Freitag, 3. September 2010

Tag dreiunddreissig

Etappe St.Julien – Les Setoux 23.5km
Unterkunft: gite d'etape in Les Setoux

Gestern in St. Julien stossen noch ein älteres ehepaar, Josef und Ursula zu uns. In der gemeinschaftsküche wird es daraufhin gemütlich eng als wir versuchen beim bereiten von zwei mahlzeiten aneinander vorbei zu kommen. Marie-France, Paul und ich essen zusammen, er steuert das nachtessen bei, ich das morgenessen und Marie-France das dessert.

Heute brechen wir dann alle wieder unterschiedlich auf, wobei Paul und Marie-France zusammengehen. Ich gehe erst mal bis Bourg-Argental weil ich eine internet verbindung suche. In einem cybercafe erledige ich das nötige wobei ich verzweifelt mit der französischen tastatur kämpfe, da ist doch alles drauf verdreht! Ich stelle auch endlich fest, warum mein modem in Frankreich nicht geht – weil ich nämlich eine prepaid karte habe und hotspots im ausland nur mit einem abo angewählt werden können. Traubenhüter diese S***com angestellten! Ich habe doch deutlich gesagt ich muss ins internet können im ausland. Paps versucht jetzt herauszufinden ob es möglich ist, das prepaid noch in ein abo zu ändern – ich sehe probleme. Aber noch zwei monate mit diesem zirkus um sich irgendwo ins internet einzuschleichen – das kann nicht sein.

Heute war es eine deftige etappe. Die 23 km waren zwar noch machbar, aber dazu kamen noch gute 700 meter höhendifferenz. Umgerechnet ergibt das dann auch 30 leistungskilometer. Lange zeit folgt die strasse der alten trasse einer eisenbahn. Sie geht zwar nicht durch die tunnels aber über den alten viadukt. Der aufstieg ist da dementsprechend gemächlich wird aber dann umso steiler als der weg die trasse verlässt.

Die strasse liegt an der südseite des von west nach ost verlaufenden tales. Auf dieser seite ist es sehr viel grüner als auf der gegenüberliegenden seite. Ich habe auch den eindruck der herbst macht sich in den kastanienbäumen auf der anderen seite des tals bereits bemerkbar. Das satte grün verblasst langsam to bräunlichen tönen. Auf der anderen seite kann das allerdings auch auf grund der grossen trockenheit sein. Es hat schon lange nicht mehr richtig geregnet in dieser region.

Es ist interessant wie beim überqueren der Rhone bei Chavannay der baustil schlagartig ändert. In der Dauphinée waren die häuser aus diesem komischen pisé oder aus galette, faust- bis kindskopf grosse, rundgeschliffene steine aus den moränen, mit viel mörtel zusammengepflaster. Die sichtseite wurde typisch mit schräggestellten galletten verziert, die sich einmal nach rechts in der nächsten reihe nach links neigten. Dazwischen hat eine schicht dachziegel das ganze getrennt.

Sobald man die Rhone überquert, wird mit bruchstein gebaut, denn der untergrund ist jetzt gewachsener stein. Es hat viele sehr schöne alte häuser – wenn meine mutter jetzt bei mir wäre, könnten wir unserem kindheitsspiel fröhnen und uns unser traumhaus ausbauen.

Auch die vegetation hat sich im laufe des tages geändert. Die mediterranen kastanienbäume sind mehr alpinen fichten gewichen. Der wald ist jetzt wie bei uns zu hause – zumindest dort, wo er genutzt wird. Wie sehr das ein unterschied machen kann sieht man beim laufen – links ist der wald mit verschiedenen nadelbaumarten besetzt, die in vielen altersstufen wachsen, der boden ist mit heidelbeer und erikastauden bedeckt und dichtes moos federt unter jedem schritt. Auf der anderen seite ist eine tannenplantage – engstehend, dunkel, und nichts wächst unter den bäumen. Ich weiss welcher wald ein wirklicher wald ist – derjenige, der mich mit heidelbeeren versorgt hat.

In Les Seytoux hat es, anders als in anderen käffern, tatsächlich eine auberge. Ich mache den fehler mir vor dem abendessen, welches wir dort einnehmen ein bier auf leeren magen zu genemigen. Mit umwerfendem effekt. Nach einiger zeit erkläre ich Paul, falls die anderen gerufen werden müssten, wäre das seine sache, denn wenn ich jetzt aufstehen würde, würde ich geradewegs in die nächste wand laufen. Zum glück kommen Marie-France, Josef und Ursula von selbst. Wir haben ein gemütliches nachtessen zusammen aber nach dem nachtessen haben alle nur noch ein ziel – das bett. Ich schlafe diesmal zwar schnell ein, wache dann aber wie gewohnt irgendwann um eins wieder auf und drehe und kehre mich für etwa eine stunde. Schliesslich lenke ich mich mit filmszenen aus dem letzten film mit Shahrukh Khan ab und kann dann wieder einschlafen.

