Mittwoch, 18. August 2010

Tag achtzehn

Karte hier
Etappe: Lausanne Allaman ca 23 kilometer
unterkunft: B&B Domain les Margalles

Nachtrag zur nacht.

Meine müffelnden schuhe haben beinahe zu einem kriegszustand geführt. Ich hätte diese gerne irgendwo draussen deponiert aber das war mir einfach zu riskant – und aus dem fenster hängen ging technisch nicht. Also verblieben sie im zimmer. In der nacht gegen zwölf kommt dann die dritte zimmergenossin rein und wärend sie ihre sachen auf dem wc macht, lässt sie die türe offen. Draussen ist aber so ein lärm in der lobby dass wir andern beiden davon aufwachen. Als nun die dritte zurückkommt schiesst sie die oben an mir schlafende an, das sei jetzt schon sehr unfair gewesen. Darauf die rückkehrerin – es habe so im zimmer gemieft (trotz weit offenem fenster) sie hätte noch die zimmertür öffnen müssen um auszulüften. Das ist mir natürlich extrem peinlich, da ich mir zwar schon bewusst war, dass ein gewisser duft vorhanden war, aber dass es trotz weit offenem fenster so schlimm sein sollte – wie dem auch sei- es gab dann eine ziemliche diskussion was mit den schuhen hätte geschehen können – so denn – sie in einen der schränke einschliessen oder in einen plastiksack. Die schuhe sind noch feucht – plastiksack ist nicht – und bitte? In einen der schränke? Damit es nachher für alle nachbewohner auch noch stinkt? Nun ja – sie sind mich ja mitsamt meinen geruchsbelasteten schuhen jetzt los.

Die strecke heute von Lausanne nach Allaman ist eine der schöneren und vor allem angenehmeren etappen auf dem weg bis jetzt. Es geht lange zeit dem see entlang und ein grosser teil der strecke ist noch naturbelassener weg, daher ist das laufen sehr schön. Ich gehe die ersten anderthalb stunden mit meinen neugekauften schlappen und es ist wirklich angenehm wie die stösse gedämpft werden, aber dann werde ich schmerzhaft daran erinnert, warum ich mir extra einlagen zulegen musste. Ich wechsle also die schuhe. Das weiche laufgefühl ist weg, aber auch das reissen im fuss. Tja – man kann halt nicht alles haben. Und die einlagen gehen in den schlappen nicht, sie rutschen nach hinten weg.

Das gehen am see entlang hat etwas enorm beruhigendes. Das branden der wellen, die, aufgepeitscht von einem südwest wind gegen die ufer klatschen, der wind, der immer gerade an der fröstelgrenze bläst, aber mit jacke ist es zu warm, die natur, die mal mehr, mal weniger präsent ist, je nachdem ob ich gerade durch eine verbautes seestück oder einen naturbelassenen wald durchgehe, dies alles lässt mich im einklang mit der umgebung wandern. Bis weit nach St. Prex geht es so, bis sich dann schliesslich der weg einem flüsschen entlang etwas in die höhe windet.

In Moudon, auf halber strecke, lege ich einen halt ein. Die füsse brauchen eine stunde rast, damit es danach nochmals weitergehen kann. In der zeit setze ich mich auf eine bank in der Grand Rue in Moudon, verknuspere eine aprikosenwähe und einen bienenstich und schaue dem treiben auf dem markt zu. Damit ist jedoch rasch schluss, kurz nach zwölf beginnen alle die stände abzubauen. Ich schaue zu bis viertel vor eins und mache mich dann wieder auf die socken.

Das wetter bleibt den ganzen tag bewölkt aber die leicht trübe atmosphäre lässt die bergketten gestaffelt hintereinander erscheinen, und das ergibt einen ganz schönen, dramatischen effekt. Die bilder dann irgendwann zu bearbeiten wird noch ein ganz schönes stück arbeit sein.

An einer stelle führt der weg dem bahngleis entlang. Über den zaun wuchern brombeeren und ich kann es mir nicht verkeiffen diese zu pflücken. Ich bin durch meine mutter zum sammler geworden – ungepflückte brombeeren – das geht einfach nicht! Ich verweile so lange, dass ein anderer wanderer zu mir aufschliessen kann. Sein name ist Dominik (ich frage ihn schlussendlich als wir fast in Allaman sind) und er will ebenfalls bis ans Cap Finisterre. Ich bin etwas froh zu vernehmen, dass er auch etwas an seinem tempo zweifelt. Ich selber habe mich auch schon gefragt ob ich im gegenwärtigen tempo in den kalkulierten 90 tagen ankommen kann. Nun gut – wir werden sehen.

