Samstag, 7. August 2010

Tag sieben

Der weg kann auf dieser karte verfolgt werden
http://map.wanderland.ch/?lang=de&route=4

Das leben auf dem weg wird sehr einfach. Und obwohl die distanz bis nach Spanien lange ist, zerlege ich den weg in kleine überschaubare bisschen. Und wärend man läuft gibt es eigentlich nur zwei fragen die sich einem aufdrängen - wann komme ich endlich an - und finde ich noch eine günstige unterkunft. Wobei die zweite frage momentan von relativ kleiner dringlichkeit ist.

Die erste frage ist im moment immer noch meine ständige begleiterin. Heute bin ich noch weniger gelaufen als gestern aber ich habe trotzdem das gefühl es sei eine enorme strecke gewesen. Es ging halt immer etwas auf und ab, aber viel war auf feldwegen und über wiesen, also eigentlich ziemlich bekömmlich für die füsse. Aber ich denke dass ich die nächsten drei etappen in noch kleinere häppchen zerlegen muss.

Gerade ist der kleine junge vom hof an mir vorbeigepfüderlt, barfüssig und ohne mit der wimper zu zucken über die groben kiessteine der terasse. *seufz* übung macht den meister. Wenn so ein kleiner zwirbel sich von sowas nicht beeindrucken lässt, was winsle ich dann hier herum?

Flüeli Ranft.

Ich bin bis jetzt noch alleine im stroh – so zu sagen. Ich habe, wie gestern, wieder unterkunft auf einem bauernhof gefunden wo im stroh schlafen und frühstück 25.- kosten, mit dusche 27.-. Das schont das budget und ist auch noch gemütlich. Gestern habe ich wärend des ganzen tages immer wieder mal die gleichen zwei burschen überholt oder bin überholt worden. Als sie dann am abend auch noch in der gleichen unterkunft auftauchen, ergibt das natürlich etwas gesprächsstoff. Da sie auch bis Flüeli Ranft wollten, erwarte ich fast ein bischen, dass sie auch wieder auftauchen.
Ich marschiere auch wieder an der gruppe Deutscher vorbei, diese picknicken um einen reisebus herum. Anscheinend bringt dieser sie jeweils zum ausgangspunkt einer etappe, dann marschieren sie und am ende holt sie der bus wieder ab um sie zurück ins hotel zu bringen. Wen's glücklich macht...

Ein süsser kleiner blondschopf im rosa kleidchen täppelt vorbei, setzt sich hin und beginnt völlig selbstvergessen mit den steinen zu spielen. Es staubt so schön wenn sie darin herumfährt und sie quittiert das mit erfreutem 'momi-mama-mami-moma... Diese fähigkeit, sich völlig auf etwas zu konzentrieren, verlieren die meisten von uns – oder eher – sie wird uns ausgetrieben. Heute muss man/frau jederzeit bereit, auf alles sofort reagieren können, und wenn wir mal so versunken sind, dass wir beim ersten mal nicht gleich reagieren, wird das als respektlosigkeit empfunden. Diese ständige verfügbarkeit nimmt immer mehr zu – jedes telefon muss sofort beantwortet – jedes sms innert minutenfrist retourniert sein. Wenn wir einmal nicht erreichbar sind, dann verursacht dies akute ängste. Nicht etwa bei dem der uns nicht erreicht – sondern bei uns, die wir nicht erreichbar sind. Als ob wir ein stück vom leben verpassen könnten. Dabei wird unser leben zusehends zu einem second-hand erlebnis, da wir durch die ständige verfügbarkeit wie fremdgesteuert werden.

Vielleicht wäre es gut, wenn diejenigen, welche glauben ohne handy etwas zu verpassen sich einmal fragen – was verpasse ich, weil ich das handy habe? Wie viele intime gespräche sind durch das blöde klingeln unterbrochen worden – wie oft habe ich dem elektrogeläut erlaubt, mich bei etwas zu stören das wirklich wichtig war? Wie oft habe ich das handy als eine ausrede benutzt um gerade jetzt nicht auf ein problem eingehen zu müssen? Emanzipiert euch! Habt den mut zu sagen – jetzt nicht! Wenn's wirklich wichtig ist ruft er/sie wieder an. (Sagt die frau, die ein notebook auf ihre wanderung mitnehmen muss!)

Schluss damit – ich muss noch wäsche waschen. Es müffelt ganz mächtig aus dem rucksack.

For ES

I sit here in the shade of a veranda, with a wonderful view across the lake Sarnen. I get here pretty exhausted, even though the distance is even less than yesterday. But without intermediate doping of the feet I hardly manage 15 kilometers at the moment. I think I need to let them rest.

As I am whinging and complaining a little blond-haired boy almost dances on bare feet across the rubble covered veranda, without giving the ground even a thought, That kind of puts my whining into place. A little later a tiny pink-frocked girl wobbles across the veranda, then sits down and starts pushing around the rubble. Dust swirls up and she comments happily 'moma-mami-mama-mimi' and variations thereof. I admire her self-absorbtion, something so few of us still have. It has been trained out of us, by the relentless demand of our environment, to be absolutely at its beck and call. But worse than that – we willingly make ourselves the slaves to others by carrying a mobile wherever we are. Every call must be answered immediately, every SMS returned without delay.

When my mobile rings, then I know it's something important, because only those close to me know the nr. They will call if it's necessary. To some extent it's a blessing that during work I simply wasn't available for privat calls. So if somebody calls at home when I'm out I never worry. If it's something important they will try again, if they don't it wasn't important enough to respond anyway. Many people don't realise that this is liberty of a sort too. To decide when and to whom we are available. And it's a liberty each of us could claim – if they had just the courage to say- not now.

But enough of that. I need to do the washing. My backpack stinks back at me. Better wash the clothes before the smell develops its own personality.

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