Sonntag, 15. August 2010

Tag fünfzehn

karte here

Wir städter haben eigentlich schon jeden bezug zum wetter verloren. Wann passiert es uns schon mal, dass wir wärend stunden im strömenden regen über windgepeitschte hügel marschieren müsse?. (ok... das windgepeitscht ist etwas übertrieben aber der wind war schon recht stark) Heute morgen regnet es – wir sitzen aber zu fünft bei hitziger diskussion bis nach zehn am frühstückstisch und so macht es gerade mal pause als ich losziehe. Ich kann es mir heute erlauben, etwas später zu gehen, da ich nur 16 kilometer bis Moudon oder allenfalls noch vier kilometer weiter ins nächste dorf gehen will. Etwa eine halbe stunde nach dem ich Romont verlassen habe, öffnet dann der himmel wieder seine schleusen. Ich brummle etwas aber was bleibt mir anderes übrig, als weiter zu marschieren. Etwas später entdecke ich einen roten poncho im regenschatten eines speichers – es ist Esther, die auch im gleichen B&B war und etwas vor mir aufgebrochen ist. Wir grinsen uns an. „Wenn du da warten willst bis der regen aufhört, sitzt du möglicherweise morgen noch da.“ warne ich sie – ich in ja auch schon nass und daher an leidensgenossen interessiert. Sie will aber noch etwas warten und so pflatsche ich alleine weiter. Schliesslich fängt es an zu winden und es wird ziemlich ungemütlich, da ich inzwischen schon ziemliche feucht bin. Ich finde dann irgendwann heraus, dass stöcke sich nicht nur zum laufen eignen, sondern auch um sich den poncho vom leib zu halten. Dadurch kommt nicht ständig neue feuchtigkeit an meine jacke und es wird etwas weniger ungemütlich. Ich marschiere gerade über eine hügelkuppe, in regen und wind und ohne jeden baum, busch oder schopf in sicht als ich ein plötzliches, dringendes bedürfnis verspüre. Eigentlich hatte ich gedacht, den extremfall bereits durchgemacht zu haben – aber was, wenn man noch nicht mal einen baum zum anlehnen hat?!

Zuoberst auf dem hügel steht ein sendemast. Von hier aus sollte man laut broschüre eine wunderbare sicht bis in die Freiburger alpen haben. Da mir aber der regen ins gesicht schlägt, sehe ich von den alpen nichts. Dafür hat es um den sendemasten einen Zaun. Etwas zum anlehnen!

Erleichtert marschiere ich schlussendlich weiter – hügel ab und endlich etwas aus dem wind raus. In einem weiler komme ich ins gespräch mit einer frau, die mir einen kaffee anbietet und dann ihre menagerie von tieren vorführt. In der zeit sehe ich plötzlich einen roten poncho vorbeimarschieren. Esther hat wohl auch eingesehen, dass sie um den regen nicht rumkommt. Etwas später verabschiede ich mich von der tierliebhaberin und zottle wieder los. Mit weitgespreiztem poncho muss ich aussehen wie eine besonders blutrünstige fledermaus und auf den engen strassen muss ich mich längs stellen um ein auto passieren lassen zu können. Funktioniert aber wenigstens.

Eigentlich ist der weg nach Moudon todlangweilig. Praktisch nur asphalt und characterlose hügel mit feldern, wiesen, ställen, wäldern in eintöniger repetition. Das gustostückerl an langeweile aber kommt erst zum schluss, als der weg der Broye folgt. Der (endlich mal) gekieste weg verläuft auf dem damm, die Broye rauscht mit dreckigbrauner, geradliniger belanglosigkeit rechts neben mir. Links ist der weg von einer hecke begrenzt, rechts vom weg sind bäume gepflanzt – eine birke, eine kirsche, zwei pappeln, eine kirsche,eine birke, eine pappel und so weiter. Auf der gegenseite ist der damm nur mit pappeln bepflanzt. Wärend 45 minuten marschiere ich dem damm entlang und habe das gefühl wie in ein möbius band die gleichen 50 meter immer wieder zu durchlaufen. Ein paar pferdeäpfel oder in schlagloch mit pfütze wird zur sehenswürdigkeit. Was sich architektonisch hinter den pappeln verbirgt, darüber verlieren wir besser keine worte.

In Moudon ist dann fertig. Ich rufe an um ein zimmer im nachbardorf zu reservieren aber da ist nichts mehr frei. Das übernächste dorf ist schon zu weit um heute noch dorthin zu marschieren. So suche ich etwas in Moudon. Die zimmersuche gestaltet sich hier allerdings auch nicht viel einfacher und schliesslich lande ich im hotel de la gare und meinbudget durchschnitt geht wieder flöten.

Jetzt bin ich am schreiben und wer sagt's denn? Inzwischen brennt mir, nachdem ich die ganze zeit im regen gelatscht bin, durch das hotelfenster die sonne auf den rücken. Der himmel hat innert einer halben stunde aufgerissen und präsentiert sich jetzt lieblich blau. HA! Wie auch sonst!

