Dienstag, 21. September 2010

Tag zweiundfünzig

Etappe: Bach – Cahors 27 km
Unterkunft: Jugi Cahors

Heute morgen starte ich mit schwierigkeiten. Ich habe leichtes kopfweh und auch das 'vegetalien' frühstück kann da nichts machen obwohl es eine wunderbare abwechslung zu den ewigen baguettes ist. Ich trotte dann los und habe wirklich mühe, die ersten acht kilometer hinter mich zu bringen. Auf dem weg sind auch die beiden Französinnen aus der gite, Patrick, der mann der einen ist mit dem auto nach Cahors voraus gefahren und wird dann mit dem velo zurückkommen um sie zu begleiten. Daher sind deren rucksäcke viel kleiner und sie marschieren schneller. Ich mag ihnen heute nicht so recht hintennach bis ich in Mas le Vers im kleinen pilgerrelais ein alcacyl nehme. Im relais sind auch schon Bruno und Karl – der Schweizer und der Österreicher – und nach der pause hänge ich mich an die beiden an, da sie gleich laufen wie ich. Das alcacyl scheint zu wirken und nach der pause geht es mit laufen so viel besser, dass wir bereits um vier in Cahors sind. Die Jugi ist ok – die stadt – soso, aber sie hat wenigstens geschäfte. Ich zäpfe direkt in einen Orange shop ab damit mein internet problem endlich gelöst wird – aber der techniker ist ratlos und kann mir nur sagen, ich solle versuchen das program auf der homepage des modemanbieters runterzuladen, oder in foren nach einer lösung zu suchen. Ich bin beeindruckt – wirklich. Wenigstens gibt er ehrlich zu, dass er keine ahnung hat wie das problem zu lösen ist. Ich werde heute abend mal schauen – die jugi hat ja internet wifi. Tja – und bis da hin gehe ich mir die haare schneiden lassen.

Splitter

Die gegend, durch die ich wandere erinnert mich an Australien. Die erde ist rot und der weisse kalkstein sieht manchmal wie knochen aus. In Australien waren dies oft die knochen von widdern die im dienst gestorben waren – hier ist es bloss das rückgrat der erde. Der weg ist gesäumt von steinmauern – das erbe von generationen von menschen welche die erde urbar gemacht haben. An manchen feldrainen erheben sich grosse steinhaufen oder die ränder sind wie geröllhalden, und die wege auf denen wir gehen sind oft meterhoch über dem boden, weil auch sie als steinablagen gedient haben. Das macht das gehen nicht immer leicht, da die losen steine manchmal nur mit kuhfladen etwas zusammen gehalten werden. Zwischen den einzelnen feldern kann man heute noch wagenbreite zufahrten sehen, die jedoch oft genau so überwuchert sind wie die einstigen wiesen oder felder. Ich habe den eindruck, dass viel von dem eichen und buchswald, durch den wir gehen, kaum älter als vierzig-fünfzig jahre sein kann. Da haben generationen von bauern die felder in mühsamer arbeit immer wieder von steinen befreit, um sie bewirtschaften zu können und eine generation der vernachlässigung reicht, damit das land zum urwald wird.

Am weg der bis jetzt nur durch verbuschte weiden und wald geführt hat taucht plötzlich ein haus auf mit einem knallgrünen briefkasten am wegrand. Ich kann mir ein schmunzeln nicht verkneiffen – der briefkasten postuliert mit macht die präsenz der zivilisation – und als wir weitermarschieren kommt uns diese in form eines briefträgers im auto entgegen.

Wespenattacke

Gestern sitze ich noch ungeduscht hinter meinem bier, froh meine füsse etwas an der frischen luft kühlen zu können als ich plötzlich einen brennenden schmerz verspüre. Ouch! Etwas hat mich gebissen. Ouch – noch einmal! Ich schaue runter. Eine wespe surrt um meine füsse, offensichtlich sehr daran interessiert. Das biestchen hat mich gezwickt – offensichtlich um zu sehen, ob das was da so nach verrottendem käse stinkt auch essbar ist. Tut mir leid – leider nicht. Sie verzieht sich dann nach ein paar weiteren runden um die füsse.

For ES

Today I start badly. Walking is a strain and I have a light headache which even the vegetalian breakfast cannot take care of. At least the breakfast is great and a nice change to the eternal baguettes. The first eight kilometers I drudge along, unable to follow the two French women who stayed with me in the same gite. Patrick, the husband of one of them will take their car to Cahors and then come back by bicycle to accompany them so their packs are very light. Finally I have enough of my headache even if it is only a slight one – I take an alcacyl. Walking alone when not feeling well is a bad thing so I attach myself to Bruno the Swiss and Karl the Austrian. They have a similar walkingspeed as I do and do not seem to mind my presence. After the rest walking actually goes a lot better and we reach Cahors at four where I head to the youthhostel and they look for a gite.

