Sonntag, 31. Oktober 2010

Tag zweiundneunzig

Etappe: Calvor – Portomarin 26 bis 30km (je nach guide)
unterkunft: albuerge de la Xunta Galicia

Es regnet – immer noch. Galizien ist ja dafür bekannt dass es viel regnet, aber der dritte tag mit pflutschnassen füssen ist etwas mühsam. Besonders wenn es am abend nicht mal papier hat um die schuhe zu trocknen. Aber beginnen wir am anfang.

Obwohl wir eine stunde länger schlafen können kommen wir nur schwer aus den federn. In der albuerge gibt es nichts in der küche ausser zwei gläser. Frühstück ist so in der nähe auch nicht zu kriegen, also kramen wir alles zusammen, was wir noch haben als da sind: drei müsliriegel, zwei Kitkat, multivitamin brausetabletten, drei kaffepulversäckchen, eine mini toblerone, zwölf wallnüsse und einen sack rohe maroni.

Maria hat eine tasse aus aluminium und meint damit könne man doch wasser für kaffee kochen. Die tasse hat aber keine gute auflage – das wasser wird nicht richtig heiss. Dafür stellt sich heraus, dass sich Maroni wunderbar auf der herdplatte rösten lassen, also mache ich mal eine portion maroni wärend die anderen die nüsse knacken. Zu dritt teilen wir uns dann zweimal zwei halbe gläser lauwarmen kaffee und am schluss bleiben die müsliriegel sogar übrig. Danach machen wir uns völlig zu spät nach neun auf den weg, zum ärger der herbergsdame, die um neun auftaucht und grummelt, wir hätten schon um acht verschwunden sein sollen.

Obwohl wir gemäss meiner führer nicht so viel zu laufen haben wie gestern bin ich nicht besonders zu fuss. Am anfang regnet es auch nur so spritzerweise und ich bleibe lange trocken, aber dann giesst es mal und der wind klatscht mir den poncho an die beine – damit ist mein schicksal als trockenfüsser besiegelt – innert kurzer zeit muss ich mir um pfützen keine sorgen mehr machen weil der wasserstand in den schuhen dem der pfützen entspricht. Aber immer noch ist der wind relativ warm und so geht das laufen trotzdem. Anscheinend mögen meine füsse auch eher nasse schuhe als heisste, trockene.

In Portomarin kommen wir erst um 16 uhr an. Wir gehen erst mal in ein restaurant essen, danach diskutieren Maria und Renaud ob sie noch weiter sollen. Für mich ist klar – hier ist für heute schluss. Schliesslich entschliessen auch sie sich zu bleiben und wir suchen nach einer albuerge.

Der schlafsaal ist mit mindestens zwanzig plätzen geragelt voll. Trotzdem finde ich noch ein bekanntes gesicht – Sven, der über die lange strecke nach Portomarin gelaufen ist.

Nach etwas haushalten – duschen, wäsche sammeln und in die maschine stecken (und danach draussen darauf lauern, dass ein trockner frei wird) habe ich noch etwas zeit zu schreiben.

Die nächsten zwei tage werde ich es etappenweise etwas leichter nehmen – hetzen bringt jetzt nicht mehr viel, weil die herbergen ziemlich dünn gestreut sind und ich auch so termingerecht ankommen werde.

For ES

It's raining - again. Galizia is known for its rain but a third day with wet shoes that feel like private swimming pools it is beginning to be a bit annoying. Especially since the albergue doesn't even have paper to stuff the boots for drying. But let's begin at the beginning.

Despite sleeping an hour longer (daylight saving is set back) we get up late. The albergue provides nothing in the kitchen except two glasses. There is no handy bar nearby for breakfast so we pool our things for breakfast and come up with: three cereal bars, two kitkat, a minitoblerone, twelve nuts, a bag of raw chestnuts, multivitamin tablets for drinking, and three bags of powerdered coffee.

There is no pot to boil water so Maria tries whether her cup will work. Unfortunately the bottom of the cup is not flat so the water heats extremely slowly. But we find that roasting chestnuts on the hot stove works like a treat, so I roast about half of the chestnuts while the others peel the nuts. In the end we share two glasses of lukewarm coffee between the three of us and dine on the chestnuts and nuts. The muslibars are left for later.

Walking today is a bit more difficult- I take quite a bit of time to get going and am really glad to arrive in Portomarin. We head for a restaurant for lunch and Maria and Renauld discuss whether they want to continue. For me it's definitely the end today. I don't need to add more kilometers for the next two etappes, I will arrive on time anyway.

There is a bit of housekeeping to be done, showering, washing the clothes in the machine and then waiting for a dryer to be free- so I got the time to write. And if I am lucky Sven will even get me a few newspapers to stuff my boots.

Tag einundneunzig

Etappe: O Cebreiro – Calvor 34km (207km nCF)
Unterkunft: albuerge municipal Calvor

Es regnet. Der start in O Cebreiro ist kalt und ich ziehe unter dem poncho noch die regenjacke an. Die schuhe und socken sind immer noch feucht – also mit schaudernden füssen hinein. Ich marschiere heute mit Maria und irgendwie hat sie es geschafft, dass die grünen augen, Renaud, ebenfalls mit uns marschiert. Oder marschieren wir mit ihm? So ganz kann ich das nicht sagen, manchmal sind mir die mechanismen mit denen sich laufgemeinschaften bilden immer noch nicht klar.

Der weg runter vom O Cebreiro ist ein herausfordung spezieller art. Es ist das erste mal überhaupt, dass ich einen zweiten tag regen habe. Dazu kommt nach einiger zeit noch ein ziemlich heftiger wind, der uns den regen um die ohren bläst. Trotz nasser hosenbeine bin ich aber weniger durchnässt – der wind und auch die regenjacke scheinen das ihre dazu zu tun, dass ich heute weniger im wasser bin. Zudem ist der wind, trotz seiner heftigkeit nicht wirklich kalt. Bis um zwei haben wir die 21km bis Tricastela geschafft – und keiner will schon stoppen. Wir wissen dass wir weiter müssen, die nächste herberge ist aber ist im 13km entfernten Calvor. Also marschieren wir nach einer stunde pause weiter. Trotz des regens und des windes gefällt uns allen der weg, der durch kastanienwälder oben über die hügelkuppe führt. Ganz besonders märchenhaft ist ein tiefeingeschnittener hohlweg, überdacht von mächtigen kastanienbäumen. Und dann sehen wir noch kühe bei deren anblick uns der kiefer runterfällt. Ähnlich wie die Aubrac sind sie gefärbt, etwas kürzer in den beinen aber mit hörnern! Ich fühle mich sofort an die bilder der stiertänzer im palast von Minos erinnert. Nur dort habe ich jemals so wunderschön geschwungene und lange hörner gesehen.

Schliesslich treffen wir ziemlich genuddelt kurz vor sechs in der albuerge ein. Unsere angst, es könnte keinen platz haben ist unbegründet, es ist nur noch ein Italiener da. Jetzt liegen wir alle etwas geplättet auf den betten und hören dem sausen des windes und dem prasseln des regens draussen zu. Es ist doch schön am ende des tages ein warmes dach über dem kopf zu haben. Wenn wir nur nicht nochmals raus müssten um etwas zu essen!

Nachtrag:
Es stellt sich heraus, dass eine albuerge zwei kilometer entfernt die pilger von hier abholt zum essen und wieder zurückbringt. Ein dienst den wir sehr gerne in anspruch nehmen!
For ES

It's raining. The morning starts out cold and I put on my rainjacket underneath the poncho. Socks and shoes are still wet – I put them on with shivering reluctance. Maria and I want to continue at least to Tricastela. And somehow the pretty green eyes, Renaud, is joining us. Or maybe we are joining him -I am not quite sure which way around it is. The mechanics how walking companions find together is still something of a mystery to me.

As the day grows lighter a wind picks up in strength slapping the rain into our faces and against our legs. But there are moments of no rain and somehow my pants dry out on the go. The wind too, as violent as it blows is not cold, so despite all that we never really feel very uncomfortable. It is around two when we reach Tricastela- and neither thinks of staying. But the next albuerge is 13km away – so we just take an hour's rest and then continue. Despite the wind and the rain the way is beautiful – or maybe because of it. Especially the hollow way, shaded by mighty chestnut trees is quite mystical. It is a day to remember.

Nevertheless we are pretty busted when we reach the albuerge. Now we are all laying on the beds, listening to the howling of the wind and the splattering of the rain outside. It is nice to arrive at a warm and dry place in the evening. If we just didn't need to go out again to get something to eat!

PS:
we find out that a bar-restaurant two kilometers away offers to fetch and bring back the pilgrims staying at this albuerge. A service we very happily employ!

Tag neunzig

Etappe: Villafranca -O Cebreiro 30km (oder so) 240km nCF
Unterkunft: albuerge municipal O Cebreiro

Weiter zu marschieren als geplant scheint langsam die regel zu werden. Ich hatte eigentlich nur bis La Faba gehen wollen oder vielleicht La Laguna, aber La Laguna ist kaum 3km von O Cebreiro entfernt und – tja...

Anscheinend mag ich es auch gegen unfreundliches wetter anzugehen, denn nach 30km und 600 höhenmetern im regen fühle ich mich total fit heute. Ich wurde zwar bis auf die unterhosen nass, in den schuhen bin ich geschwommen und der poncho war innen so pfluddig wie aussen, aber da wo es darauf ankam, am körper fühlte ich mich wohlig warm. In La Laguna gingen wir tropfnass in eine bar – danach war das durchstarten ein bisschen schwierig aber schon bald war mir wieder warm.

Maria wollte unbedingt nach O Cebreiro – sie hat sich in die grünen augen eines französischen schauspielers verguckt. Ich kann sie verstehen – real eyecandy – wie die Amerikaner sagen würden. Ich habe Annick in La Laguna eine nachricht hinterlassen – falls sie es bis dahin schafft, wird sie hoffentlich auch nach O Cebreiro kommen. Hier oben trifft man alle wie haltmachen, denn es ist die einzige günstige herberge. Auch Dario, der Pole ist hier – er will ebenfalls am vierten in Santiago sein – aber er möchte den Papst sehen. Für ihn wird dies sicher der höhepunkt seiner pilgerreise werden.

Jetzt gilt es nur noch das verpflegungsproblem zu lösen. Ich habe nur brot und käse zu futtern, aber heute hätte ich gerne etwas warmes. Also entweder ausgehen, oder im laden etwas kaufen. In beiden fällen muss ich wieder raus ins mistwetter. Das wäre ja nicht so das problem – aber ich ziehe heute meine wanderschuhe nicht mehr an! Ich hoffe die trocknen ein bisschen bis morgen – obwohl morgen soll es weiter regnen – es lohnt sich daher wohl gar nicht.

For ES

Apparently getting further than planned is getting to be the rule. I had originally planned to stop at La Faba – or maybe La Laguna. But La Laguna is a mere three kilometers away from O Cebreiro – on the top of the mountain. Well … and here I am.

Apparently I also like fighting bad weather because after 30km and 600 meters height difference in the rain I feel full of vigour. I got wet to the underpants, my shoes were small swimming pools and my poncho dripped from the inside as much as from the outside but I was dry and warm where it counted – on the body. After we had a stop in a bar at La Laguna getting warm again was a bit of a strain but I got going soon enough again.

Maria absolutely wanted to go to O Cebreiro. She's taken a shine to a pair of green eyes – a French actor. I can understand her – true eye candy. I left Annick in La Laguna a message – if she has made it up to there she will hopefully continue to here. In the albuerge everybody turns up eventually – it's the only cheap one here. Even Dario, the Polish pilgrim is here. He too hopes to be in Santiago on the fourth – but other than most of us he actually wants to see the Pope. It would be the highlight of his pilgrimage.

Now the only problem to solve is the provision problem. I have only bread and cheese – but today I feel like a hot meal. So – go out and buy food or go out to a bar? Whichever – I need to go out. And I do NOT want to get into my wet boots again today. I really hope they dry out a little until tomorrow – although they say it will continue raining – so maybe it's not worth the trouble.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Tag neunundachzig

Etappe: Molinaseca – Villafranca del Bierzo 30km oder so
unterkunft: albuerge de la Piedra (cooler ort)

Heute morgen habe ich ziemlich heftig den blues. Schon kurz nach dem aufstehen spüre ich, dass wohl irgendwann mal eine heulepisode im busch ist. Ich kann es jedoch aufschieben, bis ich unterwegs bin. Maria, Regina und ich wollen im optimalfall bis nach Villafrance. Regina geht voraus, Maria und ich ziehen gemeinsam los. Als Maria aber die schuhe wechseln muss, marschiere ich weiter und es geht nicht lange geht die heulerei los. Ich bin mir nicht ganz sicher was es ausgelöst hat – erschöpfung, PMS( ich hasse den gedanken) oder einfach auch ein gefühl des überdrussen. Ich will nämlich endlich ankommen und dann wieder mal in einem bett ohne schlafsack schlafen. Aber ich denke, dass auch ein bisschen abschiedsschmerz dabei war. Ich tue mich immer schwerer damit menschen, die ich gerngewonnen habe, einfach so davonziehen zu sehen.