Zusammen marschieren wir bis fast Allaman, wo wir einen wegweiser finden der sehr verwirrend ist- auf der einen seite geht es nach Allaman in 25 minuten auf der anderen in 10! Also ich lasse mich ja nicht veräppeln, jakobsweg hin oder her – jeder pilger geht den kürzesten weg wenn er kann, also gehen wir die 10 minuten route. Mein B&B ist dann auch superleicht zu finden und bald kann ich die schuhe gegen die schlappen tauschen. Dominik findet leider nicht mehr platz im gleichen B&B und muss sich anderweitig umsehen. Ich denke unsere wege werden sich mal wieder kreuzen.

Ich habe mir jetzt vielleicht die zwei kilometer umweg gespart aber die hole ich flott wieder rein weil ich etwa einen kilometer marschieren muss bis zum einkaufszentrum um etwas zum znacht zu finden. Eigentlich soll es beim bahnhof eine pizzeria geben, aber als ich dort ankomme hat die auch geschlossen, wie das restaurant hier im dorf. Also bleibt mir nur noch zu hoffen dass es im einkaufszentrum ein restaurant gibt- gelobt sei coop. Die servieren nach fünf zwar auch nichts warmes mehr aber einen teller suppe und gemischten salat gibts immer noch. Damit werde ich auch warm und satt. Dann gilt es auf nunmehr heftigst protestierenden füssen wieder nach hause zu humpeln. Um dem ganzen auch noch die krone aufzusetzten fängt es an zu drieseln. Ich habe zwar den poncho dabei aber diese feine sprühen, das scheint den aufwand nicht wert zu sein. Aber bis ich zu hause bin fühle ich mich doch schon ganz schön feucht.

Noch zwei tage bis Genf.

For ES

PS from last night:

My stinky shoes almost provoke open warfare. I have not dared to put them somewhere outside and hanging them out of the window didn't work technically. So I kept them in the room. Last night now the third of the occupants entered very late – around midnight. She rummaged around, keeping the door wide open and finally disappeared into the bathroom still keeping the door wide open.
When she returned my other room mate complained because the noise from the lobby had woken us both. She considered that behaviour very unfair. The latecomer complained that when she came in the room ponged (despite the wide open window) which was terribly terribly embarassing for me – I didn't think the smell was THAT bad. A discussion ensued what I ought to have done with the shoes, ranging from putting them into the wardrobe (the next occupants would thank me) to putting them into a plastic bag (they were still wet from the day before) to just putting them somewhere else.
Well, the next night will probably have another reason for a quarrel. My shoes cannot longer be held responsible.

Today the weather is overcast but not threatening with rain and it keeps that way the whole day. Walking is a pleasure as the way leads mainly along lake Geneva and the path is mostly natural ground. In the last third of the etappe only is bitumen prevalent.

Walking along water, especially a lake has a very soothing effect on my. I have been in a happy mood all day. Then I saw the galère, (galley?) a reconstruction of an old warship that used to cruise the lake during the 16th century. Apparently at that time there were several battles on water being fought between the Savoyards and the Genevese and Bernese forces. During the 1990ies unemployed people rebuilt the ship which is now doing cruises all across the lake. I went to see the inauguration when she was finished and I remembered her suddenly this morning and wondered what had become of her. I was therefore particularly happy to see her in the harbour at Morges. Later on she passed me again going direction of Geneva.

I also picked up another travel companion for a time. I was picking blackberries along the track of the railway – I just can't get past anything edible and public – when another traveller caught up with me. He sort of didn't mind a bit of company so we walked together for the rest of the day. Dominik will also try to walk to Cape Finisterre. I am rather glad other people don't quite manage the longer etappes as easily either. Sometimes I meet people who just don't seem to have ANY troubles with walking long distances... and that makes me feel terribly old. But in the end - it's the arriving that matters not how fast you were.

Well – today my feet are happy to be at their journey's end and I feel, despite the medium long walk and the rest yesterday pretty tired. Tomorrow the day will be fine. But now I will sleep.

2 Kommentare:

  1. Für miefende Schuhe gibt es extra Deospray in Schuhgeschäften!

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  2. tja - daran habe ich leider nicht gedacht. Und will ehrlich gesagt so einen spray auch nicht noch mitpuckeln. Ich werd's mal mit bicarbonat versuchen- das ist wesentlich leichter als eine ganze dose spray

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