Cahors is a soso town but at least it has many shops so I head immediately for the next orange shop – my problem with the program has still not been solved. But the technician cannot help me – he tells me honestly that he has no idea how to solve the program and that I have to see for myself how to get the program. Great – but at least honest.

Splinters

The last three days we have been walking over the plateau of calcite. The ground is rugged, oaks and buchs grow all over the place. Practically every path and every field is hemmed in by stonewalls, the heritage of generations of people working to make the rocky ground arable. Sometimes huge heaps of stone have been piled up in one part of the field, or the edge of a field hemmed in by hills is a real rubble field. Many of the paths we take are meters higher than the pasture around, a result of also being a repository of the rocks. Walking is there uncomfortable as the lose ground is only held together by cowpatties. Today the rockwalls are crumbling and the fields behind must have been left to their own devices some fourty-fifty years ago, judging from the size of the oak and buchs that now grow there like a veritable jungle. Generations of people worked to make the ground fertile and arable – one generation of neglect is enough to turn it all back into wilderness.

On the way which so far has led almost eight kilometers through oakforest suddenly a house appears. On the fence a green mailbox, declaring loudly that civilisation finds its way even here. A few hundred meters later said civilisation roars past us in the guise of the mailwoman in her car.

Waspattack

I relax, still unshowered on the terrasse, enjoying the air around my feet when I suddenly feel a burning pain. OUCH! Something has bitten me! And again – uch! I look down and see a wasp zoom around my unwashed feet. Problably the smell of rotting cheese has attrackted it and it has taken a nibble to determine the eatability of the fare – sorry pal – no goodie there. After a few more circles around my twitching feed it finally departs to my relief.

Tag einundfünfzig

Etappe: Cajarc- Bach 29km... oder so
Unterkunft: gite d'etape le relais d'arc en ciel Le Moulin

heute war nicht mein tag. Das frühstück beginnt mit einer philosophischen debate mit Sue, der Australierin. Wir kommen auf träume zu sprechen und ich erzähle ihr von meinem gestrigen traum- einem der wenigen an die ich mich erinnere. Ich wecke mich selber auf, weil ich im traum einen tobsuchtsanfall habe und alles auf den boden schmeisse, wärend ich schreie und fluche. Der ausbruch in meinem traum ist so stark dass anscheinend sogar meine bettnachbarin davon was mitkriegt. Das komische ist, dass er von einem meiner familienangehörigen ausgelöst wurde die etwas tat was sie in wirklichkeit niemals tun würde. Wir kommen dann darauf zu sprechen, ob andere menschen uns verletzen können oder nicht und finden beide – nur wir alleine entscheiden ob wir uns von anderen verletzen lassen oder nicht.

Tja – nach so schwergewichtiger kost ziehe ich dann endlich los- etwas später als gewollt. Es ist neblig und nur gerade vier grad warm – für einen moment wünsche ich mir ich hätte meine handschuhe noch, welche mir in Livinhac abhanden gekommen sind.

Cajarc ist ein schwieriges kaff um wieder rauszukommen und heute morgen bin ich irgendwie nicht bei der sache. Ich übersehe eine wegmarke und verbringe daraufhin eine stunde damit mich wieder zurechtzufinden und endlich den weg aus der stadt zu finden. Da ich eine lange etappe vor mir habe, bedeutet das, dass ich erst gegen sechs im gite ankomme. Die letzten zwei stunden scheinen kein ende nehmen zu wollen und alle strecken irgendwie falsch angeschrieben, aber endlich komme ich in begleitung dreier Franzosen, die auch im gite übernachten endlich an. Den ganzen tag hindurch habe ich mühe gehabt dem weg zu folgen, wo ich normalerweise einen guten instinkt habe. Zudem bedauere ich es heute noch mehr als gestern, meinem geiz nachgegeben zu haben und den Randonn wanderführer mit den 50'000er karten nicht gekauft zu haben. Ich fühle mich mit den mickerigen krokies, welche es in meinem wanderführer hat, verloren. Ich kann mir kein rechtes bild meiner umgebung machen und hätte mich sicher in Cajarc nie so verfranst, wenn ich eine gute karte gehabt hätte.