In Ponferrada verliere ich Maria und marschiere von da an alleine. Ich glaube das ich damit letztens auch mühe habe – es gelingt mir nur schwer mich zum laufen zu motivieren und in Cacabelos habe ich das gefühl keinen schritt mehr machen zu können. Es ist etwas nach zwei – ich trinke in einer bar etwas, dann suche ich die albuerge municipal. Diese jedoch motiviert mich überhaupt nicht zum bleiben und plötzlich finde ich die kraft noch acht kilometer weiter zu marschieren. Es geht bergauf und das finde ich ohnehin angenehmer ich komme also verglichen mit meinem vorherigen tempo plötzlich ganz zügig voran und erreiche Villafranca etwas vor fünf. Ich brauche danach allerdings noch ziemlich lange bis zur herberge, der weg lohnt sich aber und als erstes sehe ich im eingangsbereich Maria and Regina. Und als nächstes taucht Annick auf. Sie ist einen teil der strecke per bus gefahren und daher wieder gleichweit wie ich.

Heute habe ich gar keine lust auf restaurant essen ich kaufe tomaten, avocados, käse und mais und mache mir damit einen salat. Und ich finde vollkornbrot! Endlich mal wieder ein bisschen essen wie zu hause. Ich glaube ich habe etwas heimweh...

For ES

This morning I get the blues. Already shortly after getting up I feel – sooner or later I will have a good cry. I can control myself until under way. Maria, who walks with me has to change her shoes and falls back and immediately the crying starts. It's not long – but pretty powerful. I don't know whether it is exhaustion, or PMS (horrible tought) or I am just getting sick of things. I know that I really want to stop sleeping in a sleeping bag. But I think I was also griefing over another farewell. It is starting to wear on me to have to say goodbye to people I have come to like. Worse even if no farewell is ever spoken.

In Ponferrada I lose Maria and have to head on alone. That too seems to start being a problem, I find it hard to motivate myself to continue walking. In Cabalos I feel I can't go along another step. After a drink I decide to go to the albergue municipal. But I don't like to stay there – and suddenly I find sufficient motivation to continue another eight kilometers to Villafranca! Whatever is giving me the power – I reach Villafranca shortly before five but it takes me almost another half hour to get to the albergue. And who do I see sitting there? Maria and Regina. They have reached here shortly before me. And a moment later I get another surprise – Annick. She has done part of the way by bus to catch up. She wants to be in Santiago the same day as I ... so I guess we will try to continue on with the same itinerary.

I don't want to go to a restaurant so I buy tomatoes, corn, avocadoes and cheese and throw together one of my rather quirky salads. And I find wholewheat bread! Finally a little food from home. I think I am getting really homesick.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Tag achtundachzig

Etappe: El Ganso – Molinseca 32km – 300km bis Cap Finisterre
unterkunft: Albuerge Santa Marina

Erstens kommt es anders als man zweitens...

Heute geht's auf zum cruz di ferro. Dort soll man einen stein von zu hause hinlegen um symbolisch lasten abzuladen. Nun – ich hab das natürlich mal wieder vergessen. Daher habe ich keinen stein von zu hause – ich habe aber einen den ich unterwegs wo aufgelesen habe, weil er mir gefällt. Den hinterlege ich dort. Die geste erscheint mir allerdings ziemlich leer – es ist wieder mal wie mit allen ritualen – wenn der wirkliche inhalt fehlt ist das ganze ziemlich hohl.

Der aufstieg zum cruz di ferro ist wirklich keine anstrengung und auch der sogenannt steile abstieg ist alles andere als – zumindest in meiner sicht. Ich habe eigentlich vor in Acerbo zu stoppen, nach gerade mal 23km. Immerhin habe ich auf den letzten zwei etappen ziemlich vorgelegt, zum nötigen durchschnitt von 28km. Aber in der albergue ist niemand ausser ich – Georg ist anscheinend weitermarschiert und auch sonst will keiner der anderen die ich schon kenne da haltmachen. Ich marschiere etwas im dorf herum, gehe in das restaurant, wo ich Regina, eine Deutsche und Maria, Spanierin beim essen treffe. Ich habe zwar keinen hunger, da ich schon ein bocadillo hatte, setze mich aber zu ihnen auf einen kaffee. Sie fragen mich ob ich nicht auch noch etwas weiter wolle, sie würden nicht hier bleiben. Also ziehe ich nach vier noch weiter, bergab. Im nächsten dorf wollen wir nicht bleiben, uns treibt der ehrgeiz noch weiter. Der abstieg ist so spät am nachmittag wunderschön, die landschaft wirklich fantastisch in ihrem herbstgewand. Allerdings sind wir dann herzlich froh, als wir endlich nach sechs in Molinaseca ankommen und dann noch durch das ganze dorf müssen, um zur herberge zu kommen. Auch Georg ist bis hierher gegangen, Hans und sein hund Anja sind allerdings nicht hier – anscheinend ist er tatsächlich noch bis nach Ponferrada weitergegangen. Und Josef und Ursula, die ebenfalls in El Ganso in der albuerge waren, sind wohl im dorf vorher geblieben – oder in der albergue municipal.

Ich stelle fest, dass es mir langsam eher wichtig ist, wenigstens ein paar bekannte gesichter um mich zu haben. Da laufe ich lieber noch etwas, damit mir das gelingt.

For ES

Today it goes up to the cruz di ferro. Tradition says that if you place a stone from home at the foot of the cross you will releave the load you're carrying. I forgot to take a stone with me from home, but place one I found on the way which I liked there. However, the gesture seems to me empty. That is often the case with ritual without content.

Going up to the cruz is not really hard, and the so threaded descent is anything but steep, at least in my opinion. I intend to stay in Acerbo as I have walked more than the necessary 28km average in the last two etappes. I go to the albuerge but I am so far the only one there. Georg, who was walking before me, seems to have gone ahead, and Josef and Ursula, whom I meet in the village intent to continue at least to the next village as well. Hans and his dog Anja too might continue as far as Ponferrada. I trundle a little lost through the village and end up in the restaurant. There Regina, the German, and Maria from Spain are having a late lunch or early dinner. They ask me to join, and I sit down for a coffee, as I am not hungry after my bocadillo. They ask me if I don't want to continue with them, they intend to go ahead. So after four o'clock the three of us move on, down the mountain. It is a beautiful walk, and the autumn is showing itself from its prettiest side. Nevertheless we are heartily glad to reach Molinseca, and sigh when we realise we have to cross the whole village to reach the albuerge. But finally there we find it a welcoming place – and we find Georg is here too.

I am rather glad that I have a few known faces around me – I am less and less inclined to total strangers – even though they often become very quickly anything but strangers.

Tag siebenundachzig

Etappe: hospital de Orbigo -El Ganso 31km
unterkunft: El Gabino

Endlich geht es mal wieder über ein paar kleinere hügel und weg von der strasse. Das auf und ab ist jetzt eine regelrechte freude und auch die landschaft ist wieder etwas abwechslungsreicher. Der bodenfrost hat heute ziemlich zugeschlagen und viele gräser und blätter wunderschön verziert.

Ich bin schon vor Georg aufgebrochen und fotografiere was das zeug hält. Am morgen bin ich ganz gern allein aber als er mich kurz vor Astorga einholt bin ich dann ganz froh über seine gesellschaft. Gerade im zweiten teil der etappe wird es etwas lang bis wir El Ganso erreichen und Georg ist ein interessanter gesprächspartner.

Die herberge in El Ganso ist ziemlich klein und rudimentär aber verglichen mit der in Chaumont ist sie sehr gut eingerichtet. Im moment sind schon sechs der sieben betten belegt – und es kommen warscheinlich noch mehr. Das könnte lustig werden.

Ich habe langsam keine lust mehr auf herbergsessen, da da immer fleisch dabei ist. Daher grabe ich heute mal meine letzten reserven aus und koche wieder einmal pasta. Eigentlich möchte ich ja eine gemüsepfanne, aber da es hier keinen laden gibt, esse ich was ich zusammenbrösmeln kann. Vielleicht können ja ein paar pilger zusammen auch ein anständiges mahl kombinieren. Mal sehen.

For ES

Finally the way is getting more interesting again, with low hills and changing vegetation. The morning is particularly pretty as there has been rather heavy frost and grasses and flowers are beautifully covered with a fragile lacing of frost. I start out earlier than Georg and take pictures all the time. I like walking alone in the morning because then I always dawdle as I see many things on the way. Later on, when Georg catches up with me shortly before Astorga that is fine too because by then the day starts wearing and on the long stretch before El Ganso it is really nice to have something to talk about. Georg is an interesting person to talk with.

The albuerge in El Ganso is pretty basic but a far cry from the primitiv Chaumont. Already six of the seven beds are taken and Hans and his dog Anja have just come too. They will sleep downstairs.

By now I do no longer care to eat in the albuergues as they always serve meat but far to little vegetables. I will dig into my last provisions and see what I can get up with. Actually I fancy a huge vegetable pan – but I will get pasta and tomatosauce. *sigh*

Montag, 25. Oktober 2010

Tag sechsundachtzig

Etappe: Léon – Hospital de Obriga 33km
Unterkunft: albuerge San Miguel

Jetzt sollte die sogenannte Meseta bald mal hinter uns liegen. Die Meseta ist der 'flache' teil zwischen Burgos und Asturga. Als effekt auf dem weg lässt sich sagen – es geht geradeaus-und nochmals geradeaus-und noch etwas mehr geradeaus. Ich hatte mir allerdings die landschaft viel eintöniger vorgestellt. Doch es ist ein dauernder wechsel – manchmal sind die felder riesig und kaum ein baum zu sehen, dann wieder wird der blick begrenzt von kleinen wäldchen, hecken oder auch niedrigen hügeln. In der ferne zu meiner rechten sind immer die küstenberge im blauen dunst zu sehen, oft von dunklen wolken überhangen, die es jedoch bis jetzt nicht zu uns geschafft haben. Zu meiner linken jedoch kann sich das land scheinbar ewig ausdehnen – um dann doch irgenwo seine begrenzung zu finden.

Heute sind wir wieder recht weit gelaufen und lange auch der hauptstrasse entlang. Da war vor allem der lärm ein problem – auch war über lange zeit immer irgendwelche industrie entlang der strasse angesiedelt. Aber so ist das halt – es ist nicht immer nur hübsch – wo gehobelt wird, da fallen späne und Spanien scheint doch sehr elan erfüllt zu sein. Da kann nicht alles antik hübsch sein. Im ganzen habe ich von Spanien einen viel besseren eindruck als vom südlichen Frankreich.

Heute habe ich Josef und seine frau in der albuerge wieder getroffen. Diese sind ja in Le Puy direkt am nächsten tag weitergelaufen – und heute habe ich sie schlussendlich eingeholt. So trifft man sich immer mal unverhofft wieder – wie im leben.

Ab morgen geht's dann ab in die berge und übermorgen steht der höchste punkt in Spanien bevor - 1511 meter – fast so hoch wie die Hagenegg. Ich hoffe bloss es geht nicht auch so runter.

For ES

Soon the Meseta should come to an end. The Meseta is the 'flat' part between Burgos and Asturga. For the way this means – straight ahead, and a little more straight ahead and straight ahead again. However, the landscape itself is not as boring as I imagined. Sometimes the fields are endless and not a tree to be seen, sometimes the eye is limited be little grooves and hedges or low hills. On the right in the distance the mountains of the coast are always visible in the blue haze while on my left the horizon falls away seemingly endless – until it meets with some limitation.

Today we walked again pretty far, and mainly along the road. Here the noise was really a problem and over a long time industry was permanent along the road. But that is how it is – it cannot always be pretty, and Spain strikes me as a pretty vigorous country so there are the ugly parts to content with as well. All in all I rather like Spain better than the south of France.

