Montag, 2. August 2010

tag zwei




Raincheck

Heute musste mein poncho seine regenprüfung bestehen.

Der gestrige abend endete im wasser. Das feuerwerk zum ersten August wurde ausgewaschen von heftigem regen. Auch diesen morgen regnet es noch stark, die wolken hängen tief. Ich will eigentlich in die höhe, aber der regen und der nebel lassen es ratsam erscheinen, umzudisponieren. Ich zaudere herum in der hoffnung, dass sich der regen noch gibt und habe das glück der dummen. Gegen elf beginnt es vom Walensee her aufzureissen. Um halb zwölf mache ich mich, liebevoll von meiner schwester verpflegt, endlich auf den weg. Ich bleibe im tal - zwölf kilo rucksack sind das beste argument gegen unnötige höhenwanderungen. Daher marschiere ich alles dem fluss entlang richtung Walenstadt. Der himmel reisst schlussendlich soweit auf, dass es sogar heiss und schwül wird.

Das wetter hält jedoch nicht an. In Walenstadt habe ich gerade noch zeit meinen poncho hervorzukramen und überzuwerfen. Wobei überwerfen dieser aktion nicht ganz gerecht wird. Eigentlich genau das gegenteil. Kein noch so akrobatisches verrenken, kein zupfen und zerren kann das verflixte ding dazu bringen, über meinen rucksack zu gleiten. Ich muss schlussendlich den rugi ausziehen und dann unter dem poncho wieder anziehen. Jetzt endlich passt der extra einsatz über den rucksack und ich kann ihn hinten auch runterziehen. Weitere verrenkungen sind nötig, um das ding zwischen den beinen zusammenzuknöpfen. Gerade noch rechtzeitig bin ich 'under cover' dann beginnt es zu schütten wie aus kübeln.

Als ob das nicht genug wäre, hänge ich mal wieder meine anscheinend obligate extra runde an. Wenn es darum geht, bahnschienen oder autobahnen zu überqueren, scheine ich mit akuter orientierungslosigkeit geschlagen zu sein. In Walenstadt konsultiere ich die karte und finde einen weg der mir unter der bahn durchzuführen scheint. Die wegweiser allerdings zeigen woanders durch, also folge ich schliesslich den wegweisern. Doch hoppla- kurz vor der überquerung zeigt dann ein pfeil doch in die richtung in die ich ursprünglich wollte. Also... wieder in die ursprungsrichtung. Dies hat mich bereits einen guten halben kilometer zusätzlich gekostet. Ich komme zurück zum alten weg- aber der wegweiser will nicht da durch wo ich denke er sollte. Dieser weg will mich den berg hoch lotsen!

Nichts da. Ich frage zwei wanderinnen wie ich denn auf den radweg am Walensee entlang komme. Ja daaa sei ich gaaaanz falsch. Ob es den beim steinbruch keine unterführung habe und ich da durch könne. Kurzer gegenseitige blicketausch – doch ja... das gehe auch.

Stramm losmarschiert – und was finde ich? Richtig geraten! Ein absoluter mangel an unterführung. Es bleibt mir nichts anderes übrig als wieder der bahnlinie entlang zurückzumarschieren bis ich beim bahnhof endlich die gewünschte unterführung finde.





Inzwischen kübelt es gnadenlos. Die beine und schuhe sind natürlich nass, und um die schultern wird es etwas feuchtelig aber im grossen und ganzen lässt es sich gut laufen. Der poncho – und indirekt auch ich - haben den regentest bestanden.

Schliesslich erreiche ich kurz nach fünf Murg, wo ich mir dann im Hotel Rössli eine unterkunft suche. Streckenmässig habe ich etwa 28km gemacht, meint die wirtin. Ich hätte gedacht es sei weniger, aber ich glaube ihr das gerne.

Heute bin ich ja alleine gelaufen und somit hätte ich zeit gehabt, in mich zu gehen. Nun ja... ich war definitiv bei mir – aber nicht nicht unbedingt in einem geistigen sinne.

Fazit des Tages: Sich ständig auf die füsse zu konzentrieren, gilt wohl nicht unbedingt als spirituelle erfahrung.

For ES

Raincheck

Today I had the opportunity to test my rain poncho. Already yesterday the weather turned bad after a wonderful hot and sunny day. The fireworks for our national day basically drowned in water.

Today I get up to rain and low hanging clouds. I intended to take a path up into the mountains, but those low clouds – and twelve kilo backback - speak loudly and clearly against this. So after dawdling around in the hope the weather might turn I finally set out at half past past eleven, lovingly fed and provisioned by my sister. I take the low road, so to say, following the river towards the lake Walensee.

The weather clears up and turns hot and sunny, and I make pretty good headway considering yesterdays aches and pains. Unfortunately reaching the lake the sky darkens again threateningly and I have just enough time to fish out my poncho from the backpack and throw it over me. Although 'throw' doesn't really describe it. No acrobatic twisting, no turning and tugging can tease the poncho over the bulk of my backpack. Finally I have to take the pack off and then put it back on again, ensuing in more twisting, before the poncho lies neatly over the pack. Some awkward fishing around between my legs is necessary until I can button it together there. Just in time, before it starts pouring buckets.

As if that isn't enough I once more turn in circles, adding at least a kilometer, before I finally manage to cross the railway tracks and get one the proper path along the lake to Murg. It continues to rain until I reach the village at about quarter past five – hardly later than I had estimated and I find lodging at the hotel Rössli. When asked, the manager tells me I made about 28km today. I would have thought it was a little less but – who's to contest it?

Today I walked alone and ought to have been with me. I was – so to say.

Fazit of the day: Concentrating permanently on ones feet doesn't really count as a spiritual experience.

4 Kommentare:

  1. Hallo! Bist du wieder trocken? Warum bist du da oben im umgedrehten V auf der Karte nicht über die Brücke gegangen?

    AntwortenLöschen
  2. weil der wegweiser in die andere richtung zeigte!

    AntwortenLöschen
  3. hallo babs,

    bei deinem reisebericht kam mir gerade ein gedicht aus dem herrn der ringe in den sinn:

    Die Straße gleitet fort und fort,
    weg von der Tür, wo sie begann,
    weit über Land, von Ort zu Ort,
    ich folge ihr, so gut ich kann,
    ihr lauf’ ich raschen Fußes nach,
    bis sie sich groß und breit verflicht’
    mit Weg und Wagnis tausendfach.
    Und wohin dann? Ich weiß es nicht.

    alles liebe
    dil se
    momo

    AntwortenLöschen
  4. Rain rain, go away. Come again another day... wait, maybe not that you've had the rain we shouldn't wish more on you :P! So much for the wisdom of childhood rhymes.

    AntwortenLöschen