Da wir erst um sechs ankommen wird alles sehr spät – duschen, wäsche waschen, abendessen. Die gite ist zwar total schön in einem alten haus, aber wenn ich ein öffentliches haus hätte, dürften die toiletten nicht so aussehen. (ich höre jemanden Ha! Sagen.. ) Das abendessen ist – interessant. Martian, ein junger mann bei dem ich nicht so recht weiss wie er ins bild passt, kocht vegetalien – ohne eier, fleisch und milch. Es gibt ein wildes durcheinander von samosa, polenta, linsen, einem feinen salat, selbstgebackenem brot ohne weizen und avokadoaufstrich. Das essen ist aber gut und schmackhaft. Erst gegen zehn abends kann ich mich loseisen und ins bett, wo ich aber jetzt noch den bericht geschrieben habe. Morgen steht mir nochmals eine lange etappe ins haus, ich hoffe aber, dass ich da etwas früher ankommen werde. Cahor ist gross und es gibt noch einiges was ich erledigen möchte- z.b. endlich ein laufendes internet. Also schreibe ich heute trotz schweren augenlidern noch, damit das morgen nicht auch noch ansteht.

For ES

Today is not my day. I start early into a foggy and icy day. My thoughts are not on the way so I miss a waysign and spend a good hour finding the correct way out of town. Finally I manage it, but the loss of that hour means that after a strenuous 29 km I arrive only at six at the gite in company of three French people who are also staying there. Throughout the day I have been missing waysigns – which is unusual since I generally have a good instinct for the way. Part of the way I walk with Bruno, a Swiss and Karl an Austrian – but the last four kilometers I walk alone until I meet the French – and the way just seems interminable. It is with a sigh of relief that we reach the gite.

Due to the late time of arrival everything else gets delayed to – shower, laundry, evening meal. Martian – a rather strange young man – cooks for us vegetalian – without milk, cheese or egg. He puts a wild mix of things on the table but the endproduct is very nice to eat. It is past ten before I am able to go to bed – and I haven't even written the diary yet so I do it with drooping eyelids so that I would not have to do it tomorrow in Cahors. There is another long etappe waiting for me and I want to be early in the town – there are a few things I need to do.

Samstag, 18. September 2010

Tag neunundvierzig

Etappe: Livinhac – Figeac 24km
Unterkunft:Gite d'etape Chez Célia

Vom angedrohten (oder versprochenen) regen ist auch heute nichts zu sehen. Der tag beginnt zwar leicht bewölkt und bleibt auch ziemlich kühl aber die sonne scheint immer mal wieder durch. Heute ist auch das laufen viel besser als gestern, es geht ein bisschen auf und ab aber nichts dramatisches – bis auf die letzten zwei kilometer. Guy hat schon gestern schmerzen im oberschenkel gehabt und heute werden diese nach etwa zwei stunden marsch so stark, dass er erst nicht weiss, ob er überhaupt weiterlaufen kann. Nach einnahme zweier schmerztabletten entschliesst er sich weiterzulaufen bis Figeac – der dickkopf. Sich fahren zu lassen kommt für ihn auf keinen fall in frage, also gehen wir in -für ihn – gemässigtem tempo weiter, bis die tabletten etwas wirken, danach geht bei ihm wieder die post ab. Wir sind daher trotz langsamerem tempo zwischendurch bereits um zwei oben am hügel bei Figeac – aber dann geht's bergab und er kann kaum noch laufen – bis ich ihm sage er soll doch rückwärts runtergehen. Wir sind jetzt auf einer kleinen asphaltstrasse und daher geht das wirklich gut, langsam, aber ohne schmerzen. Da es auch für meine knie angenehmer ist, sieht man uns daher beide im rückwärtsgang den berg runterkrebsen – was denn auch dem einen oder anderen autofahrer ein grinsen entlockt. Aber so sind wir beide noch gehfähig als wir endlich die talsohle erreichen und nur noch einen kilometer bis in die stadt müssen. Danach allerdings reicht es uns beiden und wir sind froh als wir im gite ankommen.

Duschen – sandalen anziehen und dann mache ich eine tour durch die stadt. Figeac ist ein ort der ein ganz eigenes gepräge hat und es lohnt sich auf jeden fall die stadt zu besuchen. Die bauweise der häuser ist interessant und man kann an den fassaden sehen, wie oft diese umgebaut wurden – nicht immer zu ihrem vorteil. Viele schöne gotische spitzbogenfenster sind dem umbauwahn zum opfer gefallen. Trotzdem hat es noch sehr viel alte bausubstanz in der stadt. Ich bin froh mal wieder in einem grösseren ort zu sein, der ein gewisses angebot an geschäften hat und da heute jour de patrimoine ist und auch am samstag die geschäfte lange geöffnet haben kann ich in aller ruhe etwas windowshopping betreiben.

Morgen steht mir je nach unterkunftsmöglichkeiten eine ziemlich lange etappe ins haus – 30km. Guy bleibt hier um seine sehnenentzündung auszukurieren – unsere zeit ist also schneller zu einem ende gekommen als ich erwartet habe.

