Samstag, 21. August 2010

Tag einundzwanzig

Tag einundzwanzig

karte ist keine erhältlich
Etappe Genf – Beaumont 16km
Unterkunft – gite vieux fromagerie, Baumont

Ich sitze auf der veranda der unterkunft, eine wirklich gemütlich zurechtgemachte ehemalige käserei mit einem wohnbereich im hinteren bereich des hauses und den schlafmöglichkeiten unter dem dach. Die dusche ist besser als ich es von den meisten jugis kenne. Ich bin hier etwa um halb vier eingetrudelt und finde bereits ein bekanntes gesicht vor – Dominik. Ich sitze hier mit einer schüssel frischer zwetschgen, die der besitzer vorbeigebracht hat und geniesse das hiersein.

Am morgen beim frühstück in der jugi treffe ich nochmals Grossvater und Justin, diese waren mit dem schiff nach Genf gefahren und haben gestern mit Jonas zusammen die stadt angeschaut. Jonas ist am abend dann nach hause gefahren. Schade- ich hätte mich gefreut ihn noch einmal zum abschied zu sehen. Aber so ist halt das pilgern – es gibt keine garantie wenn man keine klare abmachung trifft. Das frühstück warnt mich bereits vor – es gibt kein schwarzbrot, nur so schwammiges weissbrot. Halleluja- ich bin brotfresser von natur und liebe geschmackvolles, kerniges dunkles und vollkorn brot. Weissbrot stellt unerfreuliche dinge mit meiner verdauung an. Ich glaube es kommen schwere zeiten auf mich zu.

Ich verlasse Genf relativ spät, da ich noch zum Swisscom shop muss und noch ein paar sachen einkaufen. Ausserdem habe ich es nicht so megapressant durch die altstadt von Genf. Irgendetwas gefällt mir an dieser stadt ich kann aber nicht genau sagen was. Die altstadt präsentiert sich mit vier bis fünfstöckigen alten gebäuden, denen man ansieht, dass da schon geld dahintersteckte. Und doch herrscht ein gefühl des – savoir vivre vielleicht? Eine gewisse gelassenheit auf jeden fall. Gut – es ist Samstag aber irgendwie habe ich das gefühl der Genfer geht gern mal ins café zu einem gemütlichen klatsch auf der terrasse.

Langsam winde ich meinen weg durch die stadt, bis ich zur brücke nach Carouge komme. Das alte städtchen ist direkt auf der gegenseite – und der kontrast könnte nicht grösser sein. Der alte teil besitzt weite strassen aber die häuser daran entlang haben nur zwei stockwerke. Alles wirkt weit offen und sogar etwas ländlich. Wie ein dorf das gross geworden ist. In Carouge verliere ich dann kurz mal den weg, finde ihn aber rasch wieder, weil ich diesemal klugerweise zurückgehe. Danach habe ich keine weiteren probleme mehr – ausser dem ewigen asphalt. Es dauert über zwei stunden bis ich schlussendlich an der landesgrenze ankomme – ein feldweg mit einer barriere versperrt und auf schweizer seite ein schild dass nur durchgehen dar wer ausser persönlichen sachen nichts bei sich trägt.
Den Franzosen ist es anscheinend egal wer was mitbringt. Und dann mache ich den ersten schritt in die fremde. Hm – der himmel sieht wie der schweizer himmel aus, die blume wie eine schweizer blume und der mais auch. Die natur verpönt es patriotisch entweder Vive la Suisse oder Vive la France zu trompeten. Das bleibt den Menschen vorbehalten.

Spätestens bei den strassen bekomme ich dann doch das gefühl dass etwas ein bisschen anders ist. Die strasse, der ich folge, ist eigentlich grundsätzlich im prinzip geteert – was man an gelegentlichen stellen zwischen dem kies und den schlaglöchern noch sehen kann. Meine füsse sind dankbar für das französische laissez-faire – ich war schon die ganze zeit der meinung die schweiz ist für diesen weg überentwickelt. Kein noch so kleiner feldweg der nicht zubetoniert oder asphaltiert ist. Ich hoffe auf etwas mehr – vive la nature.

Links von mir ragt der bergrücken der Haut Savoy in die höhe – ein schroffes stück natur. Gestern bei der ankunft in Genf hat dieser bergrücken die stadt auf eindrücklichste weise belagert – so kam es mir vor. Ich hatte Genf immer irgendwie als im flachen im kopf... aber dieser bergrücken ist alles andere als...

Beaumont ist in der höhe an der flanke des berges. Es geht ein paar mal ziemlich stotzig hoch. An einer stelle hat man einen eindrücklich blick zurück zum see, Genf und der fontäne. Die strecke ist nicht weit aber ich bin doch froh als ich ankomme, gestern steckt mir noch in den füssen. Fast ebenso froh bin ich, dass ich nicht alleine in der gite bin – es sind viel weniger pilger unterwegs als man angenommen hatte. Die B&B haben sich eigentlich alle beklagt, dass sie so wenige gäste haben. Nun ja – wenigstens brauche ich mir dann nicht zu viele sorgen über die unterkunft zu machen.
Jetzt geniesse ich noch den rest des abends.

