Sonntag, 10. Oktober 2010

Tag einundsiebzig

etappe: Roncesvalles – Zubiri 22km
unterkunft: Gite Zaldiko

menschliche symphonie

110 menschen in einem raum der die höhe und struktur einer kirche hat – man müsste eigentlich meinen, dass schlaf da unmöglich ist – den EINER schnarcht immer! Interessanterweise ist das gegenteil der fall – bei so vielen unterschiedlichen knarzern, schnarrern, säuslern und rochlern beginnt sich das ganze zu einer veritablen symphonie zu vermischen, bei der ein allgemeine hoher geräuschpegel entsteht, den das ohr jedoch ausblenden kann. So habe ich denn erstaunlich gut geschlafen und sogar das lichtan um viertel nach sechs nicht wahrgenommen. Sonst bin ich immer als eine der ersten wach.

Ohne mitleid aus dem schlaf gerissen hat der arme pilger keine andere wahl als sich anzuziehen und davon zu machen. Draussen ist es kurz vor sieben noch stockdunkel, es regnet leicht und keiner weiss so recht wo's lang geht. Jean-Luc hat eine helmlampe, damit leuchtet er den weg. Ich fische schnell meine eigene raus und so kann sich unsere kleine gruppe gefolgt von ein paar 'nutzniessern' im dunkel einigermassen sicher bewegen. Zumindest zieht keiner einen schuh voll aus den massenhaft vorhandenen pfützen. Das ziel jedes einzelnen – Burguete erreichen, das eine halbe stunde entfernt liegt – und endlich etwas zum frühstück finden.

Die erste bar, die frühstück verspricht, ist um diese zeit noch dunkel – wir trotten knurrig weiter, bis ein 'aqui' uns aufhorchen lässt. Eine bar deren besitzer geschäftssinn hat. Wir entledigen uns unserer umhänge, rucksäcke und anderer hindernisse und stürmen die bar. Milchkaffee – frische gipfeli mit käse und schinken – kuchen – frischgepressten orangensaft! Das maul wässert uns und wir bestellen schnell, bevor die nächste horde pilger eintrifft und uns die köstlichkeiten vor der nase wegfuttert.

Als wir die bar wieder verlassen hat es praktisch aufgehört zu regnen. Weiter geht es, wieder einmal in die höhe. Auf einer bergkuppe verspricht uns in der ferne blauer himmel bessere zeiten, aber es bleibt ein versprechen. Der blick ist wunderschön über die wegfallenden hügel – aber bevor wir dorthin kommen (wenn überhaupt das die richtung ist :p) geht es nochmals über einen pass. In der zwischenzeit verliere ich die anderen, entweder weil sie schneller oder langsamer sind. Irgendwann sind sie alle verschwunden – also trötschgele ich alleine weiter. So langsam bräuchte ich eine pause – aber das wetter erlaubt es nicht also versuche ich bis Zubiri durchzuhalten.

Es geht runter, die erde ist nass und klebrig und bleibt unter den sohlen stecken. Sofort hat man das gefühl die schuhe wiegen ein kilo mehr – man bleibt stehen, streift das übel an einem stein ab, macht zwei schritte und ist wieder gleichweit. Da bleibt nur ignorieren – sonst kommt frau nie an.

Es können kaum noch ein kilometer bis Zubiri sein, da werde ich überholt – von Jean-Luc, Chantal und Claude – und Guy. Die haben alle in einem restaurant rast gemacht – und mich jetzt trotzdem noch überholt!

In Zubiri wollen Chantal und Claude in einer gite bleiben – Guy überlegt ob er auch dort bleibt. Ich schaue, ob es sich machen lässt durch längere etappen einen tag einzusparen aber ein kurzes blättern im Miam Miam Dodo zeigt mir, dass das nichts bringt. Ich bleibe also auch. Was sich als eine zumindest momentan glückliche entscheidung erweist, denn kurz darauf fängt es wieder an zu kübeln.

Jetzt sitze ich auf meinem bett im achterschlag und spiele computer. Die anderen schlafen alle, meist weil sie letzte nacht nicht zum zu kamen, weil sie gefroren haben. Im refugio gab es keine decken.

For ES

110 people in one room which has the construction and dimension of a church – one should expect that sleep will be impossible. Because ONE of them always snores! In fact that is not the case. The rumblings, rattlings, sudden 'gnarks' and grunts mingle into a human symphony which is in itself fairly loud but easy to tune out. So I sleep quite well and even fail to notice the lightson at quarter past six.

Torn from her sleep pitilessly, without any breakfast in view, what can a poor pilgrim do but get up and out? Shortly before seven it is still pitchblack, it is raining lightly and nobody seems to know where exactly to go. My Michelin gives us a general idea so we tromp off, Jean-Luc's speleo lamp lights up the path for a few meters, and when I fish out my own lamp we can all walk in fair safety. At least none of us gets a dumping in one of the many puddles on the way. Each of us is full of vigour – driven by the sole desire to reach the 2 km distant Burguete to finally get breakfast.

The first bar that promises breakfast is still dark at that time of day. We grumble on through the pretty village until an ' aqui' lets us hope. A barman with economic sense: hot milk coffee, croissants filled with cheese and ham, freshly squeezed orange juice, sweet cake – his offer sets our mouths watering. We hurry inside, quick to order before the next batch of pigrims can get to the food first.

When we leave the bar the rain has stopped and it is day. We continue – inevitably up and down. From the top of a hill blue sky promises better weather – but it remains a promise. But the view over the undulating hills, wrapped in mist, is lovely. We continue and I eventually lose the others, either because they are too fast or too slow. So I drudge on alone. Up the pass once more. I am in need of a rest now my feet tell me, but there is no place to stop so I push on, hoping to reach Zubiri soon.

The soil is getting muddy and sticks to the shoes. Immediately it feels as if the shoes are a kilo heavier. I scratch the stuff off at a rock, make too steps and am where I started. There is no other way than to ignore it or I will never get down.

About a kilometer before I reach the village, I am overtaken – by Jean-Luc, Claude, Chantal and Guy. They stopped in a bar – and still have overtaken me! Finally in Zubiri Claude and Chantal want to stay, Guy considers staying there as well while I try to figure out whether pushing on will save me a day in the long run. It doesn't so I listen to my feet and stay as well.

Now I am sitting on my bed, playing with the computer while the other four are taking a nap, because they missed out on sleep last night. The refugio did not furnish any blankets and they slept badly because they were cold.

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