Dienstag, 14. September 2010

Tag vierundvierzig

Etappe: Nasbinal – St.Comb d'Olt
unterkunft: Gite d'etappe comunal

Gestern abend bin ich mit Emmanuel noch essen gegangen. Dabei hat sich Serge, ein Kanadier angeschlossen. Wärend des essens kam die frage auf worin sich der reformierte glaube vom katholischen unterscheide. Ich zählte ein paar sachen auf, dann fragt mich Emmanuel ob wir den auch an den teufel glaubten. Ich war etwas verdutzt, sagte dann aber, das sei wohl eine persönliche sache. Ich würde nicht an den teufel glauben. An den teufel zu glauben würde bedeuten nicht einen gott sondern zwei zu haben auch wenn einer das negative verkörpere. Man kann seine schlechten impulse nicht einfach dem teufel in die schuhe schieben, dafür müssen wir schon selber die verantwortung übernehmen.

Da dreht sich ein älterer mann vom nebentisch um und meint: Wenn ich die existenz des teufels verneine, wer habe dann das böse geschaffen? Dann müsste gott doch auch das böse erschaffen haben, oder wir erschüffen es selber und dann wären wir götter.

Da musste ich wirklich etwas überlegen. Ich versuchte dann dem herrn am nebentisch zu erklären, dass weder gut noch böse geschaffen wurden, daher brauche es dafür auch keinen teufel. Gut und böse sind abstrakte begriffe womit wir moralische entscheidungen und ihre konsequenzen für uns menschen beschreiben. Die tatsache, dass wir einen begriff für diese werte haben, bedeutet aber nicht, dass diese existent sind. Es sind begriffe für ideen, die wir haben. Und Gott selber ist sowieso ausserhalb solcher bewertungen - Gott ist - ohne menschliche bewertung.

Gott hat weder das gute noch das böse geschaffen, er hat dem menschen den freien willen gegeben und die fähigkeit die auswirkung seiner taten zu bewerten. Der mann am nebentisch war anscheinend verstört, da für ihn die existenz des bösen tatsache ist. Er meinte darauf hin auch ob ich denn auch verneinen wolle dass es gedanken gebe. Das vermischen von ideen mit konkret existierendem ist etwas was bei uns in der sprache immer wieder vorkommt. Wir schaffen gerne duale paare wie hitze und kälte. Hitze als physikalische grösse ist eine real existierend sache – kälte ist es jedoch nicht, kälte ist lediglich die absenz von hitze. Bei gut und böse ist es sogar so, dass keines von beiden wirklich existiert. Der mensch muss in seiner umwelt nach bestimmten regeln leben, damit das zusammenleben funktioniert. Die gesamtheit der gesellschaft urteilt dann ob das verhalten des einzelnen für die gemeinschaft gut oder schlecht ist. Ich finde das abschieben der schlechten handlungen oder negativen impulse auf den teufel nur einmal mehr einen versuch des menschen die eigenverantwortung abzuschieben. Dass gut und böse keine existierenden entitäten sind, sondern messwerte des verhalten,s ändert nichts an ihrer notwendigkeit. Die menschen brauchen moralische grenzwerte an denen sie sich orientieren können. Die verneinung des teufels bedeutet nicht, dass ich diese grenzwerte nicht wahrhaben will – im gegenteil – ich mir meiner eigenverantwortung umso mehr bewusst.

Heute

Es soll eigentlich schönes wetter sein, aber als wir zeitig aufbrechen ist es bewölkt. Die wolken streichen über die hügelkuppen und hüllen diese in sanften nebel. Ein wind reisst gelegentlich ein loch auf um einem einen kurzen blick in die ferne zu erlauben, dann schliesst sich der nebel wieder. Die sicht ist nicht schlecht und über die hochweiden mit ihren federnen böden ist das wandern in diesem ewig wechselnden umfeld ein traum. Aus dem nebel tauchen die wunderschönen Aubrac kühe wie schemen auf, mit ihren fahlen fellen kaum vom gelben grass zu unterscheiden. Die Aubrac ist warscheinlich die schönste kuh die ich kenne, mit schwarzen augen, schwarzgeränderten ohren, manchmal pudrig schwarz um die mäuler und die knie. Die stiere sind oft sehr dunkel und in ihrer massigkeit einem bison ähnlich.