Today at the albuerge I suddenly meet two known faces- Josef and his wife. They had gone ahead in Le Puy – and now I finally catch up with them. That's how it is, one meets people unexpectedly and loses them unexpectedly – as in life.

Tomorrow we get into the mountains, and tomorrow we should cross the highest point in Spain at 1511m – just a little less than the Hagenegg in Switzerland. I just hope it isn't as steep to walk down again.

Sonntag, 24. Oktober 2010

Tag fünfundachzig

Etappe: Mansilla de las Mulas – Léon 19km
unterkunft: monasterio de las Benedictinas Carbajalas

Es wird wieder einmal ziemlich spät da ich erst um sieben aufwache. Wie üblich ist Georg noch später dran, wir machen aber aus, dass wir uns in Arcahueja treffen. Ich marschiere schon mal los, da ich gerne die morgenfrühe alleine geniesse, und Georg geht es ebenfalls so. Da die etappe kurz ist haben wir es nicht sehr eilig nach Léon zu kommen, wir haben genug zeit die stadt zu erkunden.

Die unterkunft ist einfach und diesmal nach männlein und weiblein getrennt. Georg und ich sind fast die ersten da. Gepäck abgeladen und dann machen wir uns auf die stadt zu erkunden. Ich geniesse es, einmal einfach ein bisschen rumzuhängen, hier einen kaffee zu trinken, da die nase hinein zu strecken. Die kathedrale ist bis fünf geschlossen, wir schlendern also etwas durch die strassen und beschliessen schlussendlich, dass wir was essen wollen, der magen hängt durch. Bei zwei bierchen, paella (meine güte ist das ein stress die schrimp zu köpfen und zu schälen!) und kaffee sind dann schnell mal zwei stunden vorbei. Wir drehen noch eine runde und ich kaufe mir in der apotheke noch neue salbe und ein pflaster für die ferse. Die hat sich heute zwar einigermassen benommen, aber morgen klebe ich mal vorsichtshalber etwas drauf. Dann gehen wir in die kathedrale.

Die glasfenster sind wunderschön und einige der schönsten steinmetzarbeiten die ich je gesehen habe sind dort ebenfalls zu finden. Wieder einmal bin ich vom kontrast der spanischen kirchen eingenommen. Ein riesiger leerer kirchenraum und daneben dann fast überfülle an dekorationen. Und wieder einmal passt es. Die kirche gefällt mir. Auch die stadt gefällt mir – einfach weil es eine stadt ist. Wieder einmal stelle ich fest, dass ich ganz gerne mal wieder in die grosse zivilisation komme. Und irgendwie freue ich mich auch auf das ende der reise – so schön sie auch war. Ich bin nicht geschaffen für diese permanente – sinnleere – möchte ich es fast nennen. Das ist nicht negativ gemeint, ich habe vieles erlebt und erkannt, das diese reise wertvoll macht. Aber es ist kein zustand der dauern kann – nicht für mich. Das laufen nimmt zeit in anspruch welche ich langsam wieder für andere sachen nutzen möchte – und ich vermisse auch mein zuhause.

For ES

It's late again today. I wake up only at seven. As usual Georg is even later so I head on already, we will try to meet at Arcahueja. I don't mind as I love walking alone in the blue hour before sunrise. As the etappe is fairly short we're in no hurry today to get to Léon- we have plenty of time to discover the town.

The albuerge is simple and this time there are dorms for men and women separately. Georg and I are almost the first there and just drop our stuff before we head off to the cathedral. Which is closed until 17.00. It's nice to just have time to loll around a little in a cafe, stoll through the town and poke the nose here and there into a church. After a time we find that our stomachs need a stuffing and spend a leasurely two hours over an early dinner. Finally we head for the cathedral. On the way I stock up on cream for my feet and a plaster for my heel.

The cathedral is quite beautiful with huge stained glass windows and some extremely fine stonemasonery. I like the spanish churches with their contrast of great empty spaces and an almost overwhelming mass of fine details in the altarworks. I also like the town – simply because it IS a town. I just love a bit of civilisation. And I am actually looking forward to the end of this voyage. I find that I am not made for this lack of sense. I do not mean this negatively, I have learned many things on the way and would not want to miss the experience, but now I am quite ready to go back home and – do – something. Walking is starting to take time away from other things I'd like to do. And I miss home.

Samstag, 23. Oktober 2010

Tag vierundachzig

Etappe: Bercianos del Real Camino – Mancilla de la mula 26km
unterkunft: albuerge municipal

Nachdem ich gestern ja doch nicht in Calzada geblieben bin (siehe nachtrag von gestern) hat sich auch mein etappenplan ein bisschen verschoben. Ich gehe trotzdem 26km, dafür muss ich aber morgen nur noch zwanzig bis Léon machen. Allerdings sind die heutigen 26km furchtbar harzig. Aus irgendeinem grund laufe ich anders und das endresultat ist eine blase an der linken ferse. Das nervt – und tut auch ganz schön weh. Ich muss morgen schauen wie ich laufe, damit sich das nicht verschlimmert. Es würde mich doch schon sehr ärgern noch auf den letzten paar etappen mit blasenproblemen zu kämpfen zu haben.

Ich habe ausgerechnet, dass ich mit einem durchschnitt von 28km pro tag auf den 8. November am Cap Finisterre sein kann. Georg möchte ebenfalls dann dort sein, wir werden also wohl in der nächsten zeit die etappen etwa gleich legen. Immer vorausgesetzt meine füsse lassen mich nicht im stich. Heute waren meine gedanken meistenteils am boden – und das ist nicht sehr interessant.

For ES

After I did not stay in Calzada yesterday (see PS of previous day) my plans for the etappes changed a little. I still do 26 km today but tomorrow that means I have only twenty left to reach Leon. More time to visit the city. However, I must admit, that today walking did not come easily. For some reason I must have walked differently than normally with the endresult that I got a blister on my left heel. That's annoying – and painful. I have to be careful how I walk tomorrow to not aggravate the problem. It would be highly annoying to get into blister problems for the last few etappes.

I've figured out that I need an average of 28km per day to get to Cape Finistere on the 8. november. That should be possible – if my feet do not give up on my. George too intends to be at the Cape then so we will probably continue in the same rhythm. I just hope my feet will keep up. Today I was at groundlevel with my thoughts – and that is hardly interesting in the long run.

Freitag, 22. Oktober 2010

Tag dreiundachzig

Etappe: Calzadilla de la Cueza – Calzada del Coto ca.26km (korr. Bercianos del Real Camino 32km)
Unterkunft: Albuerge de Calzada del Coto (korr. Albuerge parociale Bercianos)

Heute ist nicht mein tag. Ich habe mir für die nächsten drei tage bis Leon etwas kürzere etappen vorgenommen damit ich in Leon etwas zeit habe die stadt anzusehen und nicht wie in Burgos das meiste nicht sehen kann weil ich zu spät ankomme. Aber es ist wie verhext – das laufen ist heute wirklich beschwerlich und ich komme nicht vorwärts. Irgendwie scheine ich auch gesundheitlich nicht so fit zu sein. Ich will daher in der nächsten bar einen kaffee mit alcazyl zu mir nehmen. Aber die nächste bar lässt diesmal sehr lange auf sich warten. Dort wo es eine gehabt hätte, bin ich durch, um dann in den nächsten drei dörfern entweder keine zu finden, oder diese sind schon zu. Schliesslich mache ich vor einer kirche pause und schlucke mein alcazyl. Ob es nun die rast oder die tablette war – danach geht es etwas besser. Ich kämpfe mich bis Sahagún durch. Von da sind es dann noch etwa fünf kilometer bis zu dem dorf wo ich wirklich anhalten will. Sahagún ist ein grösseres städtchen, daher beschliesse ich hier bis etwa halb vier zu bleiben und erst dann die letzten kilometer unter die füsse zu nehmen. Damit kann ich meinen blogeintrag jetzt schreiben und ins netz setzten – in Calzada ist das nicht mehr möglich. Ich hoffe, das wenigstens die bar offen ist für das abendessen und das frühstück. Hier schleppe ich mich nicht mit lebensmitteln ab, da ich mich darauf verlasse, unterwegs oder am endpunkt jeweils essen zu können. Soweit ging das immer gut.

Nachtrag:
Wenn die pilgerin muss dann kann sie.

Ich komme in Calzada an. Die albuerge ist eine kleine barracke ohne hospitalera. Ich gehe hinein, werfe einen blick in den ersten schlafraum – keiner. Der zweite – ebenfalls leer. Ich habe bis jetzt nie alleine angst gehabt aber ich? Hier? And diesem ungastlichen ort? Des nachts? Alleine? Nada! Niet! Hors de question! Kommt nicht in die tüte!

Ich nehme mir gerade genug zeit um das stille örtchen zu benutzen und stiefle dann gezielten schrittes über die brücke zurück auf den camino. Das nächste dorf ist nur sechs kilometer entfernt – das schaffe ich bis sechs uhr leicht! Da ich eine sehr lange pause gemacht habe, geht es tatsächlich zügig vorwärts, aber am ende des weges ist meine energie dann doch verpufft und ich bin kaputt. Aber ich bin wirklich froh noch weitergegangen zu sein, die herberge hier ist voller leute und äusserst gastfreundlich. Auch Georg ist hier, dem ist es ähnlich ergangen beim anblick von Calzada- und er traff nur wenig vor mir hier ein. So wendet sich alles zum guten.

Auf – und untergänge

Heute ist es frühmorgens besonders schön. Um halb acht steht der vollmond knapp über dem horizont, leicht verschleiert hinter wolken. Ich laufe dem untergehenden mond entgegen und kann daher vielleicht das erstemal überhaupt das schauspiel eines vollmondunterganges beobachten. Es ist nicht wirklich spektakulär, aber hinter dem wolkenschleier nimmt der mond eine orange färbung an, bevor er verschwindet – gerade rechtzeitig, um dem sonnenaufgang platz zu machen. Dieser kündet sich mit einem orangen vorleuchten auf den wolken an. Da ich mit dem rücken zur aufgehenden sonne laufe, habe ich mehr zeit den himmel vor mir zu beobachten. Dort kündet sich der sonnenaufgang mit einer zartrosa färbung über tieferem blau an. Heute hat es zarte cirrus wolken in schleiern, und schäfchenwolken. Während die sonne die wolken direkt über sich in flammendem orangerot anstrahlt, erröten die weiter entfernten wolken nur zart lachsrosa. Das pastelfarbene farbenspiel ist aber genauso schön wie das kräftigere hinter mir. Eine zeitlang muss ich einfach stehenbleiben um hin und her zu schauen von dem lauten sonnenaufgang zu seinem zarteren widerhall. Die natur ist der einzige künstler, der sich soviel schönheit erlauben kann ohne kitschig genannt zu werden.

For ES

Today is not my day. I've decided to cut in three shorter etappes to Leon to recup a little and to have the time to visit the bigger city, day after. But now that I have more time I just don't seem to make any headway. Walking is very hard on me today and I feel a little out of sorts. An alkazyl might help so I decide to take one at the next bar. But the bars today are of a rare scarcity – those that were open I have already passed and the next villages either don't have one – or it is closed. Finally I rest by a church, swallowing my pill and scrunching through the last of my chocolate almonds. Strangely enough I didn't feel any need for sweets for the first two months – while now I suddenly have a permanent craving for them.

Maybe it is the pill – or simply the rest, but after the stop getting ahead is a little easier. I slog on until Sahagún. From there it is another five kilometers to the village I intend to stop at, but since the albuerge there is of the most basic nature apparently, I decide to stop at the larger Sahagún to eat, go on internet and do a bit of shopping. I need a scarf or something – the mornings are starting to be really cold on the head even with a hat. And my painkiller cream is also getting low. Without it my knees can't make it through.

Hopefully the bar in Calzada is open – or food will be a real problem. I do no longer carry provisions as it is usually easy to get something to eat on the way – today is the exception.

PS: if the peregrin must she can.

I arrive in Calzada. The albuerge is a small barrack without a host. I go in, look at the first dormitory. Nobody. It's half past four, normally albuerges are filling up at that time. I take a look at the other dorm – still nobody.

I've never been afraid alone, but me? Here? At this inhospitable place? During the night? Alone? Nada! Niet! hors de question! not to be thought of! I just take a turn on the 'servicios' and then march without another glance back to the camino. The next village is a mere six kilometers away, I ought to get there easily by six o'clock!

Because I have had a very long pause I do get there fairly quickly- but when I do arrive my energy boost has pretty much burnt itself out. But I am glad to have gone on because the albuerge is very welcoming and hospitable. Georg too is here - he has like me taken one look and decided to go on. So things are turning out well.