Reh in not

Es ist wieder einmal jagd und man hört das geballere der flinten allerorten. Guy und ich wandern gerade oberhalb einer farm durch einen hohlweg, der links und rechts mit mauern eingefasst ist, und darüber noch die üblichen stacheldrahtzäune. Irgendwo in der nähe der farm höre ich hunde kläffen, messe dem aber keine bedeutung bei, da bei farmen immer hunde kläffen. Doch dann ruft Guy, der hinter mir läuft plötzlich – schau mal, ein reh! Ich drehe mich um und sehe das noch halbwüchsige reh an Guy vorbeitraben, auf mich zu. Ich stehe etwas zur seite und das tier trabt ohne einen blick an mir vorbei weiter. Guy meint daraufhin, das tier müsse wohl zahm sein. Ich aber . meine, dass nur todesangst das tier so nahe an uns vorbeigeführt hat. Wir wandern weiter und sehen das tier etwas weiter vorne stehen. Es schaut gegen den zaun, als es mich sieht rennt es noch etwas weiter, will aber offensichtlich nicht wirklich dort durch, dreht um, läuft auf uns zu. Guy meint daraufhin, das tier ist doch zahm. Ich beharre auf meiner meinung – nein, es will über den zaun, kann aber nicht. Worauf Guy meint, da könne er dem tier wohl helfen. Das will sich aber gar nicht anfassen lassen, rennt hin und her auf der suche nach einer lücke. Schliesslich entdeckt es zwischen dem zweitobersten draht und dem darunterliegenden maschendraht eine etwa vierzig zentimeter breite lücke. Mit einem eleganten sprung setzt es ohne berührung hindurch, rennt ein paar sätze, hält mit weitaufgerissenem maul einen moment an um ein paar böllchen abzusetzen und setzt dann iin weiten sprüngen quer über das feld auf ein paar bäume zu. Ich hoffe wirklich, die hunde waren nicht diesem armen tier auf der spur. So eine hetz- oder treibjagd ist wirklich etwas grausliches.

For ES

The promised or threatened rain has still not materialised, even though the morning dawns with scattered clouds. Walking today is very comfortable with a few ups and downs but nothing dramatic. Guy has had a pain in his thigh yesterday, but when he starts out this morning all seems fine. However, about two hours after we start walking the pain suddenly and violently is back and he thinks he cannot go on. After two painkillers he decides that the pain is supportable and that he wants to go on to Figeac. He is a mulehead – once he has decided he will go there he will not allow the pain to get into his way. He even notches up the speed again for some time so that we reach the hill above Figeac by two o'clock. But then the road steeply descends and Guy looks at a loss, because the pain is too strong. I finally suggest to walk down backwards – the muscles are used totally differently that way – and since it is so steep it seems to me that my knees too can only profit from it. The backwards walk works an thus we make our way down the narrow asphalt road crabwise – provoking the one or other smile from passing drivers. But we get down and then just have to make it the one kilometer to the town. Getting there we are only too happy to reach the gite.

After a shower and a moment's rest I feel I am able to tackle the town – which is well worth a visit. It has a very peculiar building style and still many houses with gothic features. I spend some time exploring, then I head back. Tomorrow I will probably have a long etappe, depending on accomodation it could be 30km. Guy will stay here to cure his tendonite, so our association comes to an end earlier than anticipated.

damseldeer in distress

the hunt is on again. The banging of the guns can be heard all over. Guy and I am walking along a cowpath above a farm. There are rockwalls on both sides and the omnipresent barbed wire fences behind the stonewalls. From the farm I can hear several dogs barking excitedly - but I don't pay it any attention – dogs on a farm generally bark themselves silly. Suddenly Guy calls – hei, there's a roe here! I turn around and see the halfgrown roe bound past Guy. I step a little aside and the animal runs past me without any hesitation. Guy things the roe has been domesticated, but I think that only pure terror could cause her to ignore us. A litte further on she stops, looks across the fence at the field beyond. Then she turns to run towards us. Guy say – see she is tame. I shake my head – the creature just tries to find a way across the fence. 'Then I can help her', Guy tries to get hold of the roe but she doesn't want him close, runs back and forth some more. Finally she discovers a gap between the second top wire and the meshes below, hardly fourty centimeters wide. She takes an elegant leap through without toughing any of the wires, then stops after a few bounds, mouth and eyes wide open and drops a few pellets, then continues her flight in wide soaring leaps across the meadow towards a few sheltering trees.

I hope it wasn't her the dogs were after – the terror in the roe was so palpable. Chasing or driving animals that way is really an ugly thing.