Die ersten acht kilometer sind ein traum zum laufen und kein problem obwohl es nochmals hoch geht. Schlussendlich sind wir auf 1300 metern – und werden wieder auf 380 meter runtersteigen müssen. Davor graut mir. Ab Aubrac ist dann der weg auch entsprechend unangenehm, da es nicht nur runter geht sonder der weg auch steinig ist. Ich jogge runter, denn es ist fast einfacher leicht tänzelnd zwischen den steinen durchzukommen. Auch heute wieder sind Guy und Emmanuel bald verschwunden, aber das ist mir recht. Nach vier stunden erreiche ich ein städtchen genau in der mitte der etappe. Ich will eigentlich hier nur ein brötchen oder so kaufen für das mittagessen aber Guy ist auch im laden. Er und Emmanuel haben im restaurant bestellt. Da kann ich genausogut ebenfalls gleich essen.

Nach der stärkung und der pause geht es dann auch wieder gäbig weiter, erst nochmals rauf über die nächste hügelkuppe, dann langsam abwärts. Zu beginn geht das noch aber mit der zeit spüre ich meine knie immer mehr und als es gegen schluss gäch wird, bin ich gottenfroh um meine stöcke. Nichts mehr von tänzeln – dazu bin ich doch schon zu platt. Endlich scheinen wir unten zu sein als wir einen bach kreuzen – aber ich hätte es ja wissen müssen – es geht wieder rauf. Ich schaue mir die karte an und trete schlussendlich in streik. Der weg geht nochmals hoch in irgend so ein kuhkaff, um dann wieder mindestens 80 meter unnötig runterzugehen, wärend eine strasse sanft abfallend bis St. Comb führt. Meine knie hab schon 800 meter höhendifferenz überleben müssen-sie signalisieren mir laut und deutlich das genug genug ist. Also marschiere ich kurzerhand der strasse entlang nach St. Comb. Irgendwo muss schliesslich auch die vernunft noch etwas zu sagen haben.

St. Comb ist ein wunderschönes städchen, das immer noch drei stadttore hat. Die gite ist in einem alten turn und annex untergebracht und total stimmig. Wir haben das zimmer im rez chausse, welches eine türe in den hof hat. So müssen wir nicht ständig rauf und runter klettern und es passt uns sehr. Nach der gestrigen fressorgie finden Emmanuel und ich wir würden wohl besser selber kochen und auch Guy ist dabei. Es gibt pizza aus der microwelle und pflaumenkuchen. Ein drittel pizza und ich bin voll – muss an den beiden bieren liegen die ich voraus hatte. Morgen gibt es wieder eine kurze etappe, wenn wir weiter wollten müssten wir nochmals so ein monster wie heute hinter uns bringen – und bei allen streiken bei der vorstellung die beine. Zudem liegt Espalion auf dem weg, eine stadt die man sich auch ansehen müsse – also schauen wir mal.

For ES

The weather is supposed to be sunny but when we set out early clouds are hanging deep. The wind blows them across the hilltops, veiling them in a soft fog. From time to time the fog opens and allows a quick glance across the landscape before closing in again. The beautiful Aubrac cows are like specters in the fog and somewhere one of them mooes persistently, sounding like a foghorn. It is wonderful to walk in this atmosphere, across the high meadows, on springy soil and soft grass. The walking is peaceful and easy even though we mount again to over 1300 meters, from which we then will have to descend down to 380 meters. The first eight km are the most enjoyable, after Aubrac the way starts to descend and turns stony. I find that doing a soft jog and almost dancing across the stones will get me down fairly quickly and relatively painless. Halfway the distance I stop at the backery of a village to buy some bread for lunch, but see Guy inside, who has, as usual disappeared from view eventually. He and Emmanuel have ordered an omelette at a restaurant so I decide to eat there too. After a meal and Thaa good rest it is a lot easier to get up the next hill again. Once on top it will be all walking down. That is easy enough to begin with but starts to soon get into the knees. After a good 25 kilometers there is no more dancing left in my legs and when it starts to get really steep I feel my age. Finally I think I reach the bottom as the way crosses a valley- but naturally it goes up again- what else did I expect?! Finally I rebel. I consult the map and see that the road will descend the last three kilometers softly down to St.Comb, while the track wants to take me up to some forsaken cowvillage and then back down again.
I take the road. My knees tell me loudly and clearly that for today that is the only option open to me. I am still proud to have done those 32 kilometers, they were tough enough as it is. Reason has to enter at some point too.

I reach St. Comb and I think I am a little in love with this pretty little town. It still retains its medieval shape and has many old houses as well as a church with a strangely twisted steeple roof. But taking pictures ist really difficult as the two streets that make up the town are so narrow.

Tomorrow we have another short etappe, because there is nothing in between unless we want to do another monster- and at the thought of it all immediately wince and shake our heads. And Espalion is supposed to be a town to take a look at- so we will take our time there.

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