Freitag, 22. Oktober 2010

Tag dreiundachzig

Etappe: Calzadilla de la Cueza – Calzada del Coto ca.26km (korr. Bercianos del Real Camino 32km)
Unterkunft: Albuerge de Calzada del Coto (korr. Albuerge parociale Bercianos)

Heute ist nicht mein tag. Ich habe mir für die nächsten drei tage bis Leon etwas kürzere etappen vorgenommen damit ich in Leon etwas zeit habe die stadt anzusehen und nicht wie in Burgos das meiste nicht sehen kann weil ich zu spät ankomme. Aber es ist wie verhext – das laufen ist heute wirklich beschwerlich und ich komme nicht vorwärts. Irgendwie scheine ich auch gesundheitlich nicht so fit zu sein. Ich will daher in der nächsten bar einen kaffee mit alcazyl zu mir nehmen. Aber die nächste bar lässt diesmal sehr lange auf sich warten. Dort wo es eine gehabt hätte, bin ich durch, um dann in den nächsten drei dörfern entweder keine zu finden, oder diese sind schon zu. Schliesslich mache ich vor einer kirche pause und schlucke mein alcazyl. Ob es nun die rast oder die tablette war – danach geht es etwas besser. Ich kämpfe mich bis Sahagún durch. Von da sind es dann noch etwa fünf kilometer bis zu dem dorf wo ich wirklich anhalten will. Sahagún ist ein grösseres städtchen, daher beschliesse ich hier bis etwa halb vier zu bleiben und erst dann die letzten kilometer unter die füsse zu nehmen. Damit kann ich meinen blogeintrag jetzt schreiben und ins netz setzten – in Calzada ist das nicht mehr möglich. Ich hoffe, das wenigstens die bar offen ist für das abendessen und das frühstück. Hier schleppe ich mich nicht mit lebensmitteln ab, da ich mich darauf verlasse, unterwegs oder am endpunkt jeweils essen zu können. Soweit ging das immer gut.

Nachtrag:
Wenn die pilgerin muss dann kann sie.

Ich komme in Calzada an. Die albuerge ist eine kleine barracke ohne hospitalera. Ich gehe hinein, werfe einen blick in den ersten schlafraum – keiner. Der zweite – ebenfalls leer. Ich habe bis jetzt nie alleine angst gehabt aber ich? Hier? And diesem ungastlichen ort? Des nachts? Alleine? Nada! Niet! Hors de question! Kommt nicht in die tüte!

Ich nehme mir gerade genug zeit um das stille örtchen zu benutzen und stiefle dann gezielten schrittes über die brücke zurück auf den camino. Das nächste dorf ist nur sechs kilometer entfernt – das schaffe ich bis sechs uhr leicht! Da ich eine sehr lange pause gemacht habe, geht es tatsächlich zügig vorwärts, aber am ende des weges ist meine energie dann doch verpufft und ich bin kaputt. Aber ich bin wirklich froh noch weitergegangen zu sein, die herberge hier ist voller leute und äusserst gastfreundlich. Auch Georg ist hier, dem ist es ähnlich ergangen beim anblick von Calzada- und er traff nur wenig vor mir hier ein. So wendet sich alles zum guten.

Auf – und untergänge

Heute ist es frühmorgens besonders schön. Um halb acht steht der vollmond knapp über dem horizont, leicht verschleiert hinter wolken. Ich laufe dem untergehenden mond entgegen und kann daher vielleicht das erstemal überhaupt das schauspiel eines vollmondunterganges beobachten. Es ist nicht wirklich spektakulär, aber hinter dem wolkenschleier nimmt der mond eine orange färbung an, bevor er verschwindet – gerade rechtzeitig, um dem sonnenaufgang platz zu machen. Dieser kündet sich mit einem orangen vorleuchten auf den wolken an. Da ich mit dem rücken zur aufgehenden sonne laufe, habe ich mehr zeit den himmel vor mir zu beobachten. Dort kündet sich der sonnenaufgang mit einer zartrosa färbung über tieferem blau an. Heute hat es zarte cirrus wolken in schleiern, und schäfchenwolken. Während die sonne die wolken direkt über sich in flammendem orangerot anstrahlt, erröten die weiter entfernten wolken nur zart lachsrosa. Das pastelfarbene farbenspiel ist aber genauso schön wie das kräftigere hinter mir. Eine zeitlang muss ich einfach stehenbleiben um hin und her zu schauen von dem lauten sonnenaufgang zu seinem zarteren widerhall. Die natur ist der einzige künstler, der sich soviel schönheit erlauben kann ohne kitschig genannt zu werden.

For ES

Today is not my day. I've decided to cut in three shorter etappes to Leon to recup a little and to have the time to visit the bigger city, day after. But now that I have more time I just don't seem to make any headway. Walking is very hard on me today and I feel a little out of sorts. An alkazyl might help so I decide to take one at the next bar. But the bars today are of a rare scarcity – those that were open I have already passed and the next villages either don't have one – or it is closed. Finally I rest by a church, swallowing my pill and scrunching through the last of my chocolate almonds. Strangely enough I didn't feel any need for sweets for the first two months – while now I suddenly have a permanent craving for them.

Maybe it is the pill – or simply the rest, but after the stop getting ahead is a little easier. I slog on until Sahagún. From there it is another five kilometers to the village I intend to stop at, but since the albuerge there is of the most basic nature apparently, I decide to stop at the larger Sahagún to eat, go on internet and do a bit of shopping. I need a scarf or something – the mornings are starting to be really cold on the head even with a hat. And my painkiller cream is also getting low. Without it my knees can't make it through.

Hopefully the bar in Calzada is open – or food will be a real problem. I do no longer carry provisions as it is usually easy to get something to eat on the way – today is the exception.

PS: if the peregrin must she can.

I arrive in Calzada. The albuerge is a small barrack without a host. I go in, look at the first dormitory. Nobody. It's half past four, normally albuerges are filling up at that time. I take a look at the other dorm – still nobody.

I've never been afraid alone, but me? Here? At this inhospitable place? During the night? Alone? Nada! Niet! hors de question! not to be thought of! I just take a turn on the 'servicios' and then march without another glance back to the camino. The next village is a mere six kilometers away, I ought to get there easily by six o'clock!

Because I have had a very long pause I do get there fairly quickly- but when I do arrive my energy boost has pretty much burnt itself out. But I am glad to have gone on because the albuerge is very welcoming and hospitable. Georg too is here - he has like me taken one look and decided to go on. So things are turning out well.

Ups and downs

This morning is again very beautiful to walk. At half past seven the full moon is just about ready to set in the west. My way is leading towards it so I have the rare opportunity to watch a full moonset. Not that it is in anyway spectacular, but the slightly veiled moon takes on a pretty orange coloration shortly before it drops behind the horizon. Just in time to make way to a rather more spectacular sunrise. It announces itself with a first orange gleam on the clouds before it gets really going. But as I walk with my back to it I have more opportunity to observe the sky in front of me. The sunrise causes the upper layers of a very faint dustveil to gleam in a tender rose fading to mauve. Higher up cirrus clouds in veils and little flocks of sheeplike clouds are slowly blushing in a faint salmonpink. The fascinating cloudformation in its pastel coloring over a pale yellow hill is less flamboyant than the furious sunrise behind me – but maybe all the prettier for it. It is only nature that can permit itself such prettiness without being called kitsch.

1 Kommentar:

  1. wunderschön, ich freue mich schon auf die bilder

    gut fuß
    lieb gruß
    regina

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