Tag achtundvierzig

etappe: Conque- Livinhac le Haut 25km
unterkunft: Gite d'etape communal

ein tag zum vergessen

Das ist zwar etwas stark aber im ganzen kann man den tag als einfache laufarbeit abhaken. Die ersten vier kilometer allerdings – die waren märchenhaft. Um sieben hängt der nebel tief um die abbey aber es regnet nicht mehr. Als wir gegen viertel vor acht losmarschieren hat sich der nebel zwar gehoben, da wir aber auf der gegenseite des tales wieder hochsteigen müssen kommen wir bald wieder in den nebel. Der aufstieg erfolgt auf einem alten, steilen pfad der einmal streckenweise gepflastert war aber der zeit und dem wasser nachgeben musste und jetzt häufig mehr einem bachbett gleicht. Es ist sehr ruhig, nachdem ich die beiden wie vorhersehbar war schnell aus den augen verloren habe. Der nebel treibt durch den kastanienwald, über die fahlen verdorrten farne und um die verknorrten alten stämme. Es tropft – vielleicht regnet es, es kann aber auch einfach sein, dass es die nässe des nebels ist. Schliesslich verlässt der weg den kastanienwald und führt zwischen heidekraut und ginster hindurch. Im fahlen licht glitzern unzählige spinnennetze die den nebel eingefangen haben. Ich staune über die formen- radnetze, netze die wie tramboline scheinen und solche die wie bällchen im ginster hängen. Ich denke diese waren spinnenkinderstuben. Zwischen dem trockenen farn leuchten mit regentropfen verzierte hagebutten auf. Über dem nebel spühre ich die kraft der sonne – eigentlich sollte es heute ja regnerisch sein aber davon ist den ganzen tag nichts zu spüren.

Die nebelatmosphäre hält lange an so dass auch das laufen auf dem asphalt einigermassen erträglich ist. Irgendwann aber machen mir einfach nur noch die füsse weh. Ich habe die variante gewählt, welche etwas kürzer ist und nicht ständig auf und ab geht – dafür geht sie über asphalt. Ich kann jedoch damit zeit gut machen und bin schliesslich noch vor Emmanuel und Guy wieder auf dem hauptweg. Sie holen mich etwa einen kilometer später wieder ein, und von da an gehen wir zusammen.

Emmanuel ist etwas zappelig weil er angst hat es in Decazeville nicht auf den zug zu schaffen. Aber wir kommen dann schon kurz nach eins an und er hat kein problem einen bus zum bahnhof zu finden. Der abschied verläuft für Emmanuel's welpenwesen eher ruhig, womit ich nur zufrieden bin, da mir überschäumende emotionen etwas unheimlich sind.

Damit sind wir jetzt zu zweit – und so wie's aussieht geht die reise für's erste mal zu zweit weiter.

For ES

forget this day

well – that is a bit hard but for the better part of the day it was all bitumen and the country side was uninteresting. That, however, does not apply to the first four kilometers. At seven the Abbey of St. Foy is veiled in a light fog, which lifts by the time we start. We walk down to cross the river and then start the ascent on the other side. As usual I soon lose sight of the other two and head up at my own rythm. The way must be ancient – I do believe even a thousand years ago pilgrims already walked up that way. It also must have been paved at one stage but time and the water have destroyed it to the extent that more often than not it feels like walking in a riverbed. The fog hangs in the branches of the trees, floats across the paleyellow dried fronds of the fern and curls around the trunks of twisted, ancient chestnut trees. Further up the path leaves the forest to rise further up through heather and gorse. Spiderwebs hang in the goarse, captured fog glittering like minute jewel on the gossamer threads. I marvel at the diversity of webbings – some the well known wheels, some like little rebounders, others like balls of filament. Those I think must be spider nurseries. Amongst the fern raindrop ornamented rosehips burn bright red. Above the fog I can feel the rays of the sun. The forecast said it would raind – but throughout the day the weather keeps fine.

I take the alternate route of the GR65 (the official name of the way), but I did not see that it lead all the time over bitumen. An hour later my feet are already burning. But at least the shorter and less exhausting alternate gives me a chance to not only catch up but overtake Emmanuel and Guy. When I get back onto the main track I know they are behind me, because I cannot see their tracks on the path. And indeed, about ten minutes later I can hear Emmanuel behind me.

From then on we walk together. Emmanuel is a bit itchy because he worries whether he can make it to the trainstation, which is 4 km away from the path – but I am sure that there must be a bus. We reach Decazeville around one and Emmanuel has no problem to find a bus. The goodbye is slightly subdued for Emmanuel's normally puppyish character but that's fine with me – I don't trust too emotional stuff. And then we continue as a duo – and the way it looks that could stay a little longer that way. I will see.