Ups and downs

This morning is again very beautiful to walk. At half past seven the full moon is just about ready to set in the west. My way is leading towards it so I have the rare opportunity to watch a full moonset. Not that it is in anyway spectacular, but the slightly veiled moon takes on a pretty orange coloration shortly before it drops behind the horizon. Just in time to make way to a rather more spectacular sunrise. It announces itself with a first orange gleam on the clouds before it gets really going. But as I walk with my back to it I have more opportunity to observe the sky in front of me. The sunrise causes the upper layers of a very faint dustveil to gleam in a tender rose fading to mauve. Higher up cirrus clouds in veils and little flocks of sheeplike clouds are slowly blushing in a faint salmonpink. The fascinating cloudformation in its pastel coloring over a pale yellow hill is less flamboyant than the furious sunrise behind me – but maybe all the prettier for it. It is only nature that can permit itself such prettiness without being called kitsch.

Tag zweiundachzig

Etappe: Frómista – Calzadilla de la Cueza 37km
unterkunft: Albuerge Camino Real Calzadilla

der tag der mich das fürchten lehrte

Bis jetzt gab war ja der titel meines blogs eher eine effekthascherei als ein echtes leitthema. Doch heute morgen, bevor ich aufbreche halte ich mir nochmals diese unendlichen 17km vor augen, und mich graust es bei dem gedanken. Zu wissen, dass man keine wahl hat wirkt auf mich eher demotivierend als motivierend insbesondere, da es auch noch topfeben und schnurgerade aus geht. Es ist daher mit einer gewissen sorge, dass ich mich schlussendlich am morgen aufmache.

Der tag lässt sich ziemlich leicht zusammenfassen. Der morgen startet mit frost und 'hände in die hosentaschen kälte', und ich marschiere zackig, werde von Georg dem Deutschen eingeholt, der von nun an mit mir geht, wir bequatschen uns gegenseitig und kommen damit über die 37 kilometer. Nur die letzten zwei sind wirklich mühsam, da wir schon lange den kirchturm des dorfes sehen, aber nichts vom dorf selber. Dann endlich, nach fast einer halben stunde kommen wir zum absatz -und unter uns liegt Calzadilla. Irgendetwas an dem dorf lässt mich an eine westernstadt denken in die wir zwei desperados endlich einreiten...

For ES

The title of my blog so far was basically just for effects and not really a theme. But this morning when I survey the etappe of today and those final indeterminable 17kilometers of nothing I feel trepidation. To know that there is no choice and that you either get through or die (so to say) is rather a demotivating thought.

The day, in the end is easily summed up. It starts out freezing, with 'hands in the pocket cold' and I walk briskly but not too fast, since I want to space myself. After a time George, the German overtakes me, he falls in step and keeps me company. Under chatting we cover the 37 kilometers. The last two are the hardest, for we see the churchtower for a long time but the village just doesn't seem to get any closer – until we finally crest the hill. There it is and it reminds us both on a western town and we are the two desperados that finally ride in at sundown...

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Tag einundachtzig

Etappe :Hontanas – Frómista ca. 33Km
unterkunft: Estrella del Camino

Heute hat es frost gegeben. Die etappe ist heute lang und ich gehe schon um halb acht los.Wieder einmal ist der tagesbeginn der schönste moment – bis mir die katze den morgen verdirbt. Es wird langsam hell als ich ein lautes maunzen höre. Es tönt irgendwie sehr dringen, als ob eine mutter ihr kleines ruft. Wilde katze, denke ich. Ich laufe zusammen mit anderen pilgern, da sich die gruppe noch nicht durch die unterschiedlichen tempi aufgelöst habe. Jetzt schaue ich über das feld und sehe ein schwarzes etwas, das recht zielstrebig und laut maunzend auf unsere gruppe zukommt. Als die katze näher kommt, sehe ich dass sie ein halsband trägt. Ich bin zu vorderst und laufe an dem tier vorbei, schaue rechts weg. Nicht noch ein verlorenes viech! denke ich. Schlussendlich drehe ich mich doch um – die katze läuft laut maunzend neben dem weg und den pilgern her. Da kann ich nicht mehr – ich lasse die anderen an mir vorbeigehen und warte auch die katze. Es ist ein kleiner kater und er möchte unbedingt ein paar streicheleinheiten. Dieses tier ist an menschen gewöhnt und hat hier auf offenem feld, ohne jede ansiedlung weit und breit nichts zu suchen. Ich frage mich ob ihn jemand einfach ausgesetzt hat. Für einen moment schiessen mir die tränen in die augen - ist es zorn, oder ohnmacht? Oder einfach nur erschöpfung? Ich laufe weiter in einem tempo, dass das tier mit kann. Ich kann eigentlich nichts anderes tun als es bis zur nächsten ansiedlung locken und hoffen, dass jemand da für ihn schaut. Der kater läuft eine ganze zeit mit, manchmal voraus, dann hintendrein. Schliesslich jedoch scheint ihn etwas anderes mehr zu interessieren, er pirscht sich davon. Auch ein paar lockrufe lassen ihn nicht mehr folgen. Wenn er aber noch etwas weiter in die gleiche richtung geht wie die pilger, dann wird er bald zu einem hof kommen.

Das ganze macht mir ziemlich zu schaffen als ich weiterlaufe. Ich kann jedoch vor dem schönen bild von Castrojeriz bei aufgehender sonne nicht die augen verschliessen. Damit allerdings sind die schönen dinge des tages auch vorbei. Für den rest der zeit heisst es einfach – laufen und hoffen bald anzukommen. Die letzten zwei kilometer am canal de castillio entlang sind zwar wieder sehr schön, besonders da die pappeln in goldenem herbstlaub einen prächtigen kontrast zum blauen himmel bilden – aber inzwischen schleppe ich mich nur noch so dahin und habe kaum noch augen für die schöne stimmung. Ich glaube morgen bis nach Calzadilla de la Cueza zu marschieren ist wohl etwas zu viel – wieder ca. 36km und die letzten 17km kein halt möglich. Ich werde es erst morgen sagen können, wenn ich in Carrión de los Condes bin.

For ES

Another long etappe and another early start. The early dawning is as usual the most lovely part of the day – until the cat spoils it. A whole group of pilgrims is marching along, as the different tempi has not yet spread them out. I walk almost at the head. Suddenly I hear a loud miaouwin – sounding quite urgent. A wild mothercat searching for her young one, I first think. Then I spot a black dot, moving urgently towards us. It continues to miaouw and quite obviously wants to get close to the pilgrims. A black cat – with a white collar. I do the cowardly thing and hurry on – I don't want to worry about another lost animal. The miaouwing continues and I look back. The cat is running alongside the pilgrims, calling. Nobody looks at it, wants to know about it – like me. Finally I can't close my ears any longer, I stop and let the others pass. The cat comes close, purrs, and wants to be petted. Did somebody just throw it out of a car, to fend for itself in this place devoid of human habitation? I can't do much for it - except try to get it closer to some house or village. I call to the cat – the little tom follows, sometimes running ahead, sometimes following behind. It must be quite a stretch that he comes along until he suddenly stops and starts hunting. I call again, but he doesn't want to follow anymore. I have to leave him to his business – but if he continues a little further along the same way he will eventually come to a farm.
It takes me quite a bit of time to get over this but finally the beautiful sight of Castrojeriz at sunrise does take my mind off it.

After that – it is just walking and hoping to arrive. The last two kilometers along the canal de castillio is quite pretty again, with the poplars in their golden autumn leaves a stark contrast against the blue sky -but by that time I just drudge along, hardly able to see the pretty sight. I am heartily glad to finally arrive in Frómista. Those 33 km were pretty much the limit – I am not sure I can do another 34km tomorrow. Especially since the last 17km are just – do it or die. No possibility to stop or even take a break – just straight, flat going. I guess I will have to decide tomorrow before that part starts. Today – I cannot even consider it.

Tag achtzig

Etappe: Burgos – Hontanas 30km (ca. 544km bis Cape Finistere)
unterkunft: Albuerge el Puntido

Die vierzig kilometer von gestern stecken mir heute etwas in den knochen. Bis zum ersten dorf nach neun kilometern mag ich nicht so richtig – nach einem bocadillo und einem americano con leche geht es dann um einiges besser. Heute kommen wir in die region der Meseta – ein hochplateau, das wirklich flach ist. Allerdings ist es nicht ganz so eintönig wie ich befürchtet hatte, aber es geht ja morgen und die weiteren tage noch damit weiter. Da jetzt alles abgeerntet ist, sieht alles ein bisschen farblos und immer gleich aus.

Ich entschliesse mich bis Hontanas zu marschieren – das sind 30 kilometer. Kurz vor Hontanas signalisieren mir meine füsse, dass es für heute damit auch ganz bestimmt genug ist. Ich hoffe, dass das dorf bald kommt und freue mich, als ich das schild sehe 'Hontanas 0.5 km'. Nur – wo ist das dorf? Bei nur noch einem halben kilometer sollte man doch etwas sehen? Ich marschiere seufzend weiter- wieder so eine komische distanzangabe – und erreiche einen plötzlichen abhang. Unten im tal, ein paar hundert meter weiter, liegt es – die häuser um die kirche geschart wie kücken. Diesmal gehe ich nicht in die albuerge municipal, obwohl diese empfohlen wird, weil eine andere albuerge gleich viel für die nacht kostet und ich dort auch noch abendessen und frühstück kriege. Und die albuerge ist sehr schön – auch wenn die wirtin etwas an freundlichkeit zu wünschen übrig lässt.

Jetzt sitze ich draussen – ein bisschen kalt an den fingern, weil die sonne hier nicht her scheint, aber sobald ich in die sonne gehe, ist es zu hell und heiss. So war es heute schon den ganzen tag – wolkenlos, sonnig, aber doch fröstelig mit einer kräftigen bise. Einmal zu kalt, dann wieder zu warm.

Morgen wollte ich es eigentlich etwas leichter nehmen, aber die albuerges liegen wieder mal so blöd, dass ich wohl wieder eine dreissig kilometer etappe machen muss. Oder viel weniger. Ich werde meinen füssen mal vorsichtig klar machen, was morgen auf sie wartet.

For ES

The fourty kilometers of yesterday do not go unpunished. Starting out is pretty hard and only after my first break do I finally get up to speed. Today the path goes up to the high plateau -and here it IS really flat. That kind of horizon ist something one cannot see in Switzerland. Now that the crops are in the colors are very monochrome, ranging from pale yellow to reddish brown under a bright blue sky. As yet it is not as boring as I feared – but then that is just the beginning of the Meseta.

I intend to walk thirty kilometers today – to Hontanas. I have not yet reached the village when my feet tell me – Hontanas is definitely the last stop for today. Finally I see a sign announcing 'Hontanas 0.5km'. Great! But where is the village? At that distance one ought to see it already. I sigh – another of those strange distances. But then I reach a sudden drop – and there, a few hundred meters away in the crook of the valley is the village. Ah – what a pretty sight for my poor feet.

I do not stop at the municipal albuerge even though it comes recommended but stop at the albuerge which has dinner and breakfast as well. I am lazy – I don't want to cook and breakfast is always a topic in any case. The albergue is neat although the friendliness of the hostess is a bit on the short side.

Tomorrow I will have another 32km hop – can't help it as the albuerges are not spaced more conveniently. I will try to put it easily to my feet...

Montag, 18. Oktober 2010

Tag neunundsiebzig

Etappe: Villafranca- Burgos 40km
Unterkunft: albuergue municipal Buros

Ich bin tot - oder eher meine füsse.

Mein kopf hat es nicht zugelassen den bus zu nehmen – und dies obwohl die heutige strecke gestrichen voll mit eintönigem laufen war. Am mühsamsten waren wohl die neun kilometer von der passhöhe nach San Juan de Ortega. Alles geradeaus, durch einen wald von eichen, fichten eichen, nochmehr eichen und nochmals fichten. Die kirche in San Juan ist dann ein kleines trostpflaster und der kleine rote kater, der sich dort maunzend streicheleinheiten wünscht ist noch das herzigste. Der kerl ist so versessen darauf gestreichelt zu werden, dass er mir tatsächlich am hosenbein hochklettert, damit ich ihn hochhebe. Was ich natürlich gerne tue und ihn ausgiebig kraule.

