Montag, 30. August 2010

Tag achtundzwanzig

Etappe: Valencongne – La Plantière ca 27 kilometer
Die entdeckung des aufrechten ganges

Das ganze nimmt seinen anfang gestern als es mir beim ranziehen des rucksacks einen zwick im rücken gibt. Danach spüre ich die ganze zeit einen leichten schmerz im linken rückenmuskel. In der nacht reibe ich mir etwas ein, aber drehe mich doch vorsichtiger als normal um. So weit so gut. Am morgen scheint alles normal, bis ich nach dem morgenessen ins zimmer gehe um zu packen. Da jagt es mir wie tausend nadeln durch den rücken, es zieht mich zusammen und ich kann einen moment kaum atmen. Jeder versuch mich zu strecken wird mit stechenden schmerzen bestraft. Ich rolle mich aufs bett, da kann ich mich langsam strecken. Mein erster gedanke – heute wird nichts mit laufen – mein zweiter – du kannst nicht bleiben, du hast kein bares mehr. Es muss einfach gehen! Also versuche ich mich zu entspannen, zu dehnen, tief zu atmen anstatt flach zu hecheln wie es der instinkt will – und siehe da, der schmerz ebt zur erträglichkeit ab. Ich merke auch, je besser ich mich aufrichte, desto weniger tut es weh.

Ich laufe also los und versuche so grade wie möglich zu gehen. Und was entdecke ich? Dass eine stolze, aufrechte haltung mich viel leichter laufen lässt, das gewicht meines rucksacks scheint nur halb so gross und auch meinen füssen scheint es besser zu gehen. Da erinnere ich mich an die worte meiner balettlehrerin – lauft als ob ihr am scheitel aufgehängt seit. Den rest ganz locker lassen. Ich versuche es – und oh wunder – es geht nochmals besser. Natürlich muss ich mich immer wieder kontrollieren und zurück in position bringen aber schlussendlich laufe ich gute 27 kilometer – und hätte wohl noch mehr gemacht, wenn es sinnvoll gewesen wäre. Denn – kurz nach La Frette möchte ich eigentlich in eine gite – ich finde sie aber auf anhieb nicht und rufe daher an – kein platz. Nächste gite – kein platz. Unterkunft im nächsten dorf - nichts zu haben. Noch ein dorf weiter – so weit hätte ich wohl notfalls noch gehen können – auch nichts. Alles ausgebucht, wir haben ein Berlioz festival mit konzert.

Ja super! Weiterlaufen bringt also überhaupt nichts. Was tun? Ich sitze in der nähe einer ferme wärend ich all diese telefonate mache – also – kurz gedacht und schon gehandelt. Ich gehe auf die ferm, wo sie gerade am melken sind, und erkläre mein problem. Ich brauche ein plätzchen um unter zu kommen.

Der ältere mann erklärt mir, dass im haus nichts zu machen sei, aber es gebe sicher auf der ferm irgendwo ein plätzchen wo ich mich für die nacht einrichten könne. Er zeigt mir die garage neben dem rohbau eines hauses – da hat es eine steckdose, licht und genug platz um mich einzurichten. Er gibt mir noch zwei alte decken um sie auf dem schragen auszubreiten, damit es nicht so hart ist – und schon ist es so weich wie damals mein altes bett. WC – da werden die kühe meine gesellschaft ertragen müssen – baden – ein ander mal.

Jetzt ist es etwa sechs uhr abends – ich frage mich, ob ich noch ins dorf rüber will ins café – dort werde ich morgen auf jeden fall anhalten müssen für das frühstück. Ich hoffe bloss, dass eine tagesetappe morgen reichen wird um mich aus dem gewühl wieder rauszubringen und die nächste unterkunft etwas einfacher zu finden ist. Für heute habe ich alles was ich brauche.

Später: Mit restaurant ist nichts erklärt mir der bauer. Aber es gebe bei der kirche einen mann, der einen table d'hôtes hat. Da könne ich morgen frühstücken gehen. Also ob ich das wage – ich weiss nicht.

Jetzt höckle ich in meiner garage und höre dem wind zu der schon den ganzen tag heftig und recht kühl geblasen hat. Wenn ich mich mal in den schlafsack einmummele, sollte das ganz angenehm werden. Aber erst muss ich noch die kühe besuchen.

For ES

The discovery of the upright walk

The whole begins yesterday. When I turn to pull my backback closer at the restaurant in Les Abrets I feel a strong pain. It tones down again after a moment, but in the night I put on some cream and turn carefully. By morning things seem to be ok- until I go up to my room to pack. A sudden searing pain has me curl up and catch my breath. Any attempt, to straighten is immediately punished with more pain. I roll back onto the bed and slowly uncurl. That works so far. My first thought is – I can't go on today. My second is – you've got to, you've got no cash left. This is a small village – no cash machine here. So – needs must. I carefully get up, try to stretch, stand very straight, take deep breaths, contrary to my instinctiv yapping. Yes, the pain tones down to a dull mumbling. So I start out, trying to walk as straight as I can. And what do you say? Not only can I walk without pain, it's also easier. The backpack seems to lose half its weight, the feet walk with less pain and even an incline is less strenuous. Then I remember my ballett mistress' words – 'walk as if you were hanging from a thread from the top of your head. Let it hang loose'. That works even better.

Naturally I need to control myself all the time and straighten out again but as a result even the hard ground today cannot stop me before I have made my 25km. I would possibly have walked even further – if there had been any use of it. Because – I find that for villages around there is no accomodation to be had. They're having a Berlioz festival with concert and everything is booked out.

Great! What am I to do? I've been sitting close by a ferm while doing all the calling around for an accomodation. So I decide to take desperate measures – I walk into the milking shed and explain tothe old man there my problem. I just need a space for tonight – somewhere in the staw maybe.

He is very friendly – unfortunately it is not possible to accomodate me in the house but somewhere on the firm will be something I can use. He shows me to an empty garage which has electricity and a plug, and then gives me two old blankets to soften the pallet on the ground. That will have to do. For the toilet – the cows will suffer my company – for a bath – another day.

I am thinking of heading over to the village to see whether the cafe is still open for a bite to eat. Tomorrow I will have to take breakfast there anyway.

Later: there is no cafe says the old farmer but up by the church is a man who keeps a guest table for pilgrims, where one can just drop by. Whether I dare doing that is another question. I would have to be pretty hungry to get over my shyness.

Now I am sitting in my little garage and listen to the wind whistling around its corners. It's been blowing the whole day and pretty cold it is too. I am really glad to be out of the wind. Once I'll roll up in my sleeping bag I expect things to be cozy enough. But first I need to visit the cows.

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