Donnerstag, 16. September 2010

Tag siebenundvierzig

Etappe: Senergue-Conque 9km
Unterkunft: Abbey

Jeder sagt Conque muss man gesehen haben – also planen wir unsere etappe so dass wir wenig zu laufen haben und früh ankommen. Damit sollte uns zeit bleiben das städtchen anzuschauen.

Gestern habe ich eine gemüsesuppe gemacht, da uns allen etwas das grünzeug abgeht. Ich finde zwar nicht viel im laden aber mit lauch, karotten, kartoffeln und etwas rollschinken kann man schon was schmackhaftes machen. Wir stellen jedoch plötzlich fest, dass Senergue keinen bankautomaten hat und das geld knapp wird. Zudem wird auch das frühstück erst um 8:00 serviert und das ist uns einfach zu spät. Was tun? Lösung – suppe strecken und zum frühstück suppe essen. Nach einigem graben finde ich noch quinoa im notvorrat und damit lässt sich die suppe bestens anreichern. Am abend gibt es noch apfelkompott aus fallobst aus dem garten der gite. Damit sind wir alle zufrieden, satt und können am morgen auch gut in den tag starten.

Zwei stunden später sind wir in Conque – und sehen sofort - auch wenn das städtchen ein kaff ist, ist es sehr wohl wert es zu besuchen. An einen steilen hang gebaut, existiert es nur wegen der Abtei, die sich in hinterlistiger weise im jahr 803 die reliquien der St. Foy welche bis da etwa 200km weg begraben waren, angeeignet hat. Die mönche wussten schon damals, dass damit der pilgerstrom zu ihrer abtei umgelenkt werden konnte, und haben mächtig abgesahnt. Resultat davon ist ein kirchenschatz der auch heute noch zu bewundern ist. Natürlich haben mich die goldschmiede arbeiten interessiert und ich bin mir den schatz ansehen gegangen. Der kirchenschatz ist aber nicht das einzige warum man nach Conque geht. Das städtchen ist praktisch unversehrt mit alten häusern aus fachwerk mit steilen steingedeckten dächern, gepflasterten strassen, die so eng sind, dass man gerade mal zwei davon befahren kann und viele verwinkelte örtchen die aussehen, als ob sie noch im mittelalter gefangen wären. Natürlich wimmelt es von touristen und pilgern und es hat gewiss genug shops für andenken, aber trotzdem wirkt alles noch sehr ursprünglich.

Nachdem wir glück hatten hier in Conque noch eine günstige unterkunft zu finden, beeilen wir uns allerdings für morgen unser nächstes etappenziel zu reservieren. Morgen wird es haarig, erstens geht es direkt nach oben, und zweitens soll es morgen regnen. Nicht super für Emmanuel, der noch bis Decazeville marschieren muss, damit er dort einen zug nehmen kann. Von Conque kommt man nämlich kaum mehr weg- touristen hin oder her.

For ES

Everybody tells us to visit Conque is a must. So we plan to arrive at Conque early in the morning so we have plenty of time to take a look around.

Yesterday I cooked a soup from vegetables, because we all feel a bit short of them. The local shop yields little in the way of diversity but I figure that from leek, carrots, potatoes and smoked ham I boil up a decent soup. But while we discuss the next days we discover – oops – we are getting a bit short of cash. Might start to be a problem with the breakfast. Anyway, they serve it only at eight – and that is far too late for us. So – what to do? Well – soup is something wonderful – there is always a spoon or two more to be had if you add a bit more water. Some digging in my emergency provisions unearthes a bag of quinoa, which added to the soup will give it plenty of bottom. So the morning starts with soup and we are all nicely fed to begin the day.

Two hours later we reach Conque – and see – yes indeed – the place is worth a visit. The tiny town (it earns the name only because it used to have a wall around) is plastered in tiers against a steep hill and exists only because of an act of theft in 803. At that date the monks of the abbey in Conque decided the needed a great attraction to deviate the stream of pilgrims towards their abbey and skim the cream of the milk. With patience and subterfuge they managed to steal the bones of St. Foy, a girl martyr, who was then buried about two hundred kilometers away at Agens. After a publication of a book of miracles the money began to flow as intended. The result is a church treasure of great historical and artistic value – not to speak of the money. I went to look at the goldsmith works of the reliquiars – there something very artistic but also very brute about them which I liked.

Aside from a huge church the townlet itself is well worth a visit. It has retained the character of a medieval town with houses from wood and stone, steep roofs, cobbled streets so narrow that only two will allow a car to pass, and nooks and crannies that looks as if they are still stuck in the middle ages. There are plenty of tourists, pilgrims and touristshops to cater to their needs – but the town has still an authentic feel to it. It's not a Disneyland town and castle. I like it quite a lot.