Dann aber musst ich weiter. Das wetter ist unentschieden, viele wolken, dann wieder etwas auflockerung, aber erst gegen Burgos hin hellt sich der himmel endgültig auf. Es ist ziemlich kalt und ich trage die ganze zeit den poncho über den rucksack geworfen, der ist immer wieder ganz praktisch als windschutz. Kurz vor Villafria habe ich die wahl – entweder über die felder richtung Burgos und dann dem fluss entlang, oder durch Villafria und die industrie. Die felder sind zwei kilometer weiter. Trotzdem entscheide ich mich für die felder, denn ich möchte so lange wie möglich auf naturpfaden laufen.

Der weg am fluss entlang – ist leider nur ein name. Vom fluss sehe ich nichts, da der weg zwar parallel aber nicht in nähe zum fluss verläuft. Im übrigen ware wohl auch da nichts zu sehen – was in Spanien den namen 'fluss' hat würde bei uns kaum als bächlein deklariert. Dass diese 'bächlein' es aber in sich haben können kann man immer wieder an den anscheinend überdimensionierten brücken auf dem weg sehen - die doch immer mal wieder einem hochwasser zum opfer fallen.

Und dann erreiche ich schliesslich Burgos. Es ist kurz nach vier – und bis ich endlich an der kathedrale und der herberge ankomme ist es sechs. Irgendwo habe ich wohl den weg am fluss entlang verloren und bin durch die stadt, was mir aber nichts ausmacht, denn die stadt mit ihren modernen bauten gefällt mir. Als ich dann die kathedrale erreiche bin ich nochmals baff – wunderschön – besonders auch weil sie gerade restauriert wird und in hellem glanz erstrahlt.

Leider muss ich sagen, dass um halb sieben abends meine prioritäten nach einem 40km marsch nicht auf der kultur liegen, sondern auf dem leiblichen wohl. Ich brauche dringend was zu futtern – entweder mikrowellen schnelldingsbums oder ein restaurant. Ich lasse das schicksal entscheiden – was ich zuerst finde. Restaurant. Ich verputze einen riesen teller gemischten salat und dann auch noch eine omelette mit gemüsefüllung und ziegenkäse. Lecker. Danach reicht es gerade noch um meinen blog zu schreiben – es ist schon fast bettzeit. Und ich muss noch schmieren und salben. Die wanzenstiche jucken extrem und ich hatte noch nie von einem insekt solche pusteln – ich werde wohl morgen noch in einer apotheke ein antihistamin kaufen müssen.

For ES

Short version – I made it to Burgos on foot – and even add two kilometers because I take the longer variante across the fields to keep as much natural soil under my feet as I can. Getting to the center of the town takes almost two hours and I arrive only at six in the evening-which is still not bad considering that I made almost two hours rest all together. I like the town- it's modern, bustling and has a very positiv feel about it. The old part of it is as lovely as the modern one and the cathedral-newly renovated and shining in its glory is quite a sight to behold. But to my shame I have to say that at half past six in the evening my thoughts are not on culture but on my empty stomach. So I head out for dinner- a huge salad and an omelette filled with vegetable and goat cheese. To my surprise I clean it all off. But now it is almost time to go to bed – first I need to cream my bones – and I will probably have to go past a drugstore because the bedbugbites itch like hell. I've never had such pustules from an animal bite than from those critters. Might need some antihistamine there.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Tag achtundsiebzig

Etappe: Grañón- Villafranca Montes de Oca 30km (sagt die hospitalera, ich meine es sind 27km)
unterkunft: albuerge municipal Villafranca

Bettwanzenalarm!

Jetzt haben sie mich doch erwischt! Heute morgen wache ich auf und mein ganzer hals und der auschnitt ist zerstochen. Erst denke ich, es beschränkt sich auf die halsregion aber dann finde ich weitere bisse am fuss – und das ist bedenklich, denn damit könnte sich eine bettwanze in meinem schlafsack eingenistet haben – oder ihre eier darin abgelegt haben. Noch blöder ist – sie könnte diese auch in meinem polarpulli abgelegt haben, denn darin habe ich gestern geschlafen. Und waschen geht einfach im moment nicht, denn der wird nie trocken und es ist viel zu kalt um ohne zu laufen. Und der schlafsack soll nur mit dreissig gewaschen werden -bettwanzen eier werden aber erst durch temperaturen ab 60 grad getötet. Zum glück hat die albuerge in Villafranca einen kühlschrank mit gefrierfach – da stopfe ich dann die jacke und den schlafsack rein – die kälte sollte die eier ebenfalls abtöten. Bäh – aber rausgehen ist heute nicht mehr drin – dazu ist es zu fröstelig. Das heisst, es gibt heute wieder mal hörnli und tomatensauce – oder evtl. apfelkompot – den armen apfel schleppe ich schon seit vier tagen mit mir herum, er sieht schon ganz verbeult aus. Drin ist es allerdings auch nicht viel wärmer und so renne ich überall mit der wolldecke umgewickelt herum.

Dann kommt auch noch die herbergsleiterin und teilt uns mit, dass die herberge, in der ich morgen schlafen wollte, geschlossen ist. Ich kann also morgen entweder eine etappe von 17km machen - was mir gar nicht passt – oder bis Villafria gehen und von dort mit dem bus nach Burgos. Ab Villafria sind es zehn kilometer nur durch das industriegebiet. Jeder sagt das ist sehr mühsam da zu laufen - ich werde in Villafria entscheiden. Heute ging es mir wieder gut mit laufen.Vielleicht mag ich ja die zehn kilometer auch noch marschieren. Der grind würde es gerne, aber wenn es nicht mehr drin liegt, dann nehme ich den bus.

Jetzt mache ich mich mal besser ans nachtessen.

For ES

Bedbug alarm!

Now they did get me! This morning I wake up with red itching spots all over my neck. First I think that's it but then I discover more bitemarks on my foot – and that is a problem because that means a bedbug has penetrated all the way down – and in all likelihood remained there. If it has laid its eggs into my sleepingbag – it does not bear thinking! This needs to be dealt with immediately. But my sleepingbag cannot be washed at 60 degree – and only a temperatur like that will kill the eggs. In addition my polar might also be infected- I slept in it. Washing is out of question, it would never dry til tomorrow – and it is far too cold now to walk without it. So I do the next best thing – I stuff polar and sleepingbag into the freezer compartment of the fridge in the albergue tonight. Freezing should also kill of the eggs. But that means – I stay inside – going out without polar is too cold. I will cook here. Pasta and tomato sauce – or apple compot. I've been lugging that apple around for the last four days – it's looking quite bruised already.

Then the hospitalera tells us, that the albuerge I intended to stay tomorrow has been closed. So I can either stay in one much earlier – doing a mere 17 kilometers, or try to get into Burgos – that would be a fourty kilometer etappe. Worse – the last ten kilometers go through industrial grounds and are generally considered the worst of the worst. I could, however, take a bus in Villafria – and drive the last ten kilometers into town. My head does not like that solution – but my feet will decide in the end.
Now, however, important things first – dinner is needed.

Tag siebenundsiebzig

Etappe: Najéra – Granón 28km
unterkunft: Kirche San Juan Bauttista

gemäss etappenfahrplan wäre heute eine kleine 21km etappe vorgesehen-aber das ist mir ein wenig zu kurz. Da mir aber meine füsse gestern ziemlich schmerzten entscheide ich mich erst in Santo Domingo zu entscheiden, was ich tun will. Zudem will ich es etwas langsamer angehen, und laufe mit Annick, die ihre waden schonen will. Wir gehen erst gegen acht uhr los da ja die etappe kurz ist. Nach drei stunden allerdings brennen mir die füsse als ob ich keinen schongang eingeschaltet hätte. Wir kommen nach Cirueña und sehen das erste mal, was der bauboom und die wirtschaftskriese in Spanien angerichtet haben. Das dorf selber ist sehr klein, aber draussen hat irgend ein investitionsgenie die idee gehabt einen golfplatz zu errichten und eine ganze trabantenstadt für mehrere tausend einwohner. Grauslich- da ganze strassenzüge links und rechts im gleichen strickmuster erstellt wurden – dazwischen wieder ödland und keinerlei versorgungseinrichtungen. Und kaum ein haus ist bewohnt, das ganze ist eine riesige geisterstadt.

In Cirueña verliere ich dann Annick auf die übliche weise- ich gehe vor in die bar, und Annick scheint diese nicht zu finden. Nach der pause entschliesse ich mich wieder im gewohnten tempo zu marschieren- ich habe den eindruck, dass schnellere, kürzere schritte die füsse weniger belasten, da das gewicht weniger lange auf ihnen ruht.

In Santo Domingo de la Calzada muss ich mich entscheiden. Es ist erst knapp zwei -zu früh um schon anzuhalten. Ich suche mir eine internetverbindung um den gestrigen blogeintrag zu laden und sehe in einem kommentar, dass Grañón sehr empfohlen wird. Damit ist die sache klar – ich marschiere weiter. Die sieben kilometer mehr bringe ich in knapp einer stunde und zwanzig minuten hinter mich und die füsse geben keine piep von sich(sozusagen) Erst als ich die schuhe ausziehe spüre ich dann die verschiedenen wehwehchens - und schmiere diese sofort.

Endlich ist wieder mal eine kirche offen – es erstaunt mich wie sehr es mich stört, dass hier in Spanien die meisten kirchen ausser beim gottesdienst immer geschlossen sind. Endlich kann ich wieder mal singen – es ist vielleicht die stärkste form des glücks die ich empfinden kann – dieses ganz im ton aufgehen in der besonderen akkustik einer kirche. Ein kleiner moment des einsseins.

Jetzt muss ich unterbrechen – wir werden zum kartoffelschälen 'abkommandiert', das ist des pilger's beitrag zum heutigen abendessen. Ein kleiner freiwilliger geldzustupf kann auch gegeben werden – das bleibt dem gewissen des pilgers überlassen.

For ES

According to the plan for the etappes today's march will be 21 km long – that seems not enough for me. But since my feet were quite sore yesterday I will leave the final vote to them, once I am in Santo Domingo. I also decide to take it slowly today and join Annick who also wants to take it easy because of her calve. But after three hours my feet are really burning -doesn't seem to do them any good that slow walking. When in CirutñaI I loose her because I go ahead to the bar and she doesn't seem to find it, I decide to return back to my normal walking speed. My theory is that in fact the sole of the foot is under less pressure when I walk faster, and also carries the weight less long – and since I make the same amount of steps that will make a difference in the long run. Harder on the rest of the body but easier on the feet.

In Santo Domingo I root up an internet connection to post the entry from last night and there in a comment I read that Grañós is a good place to stay the night – that would be just another seven kilometers down the road. The decision is quick – and my feet outvoted. In fact the distance does not seem hard – up to the last kilometer or so when I see the roofs of the village but it just doesn't seem to come closer.

Now I am in the church – under the roof by the tower. That is a wonderful place, although the matresses are REALLY thin. The two blankets in the garage are quite on a par with these matresses. If we are lucky no more pilgrims will come – we are at present about nine people – I guess a second one will be possible.

Now I must stop – we are called to clean the vegetables. That is the pilgrims' part in cooking. And a small monetary recompense on a voluntary bases – each pilgrim decides on his own conscience.

Samstag, 16. Oktober 2010

Tag sechsundsiebzig

Etappe: Logroño – Najéra 31km
unterkunft: albuerge municipal

Es wird langsam kalt. Gestern hat zwar auch schon eine kräftige bise geblasen aber heute als wir alle vor dem café in Navarrete sitzen geht es uns plötzlich eisig in die knochen. Fast auf einen schlag stehen wir auf und erinnern uns, dass wir weiter müssen. Die sonne hat nämlich ihren abschied genommen und damit wird es wirklich fröstelig. Heute habe ich den fasi den ganzen tag getragen.

Meine füsse möffeln zwar, aber wenn ich jedesmal auf deren wehschreie hören würde wäre ich immer noch in der Schweiz. Heute bin ich, abgesehen von den pausen, mal wieder alleine unterwegs. Es gefällt mir und ich komme, obwohl ich es etwas geruhsamer angehe, noch ganz gäbig vorwärts. Für die 31 km brauche ich nur sieben stunden marschzeit und mache eineinhalb stunden pause. Ab Ventosa geht es in einem rutsch 11 km durch. Es hat auch noch einen Paso – dessen höhe ich allerdings kaum merke, da es gemächlich rauf und danach wieder runter geht. Der blick geht von der höhe über das land, das aus flachgelagertem rotem sandstein besteht, in den das wasser täler gefressen hat. An den hängen dieser tafelberge wächst der berühmte Rioja. Es ist ein schönes bild mit dem weingrünen laub, das sich teilweise zu orange und weinrot verfärbt. Daneben auf den brachen blaugrünes stacheliges grass und diese rote erde.

