Samstag, 14. August 2010

Tag vierzehn

karte hier

Es gibt doch nichts schöneres als an einem gemütlichen warmen plätzchen zu sein wenn es draussen strätzt. Besonders in einem so interessanten alten haus wie wir es gerade sind.

Derv heutige morgen sieht eigentlich nicht schlecht aus. Um sechs wache ich auf und kann nicht mehr einschlafen. Ich schleiche also aus der jugi und tigere mit dem fotoapparat in der hand über das areal meiner alten alma mater. Ich möchte versuchen ein foto des Fribourger münsters bei sonnenaufgang zu machen, aber die obere terrasse der cafeteria ist mit einem böse aussehenden gitter abgesperrt. Kein foto also. Ich schiesse sonst etwas in der gegend rum und gehe dann zurück zum frühstücken. Jonas ist auch schon dabei, er ist gestern abend auch plötzlich noch aufgetaucht und wir haben zusammen abend gegessen.

Heute geht's etwas früher los. Ich mogle allerdings, wie gestern auch schon. Gestern habe ich mir das runter und rauf erspart, und in schönberg den bus in die stadt genommen. Ich bleibe mir treu und verlasse die stadt ebenfalls wieder per bus. Die begründung ist einfach – ich habe vier jahre in schönberg gelebt und bin immer mal wieder zu fuss in die stadt – ich habe acht jahre in Les Dailles gelebt und bin auch da öfters mal zu fuss nach hause. Andere machen ihren jakobsweg auch in etappen – also habe ich meine für Fribourg eben einfach schon geleistet. Ich fahre daher ohne gewissensbisse bis Moncor und beginne meinen marsch dort.

Heute harzt es wieder. Es ist zum katzen jüngeln – aber wenn eine problemzone anfängt sich zu beruhigen, kommt was anderes. Heute brennen mir die fersen und es fühlt sich an als ob ich daran beulen hätte. Ich schlurfe also vorwärts bis ich zu einem punkt komme, wo ich am liebsten absitzen und in streik gehen würde. Ich wäffele noch etwas vor mich hin – speziel über den ver----ten asphalt und schliesslich sehe ich ein, dass ich eine pause brauche. Ich flätze mich längelang an einen hang auf meinen poncho, verknuspere einen apfel und döse dann etwas vor mich hin. Es herrscht ziemlicher landwirtschaftsverkehr und der eine oder andere bauer gibt meiner dahingepflatschten person einen amüsierten blick.

Dann fallen ein paar leichte tropfen. Mit schlafen ist vorbei. Ich bin gerade bereit, mich für die letzte stunde auf die socken zu machen, da kommt – halleluja (für mich!) Jonas um die ecke. Er hat, anders als ich, alles gemacht, auch den umweg über Hautrive, den ich mir erspart habe. Er erlaubt mir, mich an ihn dranzuhängen und quasselnd vergehen auch die letzten kilometer. Kurz nachdem wir wieder loslaufen, fängt es dann an zu regnen – und es ist immer noch dabei.

Im frauenkloster, am fuss vom hügel von Romont, versuche ich ein bett zu kriegen, da ich keine lust habe, den hogger von Romont raufzupiesten, aber im kloster ist schon nichts mehr frei. Also bummle ich hinter Jonas her, finde dann aber halb den hügel rauf, ich wolle erst mal telefonisch die unterkunftssituation abklären. Es braucht etliche telefonate, bis sich zwei betten finden lassen – da Jonas und ich eh die gleichen unterkunftslisten haben, geht das suchen schliesslich in einem. Die zwei betten die noch frei sind, aber in der altstadt von Romont – also, trotzdem hochpuckeln. Jetzt sitze ich hier in einer art verglaster verande, wo mehrere betten stehen, abgetrennt mit vorhängen. Wir haben zugang zur ganzen wohnung und die veranda ist richtig urig. Das wetter läd zum einkuscheln ein aber dabei lässt sich so schlecht schreiben. Als muss das kuscheln noch etwas warten.

