schränke einschliessen oder in einen plastiksack. Die schuhe sind noch feucht – plastiksack ist nicht – und bitte? In einen der schränke? Damit es nachher für alle nachbewohner auch noch stinkt? Nun ja – sie sind mich ja mitsamt meinen geruchsbelasteten schuhen jetzt los.

Die strecke heute von Lausanne nach Allaman ist eine der schöneren und vor allem angenehmeren etappen auf dem weg bis jetzt. Es geht lange zeit dem see entlang und ein grosser teil der strecke ist noch naturbelassener weg, daher ist das laufen sehr schön. Ich gehe die ersten anderthalb stunden mit meinen neugekauften schlappen und es ist wirklich angenehm wie die stösse gedämpft werden, aber dann werde ich schmerzhaft daran erinnert, warum ich mir extra einlagen zulegen musste. Ich wechsle also die schuhe. Das weiche laufgefühl ist weg, aber auch das reissen im fuss. Tja – man kann halt nicht alles haben. Und die einlagen gehen in den schlappen nicht, sie rutschen nach hinten weg.

Das gehen am see entlang hat etwas enorm beruhigendes. Das branden der wellen, die, aufgepeitscht von einem südwest wind gegen die ufer klatschen, der wind, der immer gerade an der fröstelgrenze bläst, aber mit jacke ist es zu warm, die natur, die mal mehr, mal weniger präsent ist, je nachdem ob ich gerade durch eine verbautes seestück oder einen naturbelassenen wald durchgehe, dies alles lässt mich im einklang mit der umgebung wandern. Bis weit nach St. Prex geht es so, bis sich dann schliesslich der weg einem flüsschen entlang etwas in die höhe windet.

In Moudon, auf halber strecke, lege ich einen halt ein. Die füsse brauchen eine stunde rast, damit es danach nochmals weitergehen kann. In der zeit setze ich mich auf eine bank in der Grand Rue in Moudon, verknuspere eine aprikosenwähe und einen bienenstich und schaue dem treiben auf dem markt zu. Damit ist jedoch rasch schluss, kurz nach zwölf beginnen alle die stände abzubauen. Ich schaue zu bis viertel vor eins und mache mich dann wieder auf die socken.

Das wetter bleibt den ganzen tag bewölkt aber die leicht trübe atmosphäre lässt die bergketten gestaffelt hintereinander erscheinen, und das ergibt einen ganz schönen, dramatischen effekt. Die bilder dann irgendwann zu bearbeiten wird noch ein ganz schönes stück arbeit sein.

An einer stelle führt der weg dem bahngleis entlang. Über den zaun wuchern brombeeren und ich kann es mir nicht verkeiffen diese zu pflücken. Ich bin durch meine mutter zum sammler geworden – ungepflückte brombeeren – das geht einfach nicht! Ich verweile so lange, dass ein anderer wanderer zu mir aufschliessen kann. Sein name ist Dominik (ich frage ihn schlussendlich als wir fast in Allaman sind) und er will ebenfalls bis ans Cap Finisterre. Ich bin etwas froh zu vernehmen, dass er auch etwas an seinem tempo zweifelt. Ich selber habe mich auch schon gefragt ob ich im gegenwärtigen tempo in den kalkulierten 90 tagen ankommen kann. Nun gut – wir werden sehen.

Zusammen marschieren wir bis fast Allaman, wo wir einen wegweiser finden der sehr verwirrend ist- auf der einen seite geht es nach Allaman in 25 minuten auf der anderen in 10! Also ich lasse mich ja nicht veräppeln, jakobsweg hin oder her – jeder pilger geht den kürzesten weg wenn er kann, also gehen wir die 10 minuten route. Mein B&B ist dann auch superleicht zu finden und bald kann ich die schuhe gegen die schlappen tauschen. Dominik findet leider nicht mehr platz im gleichen B&B und muss sich anderweitig umsehen. Ich denke unsere wege werden sich mal wieder kreuzen.

Ich habe mir jetzt vielleicht die zwei kilometer umweg gespart aber die hole ich flott wieder rein weil ich etwa einen kilometer marschieren muss bis zum einkaufszentrum um etwas zum znacht zu finden. Eigentlich soll es beim bahnhof eine pizzeria geben, aber als ich dort ankomme hat die auch geschlossen, wie das restaurant hier im dorf. Also bleibt mir nur noch zu hoffen dass es im einkaufszentrum ein restaurant gibt- gelobt sei coop. Die servieren nach fünf zwar auch nichts warmes mehr aber einen teller suppe und gemischten salat gibts immer noch. Damit werde ich auch warm und satt. Dann gilt es auf nunmehr heftigst protestierenden füssen wieder nach hause zu humpeln. Um dem ganzen auch noch die krone aufzusetzten fängt es an zu drieseln. Ich habe zwar den poncho dabei aber diese feine sprühen, das scheint den aufwand nicht wert zu sein. Aber bis ich zu hause bin fühle ich mich doch schon ganz schön feucht.