Ich fass mir jetzt mal ein herz und stopfe meine füsse nochmals in die nassen schuhe um mir das städtchen noch etwas anzusehen. Es wäre schön, wenn das wetter morgen eher wie jetzt wird – ansonsten werden die 28 kilometer bis Lausanne haarig werden. Und bitte keinen asphalt!

Ich habe dann doch lieber die flipflops angezogen als nochmals die schuhe und eine stadtbesichtigung gemacht. Die kirche allein ist es wert gesehen zu werden und auch sonst ist Moudon ein hübsches städtchen mit recht vielen alten gebäuden. So gegen viertel nach sechs suche ich mir ein restaurant. Und wer kommt rein gerade als ich bezahle? Esther. Auch sie wohnt im hotel de la gare.

Die welt ist klein. Sie ist es besonders, wenn man das gleiche ziel vor augen hat. Morgen wird das Lausanne sein.

Ich schaue gerade aus dem fenster – der regen ist zurück. Und der wind. Gerade hat es drei gartenstühle über den bahnhofplatz geblasen.

For ES

It's raining when I get up and the weather forcast is unpromising. There are five people at the B&B and during breakfast an intense discussion develops which keeps us going till well past ten. Finally I manage to get everything packed and ready and I leave. I can afford to be a bit later today since I intend to walk 16 kilometersto Moudon or possibly four more to the neighbouring village. Having waited for so long I seem to be lucky, it has stopped raining. But about half an hour after Romont it starts raining for good. Soon I am pretty dampish. Quite a long time I forget the boring asphalt under my feet as I try to compose a song in my head. For some time I manage to actually remember it and then I promptly forget.

At one point I see a red poncho huddled in the rain shadow of a shed. It's Esther, who was with me at the same B&B and left a little earlier. We grin at each other. I warn her: „If you intend to wait out the rain you might be here til tomorrow.“ I am already wet – I'd like to have a companion in misery. But she intends to wait a little longer so I continue. Shortly after it starts blowing and the windchill is quite considerable. It als pushes my poncho against my clothes and the damp inside cools me down further. It's at that point that I realise walking sticks can also be handy tentpoles, to keep away the poncho from my body. Once I figure that out things get a little more comfy. Until I get seized by a sudden, urgent – urge. I am just walking across a wide open hill crest, with fields and meadows but not one bush, tree or shed in sight. And the rain and wind going at it with a vengeance. I thought I'd already been through the worst, but here I didn't even have the support of a tree!

On top of the hill is a mobil sender. According to the brochure I am supposed to see the Freiburger alps, but since the rain is blasting my face I see nothing. Except a fence around the sender. Hallejula – something to lean against!

Considerably relieved I continue finally. Down the hill still on asphalt. In a village a woman starts talking to me and invites me to a coffee, then presents me her menagerie. We chat a little before I leave again. Before, I notice a red poncho pass by at a stiff pace. Esther seems to have given up on waiting.

Actually the way to Moudon is pretty boring. Fields, meadows, forests, more fields and a hamlet or two, but nothing to really excite the eye. And almost exclusively asphalt. But the treat of the day is yet to come. We get down to the river Broye. The path (at least with a loose surface) follows it on the dam, the Broye in dirtybrownish, straigh nondescriptness spurfles on my right. On the left is a hedge, on the other side of the path are planted trees in regulare distances. A poplar, a birch, a cherry, a birch, two poplars, a cherry, a birch ... on the other side of the river one poplar follows the other. Walking along the path it feels as if I am repeating the same 50 meters all over again and again like on a moebius band. For 45 minutes!

In Moudon I stop. There is no accomodation in the next village and going further means getting too late. I have some troubles finding accomodation and finally end up at the hotel de la gare, busting my budget. But I intend to make use of every luxury I had to pay for!

And while I begin writing on the blog, the sun starts burning through the window. Within a few minutes the sky has completely cleared and now twinkles in innocent blue at me. Typical! Well... so I go and visit the town. The church alone is worth a visit and the small town still has quite a lot of buildings from the 16th century . I finish my wanderings with a meal at the nouvelle post – a very nice roastbeef. Just as I pay Esther comes in – and I find she too is staying at the hotel de la gare. Well well. Small world.

Back at the hotel I start translating the english part and heiho! Within minutes of my return the clouds chase over the sky and only a little later the rain starts pouring again. The wind hurles a few garden chairs across the yard. Seems the weather tomorrow will be as fickle as that of today. Just as long as I don't have to walk all the way to Lausanne on asphalt!

1 Kommentar:

  1. hallo guggusali du armes kind... gell regen,regen,regen.... kaum zu glauben und das im august.... hoffe für dich dass die sonne wieder einen grösseren platz am horizont einnimmt oder die wolken sie nicht bedrängen...
    werde mit petrus ein ernstes wort sprechen. liebe grüsse Lu

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