There will be a number of pilgrims staying at the abbey as we do whom we have met before, so I guess there will be no dearth of conversation. Tomorrow we need to start really early, because we have to get to Decazeville before 13:00 so that Emmanuel can catch his train to Lyon. The going might be tough because it starts with a good 300 meters steep ascent – and it's bound to rain. The weather has already turned and there is an occasional drizzle, which is said to turn to strongern rain by tomorrow. Well – I don't mind getting wet -not much – but for Emmanuel it would be annoying to be wet in the train.

We will see...

Mittwoch, 15. September 2010

Tag sechsundvierzig

Etappe: Fonteille -Senergue 20km
unterkunft: gite d'etappe Sénos

Fonteille erweist sich als wahres schlaraffenland. Wir haben ein reichliches und langes mahl und kehren gesättigt gegen 22.15 in unser mobilehome zurück. Guy ist etwas unglücklich- er kann sich nach einem reichlichen mahl nicht sofort schlafen legen und bleibt auf dem sofa, wärend ich mich verdrücke in mein zimmerchen. Ich habe keine solchen probleme und schlafe bestens, abgesehen von den üblichen wachphasen um etwa 2 uhr nachts.

Der morgen dämmer erst gerade als wir aufstehen und von unserem hügel haben wir eine wunderbare sicht. Der horizont ist tieforange, wärend über uns noch die sterne leuchten. Im tal liegt tiefnebel aus dem einzelne hügelkuppen wie inseln herausragen. Wärend ich zuschaue, wie sich der himmel langsam erhellt, bin ich gottenfroh, dass es in Estaing keinen platz mehr hatte. Erstens brauchen wir jetzt nicht mehr als erstes diese fiese steigung in angriff zu nehmen- dies wäre zu beginn einer entsprechend langen etappe mörderisch gewesen. Zweitens hätte ich nie diesen schönen sonnenaufgang bewundern können mit dem nachfolgenden nebelspektakel – und drittens bezweifle ich, dass wir so ein fantastisches frühstück vorgesetzt bekommen hätten. Als wir in das speisezimmer kommen, bleibt mir fast der atem weg – panettone, schokoladenkuchen, zopf in der form, getostetes brot, keks – es hat sicher zehn verschiedene sachen, das meiste davon süss. Nicht zu sprechen von etwa acht verschiedenen sorten aufstrich. Ich hätte mich am liebsten durch jedes einzelne angebot durchgefressen- aber mein magen findet relativ schnell, damit sei es genug. Also erfreue ich mich an den verpassten köstlichkeiten per augenschein.

Wir ziehen etwa um halb neun los. Der nebel hat sich etwas gehoben und treibt jetzt den taleinschnitt hoch und durch die bäume. Die sonne wirft ihre strahlen durch die bäume und der schatten zaubert streifen in die luft. Ich kann meine kamera kaum loslassen, aber muss schliesslich sehen, dass ich nicht den anschluss verpasse. Wieder einmal starten wir in einen märchenhaft schönen morgen.

Wir sind allerdings nicht so super drauf – Guy hat schlecht geschlafen und schmerzen im rechten bein, und Emmanuel ist auch nicht sein quirliges selbst. Er hat sich wohl gestern übernommen und meint er habe zu wenig geschlafen und ausserdem habe ihm die meinung des Korsen die laune vermiest. Gestern beim nachtessen waren auch zwei Korsen dabei, der eine mit einer jammermiene, der andere ein giggler. Die jammermiene fand dass die Franzosen traurig seien – und Emmanuel hat das in den falschen hals gekriegt.

Da wir nur fünf stunden zu laufen haben nehmen wir es etwas gemütlicher, indem wir zweimal länger rast machen. Guy kann trotz seiner schmerzen im bein immer noch loszäpfen wie eine gewehrkugel aber als wir in Senergue ankommen ist er sichtlich erleichtert. Es ist erst halb drei als wir ankommen und daher haben wir genügend zeit, noch etwas herumzublötterlen. Wir kochen heute selber und es soll eine kräftige gemüsesuppe geben – früh genug, dass Guy noch verdauen kann bevor er schlafen geht. Internet gibts hier auch also schreibe ich meinen tagesbericht. Danach – werde ich mich nach einem bier umsehen. Aber kein blondes Leffe – das hat mir gar nicht geschmeckt.

For ES

Fonteille reveals itself as a true paradies for body and soul. I am glad we had to walk all the way up here – firstly because having done it yesterday we don't need to do it today – secondly because I would otherwise have missed a marvellous sunrise – and thirdly because we would hardly have been fed such a sumptuous breakfast in Estaing as we have here. There are about ten different cakes, panetone, toast bread, plaited bread, and other pastry and at least eight different spreads to be had – far too much to taste it all. I'm tempted, but my stomach tells me that there is only so much it can hold so I give most of the treats a miss.