Ich folge dem weg in eine kleine hohle gasse und finde ihn plötzlich von einem auto blockiert. Die böschung ist mir zu hoch um raufzuklettern ich muss also am auto vorbei. Es scheint leer zu sein also quetsche ich mich links in die enge lücke – und stelle dann fest: ooops – rücklehnen sind runtergelassen und eifriges gepfötel im gange. Ich stolpere über einen ast, der mit grauslichem geschepper an der wagenseite entlang kratzt und die zwei turteltauben entgültig auffliegen lässt. Ich entwinde mich aus dem gewirr der zweige und kann mich eines lauten lachens nicht enthalten. Welche ortsunkenntnis hat die beiden liebeshungrigen ausgerechnet die rennbahn der pilger aussuchen lassen für ein geruhsames stündchen?! Hinter mir höre ich schon das nächste pilgerpärche, das am auto vorbei will. Ich lache nochmals und hoffe, dass dies nicht einen permanenten knacks in die liebeslaune der beiden gemacht hat.

Wie üblich sind die letzten kilometer die längsten – und auch unschönsten da es wieder durch das industriegebiet der stadt geht. Schliesslich tapse ich mit, meinem gefühl nach, letzter kraft in die gemeinde herberge und lasse mir ein bett geben. Und treffe wieder einmal auf ein bekanntes gesicht, Annick. Das letzte mal hatten wir uns vor zwei wochen gesehen. Da ich endlich heute mal gemüse kochen will frage ich sie, ob sie mit mir isst – denn alleine würde die portion ohnehin zu riesig.

For ES

It is getting cold. Yesterday I could still walk without my polar – today I don't even consider it. The morning starts sunny but when we take our rest in Navarrete clouds suddenly cover the sun – and as one we remember, that we ought to continue. Today I walk alone which is nice especially as I generally meet the same people at the bars when I make a pause. That keeps the contact going.

There is again a paso in the etappe- but it is hardly makes itself felt as the ascent is so slow. On the top I can see across the valley. It is a plateau from horizontal red sandstone into which the rivers have dug their course. On the sides of those mesas the famous wine, the Rioja is grown. It is a pretty image with the darkgreen of the vines, some of their leaves turning to orange and red, and the bluegreen grass on the unworked land, with the red soil shining through.
The path slowy descends into some hollow way– and is suddenly blocked by a car. The sides of the path are too high for me to climb – so I will have to squeeze through. The car seems to be empty but when I am level with the window I see – oooops, the backrests are down and some enthusiastic grappling under way. I stumble over a branch which skritches along the side of the car with a horrible sound, causing the two turtledoves to fly apart. I entangle myself from the branches and escape, laughing out loud. What total lack of regional knowledge has caused this Romeo to bring his Juliet to the runway of the pilgrims?! Already the next couple of pilgrims is trying to get past the car. I laugh again, hoping this isn't putting a lasting crimp into their lovelife.

Finally I reach the municipal albuerge with the last shred of energy – at least it feels like that. I hobble to my bed, happy to get rid of my shoes and socks – and meet a known face. Annick. We've last seen about two weeks ago. It is a pleasure to see her here again. She has even heard about the story of the dog. Looks like I am getting infamous.

Since cooking for one is such a bother and I need vegies badly, I propose she join my meal. It's bound to be fun – and experience tells me, that there might be more to feed as well once the cooking gets going. We will see.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Tag fünfundsiebzig

Etappe: Los Arcos – Logroño (ha - habs geschafft das waggelige ding auf das 'n' zu mechen!)28km
unterkunft: Albuerge municipal Logroño

der schmerz sitzt tief

Heute verpenne ich – warscheinlich hat mein unterbewusstsein sich schon auf eine leichtere etappe eingestellt und daher nicht alarm geschlagen. Dafür gibt's heute super brot, dunkles mit sonnenblumenkernen und vollkornbrot. Bis ich endlich aus der stadt raus bin, ist es schon hell. Ich laufe relativ zackig los, merke aber bald, dass sich die gestrigen 37km nicht so ungestraft wegstecken lassen. Daher falle ich bald in ein ruhigeres tempo zurück. Es ergibt sich dadurch, dass ich praktisch gleich laufe wie Karl, ein Deutscher, der in der gleichen albuerge übernachtet hat. Wir kommen ins gespräch und so geht's zusammen bis nach Viana. Ich denke, er war nicht allzu gestresst von meiner gesellschaft, sonst hätte er nicht immer gewartet, wenn ich wieder an einem strauch riechen muss oder ein foto machen. Ein teil der strecke ist nämlich ein richtiges geruchsparadies, wenn man die sträucher etwas genauer untersucht. Da wachsen wild rosmarin, lavendel, und noch verschiedene andere büsche die leicht riechen wenn man daran reibt. Auch die vögel scheinen mir heute besonders sangesmunter. Bis Viana geniesse ich daher den marsch, obwohl mir schon da die füsse ziemlich weh machen.

In Viana gehe ich in die nächste bar während Karl woanders mittagessen will. Danach marschiere ich alleine weiter. Die zehn kilometer bis Logroño sind allerdings sehr mühsam. Es geht recht viel über asphalt und am schluss durch das industriegebiet der stadt. Tja – dies ist halt nicht die France profonde, wo die dörfer am abserbeln sind aus lauter unterentwicklung. Da gibt's halt auch ein paar weniger schöne aspekte. Es ist jetzt fünf – da gehen in Spanien wieder die läden auf. In der albuerge haben sie die eigentlich moderne küche eingemottet und stellen einem nur eine microwelle zur verfügung – ich habe also die wahl zwischen fertigkost oder einem späten abendessen im restaurant. Ich geh mal in die stadt und sehe was sich anbietet. Was nicht ganz einfach ist – irgendwie scheinen mir ein paar zehen abhanden gekommen zu sein -zumindest dem gefühl nach.

For ES

Today I oversleep – my subconscious has probably noticed that today's etappe is short in comparison to yesterday so takes it easy. But I have a great breakfast with homemade dark bread. When I finally leave town it is light. At the beginning I walk briskly but soon realise that yesterday's kilometers are still in my feet – I have to take it more slowly today. With a slower speed I happen to walk next to Karl who stayed at the same albuerge last night. We start talking and I guess he didn't mind my company too much or he wouldn't have waited for me to stop sniffing bushes or taking pictures. Today nature presents me with many odours in the bushes by the wayside. Here grow wild rosmarin, lavender, and several other bushes with spicy smells that I don't know. And I get to eat my first almonds fresh from the tree. The eighteen kilometers to Viana are thus quite enjoyable despite the feet.

In Viana I need to head for the first bar available -Karl wants to eat lunch somewhere else so we separate. After that I continue alone. The final ten kilometers, however, are far less enjoyable than the first eighteen. The track follows for a long time a road, and then enters the industrial suburb of Logroño. Ah well, this is not the France profond, where the villages are dying for lack of development. So things are not always just pittoresquely pretty.

I pick the first albuerge that is on the way which happens to be the municipal one. They ought to have a kitchen – but although it would be quite modern they apparently decided it was too much trouble – so the stoves are covered over and there is only a microwave. So I have the choice between a precooked dinner or a late one. Some choice. I will go to town now, as it is past five, when the shops open again – and decide what offers itself then.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Tag vierundsiebzig

Etappe: Cirauqui- Los Arcos 37km
Unterkunft: albuerge Fuente del casa Austria

Wieder ein frü hstart – etwas später als sieben. Ich marschiere im licht der lampe runter zur römischen brücke wo ich feststelle – ooops, da fehlt mir was. Also kehrt um und alles nochmals hoch um die stöcke zu holen, die ich vergessen habe. Tja- wie schon meine Mutter sagte: wer's nicht im kopf hat hat's in den füssen. Da hatte ich es heute ganz besonders. Schon gestern stand fest, dass ich heute eine wirklich lange etappe machen möchte - ob ich es allerdings schaffen würde, entscheide ich erst, nachdem ich von der zweiten etappe bereits zehn kilometer gemacht habe. Dann bleiben mir noch zwölf – und da gibts keinen pardon – einmal angefangen muss ich durch, denn es gibt kein dorf und nichts dazwischen. Das wetter ist perfekt zum laufen – die sonne scheint aber ein kühler wind weht. So kühl, dass ich sobald ich sitze ein bisschen kalt habe. Ich bin bereits um viertel nach eins in Villa Mayor de Monjardin – damit bin ich schon 25 km gelaufen. Ich erlaube mir eine ausgedehnte pause und verspachtle ein riesen käse sandwich und ein bier. Danach fühle ich mich gestärkt für die letzte etappe – es ist wieder wunderschön zu laufen.

Der weg führt durch eine weite leicht gewellte ebene mit unglaublich grossen äckern, deren ende sich dem blick verliert. Auf beiden seiten ist die ebene von hügelketten eingegrenzt. Die felder und äcker branden gegen die hügelkette wie ein gieriges mehr und zwängen sich in jede flache stelle. Darüber ragt die hügelkette wie eine insel heraus, ein ort anscheinend unberührter wildnis in dieser kulturlandschaft.

Überhaupt gefällt mir in Spanien dieses patchwork von wildnis und kulturlandschaft, ein intimes nebeneinander, das so in der Schweiz kaum zu sehen ist. Wo der hügel zu steil ist bleibt einfach die natur so stehen wie sie gerade wächst. Darin kann sich auch wildes leben verstecken – dem es aber im moment trotzdem an den kragen geht – wie schüsse von den hügeln zeigen.

Ich komme endlich in Los Arcos an – das 'drei letzte kilometer syndrom' war heute besonders hart zu bekämpfen. Ich schaue direkt in der ersten albuerge rein und finde leicht platz. Da wird deutsch gesprochen – das ist ganz angenehm als abwechslung. Und da in der albuerge auch ein masseur seine dienste anbietet, erlaube ich mir nach der heutigen anstrengung eine massage. Das tut guuuuut!

Als nachtessen gibt's dann nichts grosses mehr, nur das brötchen das ich am morgen gekauft habe und eine banane. Ich habe heute eh schon genug gefuttert. Und recht schnell dann ins bett.

For ES

Another early start – which turns into a blind one as I realise down at the roman bridge that I have forgotten something. Turn and straight back up the hill again – to get my walking sticks. As my mother always says: those without brains have legs. And legs I need aplenty today as I intend to do one and a half etappes or a total of 37 kilometers. Whether I will be able to do it I can only decide in Villa Mayor de Montjardin. At that point I have already walked 25 km and 12 more are to be done. But if I start I cannot stop because there is no village between Villa Mayor and Los Arcos.

Walking today is again wonderful. The sun shines but a cool wind blows which makes walking comfortable. The last part is- although tough as it seems particularly long also very beautiful. It leads through an undulating valley, bordered by a range of hills on both sides. The plowed fields are huge- their borders are lost to the eye. What is also quite striking is, that there do not seem to be any farms associated to those huge expanses of fields. I have no idea where the farmers live.

The fields are like a hungry sea- branding against the flanks of the hill devouring as much as they can, encroaching on every flat space. But the range of hills is like a safe heaven for a seemingly still untouched wilderness. Thait is one aspect I like about Spain – that patchwork of wild spaces and cultivated fields. Wherever the land gets to steep or rocky to plow under it remains in its natural state, creating little islands for the wildlife. Which is at the moment under threat, as the gunshots from the hills tell me.

Despite the wonderful environment- the last three kilometers are getting tough – as usual. I am really glad to arrive in Los Arcos and head right into the first albergue – a little afraid I might find no place as I am fairly late shortly before five.

But there is still ample room for me. I take a shower and then – oh luxury of luxuries – I have a massage on my feet and legs. Not much for dinner – I have already eaten plenty today- and an early night.

Tag dreiundsiebzig

Etappe Pamplona – Cirauqui ca.32km
Unterkunft: Albuergue Maratlotx

Gestern habe ich noch herrlich zu abend gegessen – so richtig geschlemmt an einem feinen salat, fritierten kartoffeln (nicht pommes frites) und dann einem dessert – crema catalan – wie gefrorene creme brulé. Mjam! Danach geht es allerdings etwas länger mit schlafen.

Aufbruch ist um sieben durch das noch nächtliche Pamplona. Eigentlich gibt es überall gelbe pfeile aber in dem ebenfalls gelben licht sind die kaum auszumachen, daher erlebe ich kurz mal eine kleine panik da ich das gefühl habe falsch zu sein - und den stadtplan nicht mitgenommen habe. Aber dann verlassen wir nach geraumer zeit doch die stadt.

