Samstag, 18. September 2010

Tag neunundvierzig

Etappe: Livinhac – Figeac 24km
Unterkunft:Gite d'etape Chez Célia

Vom angedrohten (oder versprochenen) regen ist auch heute nichts zu sehen. Der tag beginnt zwar leicht bewölkt und bleibt auch ziemlich kühl aber die sonne scheint immer mal wieder durch. Heute ist auch das laufen viel besser als gestern, es geht ein bisschen auf und ab aber nichts dramatisches – bis auf die letzten zwei kilometer. Guy hat schon gestern schmerzen im oberschenkel gehabt und heute werden diese nach etwa zwei stunden marsch so stark, dass er erst nicht weiss, ob er überhaupt weiterlaufen kann. Nach einnahme zweier schmerztabletten entschliesst er sich weiterzulaufen bis Figeac – der dickkopf. Sich fahren zu lassen kommt für ihn auf keinen fall in frage, also gehen wir in -für ihn – gemässigtem tempo weiter, bis die tabletten etwas wirken, danach geht bei ihm wieder die post ab. Wir sind daher trotz langsamerem tempo zwischendurch bereits um zwei oben am hügel bei Figeac – aber dann geht's bergab und er kann kaum noch laufen – bis ich ihm sage er soll doch rückwärts runtergehen. Wir sind jetzt auf einer kleinen asphaltstrasse und daher geht das wirklich gut, langsam, aber ohne schmerzen. Da es auch für meine knie angenehmer ist, sieht man uns daher beide im rückwärtsgang den berg runterkrebsen – was denn auch dem einen oder anderen autofahrer ein grinsen entlockt. Aber so sind wir beide noch gehfähig als wir endlich die talsohle erreichen und nur noch einen kilometer bis in die stadt müssen. Danach allerdings reicht es uns beiden und wir sind froh als wir im gite ankommen.

Duschen – sandalen anziehen und dann mache ich eine tour durch die stadt. Figeac ist ein ort der ein ganz eigenes gepräge hat und es lohnt sich auf jeden fall die stadt zu besuchen. Die bauweise der häuser ist interessant und man kann an den fassaden sehen, wie oft diese umgebaut wurden – nicht immer zu ihrem vorteil. Viele schöne gotische spitzbogenfenster sind dem umbauwahn zum opfer gefallen. Trotzdem hat es noch sehr viel alte bausubstanz in der stadt. Ich bin froh mal wieder in einem grösseren ort zu sein, der ein gewisses angebot an geschäften hat und da heute jour de patrimoine ist und auch am samstag die geschäfte lange geöffnet haben kann ich in aller ruhe etwas windowshopping betreiben.

Morgen steht mir je nach unterkunftsmöglichkeiten eine ziemlich lange etappe ins haus – 30km. Guy bleibt hier um seine sehnenentzündung auszukurieren – unsere zeit ist also schneller zu einem ende gekommen als ich erwartet habe.

Reh in not

Es ist wieder einmal jagd und man hört das geballere der flinten allerorten. Guy und ich wandern gerade oberhalb einer farm durch einen hohlweg, der links und rechts mit mauern eingefasst ist, und darüber noch die üblichen stacheldrahtzäune. Irgendwo in der nähe der farm höre ich hunde kläffen, messe dem aber keine bedeutung bei, da bei farmen immer hunde kläffen. Doch dann ruft Guy, der hinter mir läuft plötzlich – schau mal, ein reh! Ich drehe mich um und sehe das noch halbwüchsige reh an Guy vorbeitraben, auf mich zu. Ich stehe etwas zur seite und das tier trabt ohne einen blick an mir vorbei weiter. Guy meint daraufhin, das tier müsse wohl zahm sein. Ich aber . meine, dass nur todesangst das tier so nahe an uns vorbeigeführt hat. Wir wandern weiter und sehen das tier etwas weiter vorne stehen. Es schaut gegen den zaun, als es mich sieht rennt es noch etwas weiter, will aber offensichtlich nicht wirklich dort durch, dreht um, läuft auf uns zu. Guy meint daraufhin, das tier ist doch zahm. Ich beharre auf meiner meinung – nein, es will über den zaun, kann aber nicht. Worauf Guy meint, da könne er dem tier wohl helfen. Das will sich aber gar nicht anfassen lassen, rennt hin und her auf der suche nach einer lücke. Schliesslich entdeckt es zwischen dem zweitobersten draht und dem darunterliegenden maschendraht eine etwa vierzig zentimeter breite lücke. Mit einem eleganten sprung setzt es ohne berührung hindurch, rennt ein paar sätze, hält mit weitaufgerissenem maul einen moment an um ein paar böllchen abzusetzen und setzt dann iin weiten sprüngen quer über das feld auf ein paar bäume zu. Ich hoffe wirklich, die hunde waren nicht diesem armen tier auf der spur. So eine hetz- oder treibjagd ist wirklich etwas grausliches.

For ES

The promised or threatened rain has still not materialised, even though the morning dawns with scattered clouds. Walking today is very comfortable with a few ups and downs but nothing dramatic. Guy has had a pain in his thigh yesterday, but when he starts out this morning all seems fine. However, about two hours after we start walking the pain suddenly and violently is back and he thinks he cannot go on. After two painkillers he decides that the pain is supportable and that he wants to go on to Figeac. He is a mulehead – once he has decided he will go there he will not allow the pain to get into his way. He even notches up the speed again for some time so that we reach the hill above Figeac by two o'clock. But then the road steeply descends and Guy looks at a loss, because the pain is too strong. I finally suggest to walk down backwards – the muscles are used totally differently that way – and since it is so steep it seems to me that my knees too can only profit from it. The backwards walk works an thus we make our way down the narrow asphalt road crabwise – provoking the one or other smile from passing drivers. But we get down and then just have to make it the one kilometer to the town. Getting there we are only too happy to reach the gite.

After a shower and a moment's rest I feel I am able to tackle the town – which is well worth a visit. It has a very peculiar building style and still many houses with gothic features. I spend some time exploring, then I head back. Tomorrow I will probably have a long etappe, depending on accomodation it could be 30km. Guy will stay here to cure his tendonite, so our association comes to an end earlier than anticipated.

damseldeer in distress

the hunt is on again. The banging of the guns can be heard all over. Guy and I am walking along a cowpath above a farm. There are rockwalls on both sides and the omnipresent barbed wire fences behind the stonewalls. From the farm I can hear several dogs barking excitedly - but I don't pay it any attention – dogs on a farm generally bark themselves silly. Suddenly Guy calls – hei, there's a roe here! I turn around and see the halfgrown roe bound past Guy. I step a little aside and the animal runs past me without any hesitation. Guy things the roe has been domesticated, but I think that only pure terror could cause her to ignore us. A litte further on she stops, looks across the fence at the field beyond. Then she turns to run towards us. Guy say – see she is tame. I shake my head – the creature just tries to find a way across the fence. 'Then I can help her', Guy tries to get hold of the roe but she doesn't want him close, runs back and forth some more. Finally she discovers a gap between the second top wire and the meshes below, hardly fourty centimeters wide. She takes an elegant leap through without toughing any of the wires, then stops after a few bounds, mouth and eyes wide open and drops a few pellets, then continues her flight in wide soaring leaps across the meadow towards a few sheltering trees.

I hope it wasn't her the dogs were after – the terror in the roe was so palpable. Chasing or driving animals that way is really an ugly thing.

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