Noch zwei tage bis Genf.

For ES

PS from last night:

My stinky shoes almost provoke open warfare. I have not dared to put them somewhere outside and hanging them out of the window didn't work technically. So I kept them in the room. Last night now the third of the occupants entered very late – around midnight. She rummaged around, keeping the door wide open and finally disappeared into the bathroom still keeping the door wide open.
When she returned my other room mate complained because the noise from the lobby had woken us both. She considered that behaviour very unfair. The latecomer complained that when she came in the room ponged (despite the wide open window) which was terribly terribly embarassing for me – I didn't think the smell was THAT bad. A discussion ensued what I ought to have done with the shoes, ranging from putting them into the wardrobe (the next occupants would thank me) to putting them into a plastic bag (they were still wet from the day before) to just putting them somewhere else.
Well, the next night will probably have another reason for a quarrel. My shoes cannot longer be held responsible.

Today the weather is overcast but not threatening with rain and it keeps that way the whole day. Walking is a pleasure as the way leads mainly along lake Geneva and the path is mostly natural ground. In the last third of the etappe only is bitumen prevalent.

Walking along water, especially a lake has a very soothing effect on my. I have been in a happy mood all day. Then I saw the galère, (galley?) a reconstruction of an old warship that used to cruise the lake during the 16th century. Apparently at that time there were several battles on water being fought between the Savoyards and the Genevese and Bernese forces. During the 1990ies unemployed people rebuilt the ship which is now doing cruises all across the lake. I went to see the inauguration when she was finished and I remembered her suddenly this morning and wondered what had become of her. I was therefore particularly happy to see her in the harbour at Morges. Later on she passed me again going direction of Geneva.

I also picked up another travel companion for a time. I was picking blackberries along the track of the railway – I just can't get past anything edible and public – when another traveller caught up with me. He sort of didn't mind a bit of company so we walked together for the rest of the day. Dominik will also try to walk to Cape Finisterre. I am rather glad other people don't quite manage the longer etappes as easily either. Sometimes I meet people who just don't seem to have ANY troubles with walking long distances... and that makes me feel terribly old. But in the end - it's the arriving that matters not how fast you were.

Well – today my feet are happy to be at their journey's end and I feel, despite the medium long walk and the rest yesterday pretty tired. Tomorrow the day will be fine. But now I will sleep.

Dienstag, 17. August 2010

Tag siebzehn

von Lausanne nach Lausanne ca 2km
unterkunft Jugi Lausanne

Ich bleibe heute in Lausanne. Eigentlich zieht es mich halbwegs weiter, denn das wetter ist perfekt zum laufen, mit einer lockeren bewölkung aber keiner aussicht auf regen. Aber ich will heute meine stinksocken waschen und alles andere was von dem käsegeruch infiziert wurde. Ich stelle fest, dass sogar die hosen danach stinken! Kein wunder habe ich gestern trotz gewaschener füsse immer diesen 'duft' in der nase gehabt! Aber jetzt ist alles wieder sauber und geruchlos.

Von Jonas verabschiede ich mich beim morgenessen da er weiterzieht. Eventuel sehen wir uns noch ein letztes mal in Genf. Wegen Jonas fühle ich mich alt! Gestern wurde ich für seine mutter gehalten und heute hat meine zimmergenossin gemeint ob ich mich pensionieren lassen hätte. Ich: „Was – schon?“ Sie, „Nun ja in Deutschland kann man das ab 56, ich dachte eventuel hier auch.“ ! Ich höre Yvonne schon lachen – ihr jährchen altersvorsprung ist zu zehn jahren nachsprung geworden! Muss ich geschafft aussehen! Um so mehr ein grund einen tag pause einzulegen. So mache ich dann die wäsche und fahre dann in die stadt – schöne nebenwirkung. Wer in einer Jugi schläft, erhält einen freipass für die öffentlichen verkehrsmittel. So kurve ich dann erst zur place Riponne weil ich weiss, das es da geschäfte in der nähe hat. Ausserdem ist da das ar chäologische museum. Ich will mir noch ein paar andere schuhe kaufen, die an der ferse etwas mehr gepolstert sind weil es vorauszusehen ist, dass die nächsten strecken viel asphalt enthalten werden. Ich gehe in vier schuhgeschäfte – und nur EINES hat personal, dass sich tatsächlich um einen kümmert- und die haben leider keine sportschuhe.
Schliesslich kaufe ich mir ein paar rafting sandalen, weil die ziemlich federnde sohlen haben. Ich werde versuchen ob ich mit socken und einlagen darin gehen kann – wenn nicht habe ich wenigstens für die freizeit ein paar angenehme schuhe... und teuer waren sie auch nicht.