Heute ist das laufen ein wirkliches vergnügen- es macht mich einfach glücklich. Der weg ist angenehm, die gegend ist schön und das wetter mit leichter bewölkung ideal. Es geht wieder mal über einen pass, aber der höhenunterschied kann ich heute mit einem schulterzucken wegstecken. Gestern habe ich die letzten pillen genommen, ab heute creme ich nur noch, aber die kur hat meinen knien und füssen wirklich etwas gebracht. Und damit ist auch die freude wieder im laufen.

Es ist interessant, wie der weg den menschen unterschiedliche aufgaben stellt. Guy, der immer wie gestochen davonmarschiert ist, hat sich ja eine sehnenentzündung geholt. Er hat erkannt, dass er die sache etwas langsamer angehen muss. Ich dagegen habe das gefühl, dass ich mich nach der decke strecken muss – und will daher für den rest des weges meine etappen verlängern. Die konsequenz davon ist – unsere wege trennen sich. Das es allerdings ganz so schnell und ohne ein aufwiedersehen geschieht hatte ich nicht erwartet. Guy, Chantal und Claude sind etwas vor mir in Punte la Reina – ich habe immer mal wieder ein foto gemacht oder etwas gelesen und daher wird der abstand immer länger – und plötzlich sind sie weg. Warscheinlich sind sie in eine bar, oder zur pilgerherberge – da ich aber auf keinen fall in Punte la Reina bleiben will sondern noch weiter, hat es keinen sinn, nach ihnen ausschau zu halten. Ich besuche also die kirche – und platze dabei ins ende der messe. Nachdem die kirche leer kann ich sie in aller ruhe bestaunen. Es ist vielleicht das erste mal, dass mir vergoldeter barock und verschnörkelte gotik gefallen. Die kirche hat ein wunderschönes kompliziertes kreuzgewölbe und vorne ist ein (ich glaube das nennt man retablo) etwas riesiges, mit vielen figuren geschmücktes und total vergoldetes. Normalerweise mag ich solchen überfluss an gold nicht – aber neben der sparsamkeit des restlichen gotischen raumes ist dies beeindruckend.

Es ist erst halb zwei und ich mache mich über die berühmte brücke auf, den letzten teil der strecke zu bewältigen. Immer noch mag ich laufen, obwohl mich der letzte anstieg etwas an elan kostet. Ich will bis Cirauqui, obwohl ich mich frage ob ich nicht sogar noch fünf km weiter bis Lorca laufen soll – es würde die morgige etappe etwas kürzen, die ansonsten 37km lang sein wird. Dann lasse ich das schicksal entscheiden – Cirauqui ist ein wunderschönes dorf und sollte ich unterkunft in der herberge erhalten werde ich bleiben. Ich bin erst der zweite pilger heute – und so ist die sache klar.

Für den rest des nachmittags faulenze ich.

For ES

Yesterday I had a great meal of a yummie salad, fried potatoes, (not french fries though) and then for dessert a creme catalane which was just absolutely delicious. Sleeping was a bit difficult after such indulgence though.

This morning we are woken at six – no mercy about it. At seven we are on the way again, through the still nightly Pamplona. It takes quite long to get out but once we are the walking is marvellous. The way is comfortable to walk, the environment beautiful, and the weather perfect for walking. Today walking makes me happy especially because the therapy seems to have done a lot of good to my knees and feet. They carry me quite far today – and might have gone even further if need be.

It is interesting how people find they have different things to learn on the way. Guy who got a tendonite because he overstrained in his need to walk fast, has to slow down. I on the contrary have to push myself to my limits. And that means that we will have to separate. That it would happen this quickly, however, I did not anticipate. Guy knows that I want to go ahead after Punte la Reina and he tells me that he will only go along if the town ist not worth taking a look. Then, shortly before the town I lose him, Chantal and Claude from sight, because I take pictures and read a few panels. I never see them again, probably because they have gone to an albergue or bar. And since I intend to go ahead anyway there is no use looking for them. No goodbye, no see you later. That's how it goes.

I push ahead, intent to go at least to Cirauqui or even five kilometers further to Lorca. But when I come close to Cirauqui the little town is so beautiful I decide to let destiny chose. If there is a place – I will stay – otherwise there are still enough kilometers left in my feet to go to Lorca. But I am only the second pilgrim to knock on the door – so I stay.

For the rest of the afternoon I laze around.

Montag, 11. Oktober 2010

Tag zweiundsiebzig

etappe: Zubiri – Pamplona 23km
unterkunft: Casa Paderborn

Wieder geht's um sieben los da kein frühstück zu haben ist. Wir kommen schnell voran und sind schon eine stunde später im nächsten dorf – wo es auch nichts zu pickeln gibt. Ich habe zwar einen apfel gehabt aber jetzt muss noch ein müeslistengel herhalten – denn die nächste möglichkeit für etwas essbares ist erst wieder in Arre und das ist gerade mal 4 km vor Pamplona. Wir kommen um elf in Arre an und finden endlich eine bar. Ich muss mich an einer tortilla versuchen – und wieder sind die augen grösser als der magen – obwohl – es ist letztendlich das fett, das mich daran hindert den letzten rest zu essen. Geschmeckt hat's trotzdem. Mit der sprache ist es so seine sache, ich radebreche in einer mischung von italienisch und ein paar brocken spanisch. Irgendwie geht's immer, und verstehen tue ich recht gut, wenn sie nicht zu schnell sprechen.

Wir beeilen uns etwas nach Pamplona zu kommen, ab jetzt gilt, wer zuerst kommt mahlt zuerst – daher wollen wir bei öffnung der Casa Paderborn dort sein. Die herberge liegt schön nahe am alten zentrum von Pamplona und macht um zwölf auf – und wir sind ein paar minuten früher da. Es bringt echt was, um sieben loszuziehen, da der tag dadurch viel länger wird. Wir erhalten einen viererschlag, da Jean-Luc noch etwas weiter gezogen ist – er versucht jemanden zu treffen. Ich plane für morgen eine monster etappe von 32km, da ich versuchen möchte einen tag einzusparen. Wenn ich früh losmarschiere, kann ich auch eine rechte pause machen und doch noch vernünftig früh ankommen. Aber jetzt gehe ich mir erst mal die stadt ansehen.

Später

Ich gehe um die ehemalige stadtmauer herum, welche noch in beeindruckender grösse erhalten ist, und durch das französische tor in die altstadt und bin bald enttäuscht. Zu unrecht eigentlich, denn immerhin ist Pamplona eine ziemlich grosse stadt; da eine erhaltene altstadt im stil von Fiscac zu erwarten ist etwas ungerecht. Auf jeden fall sind warscheinlich fast alle häuser in den letzten hundertfünfzig jahren neu gebaut worden. Also besuche ich die kathedrale und das dazugehörende museum – und da legt sich meine enttäuschung. Die front sehe ich nicht – die wird gerade renoviert aber das innere der kathedrale ist wunderschönste gothic. Der kreuzgang ist in einem erstaunlich guten zustand und die ausstellung von music instrumenten und eine sammlung von marienstatuen ist ebenfalls sehr interessant. Ich verbringe daher den grössten teil der zeit im museum bevor ich mich noch zur Plaza de Castillo. Dabei fällt mir auf, dass praktisch jedes haus im erdgeschoss entweder eine bar oder ein restaurant hat. Essen die Pamplonesen den nie zu hause? Auch auf der plaza reiht sich eine bar an das nächste restaurant. Ich kaufe mir eine crepe gegen den kleinen hunger und mache mich dann gemächlich wieder zur herberge auf. Ich weiss wo ich heute abend essen möchte – und möchte endlich mal wieder selber wählen was es geben soll, auch wenn ich grundsätzlich das essen bisher immer genossen habe. Ich habe aber ein grünzeug manko und möchte dem gerne etwas abhelfen.

For ES

Again we leave at seven because there is no breakfast. I eat an apple and there is one of those everpresent drink automats that hands out hot chocolate. That will have to do for breakfast. We hope to find something in the next village- but there is nothing open yet. So the next foodstop is only in Arre – and that is hardly four kms away from Pamplona.

Still, when we arrive we are hungry. I have a tortilla with fish – or at least half of it and that is too much – more because it is so oily than anything else. But's it quite nice to eat nevertheless.

We don't stay long at the bar, we want to reach Pamplona when the casa Paderborn opens – there are many pilgrims on the way so first come, first served. No reservations possible. We get a room for four – Jean-Luc has gone ahead because he hopes to meet somebody at the next village.

I go to the city via the long way – along the old city wall which is impressive and in a very good state, through the french gate and into the old ville. Where I am quite disappointed – none of the buildings seem older than one hundred and fifty years. On the other hand- Pamplona is a vital city so naturally things had to adapt. I go to the cathedral and the adjoining museum and my disappointment dissipates. The cathedral is beautiful in its gothic style, the cloister is in a wonderful condition considering its age and the two expositions of old musical instruments and statues of madonnas are very interesting. I spend most of my time in the museum and then head back to the auberge. In the evening I want to go out to a restaurant – without a pilgrim's meal because I for once want to chose what I am getting. Not that the food so far was bad, but I am getting a vegetable manko and wish to remedy that today.

Tomorrow I plan to walk 32 km. That will allow me to gain a day on the next four etappes. Early start and a long pause should get me there.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Tag einundsiebzig

etappe: Roncesvalles – Zubiri 22km
unterkunft: Gite Zaldiko

menschliche symphonie

110 menschen in einem raum der die höhe und struktur einer kirche hat – man müsste eigentlich meinen, dass schlaf da unmöglich ist – den EINER schnarcht immer! Interessanterweise ist das gegenteil der fall – bei so vielen unterschiedlichen knarzern, schnarrern, säuslern und rochlern beginnt sich das ganze zu einer veritablen symphonie zu vermischen, bei der ein allgemeine hoher geräuschpegel entsteht, den das ohr jedoch ausblenden kann. So habe ich denn erstaunlich gut geschlafen und sogar das lichtan um viertel nach sechs nicht wahrgenommen. Sonst bin ich immer als eine der ersten wach.

Ohne mitleid aus dem schlaf gerissen hat der arme pilger keine andere wahl als sich anzuziehen und davon zu machen. Draussen ist es kurz vor sieben noch stockdunkel, es regnet leicht und keiner weiss so recht wo's lang geht. Jean-Luc hat eine helmlampe, damit leuchtet er den weg. Ich fische schnell meine eigene raus und so kann sich unsere kleine gruppe gefolgt von ein paar 'nutzniessern' im dunkel einigermassen sicher bewegen. Zumindest zieht keiner einen schuh voll aus den massenhaft vorhandenen pfützen. Das ziel jedes einzelnen – Burguete erreichen, das eine halbe stunde entfernt liegt – und endlich etwas zum frühstück finden.

Die erste bar, die frühstück verspricht, ist um diese zeit noch dunkel – wir trotten knurrig weiter, bis ein 'aqui' uns aufhorchen lässt. Eine bar deren besitzer geschäftssinn hat. Wir entledigen uns unserer umhänge, rucksäcke und anderer hindernisse und stürmen die bar. Milchkaffee – frische gipfeli mit käse und schinken – kuchen – frischgepressten orangensaft! Das maul wässert uns und wir bestellen schnell, bevor die nächste horde pilger eintrifft und uns die köstlichkeiten vor der nase wegfuttert.

Als wir die bar wieder verlassen hat es praktisch aufgehört zu regnen. Weiter geht es, wieder einmal in die höhe. Auf einer bergkuppe verspricht uns in der ferne blauer himmel bessere zeiten, aber es bleibt ein versprechen. Der blick ist wunderschön über die wegfallenden hügel – aber bevor wir dorthin kommen (wenn überhaupt das die richtung ist :p) geht es nochmals über einen pass. In der zwischenzeit verliere ich die anderen, entweder weil sie schneller oder langsamer sind. Irgendwann sind sie alle verschwunden – also trötschgele ich alleine weiter. So langsam bräuchte ich eine pause – aber das wetter erlaubt es nicht also versuche ich bis Zubiri durchzuhalten.

Es geht runter, die erde ist nass und klebrig und bleibt unter den sohlen stecken. Sofort hat man das gefühl die schuhe wiegen ein kilo mehr – man bleibt stehen, streift das übel an einem stein ab, macht zwei schritte und ist wieder gleichweit. Da bleibt nur ignorieren – sonst kommt frau nie an.

