Samstag, 13. November 2010

Epilog

Wieder zu hause.

Jetzt bin ich den vierten tag zu hause und es ist fast etwas erschreckend, wie leicht ich wieder in mein altes leben zurückgeglitten bin.

Ich fuhr mit dem zug heim – zweimal eine nacht – erst nach Barcelona, danach von Barcelona nach hause. Um ehrlich zu sein – in all den 99 tagen habe ich nie so miserabel geschlafen wie in diesen beiden nächten – schnarcher, bettwanzen und unbequeme matratzen hin oder her. Das hauptproblem waren meine knie und füsse. Immer die gleiche position führte schnell zu schmerzen und kein hin und her drehen konnte eine bequemere position bewirken. Beide male musste ich gegen zwei aus dem sessel und mich irgendwo im zug auf den boden legen und die beine hochlagern. Danach konnte ich dann jeweils wenigstens etwa zwei bis drei stunden durchschlafen.

Wenn meine schmerzenden knie und füsse nicht wären, könnte ich beinahe glauben die letzten 99 tage waren ein traum. Aber dann sind da noch die fotos – und viel wichtiger – die erinnerung an viele wunderbare menschen, die ich getroffen habe. Und eine menge e-mails die ich ihnen schulde. Das vielleicht grösste geschenk, das ich vom weg erhalten habe sind diese menschen – und ich hoffe, dass es mir gelingt mit ihnen weiterhin in kontakt zu bleiben.

Noch ist vieles, was ich erlebt habe, eine art traum. Verrückterweise werden viele meiner erlebnisse erst real für mich, wenn ich sie weitererzähle. Erst da scheinen sie die wichtigkeit zu gewinnen, die ihnen zusteht. Ich bin froh, dass ich eine familie habe, welche es mir erlaubt, den menschen und ereignissen gewicht zu verleihen.

Noch bin ich nicht wirklich angekommen – nicht einmal am Cap Finisterre. Man müsste meinen, mein kopf habe mit meinen füssen schritt halten können, aber dem scheint nicht so. Mein körper allerdings, der ist glücklich wieder in meinem bett schlafen zu können. Ich liebe mein bett!!

Noch zwei tage bevor ich das Cap erreichte, sagte ich mir: gut – das war's. Das machst du nicht mehr. Und dann, als ich mit dem bus zurück nach Santiago fuhr und auf die regennassen granitblöcke an der küste blickte, ertappte ich mich beim gedanken – da wäre es sehr schön entlangzulaufen. Ha! Natürlich werde ich mich kaum mehr auf eine so lange wanderschaft begeben – aber ich glaube zwei-drei wochen im jahr wären wirklich schön. Es muss ja nicht gerade der Camino sein – obwohl – es wird kaum möglich sein, dieses gefühl der gemeinschaft auf einem anderen weg zu erleben. Aber ich will ja jetzt nicht schon wieder auf die walz gehen – da gibt es ein bankkonto, das sich leider nicht von alleine wieder auffüllt. Somit schiebe ich jegliche gedanken an etwelche märsche erst mal von mir und konzentriere mich darauf erst mal wieder mein brot zu verdienen. Bis ich das kann, werden wohl auch noch etliche wochen ins land gehen. Aber die zukunft ist so weit entfernt wie Finisterre – schritt für schritt erreichen wir sie.

Oh – und die waage sagt, ich habe elf kilo verloren. Die meisten meiner kleider schlottern förmlich an mir. Ich zweifle jedoch nicht daran, dass sich das relativ schnell wieder gib – disziplin war noch nie meine starke seite.

Vor ES

Home again.

It's now the fourth day at home and it is almost scary how quickly I fell back into my old life.

I went home by train – two nights of sleeperettes. One from Santiago to Barcelona – where I spent a day sightseeing, and then from Barcelona back home. Honestly – in all the 99 days I never slept as badly as in those two nights – snorers, bedbugs and uncomfortable mattresses not withstanding. The main problem were my knees and feet. Forced to remain permanently in the same position they quickly started to hurt and no shifting of position could take care of that. Both nights I finally had to get up around two and lay down on the floor somewhere in the train and put up my legs. After about an hour of that I could go back to my seat and sleep for two-three hours solid.

Without my hurting knees and feet I could believe the last 99 days were just a dream. But there are the fotos – and more importantly – the memories of many great people I met. And a lot of e-mails I owe them. Maybe the biggest gift I received on the way are these people. I intend to keep in contact with as many as I can.

At the moment a lot of what I experienced seems like a dream. Funnily enough telling about it seems to give it more reality in my own mind. They gain in importance by telling and luckily I have a family which will help me give the people and events the importance they merit.

As yet I do not yet seem to have arrived – not even at the Cap Finisterre. One should think my head could keep up with my feet, but that does not seem to be the case. My body, however, is quite happy to be back home and enjoys the comfort of my bed. I love my bed!!

Two days before I reached the Cap I told myself: that's it, you've done it and that will be it. And then, in the bus from Fisterre to Santiago I looked out at the rain darkened granite rocks along the fog veiled coast and caught myself thinking – I'd like to walk along this coast. Ha! Well – I won't ever spend that much time walking – but two-three weeks during a holiday, yes, I think I'd like to do that. Naturally no other trail will be able to offer that same sense of community as the Camino does. No wonder people seem to return to it.
Well – I first need to replenish my bank account which unfortunately does not do so by itself. Finding the work to do so will take some time. But the future is like the Cap Finisterre – you get there step by step.

Oh -btw the balance tells me I shed eleven kilos. My clothes all hang lose around my body – but I am sure it's only a matter of time before I fill them again. I am unfortunately not very disciplined. Eating is just too much fun.

5 Kommentare:

  1. ja mit der zeit kommen auch die einzelheiten alle wieder, schreib es doch auf und die passenden bilder dazu. ich würde das buch kaufen.

    mein respekt, egal wofür du gelaufen bist. es war für dich.

    der garten wartet :lach
    gruß regina

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  2. deine große tour ist vorbei und ein bissele melancholie macht sich bemerkbar.
    danke, dass du uns auf deiner reise mitgenommen hast.
    mir hat es viel freude bereitet, dir zu folgen.

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  3. Ich habe mich gefreut euch auf meiner reise dabeizuhaben. Irgendwie war ich damit nicht so ganz losgelöst von zu hause. Sonst wär's manchmal etwas happig geworden.

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  4. Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst.
    ... auch wenn ich mich über eine e-Mail freuen würde. ;-)
    Georg

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  5. Hallo Georg.

    Ich habe dir eine e-mail geschickt mit den fotos. Hast du die nicht erhalten? Ich schicke dir nochmals eine - falls die wieder nicht ankommt, melde es mir doch bitte. Ich hoffe du liest das hier noch, ich hatte deinen kommentar übersehen.

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