Heute habe ich mir angeschaut wieviele etappen etwa noch sind bis Genf. Also ein paar sind's schon noch. Gestern beim frühstück in Kehrsatz fand ich neben meinem teller euros und schweizerfranken. Mein götti meint dann: „Erst wollte ich dir ja nur euros hinlegen, aber so wie du gestern in der gegend herumgehumpelt bist, zweifle ich, dass du es bis Genf schaffst, daher habe ich noch ein paar schweizerfranken dazugelegt. Sonst hast du ja nichts davon.“ Süss mein Götti – und wenn mich etwas bestärken kann ab Genf weiterzuwandern, dann sicher sein 'unglaube'.

For ES

This morning looks promising – but the promis is not being held. I leave earlier than is usual for me. Like yesterday I start out cheating – yesterday I took the bus from Schönberg down into town – and today I stay faithful to myself and leave the town by bus again – in the other direction. The explanation is simple. I lived four years in Schönberg, and I've walked countless times down that hill and up the other side again. I lived eight years in Les Dailles and more than once I had to foot it home. So – others do the camino in etappes too – I just did mine a bit earlier. I take the bus without a twinge of bad consciousness and start out in Moncor.

The walking is anything but. I curse the asphalt, and my heels are giving me hell. I don't have blisters, it's as if they are bruised and that is very uncomfortable. I drudge along with little motivation and feel like sitting down and just staying there. Finally I decide to give myself a rest and select the side of a hill to lay down on my poncho. I munch an apple and then sprawl in the grass, napping. There's quite a bit of agricultural traffic on the road and I catch the one or other amused grin by a farmer.

Then a few droplets fall. No more sleeping. I gather my things to tackle the last hour or so when – Halleluja (for me!) Jonas turns around the corner. I did sort of expect to see him on the road again after saying goodbye at breakfast. He allows me to limp along and with talking the last hour disappears and we reach Romont. The town is on a hill and I have no intention to climb it needlessly and with the whole backpack, so I try to get a bed at the woman's monastery but no luck.

Independent person that I am I dawdle after Jonas up the hill, worrying that I might have to come all the was back down in case we don't find a room in the old town. So I decide to call ahead – and it takes several calls to finally find two beds – since Jonas has the same list of accomodation it's only reasonable to take all the beds we can at one go. So now we are in a kind of winter garden with several beds, separated by curtains. The weather continues rainy and invites to cuddle up, which I will do the moment I finish the entry.

There are still about five etappes left before I am in Geneva. Yesterday at my godfather's place I found some Euro and Swiss franks beside my plate. My Götti: „I first thought to give you just Euros but the way you limped around yesterday I doubt you'll make it past Geneva and then you wouldn't be able to use the money.“ Sweet, my götti, and if there is one thing to motivate me past Geneva it is his disbelief.

So – cuddle time

3 Kommentare:

  1. ciao Barbarella
    Bin jetzt mit dir die letzten 14 Tagen marschiert. Habe zwar keine Beschwerden wie du aber ich fühle mit dir.
    Habe mich sehr über deine Kommentare amüsiert.
    Bewundere dich sehr.
    Bis Bald, warte sehr gespannt über deinen nächsten Tag.
    Bis Bald

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  2. Hallööööchen liebe Barbara.
    Anita W und ich lesen gerade Deine Berichte und sind bewegt was Du schon so alles erlebt (um nicht zu sagen "erlitten" hast ;). und noch was ist uns aufgefallen.im 4ten Tagesbericht wohlwar das ein" Rückfall" ?(Sunrisewerbung )hihi Wir Grüssen Dich ganz lieb..geb auf Dich acht!.Anita W.+ "Engali"

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  3. hallo zusammen.

    Freut mich von euch zu hören und dass ihr meine berichte amüsant findet. Um ehrlich zu sein, das abendliche verarbeiten hilft so manchen frust wieder etwas im rahmen zu sehen.

    Dann mal bis bald.

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