Es können kaum noch ein kilometer bis Zubiri sein, da werde ich überholt – von Jean-Luc, Chantal und Claude – und Guy. Die haben alle in einem restaurant rast gemacht – und mich jetzt trotzdem noch überholt!

In Zubiri wollen Chantal und Claude in einer gite bleiben – Guy überlegt ob er auch dort bleibt. Ich schaue, ob es sich machen lässt durch längere etappen einen tag einzusparen aber ein kurzes blättern im Miam Miam Dodo zeigt mir, dass das nichts bringt. Ich bleibe also auch. Was sich als eine zumindest momentan glückliche entscheidung erweist, denn kurz darauf fängt es wieder an zu kübeln.

Jetzt sitze ich auf meinem bett im achterschlag und spiele computer. Die anderen schlafen alle, meist weil sie letzte nacht nicht zum zu kamen, weil sie gefroren haben. Im refugio gab es keine decken.

For ES

110 people in one room which has the construction and dimension of a church – one should expect that sleep will be impossible. Because ONE of them always snores! In fact that is not the case. The rumblings, rattlings, sudden 'gnarks' and grunts mingle into a human symphony which is in itself fairly loud but easy to tune out. So I sleep quite well and even fail to notice the lightson at quarter past six.

Torn from her sleep pitilessly, without any breakfast in view, what can a poor pilgrim do but get up and out? Shortly before seven it is still pitchblack, it is raining lightly and nobody seems to know where exactly to go. My Michelin gives us a general idea so we tromp off, Jean-Luc's speleo lamp lights up the path for a few meters, and when I fish out my own lamp we can all walk in fair safety. At least none of us gets a dumping in one of the many puddles on the way. Each of us is full of vigour – driven by the sole desire to reach the 2 km distant Burguete to finally get breakfast.

The first bar that promises breakfast is still dark at that time of day. We grumble on through the pretty village until an ' aqui' lets us hope. A barman with economic sense: hot milk coffee, croissants filled with cheese and ham, freshly squeezed orange juice, sweet cake – his offer sets our mouths watering. We hurry inside, quick to order before the next batch of pigrims can get to the food first.

When we leave the bar the rain has stopped and it is day. We continue – inevitably up and down. From the top of a hill blue sky promises better weather – but it remains a promise. But the view over the undulating hills, wrapped in mist, is lovely. We continue and I eventually lose the others, either because they are too fast or too slow. So I drudge on alone. Up the pass once more. I am in need of a rest now my feet tell me, but there is no place to stop so I push on, hoping to reach Zubiri soon.

The soil is getting muddy and sticks to the shoes. Immediately it feels as if the shoes are a kilo heavier. I scratch the stuff off at a rock, make too steps and am where I started. There is no other way than to ignore it or I will never get down.

About a kilometer before I reach the village, I am overtaken – by Jean-Luc, Claude, Chantal and Guy. They stopped in a bar – and still have overtaken me! Finally in Zubiri Claude and Chantal want to stay, Guy considers staying there as well while I try to figure out whether pushing on will save me a day in the long run. It doesn't so I listen to my feet and stay as well.

Now I am sitting on my bed, playing with the computer while the other four are taking a nap, because they missed out on sleep last night. The refugio did not furnish any blankets and they slept badly because they were cold.

Samstag, 9. Oktober 2010

Tag siebzig

etappe: St.Jean – Roncesvalles
Unterkunft: Pilgerhostel Abtei Roncesvalles

Die königsetappe

Jeder sagt, die etappe von St.Jean nach Roncevalle sei die königsetappe. Es gibt verschiedene gründe. Zum einen gibt es keine andere mit dem gleichen grossen höhenunterschied – 1150 meter. Dazu kommt man hier endlich in die Pyrenäen. Für mich hat diese etappe jedoch aus einem anderen grund den namen verdient. Nämlich vom rein emotionalen erlebnis her.

Ich schaffe es heute tatsächlich um sieben das haus zu verlassen. Draussen ist es noch stockfinster, aber da es einfach nur geradeaus der strasse nach geht ist das kein problem. Die stadt ist noch dunkel und ruhig aber dann – clack-clack-clack. Von aller orten kann man das clicken der pilgerstöcke hören und aus jeder gasse marschieren sie an – bestockt, berucksackt und mit einer gewissen entschlossenheit im blick. Ob neuanfänger oder schon zweidrittel zum ziel – für jeden ist die etappe etwas spezielle,s geht es damit doch endlich nach Spanien. Schnell zieht sich das feld in die länge als die fitteren sich absetzen. Da ich früh dran bin, bin ich vorne, gehöre aber nicht zu den wirklich schnellen.

Nach einer viertel stunde ist die strasse bereits erkennbar. Im osten erhellt sich der horizont. Wolken hängen relativ tief besonders im westen aber im osten liegen sie locker. Schon bald lässt sich ein erster rosa schein auf den blaugrauen wolken erahnen. Da die wolken in mehreren schichten liegen färben sich manche schon orange wärend andere noch drohend blau darüber hängen. Es wird etwas steiler und ich schnaufe aufwärts, ohne aber den horizont im osten aus den augen zu lassen. Bald fährt das himmlische feuerwerk zu voller grandeur auf. Je weiter wir nach oben kommen, desto mehr weitet sich der blick über das land. Staffel um staffel immer spitzer und höher werdender hügel erheben sich, überdacht von diesem feurigen – manchmal fast lieblich, manchmal fast blutig drohenden himmel.

Fast eine stunde lang dauert das augenfest bis sich die sonne kurz zeigt, um sich dann für den rest des tages mehrheitlich hinter den wolken bedeckt zu halten. Das passt mir, damit wird es nicht so heiss – denn der morgen ist warm und schwül.

Ich drehe mich an einem ort um und wen sehe ich direkt hinter mir? Guy. Ich hatte mir fast gedacht, dass wir früher oder später übereinander stolpern würden. Wir quatschen ein bisschen bevor er davon zieht, da er immer noch schneller als ich läuft.

Als wir weiter nach oben kommen wird der wind, der anfangs eine willkommene kühlung darstellte, immer kräftiger. Schliesslich bläst er so heftig, dass er einen aus der spur werfen kann. Von vorne, von der seite von hinten zerrt er an mir. Damit wird die steigung, die eigentlich keine grosse herausforderung ist, doch noch anstrengend – ausser er kommt von hinten, da stösst er mich so heftig den berg hoch dass ich schon fast rennen kann. Leider kommt das nur allzu selten vor.

Nach vier stunden erreiche ich den ersten col – und kurz darauf die Rolandsquelle. Diese liegt am alten weg unterhalb der hügelkante und ist etwas vom wind abgeschirmt. Zudem kann man dort bestens sitzen – und Guy ist bereits da am mittagessen. Wir spachteln zusammen und ich stelle fest, dass es inzwischen fast etwas kalt ist – besonders wenn man sich nicht mehr bewegt. Die mittagspause wird daher ein bisschen kürzer als vorgesehen – aber auch das reicht schon um meine füsse, die es heute sowieso schon leicht haben wieder in gang zu bringen.

Dem alten weg folgend geht es jetzt in einen buchenwald, und damit verliert der wind seine kraft. Er rauscht zwar mächtig im blätterdach aber auf dem weg hat er gerade noch genug zupf um mir die haare zu zerzausen. Es ist eine erleichterung und ich kann jetzt wieder kräftig ausziehen. Ich überhole dabei auch Norm, den Australier (nicht Kanadier wie ich mal schrieb... wie peinlich). Er war an der Rolandsquelle an mir vorbeigelaufen weil er vor dem angedrohten regen in Roncevalle sein will. Er macht noch die königsetappe und kehrt heute abend mit dem auto nach St.Jean zurück wo Sue seine frau auf ihn wartet. Dann geht es zurück nach hause.

Nochmals geht es kräftig nach oben, bis endlich die passhöhe erreicht ist. Beim abstieg will eich eigentlich die variante nehmen, da jeder sagt, der weg durch den wald sei so steil, ich verpasse sie aber und lande doch auf dem waldweg. Und bedaure es nicht. Die anfänglichen paar hundert höhenmeter sind etwas steil aber danach ist der weg sehr schön durch den buchenwald. Es hat massenweise bucheckern und ich kann meinem sammlertrieb nicht widerstehen und sammle sie. Doch – welche enttäuschung - von zehnen ist jede einzelne leer oder wurmstichig!

Der wind heult jetzt fast mit sturmesstärke unter den bäumen hindurch bis ich endlich etwas tiefer im wald drin bin. Ich gebe den bucheckern noch eine zweite chance – und siehe da – diese sind alle reif und voll. Beim weitermarschieren knabbere ich bucheckern wie sonnenblumenkerne. Ich kann halt an nichts essbarem einfach so vorbeigehen!

Auf der passhöhe hat es ein bisschen getröpfelt und in der ferne sieht es nach regen aus, ich ziehe also den regenschutz präventiv schon mal an. Aber erst kurz vor Ronceval beginnt es dann wirklich zu regnen... und scheint sich jetzt auf dauer niedergelassen zu haben. Morgen gibt es wohl eine regenwanderung.

Jetzt bin ich im Refuge der Abtei – ein ehemaliges hospital das mit 110 betten bestückt ist – und jedes einzelne davon ist besetzt! Die pilger sind aber nicht alle von St. Jean gekommen, viele beginnen erst hier. Nun – man nennt den saal den schnarchsaal – ich bin gespannt wie ich schlafen werde.

For ES

Everybody says that this etappe is the royal etappe. Mostly they say it because no other has such a height difference. Also this is where you enter the pyrenees. But for me this is the royal etappe for emotional reasons. Nature just provided me with several unparalleled spectacles and I enjoyed every minute of the walk – even though part of it was getting very streinous.

I set out at seven – it's still pitchblack but I can find the way as it is all straight ahead following the road. From all over I can hear the click-click-click of walking sticks in the dark town. Out of town the groups of pilgrims soon disperse as the faster draw ahead. I am early so quite ahead – but not amongst the fastest.

Slowly the night shifts to a grey predawn. On the horizon in the east a first glimmer shows the coming day. It is overcast, with clouds scattered on several layers. A faint tint of orange begins to show on the lower strata of clouds. As I continue the pale tones gain brilliance and soon the sky in the east is a feast for the eye of orange, yellow, pale blue and dark grey, cast onto billowing clouds. As I mount higher my eye travels further into the distance, and the hills nearby grow more and more pointed and high.

It is very warm for an october morning and humid too. Luckily a wind is blowing, refreshing me. At one point I turn around and discover Guy right behind me. I thought I would meet him sooner or later. We chat a bit and then he draws ahead as he still walks faster than me. Usually we meet then during the pauses.

At Orisson the wind begins to gain strength. As I continue, trying to keep up with the others the wind buffets me from right, left, back and front. Sometimes it blows me right out of my tracks. Walking gets hard – not because of the path who is steadily but not steply rising. But the wind requires additional power and only when it comes right from the back can I profit from it as it blows me right up.

After four hours I reach Roland's fountain. It is situated on the old road which runs below the crest of the hill and at this particular spot is sheltered from the wind. Guy is already having lunch there. Now that I am not moving I start to feel cold and we cut the meal short. Guy goes already ahead while I look for a convenient spot. At that moment Norm the Australian (not Canadian as I wrote earlier) walks by. He has left Sue in St. Jean and wants to finish the etappe before the rain starts. He will then return back to St.Jean.

I overtake him a little later because the going gets easier as the old road enters a forest. Here the wind loses its power and has just enough punch to ruffle my hair.

An hour later I am on the pass and can finally start walking down. I intend to take a variant as the guide books say the way through the forest is very steep – but I still end up on the marked path – and do not regret it. True, it is a bit steep at the beginning, but I've done worse, and later on it is a really beautiful walk under the beech trees. There are plenty of beechnuts and I gather some to eat – but out of ten every single one is either empty or wormy. I am disappointed. But a little later I cannot resist – I give the nuts a second chance and this time I get a perfect crop. For the rest of the way I am munching beechnuts. I just can't walk past something edible without taking a taste!

In the pass it has drizzled a moment and as I look over Spain it seems there is rain further away. I put on the raincoat – but the rain properly starts only a few hundred meters before I reach the Abbey.

The pilgrim's refuge is an old hospital. It has 110 beds – and every single one is taken! There is no kitchen we have to go to the restaurant and tomorrow we start on an empty stomach. Well... I got some homemade bread but we can turn in for coffee only at the next village some 6 km away.

I wonder how well I will sleep this night.