Es ist schon fast ein Monat her, dass ich mich entschloss meinen job aufzugeben und mal was ganz verrücktes zu machen. Als gute Schweizerin macht man sich da natürlich an die (wenn auch etwas verspäteten) recherchen und findet raus, was den jetzt so sache ist.
Schnell steht fest – ein neuer rucksack muss her. Ich bin zwar lange reisen gewohnt und habe einen ausgezeichneten tramper rucksack, aber der ist viel zu gross und zu schwer. Man soll ja nach allgemeinen erfahrungen nicht mehr als gesamthaft etwa 9-10 kilo mitschleppen.
Also gut... neuer rucksack gekauft. Schuhe sind schon vorhanden, wandersocken müssen auch her, schlafsack habe ich schon.
Heute war, nach drei wochen lausigem wetter, der erste schöne tag.. und auch noch ein samstag. Mein vater und ich beschlossen daher, heute mal nach empfehlung eine probewanderung zu machen. Schlappe 15km von mir zu hause bis nach Landquart... (normale etappen sollen zwischen 25-30km sein) aber man will es ja nicht gleich übertreiben. (Mein vater kommt im übrigen nicht mit, ich habe die absicht alleine loszugehen, aber er ist sozusagen mein coach.)
Also... mal rucksack probepacken mit etwa 8kilo gepäck... so das wichtigste was mit muss - und schon der erste schrecken. Mein schlafsack ist VIEL zu gross! Im Rucksack nimmt er glatt 4/5 des platzes in anspruch! Zu schwer ist er auch... aber für heute muss es gehen, also rein damit. Nachdem ich dann mal das wichtigste eingepackt habe, wiegt der rucksack schon leicht seine 8 kilo! Abspecken ist angesagt... aber das werde ich später machen müssen. Jetzt mal das gute ding hochgehievt und losmarschiert.
Die strecke stellt keine ansprüche an mich, es ist praktisch ebenerdig grad aus. An anfang macht es auch spass und nachdem ich mich an die stöcke gewöhnt habe, finde ich die dinger ganz brauchbar. Wir verfransen uns kurz mal in den Rheinauen bei Untervaz und unsere zeit geht damit den bach runter aber was solls, wir machen hier ja kein rennen, es geht darum, zu sehen wie anspruchsvoll so eine etappe ist.
Und ich merke spätestens in Mastrils – das wird um einiges härter als ich angenommen habe. Meine hüften schmerzen so stark, dass ich kurz mal glaube nicht mehr weiter zu können. Das gibt mir zu denken. Wenn es nur die muskeln sind, dann wird sich das auslaufen – aber ich beschliesse zur sicherheit am mittwoch zum orhopäden zu gehen. Vielleicht brauche ich ja einlagen... und wenn das hilft werde ich mir die dinger auf jeden fall zulegen. Ich will mir bei aller freude am ungewissen garantiert nicht die hüften demolieren! So weit geht denn meine lust auf abenteuer nicht.
In Landquart holt uns meine Schwester ab, sie ist auf dem weg von Ragaz nach Chur und gerade unterwegs wir können uns also den zug zurück sparen.
Nach einem ausgiebigen mittagschlaf habe ich das gefühl mit den hüften geht's schon etwas besser, aber ich stelle fest, dass sich unter meinem rechten fussballen eine kleine blase gebildet hat. SUPER! Ich bekomme langsam den eindruck, dass ich ein totales weichei bin und einen kurzen moment kommen zweifel in mir auf.
Als ich dann von meinen eltern die zwanzig minuten zu mir nach hause laufe, lässt der schmerz in den hüften schon etwas nach... sind wohl doch nur die muskeln, aber der termin beim orthopäden bleibt! Zu hause versenke ich mich dann in eines der büchlein mit den wegbeschreibungen und meine leichten zweifel sind wie weggeblasen. Ich will mir diese wunderbaren landschaften zu fuss erobern. Ganz besonders freue ich mich darauf, auch die Schweiz zu durchqueren. Wir kennen so wenig von dem was wir eigentlich kennen sollten und auch wenn ich schon an vielen orten in der schweiz war... man steigt in A ein und in B aus... und was dazwischen liegt hat man bestenfalls im vorbeiflitzen kurz wahrgenommen. Jetzt will ich all dies in musse sehen! Hüften hin oder her!
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