For ES

I'm sitting on the veranda of the gite, an ancient cheese fabrication house. It is very homey and the shower is much nice than anything you can find in a jugi. I've arrived around half past three and find an old aquaintance – Dominik. Now I'm sitting here with a bowl of prunes beside me, courtesy of the owner, and enjoy the day.

This morning at breakfast in the jugi I meet Granddad and Justin the last time. They will be returning home after having spent yesterday together with Jonas visiting the town. Jonas has returned home yesterday. Pity, I've been hoping to see him a last time before he leaves. But that's how it goes – without a firm date one might not see each other again when on the way.

Breakfast too is a bit hard on me – they serve only white bread of a rather spongy nature. I am a bread eater by nature, and I love my tasty dark bread full of grains and bran. White bread does unpleasant things to my digestion – I'll be facing some rough times there.

I leave Geneva late because the route is only 16km or four hours- with my speed 5 hours. I also take it slow through the old town of Geneva. Somehow I like this place -I can't say why though. The old own has very high four-five storey buildings and it's apparent that even in those days there was money behind those fassades. And yet there is a feeling of – savoir vivre- I guess.

I wend my way through the city until I come to the river and the bridge over to Carouge, once a neighbouring town, now a suburb. The difference is striking. Carouge's old part has wide roads, with houses no higher than two storeys and an almost parocial feel to it. A village come of age. A lovely place too. Here I lose my way momentarily but backtrack and find it witout much delay. Sometimes even I get wise ... After that it takes almost another hour to get to the border – a barrier across a rural trail across a dry riverbed. The Swiss side holds a sign – we only allow people to enter if they carry just their personal belongings. The French don't give a fig what you bring, it seems.

So I enter into the unknown. Only- the sky looks like the Swiss sky, the flowers like Swiss flowers and the cornfield like a Swiss cornfield. Nature doesn't hold with patriotical displays, that is a matter for humans.

However, with the roads I start to get a feeling that some things are indeed different. This road, is, principally, on the whole, and generally paved over. I can still see patches of it among the rubble and the potholes. My feet are happy with the French laissez-faire. I've for my part have always held, that Switzerland is overdevelopped for this kind of way – every farmtrail is cemented under and paved over. I hope for a bit more – vive la nature.

On my left the mountain back of the Haute Savoy is arching up – a precipitious piece of nature. Yesterday as I neared Geneva this range towered over the city in grim menace – so it seemed. It took me aback because I had always felt Geneva was out in the flat. In fact the mountains are quite a distance away but still felt awfully close. Now we have to get up an its side – Beaumont is situated on a spur of it. At one place there is an awsome look back over Geneva, the lake, the fountain and in the distance the rolling hills of the jura. Now I am glad I am at the gite, and I am almost as glad, that I am not alone. It is a bit surprising, everybody has been expecting more pilgrims as this is a particularly holy year. Instead of more there are apparently less, as all my hosts proclaim. Which means, on the whole, that I should have no problems with the accomodation.

For now I'll enjoy the rest of the evening.

3 Kommentare:

  1. a) "Weiss auf Schwarz" erzeugt Nachbilder
    b) Kleinschreibung ist ungewöhnlich

    Beides irritiert den Lesenden - ich find's trotz interessantem Inhalt formal abstossend.

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  2. Hi Barbara,

    ich würde gern deine Pilgerwanderung weiter verfolgen dürfen... wäre schön, wenn du wieder schreibst!!!

    Knuddel, Rose

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  3. hallo Rose - da bin ich wieder. Ich habe leider nicht überall internet verbindung. Daher bin ich jetzt etwas im verzug. Freut mich, dass du so eine treue leserin bist.

    Lieber anonymus. Kleinschreibung ist nur für den ungewöhnlich, der nie englisch oder französisch liest. Und wie gesagt - eine reine frage der gewöhnung. Ich nehme mir das recht heraus, dies auch weiterhin so zu belassen, da ich der meinung bin, die gross- und kleinschreibung ist ein alter zopf und gehört schon längst abgeschafft. Man würde den meisten kindern in der schule vielleicht mehr spass am schreiben beibringen können, wenn die sinnlose gross-kleinschreibung endlich abgeschafft wäre. Der sinn des inhalts ändert sich ja nicht. Der kontext schafft den sinn, schliesslich verstehen wir uns auch ohne grossschreibung im gesprochenen wort.

    Wenn dich also die kleinschreibung in zukunft davon abhält meinen blog zu lesen - kann es nur am schlechten inhalt liegen. Sonst würde nämlich die kleinschreibung keine rolle spielen.

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