Dienstag, 5. Oktober 2010

Tag sechsundsechzig

Etappe: Arthez – Sauvelade 19km
Unterkunft: Gite de l'abbaye

Heute wiegt mein rucksack besonders schwer.

Ist es weil das schuldgefühl auf meinen schultern lastet, dass das gewicht heute so gross zu sein scheint? Gestern habe ich mit Hund's besitzer ausgemacht, dass er ihn heute morgen holen kommt. Ich warte bis halb zwölf mit gepacktem sack. Danach muss ich aufbrechen oder ich kann das gehen heute vergessen. Ich überliste Hund und schliesse ihn im appartment ein. Draussen kann ich ihn nicht lassen, er ist schon über den gartenzaun gesprungen um mir zu folgen, so sehr hängt er bereits an mir. Aber er vertraut mir und so lässt er sich im appartment einschliessen, bevor ich mich davonmache.

Es ist der abgang eines feiglings.

Ich habe ein ungutes gefühl, dass ich Hund einfach den besitzern der gite aufgeladen habe – irgenwie rechne ich damit, dass Hund's besitzer ihn gar nicht abholen kommt. Aber ich will nicht anrufen um mir gewissheit zu verschaffen.

Mein schlechtes gefühl löst sich dann etwa eine halbe stunde, nachdem ich aufgebrochen bin auf, da mein telefon klingelt. Der besitzer ruft an, er kann es erst auf vier hin schaffen. Ich erkläre, dass ich weitergewandert bin, dass aber Hund auf ihn wartet und wie er ihn holen kann. Danach scheint mein rucksack etwas leichter zu sein.

Ich kann allerdings nicht mehr bis an mein gewünschtes etappenziel gehen, Navarrenx ist fast 30km weg und mir fehlt der ganze morgen. Also suche ich mir die nächstweiteste gite welche in Sauvlade ist – von dort sind es leider immer noch fast 12 km bis Navarrenx. Ich werde also morgen eine monsteretappe machen müssen um bis zum übernächsten etappenziel zu kommen – dabei tun mir die füsse schon nach den läppischen 19km weh. Um ganz ehrlich zu sein habe ich im moment eine motivationskrise. Es ist mühsam, dass das laufen nach den ersten zwei-drei stunden einfach nur noch schmerzhaft ist. Ich fühle mich wie die kleine meerjungfrau – diese hat bei jedem schritt das gefühl von tausend nadeln gestochen zu werden. So geht es mir – und das auch noch im bett. Ich hoffe, dass meine stimmung wieder etwas besser wird, sobald ich in St. Jean bin – dann habe ich zwei drittel des wegs geschafft und eine neue erfahrung beginnt – denn in Spanien kann man nicht reservieren – da ist das wandern immer auch mit der ungewissheit verbunden, am etappenziel evt. keine unterkunft zu finden und noch weiter zu müssen. Aber morgen will ich erst mal etwas von der verlorenen zeit einholen sonst komme ich nie an.

For ES

Today the backpack seems extra heavy.
Is it because if the feeling of guilt weighing on my shoulders? Yesterday I agreed with Dog's owner that he would come to fetch him this morning. But until eleven thirty I hear nothing from him. If I wait any longer I will be unable to do any walking today. I must leave. As Dog has already jumped a fence to follow me in his eagerness, I cannot leave him outside. I misuse his trust in me and trap him inside the apartment and then leave.

It is the departure of a coward.

I have a bad feeling that I have burdened the gite owners with Dog, as I feel that Dog's owner doesn't want to get him, but I don't call to make sure.

My sense of guilt is eased when half an hour after my departure my phone rings and the owner calls. He can't make it before four in the afternoon. I explain that I have had to leave, but that Dog is waiting to be picked up and how to get there. After that my backpack feels considerably lighter.

However, it is too late to do the whole 30km to Navarrenx so I have to look for a stop a little less far away. Sauvlade is still some 12km from Navarrenx – that means I have to walk them tomorrow in addition to the normal etappe. That means 30km tomorrow instead of today. Ahh well... and that while my feet are already on fire after the measly 19km of today.

To be honest – I am getting a bit tired to fight against the pain all the time. Regardless of how long I walk – after the first two-three hours my feet will hurt. As well as my knees. I feel like the little mermaid – when she got her feet they hurt as if pricked with thousand needles at every step. That's what it feels – even in bed.

I hope reaching St. Jean will get me out of the crisis – after that things will be different. For one thing I will have done two thirds of the way- and in Spain it will be impossible to reserve beforehand. One comes – and if there is no bed left you have to continue for another five-six kilometers to the next refuge. Ah well step after step we get there – tomorrow first the 30 km – the rest will follow.

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