Der weg verlang allen das selbe ab.

Beim raufkeuchen sehe ich immer wieder die fussabdrücke der anderen, die vor mir hier hochgegangen sind. Diese abdrücke geben mir eine gewisse kraft – sie alle sind hier schliesslich auch hochgekommen. Der weg ist eigentlich ein grosser gleichmacher. Für jeden ist er genau gleich steil, genau gleich lang, genau gleich steinig. Was nicht gleich ist, sind die voraussetzungen die wir menschen mitbringen. Die einen sind jünger, fitter, haben sich weniger aufgeladen als die anderen. Manche haben auch mehr ehrgeiz, mehr willen oder motivation. Und so ist trotz der gleichheit des weges die anstrengung für jeden anders.

Ich frage mich kurz, ob es im leben nicht auch ein bisschen so ist. Haben evtl. alle menschen den gleichen weg aber handhaben ihn nur anders? Und da wir nur schauen, wie jemand mit dem weg umgeht, haben wir das gefühl wir hätten verschiedene schicksale. Wenn ich es mir aber genau überlege, so tendieren wir menschen wohl eher dazu dem weg ein paar kurven abzuschneiden, wir biegen auch mal falsch ab oder versuchen eine variante welche einfacher aussieht. Ich glaube, unser leben ist eher das gegenteil von diesem weg, da fehlen alle die schönen hinweise 'hier geht's lang'. Wir müssen im wirrwarr der möglichkeiten ohne wegweiser den weg finden, und haben dann immer noch nicht die garantie, dass wir den richtigen gewählt haben. Und doch, ich denke, wenn wir an einer weggabelung sind und uns die zeit nehmen gut zu schauen, dann gibtes wegzeichen, die uns leiten können.

Im falschen film

Manchmal habe ich wirklich das gefühl im falschen film zu sein. Da plage ich mich, schwerbeladen, schweisstriefend und seit stunden durch menschenleere wildnis und dann kommt mir plötzlich eine madam entgegen in marineblauem jäckelchen, wadenkurzen weissen hosen und tennisschühchen. Weit und breit ist kein haus zu sehen aber sie täppelt an mir vorbei als ob sie auf dem sonntagsspaziergang ist. Hoffnungen erwachen – es kann ja dann wohl kaum noch weit zum ziel sein! Eine gäche steigung und drei kilometer später keuche ich endlich über den hügel und kann nur denken: zum gugger mit diesen spaziergängern und den falschen hoffnungen die sie wecken!

Der einzige trost ist da die heidelbeeren die ich auf dem hügel finde.

For ES

I'm proud I made this one. We did not only cover 23km but also about 800 meters height difference (up that is) Now my feet are aching, as usual. I make the mistake to order a beer at the auberge which, surprisingly, exists at this forsaken place. Mistake because my stomach is empty. Soon the effect is embarassingly noticeable – problems to articulate properly and the horrible knowledge, that should I get up now I'd walk straigt into the next wall. Well... about time I get tipsy for the first time at my age!

Feeling in the wrong movie

Sometimes I feel that I'm in the wrong movie. Here I am huffing und puffing up the mountain, drenched in sweat and without having seen any habitation for hours and suddenly a madam in a marin blue wollen jacket, white calf length trousers and tennisshoes walzes past me out of nowhere. My hopes immediately rise – it can't be that far to the gite now. One steep ascent and three painful kilometers further I finally puff over the hillcrest, thinking bitterly – to the dickens with sunday walkers and the wrong hopes they are rising!

The way is the same for everybody

As I struggle up the mountain I see the tracks of those who have walked up before me. I take some solace from the sight – they made it too. I reflect, that the way is the ultimate leveller. It has the same length for all of us, the same steepness, the same rockyness. But we humans are not the same – some are younger, healthier, have burdened themselves less than others. Some have more ambition or motivation so each manages the way differently. Could life be the same? Is IT the same for all of us, but we do not handle it all the same way? And since we humans only watch the effect of this we feel that everybody's destiny is different.

On second thought, however, I think the simile doesn't work. We humans tend to cut corners, turn the wrong way or look for an easier variation. In fact our lives are quite the contrary to the way. without guiding waysigns we are forced to find our way and in the end do not even have the guarantee that we have managed right. And yet – when we take our time at a branching and look carefully, I think there will be guiding signs for those to see.

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