We start moderately early at eight thirty into another day with fog – but this time we are just above it and only the last vestiges of it drift through the trees around us, the sun painting rays of light into the fog. I can hardly let go of my camera but finally have to hurry to keep the others in sight.

Both are a bit under the weather – Guy has slept badly because of the huge meal the night before, and in addition his right leg hurts. Emmanuel also complains he hasn't slept enough despite having a good nine hours sleep – he has exhausted himself yesterday and still feels it. Also he feels morally down because of a remark another guest made yesterday. Since he is finishing his wandering tomorrow he might also feel sad about this without realising it. Myself seem to be a bit closer to the water than usually – for no apparent reason. I feel basically happy.

In any case we are glad today's etappe is short with only 20km and we take two lengthy rests, but still arrive around two thirty. That leaves us a lot of time to hang around, doze a little, write, do the washing. I'm going to do the purchases because tonight we cook for ourselves, and intend to cook a substantial vegetable soup. The shop opens only at 16.30 – they are keeping schedules like the Spanish with hold a siesta. Time for me to write my diary- especially since there is an internet connection available. And then I will have to look up a possiblity for Emmanuel to leave Conque day after tomorrow on a public transport – I hope we find something. These places are really beyond the black stump, as the Australians would say.

Tag fündundvierzig

Etappe: St.Comb d'Olt – Fonteille 25km
unterkunft: Gite d'etape Fonteille

Distanz ist nicht alles.

Gestern war ich so stolz auf mich, dass ich die 32 km geschafft habe und heute bin ich nach nur 24km komplet kaputt. Eigentlich wäre geplant gewesen in Esteing halt zu machen, aber da war keine unterkunft mehr zu kriegen, wir mussten also etwas suchen, das weiter weg war. Und von Esteing ging's wieder mal – rauf. Ich kam heute an einem pärchen vorbei wo die frau mich etwas verdrückt anlächelt und dann seufzt: 'geht es denn in diesem land immer nur rauf?' Damit hat sie mir heute aus der seele gesprochen. Es waren zwar vielleicht nur 250 meter höhendifferenz aber irgendwie schien das kein ende nehmen zu wollen. Auch war die steigung ekelhaft, gerade so, dass es einem ans lebendige ging.

Trotzdem – wir sind an ein paar wirklich schönen orten vorbei gekommen und der blick von der höhe ist wunderschön. Zudem hat sich zumindest der ganze krampf gelohnt im bezug auf die unterbringung, denn wir sitzen hier auf der veranda unserer unterkunft, die zwar eine art fertigbau häuschen ist, aber auf engstem raum alles what was man möchte und wirklich schön eingerichtet ist. Zudem ist die aussicht fantastisch, da es zuoberst auf der hügelkuppe steht und wir weit über die gegend schauen können. Und der host ist sehr zuvorkommend. Gerade sind auch wieder alte bekannte eingetroffen, die drei Französinnen die schon in St. Alban in der gleichen gite waren. Man sieht sich hier immer wieder.

Aligot

Ich darf nicht vergessen zu erwähnen dass ich mir eine spezialität gemerkt habe, die irgendwie gut zu unseren Schweizer gerichten passt. Sie nennt sich Aligot und besteht aus 50% käse und 50% kartoffeln. Ich habe sie in zwei varianten kennengelernt, mit den kartoffeln als püre und als kleine gebratene stückchen. Von den beiden versionen hat mir die zweite besser geschmeckt. Ich werde das gericht sicher mal versuchen – ich muss nur schauen welcher käse dazu am besten geeignet ist. Und zwiebeln könnten da noch was ausmachen ---- mmh – ich kriege hunger!
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For ES

Yesterday I was so proud to have managed the 32 kilometers – and today I am totally busted after a mere 25km. Originally we wanted to stay in Esteing, but everything was already occupied, so we had to continue to Fonteille which – what a surprise – was up on the hills again. A couple of hours earlier I had walked past a woman who smiled at me wanly and then sighed: does it always go up in this country? She spoke after my heart at that moment. It was just 250 meters height difference – but there is a great difference whether you do them over a distance of 10 kilometers or within one.

Reaching the top I barely made it to the gite where the other two were already waiting. Aside from the tough stuff at the end, the walk was, however, quite enjoyable through this everchanging country. And ending up in Fonteille finally made up for the stress of getting there because we stay at a wonderful place, with a perfect view over the land, and a host who is most welcoming. So in the end – it all paid out.