Mittwoch, 20. Oktober 2010

Tag einundachtzig

Etappe :Hontanas – Frómista ca. 33Km
unterkunft: Estrella del Camino

Heute hat es frost gegeben. Die etappe ist heute lang und ich gehe schon um halb acht los.Wieder einmal ist der tagesbeginn der schönste moment – bis mir die katze den morgen verdirbt. Es wird langsam hell als ich ein lautes maunzen höre. Es tönt irgendwie sehr dringen, als ob eine mutter ihr kleines ruft. Wilde katze, denke ich. Ich laufe zusammen mit anderen pilgern, da sich die gruppe noch nicht durch die unterschiedlichen tempi aufgelöst habe. Jetzt schaue ich über das feld und sehe ein schwarzes etwas, das recht zielstrebig und laut maunzend auf unsere gruppe zukommt. Als die katze näher kommt, sehe ich dass sie ein halsband trägt. Ich bin zu vorderst und laufe an dem tier vorbei, schaue rechts weg. Nicht noch ein verlorenes viech! denke ich. Schlussendlich drehe ich mich doch um – die katze läuft laut maunzend neben dem weg und den pilgern her. Da kann ich nicht mehr – ich lasse die anderen an mir vorbeigehen und warte auch die katze. Es ist ein kleiner kater und er möchte unbedingt ein paar streicheleinheiten. Dieses tier ist an menschen gewöhnt und hat hier auf offenem feld, ohne jede ansiedlung weit und breit nichts zu suchen. Ich frage mich ob ihn jemand einfach ausgesetzt hat. Für einen moment schiessen mir die tränen in die augen - ist es zorn, oder ohnmacht? Oder einfach nur erschöpfung? Ich laufe weiter in einem tempo, dass das tier mit kann. Ich kann eigentlich nichts anderes tun als es bis zur nächsten ansiedlung locken und hoffen, dass jemand da für ihn schaut. Der kater läuft eine ganze zeit mit, manchmal voraus, dann hintendrein. Schliesslich jedoch scheint ihn etwas anderes mehr zu interessieren, er pirscht sich davon. Auch ein paar lockrufe lassen ihn nicht mehr folgen. Wenn er aber noch etwas weiter in die gleiche richtung geht wie die pilger, dann wird er bald zu einem hof kommen.

Das ganze macht mir ziemlich zu schaffen als ich weiterlaufe. Ich kann jedoch vor dem schönen bild von Castrojeriz bei aufgehender sonne nicht die augen verschliessen. Damit allerdings sind die schönen dinge des tages auch vorbei. Für den rest der zeit heisst es einfach – laufen und hoffen bald anzukommen. Die letzten zwei kilometer am canal de castillio entlang sind zwar wieder sehr schön, besonders da die pappeln in goldenem herbstlaub einen prächtigen kontrast zum blauen himmel bilden – aber inzwischen schleppe ich mich nur noch so dahin und habe kaum noch augen für die schöne stimmung. Ich glaube morgen bis nach Calzadilla de la Cueza zu marschieren ist wohl etwas zu viel – wieder ca. 36km und die letzten 17km kein halt möglich. Ich werde es erst morgen sagen können, wenn ich in Carrión de los Condes bin.

For ES

Another long etappe and another early start. The early dawning is as usual the most lovely part of the day – until the cat spoils it. A whole group of pilgrims is marching along, as the different tempi has not yet spread them out. I walk almost at the head. Suddenly I hear a loud miaouwin – sounding quite urgent. A wild mothercat searching for her young one, I first think. Then I spot a black dot, moving urgently towards us. It continues to miaouw and quite obviously wants to get close to the pilgrims. A black cat – with a white collar. I do the cowardly thing and hurry on – I don't want to worry about another lost animal. The miaouwing continues and I look back. The cat is running alongside the pilgrims, calling. Nobody looks at it, wants to know about it – like me. Finally I can't close my ears any longer, I stop and let the others pass. The cat comes close, purrs, and wants to be petted. Did somebody just throw it out of a car, to fend for itself in this place devoid of human habitation? I can't do much for it - except try to get it closer to some house or village. I call to the cat – the little tom follows, sometimes running ahead, sometimes following behind. It must be quite a stretch that he comes along until he suddenly stops and starts hunting. I call again, but he doesn't want to follow anymore. I have to leave him to his business – but if he continues a little further along the same way he will eventually come to a farm.
It takes me quite a bit of time to get over this but finally the beautiful sight of Castrojeriz at sunrise does take my mind off it.

After that – it is just walking and hoping to arrive. The last two kilometers along the canal de castillio is quite pretty again, with the poplars in their golden autumn leaves a stark contrast against the blue sky -but by that time I just drudge along, hardly able to see the pretty sight. I am heartily glad to finally arrive in Frómista. Those 33 km were pretty much the limit – I am not sure I can do another 34km tomorrow. Especially since the last 17km are just – do it or die. No possibility to stop or even take a break – just straight, flat going. I guess I will have to decide tomorrow before that part starts. Today – I cannot even consider it.

2 Kommentare:

  1. du wirst es nicht glauben,
    gestern morgen hat doch wirklich jemand seine autoscheiben gekratzt.
    pass schön auf dich auf und ziehe warme sachen an.
    und es wird zeit für was neues im garten

    lieben gruß
    regina

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  2. Du wirst es nicht glauben - ich habe fotos von frostverziehrten blättern gemacht - auch in Spanien ist es 'hände in die hosentaschen kalt'

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