Dienstag, 7. September 2010

Tag siebenunddreissig

etappe: Pause in Le Puy
unterkunft: jugi Le Puy

Nachdem ich die ganz strecke von Genf bis Le Puy ohne pause durchgelaufen bin, will ich hier mal einen ruhetag einschalten. Gestern konnte ich mir ja nichts ansehen, da wir den rucksack nicht deponieren konnten. So bleiben mir heute noch ein paar sehenswürdigkeiten und noch ein paar andere sachen zu tun. Den beinen schadet eine rast auch nicht. Paul fährt heute nach hause, Josef und Ursula haben schon gestern das ganze program abgekurbelt und stiefeln heute weiter und auch Anne marschiert weiter. Sie hat so einen strammen marschstil, dass ich sie wohl nicht mehr einholen werde. Schade – sie war eine interessante person.

Um halb sieben geht der wecker einer meiner zimmergenossinnen – sie will in die predigt für die pilger. Darauf kann ich verzichten aber ich gehe raus weil ich versuchen möchte, den sonnenaufgang über dem St.Michel zu erwischen.

Der himmel ist leicht bewölkt und am horizont hängt ein dunstschleier. Es ist sehr frisch – der herbst macht sich langsam bemerkbar, wie ich gestern sehen konnte, da ich auf einem feld bereits die ersten herbstzeitlosen entdeckte.

Die sonne meldet sich grell orange an. Langsam färben sich die flockigen wolken um den St. Michel auch orange – die kleine kirche auf ihrer steilen felsnadel ist wie ein scherenschnitt gegen die wolken. Ich warte darauf, dass die ersten sonnenstrahlen die turmspitze erhellen, aber obwohl sich die wolken zart lachsfarben erhellen bleibt der turm und das kirchlein im schatten. Endlich schafft es die sonne über den dunstrand, aber sie vermag dem kirchlein nicht den erhofften glanz zu geben. Tja – es geht nicht immer wie man will. Vielleicht sind ein paar der fotos trotzdem brauchbar. Ich gehe via kathedrale zurück und schaue noch kurz hinein – die pilgermesse ist fast fertig. Wieder erklärt der priester, die welche katholischen glaubens seine, dürften das abendmahl einnehmen – Ann hat sich über diesen ausschluss der andersgläubigen sehr geärgert. Ich muss gestehen, dass ich es auch etwas störend finde, dass trotz sogenannter ökumene noch dieser unterschied gemacht wird. Nach dem pilgerempfang kann ich den anderen noch adieu sagen, dann gehe ich in die jugi zum frühstück.

Geschlafen habe ich gut aber das morgenessen lässt mächtig zu wünschen übrig. Es hat kleine stückchen baguette, cornflakes, eine kaffeemaschine die wenigstens richtigen kaffee liefert. Ich nehme mir vier stück baguette, fünflibergross und zweifinger breite tranchen. Als ich nach einem halben bütterchen und einem fingerhut voll honig schon alles weggeputzt habe und noch etwas holen möchte, sind gerade noch zwei abschnitte dort. Die madam, die anscheinend bereitstellt und abwäscht knurrt mich an- ich solle keinen nachschlag holen es gebe noch andere die frühstücken möchten und es habe kein brot mehr. Ich kann mir gerade noch verkneifen zurückzuknurren, dann hätten sie halt mehr brot einplanen müssen – sie scheint nicht der hellste stern am himmel zu sein und kann warscheinlich nichts dafür, dass nicht genug eingekauft wurde. Wenigstens vergönnt sie mir nicht einen zweiten kaffee. Würde ich heute losmarschieren, wäre ein stop in einer boulangerie ein muss – den fehler noch einer mausemahlzeit werde ich nicht mehr machen.

Ich gehe mit Paul noch zum touristenbüro wo wir uns verabschieden, da ich darauf warte auf's internet zu können – das cybercafe ist erst am nachmittag offen. Danach mache ich mich auf, die stadt zu erkunden.

Die kirche St. Michel ist ein erlebnis. Im zehnten jahrhundert errichtet und im zwölften etwas ausgebaut ist sie seit da praktisch unberührt geblieben. Es ist ein winziges kirchlein, mit einem kirchenschiffchen das sich biegt, um dem berg zu folgen. Reiner romanischer stil in einer einfachheit die mir sehr zusagt. Ich bleibe lange und lasse das kirchlein auf mich wirken.

Dann geht's die stufen wieder runter – zum glück schön regelmässig aber sogar so spüre ich die knie mit der zeit, besonders auch nach dem abstieg von der grossen gusseisernen Madonna auf dem haupthügel.

Ich gehe dann nochmals in die kathedrale. Die kirche ist enorm, und eine ewig lange treppe führt zu ihr hoch und endet mitten im kirchenschiff, da wo die kirche urspünglich mal aufhörte. Danach wurde sie verlängert – quasi ins nichts hinaus, und darum hat sie jetzt eine extrem hohe fassade – alles nur um den oberbau zu stützen. Diese kirche sagt meinem protestantischen geist viel weniger zu – vielleicht weil sie zu – reich ist. Eine kleine seitenkapelle mit romanischen fresken spricht mich auch hier am ehesten an. Ich setze mich dann vor die schwarze madonna und frage sie mal ganz ernsthaft, ob sie ein paar antworten bereit hat für mich.

