Samstag, 16. Oktober 2010

Tag sechsundsiebzig

Etappe: Logroño – Najéra 31km
unterkunft: albuerge municipal

Es wird langsam kalt. Gestern hat zwar auch schon eine kräftige bise geblasen aber heute als wir alle vor dem café in Navarrete sitzen geht es uns plötzlich eisig in die knochen. Fast auf einen schlag stehen wir auf und erinnern uns, dass wir weiter müssen. Die sonne hat nämlich ihren abschied genommen und damit wird es wirklich fröstelig. Heute habe ich den fasi den ganzen tag getragen.

Meine füsse möffeln zwar, aber wenn ich jedesmal auf deren wehschreie hören würde wäre ich immer noch in der Schweiz. Heute bin ich, abgesehen von den pausen, mal wieder alleine unterwegs. Es gefällt mir und ich komme, obwohl ich es etwas geruhsamer angehe, noch ganz gäbig vorwärts. Für die 31 km brauche ich nur sieben stunden marschzeit und mache eineinhalb stunden pause. Ab Ventosa geht es in einem rutsch 11 km durch. Es hat auch noch einen Paso – dessen höhe ich allerdings kaum merke, da es gemächlich rauf und danach wieder runter geht. Der blick geht von der höhe über das land, das aus flachgelagertem rotem sandstein besteht, in den das wasser täler gefressen hat. An den hängen dieser tafelberge wächst der berühmte Rioja. Es ist ein schönes bild mit dem weingrünen laub, das sich teilweise zu orange und weinrot verfärbt. Daneben auf den brachen blaugrünes stacheliges grass und diese rote erde.

Ich folge dem weg in eine kleine hohle gasse und finde ihn plötzlich von einem auto blockiert. Die böschung ist mir zu hoch um raufzuklettern ich muss also am auto vorbei. Es scheint leer zu sein also quetsche ich mich links in die enge lücke – und stelle dann fest: ooops – rücklehnen sind runtergelassen und eifriges gepfötel im gange. Ich stolpere über einen ast, der mit grauslichem geschepper an der wagenseite entlang kratzt und die zwei turteltauben entgültig auffliegen lässt. Ich entwinde mich aus dem gewirr der zweige und kann mich eines lauten lachens nicht enthalten. Welche ortsunkenntnis hat die beiden liebeshungrigen ausgerechnet die rennbahn der pilger aussuchen lassen für ein geruhsames stündchen?! Hinter mir höre ich schon das nächste pilgerpärche, das am auto vorbei will. Ich lache nochmals und hoffe, dass dies nicht einen permanenten knacks in die liebeslaune der beiden gemacht hat.

Wie üblich sind die letzten kilometer die längsten – und auch unschönsten da es wieder durch das industriegebiet der stadt geht. Schliesslich tapse ich mit, meinem gefühl nach, letzter kraft in die gemeinde herberge und lasse mir ein bett geben. Und treffe wieder einmal auf ein bekanntes gesicht, Annick. Das letzte mal hatten wir uns vor zwei wochen gesehen. Da ich endlich heute mal gemüse kochen will frage ich sie, ob sie mit mir isst – denn alleine würde die portion ohnehin zu riesig.

For ES

It is getting cold. Yesterday I could still walk without my polar – today I don't even consider it. The morning starts sunny but when we take our rest in Navarrete clouds suddenly cover the sun – and as one we remember, that we ought to continue. Today I walk alone which is nice especially as I generally meet the same people at the bars when I make a pause. That keeps the contact going.

There is again a paso in the etappe- but it is hardly makes itself felt as the ascent is so slow. On the top I can see across the valley. It is a plateau from horizontal red sandstone into which the rivers have dug their course. On the sides of those mesas the famous wine, the Rioja is grown. It is a pretty image with the darkgreen of the vines, some of their leaves turning to orange and red, and the bluegreen grass on the unworked land, with the red soil shining through.
The path slowy descends into some hollow way– and is suddenly blocked by a car. The sides of the path are too high for me to climb – so I will have to squeeze through. The car seems to be empty but when I am level with the window I see – oooops, the backrests are down and some enthusiastic grappling under way. I stumble over a branch which skritches along the side of the car with a horrible sound, causing the two turtledoves to fly apart. I entangle myself from the branches and escape, laughing out loud. What total lack of regional knowledge has caused this Romeo to bring his Juliet to the runway of the pilgrims?! Already the next couple of pilgrims is trying to get past the car. I laugh again, hoping this isn't putting a lasting crimp into their lovelife.

Finally I reach the municipal albuerge with the last shred of energy – at least it feels like that. I hobble to my bed, happy to get rid of my shoes and socks – and meet a known face. Annick. We've last seen about two weeks ago. It is a pleasure to see her here again. She has even heard about the story of the dog. Looks like I am getting infamous.

Since cooking for one is such a bother and I need vegies badly, I propose she join my meal. It's bound to be fun – and experience tells me, that there might be more to feed as well once the cooking gets going. We will see.

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