Nach dem museumsbesuch fahre ich mit der metro nach Ouchy an das ufer des Genfersees. Da hat es eine schöne anlage und ich setze mich ein bisschen hin um peoplewatching zu machen. Ein grosselternpaar mit enkel spaziert vorbei. Die grossmama versucht den enkel, ein knöpfchen von höchstens zwei jahren, für das geflügel zu interessieren. „Schau, die vielen schwäne und gänse – sind die nicht schön?“ Doch enkelchen hat was ganz anderes entdeckt und steuert mit strahlenden augen auf das rösslikarusell zu. Grossmama ist nur zu glücklich dem kleinen eine fahrt zu spendieren und setzt ihn auf ein prächtiges pferd. Der kleine aber – schon ganz mann – will etwas mit mehr PS und steuert gezielt auf den jeep los. Dort sitzt er dann freudestrahlend hinter dem steuerrad und macht brmm brmm geräusche. Da sieht man's wieder – gewisse dinge sind einfach angeboren.

Daneben hat es ein grosses klettergerüst mit drei rutschbahnen das sich bei den kindern grosser beliebtheit erfreut. Ich wundere mich ein wenig warum wohl, habe ich doch schon andere, ähnliche gerüste gesehen, die völlig verwaist waren. Unterliegen eventuel auch kinder dem gruppendruck und akzeptieren, dass etwas toll ist wenn nur genug andere auch darauf herumturnen? Sei's wie's mag, die kinder schienen auf jeden fall spass zu haben.

Schade, dass die sicht am see unten nicht sehr gut war. Die berge in der ferne liessen sich nur erahnen, eigentlich war die aussicht schlechter als gestern. Nachdem ich ein paar minuten vergebens in die ferne gestarrt habe, gebe ich auf und kehre in die Jugi zurück. Wo ich das heute morgen vermisste römische museum direkt nebenan entdecke. Ist ja klar – und jetzt reicht die zeit nicht mehr um es noch zu besichtigen. Morgen habe ich eine 23 kilometer etappe vor mir – wenn ich erst gegen mittag losmarschiere habe ich vielleicht noch zeit es zu besichtigen. Mal sehen. Auf der anderen seite drängt es mich jetzt schon wieder loszuzotteln.
Heute gibt's nochmals eine frühe nacht – ich bin trotz nichtstun müde.

For ES

I spend the day in Lausanne even though the weather is perfect for walking – slightly overcast, without any threat of rain. But I want to do the washing and then find an alternativ footwear for walking on bitumen – something with a bit more bounce to dampen the impacts.

Jonas will continue today so I bid him goodbye. Maybe we will meet a last time in Geneva. Although – the way he causes people to think I am his mother – that's slightly worrying. And my roommate too – she's 54 – thought I had taken early retirement, so that I could do that walk. „Retirement? Why do you think so?“ Well - you can take early retirement at 56 in Germany. I thought maybe it was the same here.“ Thank you very much! I must look worse than I realised!

Aside from that faux pas she is an interesting lady and seems to have lead a pretty individual life.

Well, I finally do my washing, and once that is over I head into town to get those shoes. Service is lamentable at those shops – I end up buying a pair of cheap rafting shoes, which are fairly soft. Hopefully I can use them as an alternativ. If not – I got a cheap pair of shoes for after walking.

Once I have my shoes I head for the museum of archeology and then down to Ouchy to the lakefront. It's nice to promenade along the lake or just sit and peoplewatch – which I ?“ but the kid, hardly more than two years old has spotted something more to his liking and heads purposefully towards the oldfashioned merrygoround. Grandma is only to happy to accomodate his wish and chooses a betinseled horse for him. But he – already all man – wants more horsepower and picks a jeep. There he sits behind the wheel, making broom-broom-noises, grinning widely. There goes to see – some things are just bred in.

There's also a big wooden climbing construction with slides there. The children are just crawling all over it, a bit to my surprise, because I have similar constructions on other playgrounds which were desolately lonely places. Are children already subject to peer pressure and think just because everybody else is climbing and shouting it's got to be fun? Well – be it as it may – I do think the kids had a good time on that thing. I'm just being too critical again.

Well, after looking in vain for a view from the lakefront (the air was rather foggish) I head back to the Jugi. Somehow I regret a little not having spent the day walking in this good weather, but then - I needed the time. I will go to bed early because, even though I haven't done much, I am tired.

I am looking forward to tomorrow's etappe.