Wenn ich wandere, sind meine gedanken sehr im hier und jetzt gefangen. Ich habe mich aber auf den weg gemacht um auch ein paar antworten zu meiner zukunft zu finden. Ich hoffe, dass etwas musse mir allenfalls hilft – nicht die antworten zu finden, sondern die richtigen fragen. Aber irgendwie schweifen meine gedanken immer ab. Anstatt zu fragen, überlege ich mir, was ich schreiben will. Vielleicht ist das ja auch eine art antwort – aber da ich bereits mit einer vorgefassten meinung bezüglich des schreibens losgezogen bin, kann ich das so nicht akzeptieren. Noch sind vielleicht ganz andere antworten zu erhalten.

Es ist jetzt erst nachmittag – ich werde jetzt nochmals ins städtchen gehen – nachtessen einkaufen, cybercafe besuchen, damit ich richtig surfen kann, vielleicht noch etwas schaufensterln. Nicht mehr viel laufen, auf jeden fall. Die stadt ist mir doch etwas in die knie gefahren.

Nach dem cybercafé bin ich in den orange shop gegangen mir ein neues modem holen. Damit sollte ich eigentlich ohne probleme hier und sogar in Spanien ins internet können. Die installation sollte auch ganz von alleine gehen- sollte. Irgendetwas geht aber nicht. Das modem wird erkannt und der treiber installiert, aber das program, das mir das verbinden ermöglichen sollte wird nicht aufgestartet. Das ganze moden wird komischerweise vom computer nicht als laufwerk erkannt, und wenn ich versuche den autorun zu machen, behauptet es das nicht zu kennen. Habe ich etwa ein montagsmodem erwischt? Oder hat mein komputer ein problem? Jetzt muss ich morgen nochmals zum shop um zu schauen was da lätz ist. Blöd. Dabei wollte ich morgen doch eine rechte etappe hinlegen – nach der wartezeit heute kann ich mir gerade vorstellen, wann ich aus den startlöchern komme. Tja – es geht halt nicht immer wie es soll.

For ES

Today I stay in Le Puy. I haven't had any rest since Lausanne and Le Puy has quite a bit to offer. The morning starts fresh and cold. I head out before breakfast to catch the sunrise on St.Michel, a small church on a pinnacle of volcanic stone. It is slightly cloudy and the sun announces his arrival with vivid orange splashes across the scattered clouds. I wait for the first rays to touch the churchsteeple but the cloud cover across the horizon is too thick. When the sun finally manages to penetrate it the whole valley is already in the sun and the hoped for effect does not appear. It was nevertheless a pretty sunrise and worth the rising.

I head back for breakfast – which is not worth the money I paid for it. I get myself four pieces of baguette, the fluffy white bread, each piece being about four centimeters diameter and two fingers thick. That's not enough surface to use more than half my butter and a thimble full of honey – let alone fill the hole in my stomach. I want to get some more, but there are just the two pieces of the cut left – and madam growls, that it is not polite to go for a second helping there are other people who want breakfast and there is no bread left. To which I almost growl back – then they ought to get more bread! But I refrain from doing so – madam doesn't seem to be the brightest star in the constellation and is probably not responsible for the dearth of bread. At least she doesn't begrudge me a second cup of coffee.

I head out to town and exploration. First I intend to visit St. Michael on its pinnacle – lots of steps and I fear for my knees – but it is not such a hard ascent. Going up to the cast iron madonna and coming back later on is proving to be more of a strain.

St. Michael is a perfectly lovely place. Built in the tenth century, expanded a little in the twelfth, it is still almost pure romanic style. As it was built on hardly any ground at all, its 'ship' twists considerably to follow the line of the rock. There is a beautiful sense of peace within the simplicity of this building. I like it very much.

After visiting the madonna – no words lost – I head again for the cathedral. I don't particularly like this church – too big – too rich – to... mixed up maybe? But I still sit in front of the madonna and ask her seriously whether she didn't have a few answers for me. I did set out to find a few perspectives for my future – but so far any idleness for reflection has been missing. This church too doesn't seem the right place, as I cannot even correctly formulate my questions – I always start thinking about what I would write into the diary about this. Maybe that IS some kind of an answer – but it seems too much like what I already had in mind before setting out. I am afraid – it's just preconceived. But there is still a good 1600km to come up with an answer.

The rest of the afternoon I spend working on my internet problem. I buy another WWAN modem to access the I-net in France- and basically it should just install – basically. And while my computer does load the drivers – there is no way I can make the program which is supposed to be on the modem and load itself to start. Whatever trick I try- the computer does not see the modem.

That means- tomorrow I go to the orange shop instead of heading out early. Ah well – things do not always turn out the way we expect...

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