Montag, 30. August 2010

Tag dreissig

Etappe: Faraman – Bellegarde Poussieu ca. 21 km
Es rappelt in der kiste.

Die nacht in der hütte beschert mir den wohl tiefsten schlaf seit langem. Wenn mein vater nicht angerüfen hätte, um zu wissen ob alles in ordnung ist, da ich seit zwei tagen nicht bloggen konnte, hätte ich voll verschlafen.

Ich ziehe bereits um halb neun los, da ich nicht sicher bin ob ich nicht nach St. Romain gehen will, das wären fast 30 kilometer. Zu beginn geht es mit dem laufen auch gut, ich komme vorwärts. Als es aber die eine hügelkuppe runter und die anderen wieder rauf geht, brennt bei mir etwas durch. Es ist mir plötzlich alles zu – langweilig, schmerzhaft, sinnlos – was auch immer. Auf jeden fall frage ich mich ernsthaft, was denn das ganze soll. Warscheinlich hat mich der ständige, kalte wind fertig gemacht aber auf jeden fall habe ich den koller. Ich sehe eine Französin im schatten eines baumes rasten, wir begrüssen uns (sie kennt schon meine geschichte mit der garage – von Paul) und wir kommen etwas ins sprechen. Dummerweise fragt sie mich, ob ich bis Compostella gehen wolle und ich brummle- das frag ich mich auch. Sie kann meinen koller nicht so ganz verstehen, sie ist aber auch erst seit ein paar tagen unterwegs und will nur bis Le Puy.

Es gibt ein paar dinge, über die ich mir klar werden muss. Was ist jetzt wichtiger? Nach Compostella kommen, oder ein bestimmtes tempo einhalten? Ich stelle einfach fest, dass ich mit einem durchschnit von 25km oder noch mehr am tag auf dauer überfordert bin. Ich muss mich also fragen, was ist mir wichtiger? Jeden tag gemächlich ein ziel zu erreichen, mich auf land und leute einlassen können und halt länger brauchen- oder das ganze als rennen anschauen und im gesetzten rahmen versuchen durchzukommen. Vielleicht ist es ja machbar, wenn ich mich etwas mehr zusammenreisse und etwas mehr von mir fordere. Aber bin ich dann nicht im genau gleichen stress und leistungsorientierten trott vor dem ich reissaus genommen habe? Ich werde wohl meine erwartungen an mich kurzfristig etwas herunterdividieren müssen, damit ich der langfristigen erwartung überhaupt gerecht werden kann – nämlich anzukommen. Nichts ausser meinen eigenen erwartungen zwingt mich den zeitrahmen einzuhalten. Warum setzten wir uns immer selber unter druck?

Ich fange jetzt erst so richtig an zu realisieren, wie lange drei monate sind, oder vier, wenn man jeden tag aufs neue losmarschieren muss. Es fehlt mir eigentlich an nichts auf diesem marsch, aber heute insbesondere scheinen mir die verbleibenden kilometer und tage riesig zu sein. Und da gibt es leute, die nicht nur hin sondern auch noch zurücklaufen! Für heute lasse ich es mir mal wieder gut gehen, kuriere mein kopfweh aus (der wind ist schlimmer als der föhn) und geniesse vielleicht wieder mal ein bisschen zivilisation in form des fernsehers in meinem zimmer. Auf jeden fall bin ich schon wieder total auf den socken, mich friert und das ist ein zeichen, dass ich erschöpft bin. Der wind scheint mir die energie richtig abzuzapfen. Daher – gehabt euch wohl.

For ES

I got the blues

I've slept well last night, possibly better than any other time since I set out. I would have overslept if my dad didn't call me to know how I am – I haven't been able to blog for two days now.

I leave that tiny place with some regret – the love that has gone into all its details have made it the most homey place I've been in so far. But at half past eight I'm on my way. The walking so far is no problem and I get ahead at a good speed. But that starts to change when after up-hill and down-hill follows the next up-hill. Suddenly J'en ai mare – I'm sick of walking. It's – boring, pointless, painful l- whatever. In any case I ask myself seriously why I am doing this. What's the point? Most days I don't get to do the necessary 25 km to reach my goal in time. I might, if I was prepared to push myself more, go against the fatigue and the pain. But whatfor? Nobody except my own planning forces me to finish my way within a set time. Why should I push myself pointlessly, create for me the same stress and ratrace I intended to quit? Maybe it's time to accept that an average of 20km is what will get me to Compostella, while an average of 25 will just get me down. Maybe I am also just looking for cheap excuses because I am not performing as average. But that is the point again – there is NO performance on the way. There is just getting there or not. It is long enough to be an achievement even if it has taken me 20 days more- if during those twenty days I have enjoyed the way. Because – that is most important for me – this is no penitence – there is no need to make life difficult for me. If our lives are like a voyage – as an old song goes – then the best we can to is – enjoy it. When it ends it ends, and then you cannot go back again and say – I'd like to visit that place a bit longer.

Well – for today I am out of breath. The permanent cold wind has sucked all the energy out of me and I am really tired. Maybe I will make use of a bit of the civilisation around me and watch the TV in my room.

2 Kommentare:

  1. Hallo Barbara,
    lauf doch einfach soviel wie du schafst und setze dich nicht unter Druck. Ist der Weg nicht wichtiger als das Ziel?
    LG Kash
    P.S Selbstgemachte Leiden ;)
    Ich durfte hier die anderen Tage nicht rein.:(

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  2. ist leicht gesagt -aber genau diese inneren und aeusseren dinge die zu auseinandersetzungen führen mit sich selber bedeuten den camino und nicht eigentlich der weg nach compostella -
    ich sitze im warmen ,und bewundere deine ausdauer und deinen mut -
    l.g. esther

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