Sonntag, 12. September 2010

Tag dreiundvierzig

Etappe:Aumont-Aubrac – Nesbinal 26km
Unterkunft: Gite la Grappinière

Nachtrag zu gestern.

Guy und Emmanuel meinen sie hätten viel zu mittag gegessen und würden dann nur ein sandwich nehmen. Ich habe lust auf teigwaren und sage ihnen ich würde soviel kochen, dass sie allenfalls auch noch zulangen könnten. Im laufe des nachmittags merken sie dann, dass sie doch ganz gerne noch was mehr essen würden. Dann kommt noch Denis in die Gite und danach noch Angèl und Mark, das gemischte pärchen das mir gestern aufgefallen ist. Angèl muss aufhören, weil sie muskelprobleme hat und sofort krämpfe kriegt. Spontan fragen wir ob sie schon für den z'nacht gesorgt hätten sonst könnten sie noch bei uns mitessen. Emmanuel meint dann, da müssten wir aber noch etwas brot und salat kaufen und ich finde, ein dessert wäre auch nicht schlecht. Denis steuert noch ein packet nudeln bei, so dass von denen genug da sind. Das kochen wird ein kleines logistisches problem, da ich nur eine pfanne habe, aber schlussendlich steht ein durchaus essbares mahl auf dem tisch und wir verbringen einen gemütlichen abend zusammen.

Der tag der vergeblichen hoffnungen

Auf der karte sieht die route heute trügerisch flach aus. Es hat zwar immer mal wieder höhenlinien die der weg kreuzt, aber es lässt sich kaum sagen, geht es da jetzt etwas rauf oder runter. Zudem erklären uns die einheimischen es gehe jetzt über die hochebene. Darunter verstehe ich unbedarfte Schweizerin aber anscheinend etwas anderes – ebene beinhaltet für mich das wort 'eben'. Diese Ebene ist alles andere als. Weitläufig, praktisch ohne bäume, von steinmauern und stacheldraht jedoch in unüberwindliche parzellen geteilt, marschieren wir auf kuhpfaden zwischen den weiden. Das gebiet ist ein hochmoor, welches zur sömmerung der kühe genutzt wird. Es ist schön hier, der weg ist soweit angenehm und die steigungen eigentlich nicht heftig – aber nach dem zwanzigsten hoger gehen sie einem halt doch an die substanz. Jedesmal wenn wieder eine hügelkuppe in sicht kam entfuhr mir ein stossgebet – lass dies die letzte hügelkuppe sein die ich besteigen muss! Und jedesmal befand sich dahinter noch eine blöde bodenwelle. So sehen die hügel aus – solange man nicht über sie drüber muss. Guy ist heute schon kurz nach dem dorf verschwunden und kommt gut zwei stunden vor mir in Nesbinal an – Emmanuel setzt sich nach der mittagspause endgültig ab. Ich marschiere dann gegen drei durch Montgros, von wo es noch drei kilometer sein sollen. Wieder ein hügel zum raufstelzen – wieder ein stossgebet von mir. Als ich am höchsten punkt bin, nach einer viertelstunde marsch sehe ich weit weg hinter noch einem hügel graue dächer. Och – bitte nein! Nicht noch einer. Ich mache ein paar schritte mehr und plötzlich kommen zu meiner freude die grauen schieferdächer von Nesbinal direkt in der kuhle vor mir in sicht. Ich bin fast da!

Ich habe genau sechseinhalb stunden für die 26 kilometer gebraucht – aber was wichtiger ist – ich habe den eindruck es sind noch ein paar kilometer mehr in den beinen. Morgen brauche ich die dann – da sind es 32 kilometer. Ich habe heute die schuhe viel fester geschnürt als normal und etwas mehr druck auf die ferse gegeben, damit der ballen etwas entlastet ist. Tatsächlich spüre ich jetzt im gesamtem die füsse viel weniger – es scheint, ich habe was nützliches herausgefunden. Damit sind dann vielleicht in zukunft auch ein paar kilometer pro tag mehr drin.

Àla chasse

Marie-France hatte mir in Le Puy gesagt: pass dann auf, jetzt beginnt dann bald die jagd. Sieh besser zu, dass du da dein oranges t-shirt trägst.

Ich habe ihr da nicht viel aufmerksamkeit geschenkt wurde aber heute rüde daran erinnert. Eine ganze truppe pilger marschiert auf einem waldweg, als ein ganzer zug von autos an uns vorbei prescht. Das letzte hält kurz an, ein junger mann springt raus, lehnt ein schild gegen einen baum 'attention chasse en cours' und hüpft wieder ins auto. Kurz danach sehen wir hier und dort am weg ein auto parkiert, und ein paar meter weiter weg ein jäger mit flinte an einem baum lehnen. Irgendwann pickt mich die neugier und ich fragen einen der jäger: Was jagen Sie heute?
Heute? Schweine. Und fügt dann mit einem grinsen hinzu – und morgen pilger. Ja aber hallo! Ich beeile mich zu fragen: Und machen sie eine treibjagd? Ja.
Na das nenne ich sportsgeist. Man wartet gemächlich in der näche seines chlapfs bis einem eine sau vor die flinte galoppiert und lässt es dann ballern. Ich verstehe zumindest den hegegedanken hinter der jagd, aber die art wie die Franzosen jagen ist mir schon ziemlich – suspekt. Da ist von fairness keine spur. Aber ich bin ja ein städter. Wir haben so komische gedanken, dass das abschiessen von viechern zum reinen selbstzweck etwas unanständiges ist. Ok... die sauen werden gemampft, das bezweifle ich nicht – aber wohl in den seltensten fällen vom stolzen jäger selber. Bei uns zu hause muss sich ein jäger wenigstens anstrengen um zu seinem wild zu kommen. Aber genug davon. Ich muss jetzt mal noch meine unterkunft bezahlen und dann nachschub suchen. Und mir das städtchen ansehen – auf den ersten blick sah es ganz reizend aus.

For ES

On the map the route looks pretty flat although there are a few heightlines it crosses. But it is not even possible to say whether at that point it mounts or descends. The locals too tell us – your getting into the high plain. Well – I seem to have different ideas of what a plain is – for me it contains the implication of flatness. This place is anything but. It's a beautiful country, with very few trees, a wide open view, and stonewalls separating the pastures. The beautiful lightbrown Aubrac grazes here, a cow whose powdery black eyes, ears and muzzle with the black knees invoke the old cave paintings from the caves in the south of France. These cows in all their grace seem to have jumped right out of those pictures.

The path leads between the stonewalls – closed in the pilgrim has little possibility to miss the track. But as to flat – sure – the little hills are maybe twenty to fifty meters high and gently sloped so walking across them is at first not a strain. But after the twentieth it starts to tell. I finally breast every hill with a prayer:' let this be the last one I have to mount' but everytime there is another bumper in the way.

Guy has disappeared from view hardly out of the village and Emmanuel leaves me to my own shortly after lunch. The walking is fine so I reach Montgros shortly before three. From there it is supposed to be another three km. But there is also another hill. I struggle my way up and pray again – but when I come to the highest point I see far in the distance behind another hill grey roofs. Oh no! But then, a few steps further I discover to my surprise, that Nesbinal nestles quite close in the crook between to hills at my feet. I am almost there!

I reach the pretty little town at three thirty. I have exactly used the four kilometers per hour, I set myself – and what is more, I still feel I got a few more kilometers left in my legs. Which is good, because tomorrow we will have a killer of an etappe of 32 km.

To the chase

Marie-France told be in Le Puy: watch it soon hunting will start and you better see to it that you wear your orange t-shirt. I didn't pay her much attention but it was rudely called back in mind today. A group of pilgrims were walking along a road in the forest when suddenly about ten cars zoom past us. From the last one a young man jumps places a placard against a tree 'attention hunting under way' and hops back into the car. A little later we walk past a parked car and
a little further away a hunter lounging against a tree, rifle on the read. Every fifty to a hundred meters a hunter is waiting. I finally have to ask: What are you hunting today? Pigs, he replies and then adds with a smile, and tomorrow pilgrims. Well hello! I hurriedly inquery further, and are you driving? (meaning whether people are driving the animals towards the hunters? Yes.

Well well. That is a very sporting way of hunting. Driving your car into the wild, wait til a pig runs in front of your gun and then fire away. For some reason that seems awfully unfair. I understand the need to hunt some to keep numbers stable, but here there seems something wrong with the concept. I know, I am a foolish townie who thinks that killing animals for the fun of it is wrong. Oh – I am sure somebody is even going to eat those boars - but I doubt it is the proud hunter. But enough of that. I'll go to visit the town. It is very small but with a lot of old buildings and a very pretty church. And I think we're going to have a thunderstorm. There are some clouds piling up that seem to mean serious business.

1 Kommentar:

  1. I hope your storm wears itself out before dawn. It might be nice to settle the dust those unfortunate boars & their comedic hunters are kicking up, but it can't be nice to travel on foot in the midst of Mother Nature's more irritable moments. I'm thinking of you. @};- Rock on sister!

    AntwortenLöschen